SS-Untersturmführer u. Kriminalsekretär
* 02.10.1905 in Wien
† 24.01.1948 im Montelupich Gefängnis in Krakau gehängt
(Spitzname: Herrgott von Auschwitz)
Österreicher
Volksschule
3 Klassen Bürgerschule
Beruf: Kriminalpolizeibeamter
Familienstand: verheiratet
04.04.1927 - 29.09.1930
Dienst in der österreichischen Armee
(4. Infanterie-Regiment)
ab 08.08.1932
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 1 214 137)
ab 1935
Polizeidienst (Polizeidirektion in Wien)
ab 01.09.1938
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS
00.11.1939 - 00.06.1940
Beamter der Staatspolizeistelle in Kattowitz
01.07.1940
Allgemeiner Erlass des RSHA
Leitende Funktionen im KL Auschwitz (Leiter der Politischen Abteilung)
für diese Stelle von der Geheimen Staatspolizei in Kattowitz abgestellt
14.06.1940 - 01.12.1943
Leiter der Politischen Abteilung (Abteilung II) im KL Auschwitz (im Range eines Kriminalsekretärs)
(galt als arrogant, willkürlich und brutal)
07.06.1941
Am 07. Juni 1941 schrieb Maximilian Grabner, Leiter der Politischen Abteilung in Auschwitz, folgenden Brief an die SS-Neubauleitung:
“Es ist unbedingt notwendig, dass im Leichenraum des Krematoriums eine besondere Entlüftung angebracht wird. Die bisherige Entlüftung ist durch den Einbau des zweiten Ofens wertlos geworden. Wenn der zweite Ofen benutzt wird – und dies ist jetzt fast täglich der Fall – muss die Entlüftungsklappe zum Leichenraum geschlossen werden, weil sonst die warme Luft durch den Fuchs in den Leichenraum eindringt und hierdurch genau das Gegenteil einer Entlüftung bewirkt. Der Mangel der Entlüftung und der Luftzufuhr macht sich besonders bei der jetzigen warmen Witterung bemerkbar. Der Aufenthalt im Leichenraum – wenn dieser auch immer nur für kurze Zeit erforderlich ist – ist kaum möglich. Durch eine geregelte Ventilation wird sicherlich eine Verbesserung der Luft möglich sein und auch die Feuchtigkeit des Raumes behoben werden. Auch wird der Aufenthalt der Fliegen im Leichenraum unterbunden, bezw. auf ein Mindestmass beschränkt. Die Abschaffung dieser Mängel liegt im Interesse der Allgemeinheit, zumal dadurch auch eine Krankheitsübertragung durch die Fliegen unterbunden wird. Es wird deshalb gebeten, in dem Leichenraum zwei Ventilatoren anzubringen, und zwar je einen zur Be- und Entlüftung. Für die Entlüftung muss ein besonderer Fuchs zum Kamin gebaut werden. Es wird gebeten, die Arbeiten möglichst sofort in Angriff zu nehmen.”
27.05.1942
Am 27.05.1942 beteiligt an einer Massenhinrichtung im KL Auschwitz
Auschwitz, 11. September 1942
Kommandanturbefehl Nr. 17/42
28.10.1942
Am 28. Oktober 1942 war Grabner beteiligt an der Massenerschießung von mehr als 240 Häftlinge, ausschließlich Polen vor allem aus der Region Lublin im KL Auschwitz. („Befriedung der Lubliner Region“)
01.12.1943
Am 01. Dezember 1943 wurde Grabner von seiner Funktion als Leiter der Politischen Abteilung im KZ Auschwitz entbunden und verhaftet.
06.10.1944
am 06. Oktober 1944 konnte die Widerstandsbewegung in Auschwitz die Nachricht von dem Urteil über einen der gefürchtetsten Mörder nach Krakow (Krakau) hinaus schmuggeln. Grabner kam jedoch wieder nach Katowice und dann nach Wroclaw (Breslau).
13.10.1944
am 13. Oktober 1944 vor dem SS- und Polizeigericht in Weimar angeklagt
(willkürliche Erschießung von 2.000 Häftlingen vorgenommen zu haben, für die keine Exekutionsbefehle aus dem RSHA vorlagen, Verfahren wurde nie beendet)
Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern (01.09.1942)
04.08.1945
am 04.08.1945 in der nähe von Wien während der Feldarbeit verhaftet und in sowjetischem Gewahrsam im Polizeigefangenenhaus Wien inhaftiert.
(Die Verhaftung wurde durch eine Abteilung zur Ermittlung von Kriegsverbrechern bei der Polizeidirektion Wien vorgenommen. Der Leiter dieser Abteilung, der promovierte Jurist Heinrich Dürmayer, war langjähriger KZ-Häftling der Konzentrationslager Flossenbürg, Auschwitz und Mauthausen.)
01.09.1945
am 1. September 1945 wurde Grabner verhört.
Zum Beginn der angeblichen Menschenvergasungen in Auschwitz erklärte er:
“Seit Anfang 1942 wurden in Auschwitz Häftlinge durch Vergasung ermordet, u. zw. zuerst im Block 11. Diese Vergasungen habe ich selbst gesehen, die SS ist mit Gasmasken ausgerüstet herumgegangen, die Häftlinge wurden 20-40 Mann in die Zellen hineingetrieben. Dann wurden die Zellen abgedichtet und unter Gas gesetzt.
12.09.1945
Erklärung Grabners vom 12. September 1945
“Ich gebe an, das allein in der Zeit etwa 1941/1942, 300.000 Tote auf einmal eingegraben wurden (innerhalb einer kurzen Zeit), weil das kleine Krematorium nicht soviel Fassungsvermögen hatte als Tote waren. Es wurden lange Gräben ausgehoben und diese mit Leichen voll geschichtet. Im Zusammenhang mit der Propaganda über Katyn kam dann im Jahre 1942 der Befehl von Berlin, die Leichen wieder auszugraben und zu verbrennen, damit keine Spuren gefunden werden können. Es wurde ein Kommando von mehreren hundert Häftlingen mit dieser Aufgabe beauftragt, die nun wieder ausgegrabenen Leichen waren schon in Verwesung übergegangen und zum Teil zerfallen. Am Arbeitsplatz und in der ganzen Umgebung herrschte ein derart widerlicher Geruch, dass ich nicht gerne den Ort aufsuchte. Die Häftlinge wurden nach Durchführung dieser Arbeit vergast.”
Anmerkung:
Der Hinweis auf Katyn ist hier völlig fehl am Platz, denn die Gräber mit den Überresten der von den Sowjets ermordeten polnischen Soldaten wurden von den Deutschen erst am 13. April 1943 entdeckt, während die Exhumierung und Verbrennung der Leichen in Auschwitz am 21. September 1942 begonnen haben soll.
08.08.1946
Am 8. August 1946 erklärte SS-Richter Konrad Georg Morgen in Nürnberg, wie er Mitte 1944 über die Mordaktionen in Auschwitz erfuhr und daraufhin zunächst Anklage wegen Mordes in 2000 Fällen gegen Untersturmführer Grabner erhob.
12.07.1947
an Polen ausgeliefert
Gerichtsverfahren nach 1945
22.12.1947
Urteil des Obersten Nationalen Tribunals in Kraków, Az.: NTN 5/47
zum Tode verurteilt
(Akte kann angefordert werden)
24.01.1948
am 24.01.1948 im Montelupich Gefängnis in Krakau gehängt
25.07.1948
Bericht von Hans Aumeier vom 25. Juli 1945
“Meiner Erinnerung nach war es im Monat November oder Dezember 1942, als die erste Vergasung von ungefähr 50-80 jüdischen Häftlingen vorgenommen wurde. Dies geschah im Leichenaufbewahrungsraum des Krematoriums I im Lager I, unter Leitung des Lagerarztes, des Untersturmführers Grabner, des Lagerkommandanten und verschiedener Sanitäter. Ich selbst war damals nicht dabei und wusste auch vorher nicht, dass diese Vergasung stattfand. Der L.K. war mir gegenüber immer sehr misstraurisch und verschlossen. Erst am nächsten Tag, musste der Lagerarzt, Grabner, Ustfhr Hössler, Hptsfhr Schwarz und ich zum Lagerkommandanten und er teilte uns mit, dass vom RSHA Berlin der Befehl des RFSS gekommen ist, dass sämtliche arbeitsunfähige jüdische Häftlinge und kranke, welche nach der Beurteilung des Arztes nicht mehr einsatzfähig werden, zwecks Verhinderung von weiteren Seuchen vergast werden sollen. Er teilte weiter mit, dass die Nacht vorher
die ersten Häftlinge] vergast wurden, doch wäre das Krematorium zu klein und könne die Leichenverbrennungen nicht schaffen, so dass beim Neubau der Krematorium in Birkenau, Gaskammern mit errichtet werden.
In der Folgezeit wurden ungefähr 3-4 mal noch Vergasungen in dem alten Krematorium vorgenommen. Dies wurde stets zur Abendstunde durchgeführt. Es befanden sich im Leichenraum 2-3 Luftschächte und durch diese wurde durch 1-2 Sanitäter, welche Gasmasken trugen, Blaugas geschüttet. Wir selbst durften nicht nahe ran und erst am nächsten Tag wurde der Bunker geöffnet. Wie der Arzt sagte, wären die Menschen in einer 1/2 bis 1 Minute tot gewesen.”
Bericht und Lebenslauf des ehemaligen SS-Rottenführer Pery Broad, dieser war ab dem 18. Juni 1942 Grabner unterstellt.
23.04.1959
Vernehmung des ehemaligen SS-Unterscharführer Hans Stark beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg am 23. April 1959:
“Bereits im Herbst des Jahres 1941 wurden in einem Raum des kleinen Krematoriums Vergasungen vorgenommen, der zu diesem Zweck hergerichtet worden war. Der Raum hatte ein Fassungsvermögen von ca. 200-250 Personen, war über Zimmerhöhe hoch, hatte kein Fenster und nur eine besonders abgedichtete Tür mit einer Verriegelung wie eine Luftschutztür. Röhren oder dergleichen, aus denen die Häftlinge schließen konnten, es handelte sich vielleicht um einen Duschraum, waren nicht vorhanden. In der Decke waren in einigem Abstand 2 Öffnungen mit einem Durchmesser von etwa 35 cm angebracht. Dieser Raum hatte ein Flachdach, so daß durch diese Öffnung das Tageslicht einfiel. In diese Öffnungen wurde das körnerförmige Zyklon B eingeschüttet. Das Zyklon B lagerte im SS-Revier und wurde zu Desinfektionszwecke verwendet. Wer auf die Idee gekommen war, dieses Mittel zur Vergasung von Menschen zu benutzen, weiß ich nicht, es wurde jedoch von den SS Angehörigen im Lager erzählt, dieses sei im Herbst 1941 in einer Zelle des Blockes 11 erstmals zur Vergasung von Häftlingen ausprobiert worden. Wer diesen Versuch angeordnet und ausgeführt hat, weiß ich nicht, es wurde jedoch gesagt, daß bei diesem Versuch der Schutzhaftlagerführer Fritzsch dabei gewesen sei. Näheres hierüber weiß ich nicht. Wie bereits erwähnt, wurde die erste Vergasung im kleinen Krematorium im Herbst 1941 durchgeführt. Wie bei den Erschießungen wurde ich von Grabner aufgefordert, zum Krema. zu kommen, um die Zahl zu überprüfen.
Ich wußte beim ersten Mal nicht, daß eine Vergasung stattfinden sollte.
Beim Krema. standen etwa 200-250 jüdische Männer, Frauen und Kinder, es kann sein, daß auch Säuglinge dabei waren, alle Altersstufen. Ohne einen Namen nennen zu können, kann ich sagen, daß eine ganze Reihe SS Angehöriger anwesend war, Lagerkommandant, Schutzhaftlagerführer, mehrere Blockführer, Grabner und auch weitere Angehörige der Politischen Abteilung. Den Juden wurde nichts gesagt, sondern man forderte sie lediglich auf, in den Vergasungsraum, dessen Tür geöffnet war, hineinzugehen. Während dem die Juden in diesem Raum hineingingen, bereiteten Sanitäter die Vergasung vor. Eine Aussenseite des Vergasungsraumes war bis zur Deckenhöhe mit Erde aufgefüllt, so daß diese auf den Raum konnten. Nachdem alle Juden im Raum waren, wurde dieser verriegelt, und die Sanitäter haben das Zyklon B in die Öffnungen geschüttet. Wieviel Büchsen Zyklon B verwendet wurden, weiß ich nicht mehr, es waren aber mehrere. Die Namen der Sanitäter, vermag ich nicht anzugeben. Bei einer späteren Vergasung – ebenfalls noch im Herbst 1941 – erhielt ich von Grabner den Befehl, Zyclon B in die Öffnung zu schütten, weil nur 1 Sanitäter gekommen war und bei einer Vergasung in beide Öffnung des Vergasungsraumes
Zyklon B zu gleicher Zeit hineingeschüttet werden mußte. Es handelte sich bei dieser Vergasung wiederum um einen Transport von 200-250 Juden, und zwar wiederum Männer, Frauen und Kinder. Da dieses Zyklon B – wie bereits erwähnt – körnerförmig war, rieselte dieses beim Hineinschütten über die Menschen. Sie fingen dann furchtbar an zu schreien, denn sie wußten nun, was mit ihnen geschieht. In die Öffnung habe ich nicht geschaut, da nach dem Einschütten des Zyklon B die Öffnungen sofort verschlossen werden mußten. Nach wenigen Minuten war es still. Nach Verlauf einer Zeit, es können 10-15 Minuten gewesen sein, wurde der Vergasungsraum geöffnet. Die Getöteten lagen kreuz und quer durcheinander, es war ein schrecklicher Anblick. Das Häftlingskommando des Krema. hat anschließend die Vergasten in das Krema. gebracht. Durch meine Aufgabe als Leiter der Aufnahmeabteilung war ich so bei jeder Vergasung und Erschießung zugegen. Wieviele Menschen etwa in diesem Zeitraum in meinem Beisein getötet worden sind, vermag ich nicht zu sagen. Auch kann ich nicht sagen, wieviele Vergasungen in meinem Beisein vorgenommen worden sind. Jedesmal handelte es sich etwa um die gleiche Anzahl Personen.”
Aussage des ehemaligen SS-Unterscharführer Hans Stark im Auschwitz Prozeß
“Stark:
Grabner sagte mir, es komme ein Transport und ich solle mich
bereithalten. Der Transport war für den Abend zwischen 20 und 21 Uhr angekündigt,
kam aber erst gegen 22 Uhr. Dann stellte sich heraus, daß das keine Leute für die Aufnahme waren, sondern solche, die vom Standgericht zum Tod verurteilt worden sind. Der Kommandant ordnete an, daß sie in das kleine Krematorium kommen und dort vergast werden sollen.
Vorsitzender:
Wieviel waren es?
Stark:
Das weiß ich nicht. Es können 150 oder 200 gewesen sein. Immerhin waren es vier Lastwagen voll. Es waren Juden und Polen.
Vorsitzender:
Auch Frauen?
Stark:
Auch, jawohl.
Vorsitzender:
Auch Kinder?
Stark:
Im Jahre 1941 kamen noch keine Kinder nach Auschwitz. Die Listen wurden verglichen, und nachdem sie verlesen waren, rückten wir im kleinen Krematorium ein.
Vorsitzender:
Was wurde den Häftlingen gesagt?
Stark:
Nichts, die waren schon informiert.
Vorsitzender:
Worüber informiert?
Stark:
Daß sie erschossen werden. Nachdem alle drin waren, machte sich oben der Mann, der für die Vergasung zuständig war, fertig. Meistens waren zwei Leute erforderlich. Er war aber allein. Er rief herunter, er brauche noch jemanden. Ich war der einzige, der da unten noch rumstand im Kreis der anwesenden Führer, die andere waren im Vergasungsraum beschäftigt. Da sagte Grabner: ‘Los, helfen!.’ Ich bin nicht gleich gegangen. Da kam der Schutzhaftlagerführer und sagte: ‘Etwas plötzlich!’, und der Kommandant sagte: ‘Wenn Sie nicht hinaufgehen, werden Sie mit reingesteckt.’ Da mußte ich hinauf und dem oben beim Einfüllen helfen.”
Der Häftling Edward Pys erlebt mit, wie ein französischer Häftling, der eine Erschießung beobachtet, von SS-Untersturmführer Maximilian Grabner dabei erwischt wird und schon beim nächsten Ausrücken nicht mehr dabei ist, weil er selbst erschossen worden ist.
1. Frankfurter Auschwitz-Prozess
»Strafsache gegen Mulka u.a.«, 4 Ks 2/63
Landgericht Frankfurt am Main
26. Verhandlungstag, 13.3.1964
Vernehmung des Zeugen Helmut Bartsch
http://www.auschwitz-prozess.de/index.php?show=Bartsch-Helmut
1. Frankfurter Auschwitz-Prozess
»Strafsache gegen Mulka u.a.«, 4 Ks 2/63
Landgericht Frankfurt am Main
72. Verhandlungstag, 31.7.1964
Vernehmung der Zeugin Raya Kagan
http://www.auschwitz-prozess.de/index.php?show=Kagan-Raya
17.04.1941
Maximilian Grabner (Leiter der Politischen Abteilung des KL Auschwitz), benachrichtigt, unter Berufung auf den Befehl des Inspekteurs der Konzentrationslager vom 9. April 1941, die Gestapostelle in Posen, daß laut Anordnung des Reichsführers SS die Urnen mit der Asche der im Lager Auschwitz verstorbenen polnischen Häftlinge von nun an nicht mehr an deren Familien und die Friedhöfe versandt werden. (Der Versand der Urnen mit der Asche der polnischen Häftlinge, die in den Konzentrationslagern des Dritten Reiches zu Tode kommen, wird wegen des demonstrativen Charakters der Beerdigungen eingestellt und verboten. Manchmal finden nämlich gleichzeitig mehrere Beerdigungen von verstorbenen Häftlingen desselben Konzentrationslagers statt, was Verwunderung und Interesse unter den deutschen Bürgern erregt, die in den polnischen Städten angesiedelt sind.)
07.06.1941
Am 07. Juni 1941 schrieb der SS-Untersturmführer Maximilian Grabner, Leiter der Politischen Abteilung in Auschwitz, folgenden Brief an die SS-Neubauleitung:
“Es ist unbedingt notwendig, dass im Leichenraum des Krematoriums eine besondere Entlüftung angebracht wird. Die bisherige Entlüftung ist durch den Einbau des zweiten Ofens wertlos geworden. Wenn der zweite Ofen benutzt wird – und dies ist jetzt fast täglich der Fall – muss die Entlüftungsklappe zum Leichenraum geschlossen werden, weil sonst die warme Luft durch den Fuchs in den Leichenraum eindringt und hierdurch genau das Gegenteil einer Entlüftung bewirkt. Der Mangel der Entlüftung und der Luftzufuhr macht sich besonders bei der jetzigen warmen Witterung bemerkbar. Der Aufenthalt im Leichenraum – wenn dieser auch immer nur für kurze Zeit erforderlich ist – ist kaum möglich. Durch eine geregelte Ventilation wird sicherlich eine Verbesserung der Luft möglich sein und auch die Feuchtigkeit des Raumes behoben werden. Auch wird der Aufenthalt der Fliegen im Leichenraum unterbunden, bezw. auf ein Mindestmass beschränkt. Die Abschaffung dieser Mängel liegt im Interesse der Allgemeinheit, zumal dadurch auch eine Krankheitsübertragung durch die Fliegen unterbunden wird. Es wird deshalb gebeten, in dem Leichenraum zwei Ventilatoren anzubringen, und zwar je einen zur Be- und Entlüftung. Für die Entlüftung muss ein besonderer Fuchs zum Kamin gebaut werden. Es wird gebeten, die Arbeiten möglichst sofort in Angriff zu nehmen.”
Transport
20.10.1941
Grabner, Leiter der Politischen Abteilung im KL Auschwitz, antwortet auf die Anfrage der Gestapo in Lodz nach den Familienadressen der gestorbenen Auschwitz Häftlinge, daß Adam Binczyk, der Bruder von Wawrzyniec, in Lodz, in der Slska-Straße Nr. 98 und die Eltern von Karol Tokarski in Lodz, in der Bratnia-Straße Nr. 51 wohnen.
02.06.1942
Kammler gibt der KL Bauleitung den Befehl zur Instandsetzung des Schornsteins des ersten Krematoriums. Der für Auschwitz zuständige Schornsteinfachmann Ingenieur Robert Köhler aus Myslowitz, empfiehlt der Bauleitung einen neuen Schornstein von 25-30m Höhe. Maximilian Grabner von der Politischen Abteilung hebt gegen einen solche hohen Schornstein Einspruch, denn dieser sei eine immerwährende Gefahr für die umliegenden SS-Kommandogebäude.
04.08.1945 - 12.07.1947
Aussage Grabners während seiner Zeit in Wien
Grabner bei den ersten Vergasungen:
Ich glaube, im September 1941 wurde mir von einem SS-Mann aus dem Büro des Kommandanten heimlich ein Fernschreiben von Glücks in Berlin gezeigt, aus dem ich mir wie immer eine Kopie machte. Darauf stand mit ein paar Worten, daß ein Dr. Schumann und ein Dr. Müller nach Auschwitz kommen würden, daß alle von ihnen gewünschten Gefangenen mit allen Verfahren gezeigt werden sollten, und dann alle ausgewählten Gefangenen zur Verfügung gestellt werden sollten. Höss kannte die tatsächliche Wahrheit, wie ich später feststellen würde.
Die Aktion, soweit ich mich erinnern kann, war die "Aktion über Krüppel, unheilbare, unverbesserliche, besonders professionelle Kriminelle".
Die ausgewählten Häftlinge wurden dann von den Truppen und dem Leiter des Präventivhaftlagers mit einem Transport in die Nähe von Dresden gebracht. Dabei handelte es sich um etwa 4-500 Häftlinge. Die Dateien, soweit ich mich erinnern kann, mussten mitgenommen werden. Später erfuhr ich, dass sie vergast wurden. Nach einiger Zeit kamen die Todesanzeigen des Arztes durch das Büro des Kommandanten, auf denen eine normale Todesursache geschrieben wurde (gefälscht). Ihre überlebenden Verwandten mussten darüber informiert werden, dass ihre Verwandten im Lager gestorben waren.
Und nach etwa 2-3 Monaten kam angeblich noch ein Arzt mit einer Sekretärin, der das gleiche tat, unter dem gleichen Deckmantel eines Fernschreibens von Glücks-Liebehenschel aus Berlin.
Das waren auch ungefähr 300 Gefangene und sie hätten mit einem Bus abgeholt werden sollen. Ich konnte das Ziel nicht finden. Dieser Abtransport kam nicht zustande und so begannen die Vergasungen. Hier unternahm Höß mit dem damaligen SS-Hauptsturmführer Dr. Schwela eine Versuchsvergasung in den Zellen der Haftanstalt des Kommandantenbüros. Die Vergasung denke ich mit Blaugas [HCN] in 2 aufeinanderfolgenden Schichten, von den zur Beseitigung bestimmten Häftlingen. Sie arbeiteten mit Gasmasken. Diese wurden dann angeblich - ich war für ein paar Tage im Urlaub - im ersten Krematorium des ehemaligen SS-Krankenhauses im Stammlager verbrannt. Sie wurden nachts aus dem Lager transportiert.
Über die Vergasungen im Krematorium I (und Öffnungen im Dach):
Da die Vergasungen im Haftblock 11 offenbar nicht so reibungslos verliefen oder zu schwerfällig waren und zu sehen waren, ließ Fritzsch, ob auf Befehl oder allein, 3 rechteckige Öffnungen im Leichenschauhaus des erwähnten Krematoriums im Stammlager errichten und benutzte dann das Leichenschauhaus als eine sogenannte Gaskammer für fortwährende Vergasungen.
Die Löcher in der Decke wurden dann für die Einführung des Gases verwendet. Und so begannen die ständigen Vergasungen. Führend in diesen Vergasungen war Dr. Schwela unter Aufsicht von Höss. Die Arzthelferinnen hatten immer das Gas eingegossen. Weiterhin war der Arzt der verantwortliche Leiter für die Vergasungen mit Arzthelfern unter Aufsicht von Hoss und des Präventivhaftführers als dessen Stellvertreter.
Auf den Ursprung der Bunker und auf bestimmte Codewörter:
Wegen der Errichtung des Frauenlagers zunächst im Stammlager und dann in Birkenau wurde das Krematorium im Stammlager wegen der hohen Todesrate zu klein und Höß hatte unter der Leitung des Arztes Wirths 2 leerstehende Bauernhäuser * Polen waren gewesen, die Schwarz auf Befehl von Höß ohne irgendwelche Habseligkeiten vertrieben hatte, wurden vom Bauamt unter der Bezeichnung "Badehaus" die sogenannten Gaskammern gebaut. Dort waren die großen Transporte ** aus der Slowakei, dann aus dem Reich, ehemals Protektorat Böhmen und Mähren, sowie aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich, ich glaube auch Norwegen, dann war ich nicht mehr im Lager , kamen die Transporte aus Griechenland, aus den russischen Regionen und auch aus Ungarn, meist Juden, mit der Bezeichnung "Aufgrund des Dekrets des Führers" mit dem Kodewort "Umzug oder getrennte Beherbergung" und dieser Erlass sei wie zu behandeln strengste geheime Sache des Reiches.
Von der deutschen Grammatik her ist es offensichtlich, dass Grabner wegen all der folgenden Nebensätze seinen Gedankengang verlor und den Satz nie richtig beendete; Wie aus der Fortsetzung hervorgeht, meinte er, Höß habe die Häuser in Gaskammern verwandeln lassen.
Über das Verbrennen von Leichen bei den Bunkern:
Zurück zu den Gaskammern, die von den Bauernhäusern gebaut wurden, habe ich folgendes hinzuzufügen:
Das Verbrennen der Körper aus den besagten Gaskammern wurde, glaube ich, zunächst von Höß persönlich, dann von den treuen Hößlern und Helfern durchgeführt.
Es war ein Scheiterhaufen aus Holz, der mit Benzin übergossen, dann mit Leichen bedeckt und dann angezündet wurde.
Dann wurden die Leichen ständig darauf geworfen, so dass das Feuer ununterbrochen brannte.
Vor dieser Verbrennung wurden die Leichen für einige Zeit in großen Gruben vergraben, insbesondere in der Nähe der erwähnten Einrichtungen; später mussten sie wieder ausgegraben und auf einem offenen Feuer der oben erwähnten Art von Hössler und Moll auf Höß 'Befehl verbrannt werden. Die Verbrennung wurde, wie erwähnt, von Hößler und Moll, und meines Erachtens auch von Palitsch mit einigen SS-Leuten zur Beaufsichtigung der für diesen Zweck notwendigen Sonderkommandos (bestehend aus Häftlingen) durchgeführt.
Die Gefangenen erhielten angeblich Lebensmittel, und die SS-Männer erhielten Schnaps und Nahrungsmittel als sogenannte Sonderzuteilung für die Vergasungen und Verbrennungen.
Auf den Krematorien von Birkenau (und Gittermasten):
Sofort gingen Höß und Wirths wegen des Baus großer Krematorien und Vergasungsanlagen nach Berlin - oder man hatte ihnen befohlen, dorthin zu gehen - und es war, glaube ich, im Frühjahr 1942.
Dann kam die Firma Topf & Söhne, glaube ich, aus Erfurt, die sofort im Lager bauen musste, mit dem Konstruktionsbüro, der großen Anlage - 2 mit 15 "Heizungen" und 2 mit 4 "Heizungen". Sie wurden neben dem Lager Birkenau gebaut und ich denke, dass es im Sommer 1943 fertiggestellt wurde.
Sie hatten eine große Gaskammer, ich glaube 5 m breit und 10-12 m lang, und eine Leichenhalle von der gleichen Größe, und einen Aufzug zu den Öfen, und weiter in jedem Raum ein Lüftungs- und Abgassystem. Außerdem ein Operationssaal, ein Kohlenraum mit einem Gleis zur Versorgung der "Heizungen" mit Kohle und ein Gleis vom Aufzug zu den Öfen, sowie ein Aufenthaltsraum.
Ferner wurde eine Gaskammer, von ihrer Decke bis zum Boden hinab, an vier mit Drahtgeflecht geriebenen Röhren befestigt. Diese Einrichtungen waren zu meiner Zeit nicht richtig in Betrieb.
Über die Kapazitäten der Krematorien und Gaskammern:
Nach Berechnungen von Topf & Söhne könnten die großen Krematorien täglich 1000 Leichen und die kleineren zwei - je 400 Leichen pro Tag - verbrennen. Ich weiß nicht, ob das passiert ist. Die Kapazität der Gaskammern betrug je 1000, in den beiden kleineren - je 800 Mann.
Zur Anzahl der Opfer:
Auf Höß 'Befehl mußte die politische Abteilung Statistiken erstellen und einen wöchentlichen oder monatlichen Bericht für die Kommandantur und für die Lieferung nach Berlin erstellen. Soviel ich weiß, haben der Garnisonarzt und der Leiter des Präventivlagers Statistiken erstellt und sie täglich nach Berlin geschickt. Alle Vergasungen, so lange ich im Lager war, haben wahrscheinlich 800.000 bis 1.000.000 betragen. Dazu gehören die sogenannten Lagerreinigungen von Wirths und Aumeier auf Wunsch oder Bestellung von Höss.