Gaskammerbrief |
Als Gaskammerbrief wird ein von Erhard Wetzel verfasster Briefentwurf bezeichnet, der mit Datum vom 25. Oktober 1941 an den Reichskommissar Hinrich Lohse nach Riga adressiert ist. Der Brief ist das erste bekannte Dokument, in dem von der beabsichtigten Vernichtung arbeitsunfähiger Juden in Gaskammern berichtet wird. Zugleich bezeugt dieses Dokument eine Verbindung zwischen der Aktion T4, die von der Kanzlei des Führers gesteuert wurde, und dem Massenmord an den Juden.
Wortlaut
Anlass des Briefes waren, wie Wetzel schreibt, "sehr zahlreiche Erschießungen von Juden" in Wilna (im Südosten von Litauen, vgl. Ghetto Vilnius). Wetzel spricht deshalb vom Vorhaben einer geordneten Lösung jenseits der Öffentlichkeit:
"Unter Bezugnahme auf mein Schreiben vom 18. Okt. 1941 teile ich Ihnen mit, daß sich Herr Oberdienstleiter Brack von der Kanzlei des Führers bereit erklärt hat, bei der Herstellung der erforderlichen Unterkünfte sowie der Vergasungsapparate mitzuwirken. Zurzeit sind die in Betracht kommenden Apparate in genügender Anzahl nicht vorhanden, sie müssen erst hergestellt werden. Da nach Auffassung Bracks die Herstellung der Apparate im Reich viel größere Schwierigkeiten bereitet als an Ort und Stelle, hält es Brack für am zweckmäßigsten, wenn er umgehend seine Leute, insbesondere seinen Chemiker Dr. Kallmeyer, nach Riga sendet, der dort alles Weitere veranlassen wird. Oberdienstleiter Brack weist darauf hin, daß das in Betracht kommende Verfahren nicht ungefährlich ist, so daß besondere Schutzmaßnahmen erforderlich seien. Unter diesen Umständen bitte ich Sie, sich über Ihren Höheren SS- und Polizeiführer an Oberdienstleiter Brack … zu wenden und um die Entsendung des Chemikers Dr. Kallmeyer sowie weiterer Hilfskräfte zu bitten. Ich darf darauf hinweisen, daß Sturmbannführer Eichmann, der Sachbearbeiter für Judenfragen im Reichssicherheitshauptamt … einverstanden ist. Nach Mitteilung von Sturmbannführer Eichmann sollen in Riga und in Minsk Lager für Juden geschaffen werden, in die evtl. auch Juden aus dem Altreichgebiet kommen. Es werden zur Zeit aus dem Altreich Juden evakuiert, die nach Litzmannstadt, aber auch nach anderen Lagern kommen sollen, um dann später im Osten, soweit arbeitsfähig, in Arbeitseinsatz zu kommen."
"Nach Sachlage bestehen keine Bedenken, wenn diejenigen Juden, die nicht arbeitsfähig sind, mit den Brackschen Hilfsmitteln beseitigt werden. Auf diese Weise dürften dann auch die Vorgänge, wie sie sich bei den Erschießungen der Juden in Wilna … ergeben haben, und die auch im Hinblick darauf, daß die Erschießungen öffentlich vorgenommen wurden, kaum gebilligt werden können, nicht mehr möglich sein. Die Arbeitsfähigen dagegen werden zum Arbeitseinsatz nach Osten abtransportiert. Daß bei den arbeitsfähigen Juden Männer und Frauen getrennt zu halten sind, dürfte selbstverständlich sein."
Gestapo Lübeck |
Von 1933 - 1945 waren insgesamt ca. 95 Mitarbeiter bei der Gestapostelle in Lübeck
beschäftigt. Die Angestellten der Gestapo waren durchschnittlich 30 -35 Jahre alt und
kamen überwiegend direkt aus Lübeck. Es waren Ober- und Realschüler, Söhne von
Bäckern, Textilwarenhändlern und Kaufleuten. In über 30 Zimmern arbeiteten
zeitgleich immer etwa 30 40 Gestapobeamte. Zu Hochzeiten der Verfolgung reichten
ihre Kapazitäten jedoch nicht aus, so dass Hilfskräfte von SA und SS herangezogen
wurden. Unter den Mitarbeitern waren auch 22 Frauen, die als Dolmetscherinnen,
Stenopisten, Telefonistinnen und als Schreibkräfte ihren Dienst taten.
Ghetto |
Ist eine aus dem Italienischen entlehnte Bezeichnung für ein Stadtviertel, in dem Juden auf Grund behördlicher Anordnung leben mussten. Das erste Ghetto wurde 1531 in Venedig beschrieben. Im Laufe der Zeit wurde der Begriff auf jedes hauptsächlich oder
ausschließlich von Juden bewohnte Viertel ausgedehnt. Im Lauf der folgenden drei Jahrhunderte wurden in den meisten europäischen Ländern Ghettos eingerichtet. Um die Ghettos herum verliefen Mauern, nachts wurden die Tore geschlossen. Oft waren Juden gezwungen, außerhalb des Ghettos bestimmte Kennzeichen zu tragen, die sie als Juden auswiesen. Die Auflösung des Ghettosystems ist weitgehend der Französischen Revolution und den liberalen Bewegungen des 19. Jahrhunderts zu verdanken.
Der Begriff des Ghettos bekam während des Holocaust eine tödliche Bedeutung. In den von der deutschen Wehrmacht eroberten Gebieten wurde die jüdische Bevölkerung in bestehenden oder neu errichteten Ghettos gesammelt, bevor die Deportation in die
Konzentrations- und Vernichtungslager erfolgte.
Kollaboration |
Unter Kollaboration versteht man die Zusammenarbeit mit dem Kriegsgegner des eigenen Landes. Der Begriff wurde 1940 in Frankreich geprägt und bezog sich auf die Kollaboration mit dem Deutschen Reich. Heute wird der Begriff auch für ähnliche Fälle in anderen Ländern verwendet.
Pogrom |
Ein Pogrom ist eine mit Plünderungen und Mord verbundene Judenverfolgung, die meist von staatlichen Stellen inszeniert wird.
unter Arisierung versteht man |
die mit unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Mitteln herbeigeführte Enteignung und Beraubung von Juden ihrer wirtschaftlichen und sonstigen materiellen Güter sowie ihre Verdrängung und Vertreibung aus bestimmten Berufen und gesellschaftlichen und kulturellen Positionen durch Nichtjuden und öffentliche Stellen des Dritten Reiches
Verhörmethoden der Gestapo |
den Kopf solange gegen die Wand schlagen, bis die Angeklagten reden
erpresserischen Druck auf die Gefangenen ausüben
Jugendliche bis zu 16 Stunden mit dem Gesicht zur Wand stehen lassen
kräftige Schläge mit der flachen Hand auf die Ohrmuscheln
Gefangene mit den Aussagen anderer Gefangenen konfrontieren
5-6 Stunden im Büro verhören und dabei den Verhörten mit Lampen anstrahlen.
die Gefangenen durften auch nicht trinken oder essen und auf Klo gehen
sie wurden mit Gummiknüppeln, Ochsenziemern und Stahlruten verprügelt
sie wurden für eine halbe Stunde in das Wasserbad gelegt
Protokolle wurden gefälscht oder wurden von den Häftlingen in einem besinnungslosen Zustand unterschrieben
Wann und von wem wurde beschlossen, das deutsche Abgeordnete Diäten erhalten |
Am 08.05.1901 stimmte mit großer Mehrheit der deutsche Reichstag in Berlin der Einführung von Diätenzahlungen für Abgeordnete zu.
Wann bekam in Deutschland erstmals eine Frau den Doktortitel |
Am 31.07.1901 erwirbt mit Beatrice Edgall erstmals eine Frau an der Universität Würzburg einen Doktortitel. Sowohl im höheren Schulwesen als auch im Hochschulbereich werden Frauen nach wie vor entscheidend benachteiligt.
Wann kam erstmals die namentliche Abstimmung in einem deutschen Parlament zur Anwendung |
Am 14.11.1902 kam bei der Abstimmung über die Paragraphen 9 und 10 des Zolltarifgesetzes im Deutschen Reichstag erstmals die namentliche Abstimmung zur Anwendung. Um die Einführung des neuen Modus hatte es in den Tagen zuvor heftige Auseinandersetzungen im Parlament gegeben
Wann wurde zum erstenmal in einem deutschen Parlament ein Abgeordneter von der Sitzung des Plenums ausgeschlossen |
Am 03.12.1902 wird erstmals seit Bestehen des Deutschen Reichstages ein Abgeordneter von der Sitzung des Plenums ausgeschlossen. Anlaß ist die Diskussion um den von Wilhelm von Kardorff eingebrachten Vorschlag einer Änderung der Geschäftsordnung. Sie soll die reibungslose Verabschiedung des umstrittenen Zolltarifgesetzes gewährleisten. Als der sozialdemokratische Abgeordnete Paul Singer heftig dagegen polemisiert und sich auch nicht unterbrechen lassen will, verweist ihn Vizepräsident Udo Graf zu Stolberg-Wernigerode aus dem Sitzungssaal
Wer durfte das Braunhemd tragen? |
Das Braunhemd durfte nur von Angehörigen der SA, SS und von Parteimitgliedern getragen werden, die ihre Aufnahmeerklärung vor dem 30.01.1933 abgegeben hatten. Alle anderen Parteigenossen durften es nur tragen, wenn sie im Besitz eines besonderen Ausweises der Parteileitung waren.
Was war die Gestapo |
Die Gestapo wird - neben den Konzentrationslagern - zum wichtigsten Herrschaftsinstrument der Nazis. Unterstützt wird sie dabei von freiwilligen Spitzeln: von Nachbarn, Blockwarten, Kollegen, Vorgesetzten, selbst Freunden und Familienangehörigen. Aktenvermerke belegen das, Zeitzeugen berichten davon. Nach 1945 will jedoch kein Deutscher je einen anderen verraten haben. In Nürnberg wird die Gestapo als verbrecherische Organisation eingestuft. Heydrich kann nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden. Er wurde 1942 bei einem Attentat getötet. Himmler begeht in einem britischen Gefangenenlager mit einer versteckten Giftkapsel Selbstmord. Etliche Kriminalbeamte, die während der Nazi-Zeit bei der Gestapo waren, dürfen nach dem Krieg schon bald wieder als Kriminalpolizisten arbeiten
Wer fertigte den Schriftzug "DEM DEUTSCHEN VOLKE" am Berliner Reichstag an |
Es war die jüdische Bronzegießerei S. A. Loevy in Berlin. Die jüdischen Bronzegießer Albert und Siegfried Loevy fertigten den Schriftzug "DEM DEUTSCHEN VOLKE", Inschrift am Berliner Reichstag 1916 für den Kaiser an. Die neue Widmung nach 1945 am deutschen Parlamentsgebäude lautet: "DEM .EUTSCHEN .OLKE". Welche tragische Geschichte sich hinter der Reichstagsinschrift verbirgt weiß kaum jemand. Die Familiengeschichte der Bronzegießer Loevy blieb dahinter jahrzehntelang verschüttet: Im "Dritten Reich" wurden sie verfolgt und ermordet, Nachkriegsdeutschland interessierte sich nicht für sie. Die Firma "S. A. Loevy" wird Juli 1939 vom Arisierer Hans Bötzelen "übernommen" - nachdem die Loevys noch die Bronzearbeiten für Hitlers Neue Reichskanzlei geliefert hatten. Ernst Loevy, Letzter Firmeninhaber der S. A. Loevy, wurde am 22.02.1944 mit dem 49. Transport (Osttransport) ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. In diesem Transport waren 29 „Juden und unerwünschte Elemente“. 3 Personen werden ins Lager übernommen, 26 werden der Sonderbehandlung zugeführt.
Wer war der erste weibliche Flugpassagier |
Thérèse Peltier flog am 08.07.1908 als erster weiblicher Flugpassagier mit Henri Farman auf dem Exerzierfeld von Issy bei Paris.