SS-Hauptscharführer
* 17.06.1913 in Tharandt-Großopitz
† 07.12.1944 etwa 1,5 km südöstl. Jobbagyi Ungarn
Reichsdeutscher
2 Klassen Volksschule
Bürgerschule
Berufsschule
Beruf: Landwirt
verheiratet mit Gehre Luisa * 05.07.1916, † 04.11.1942 an Flecktyphus
zwei Kinder, eine Tochter (ein Sohn * 1942)
ab 15.03.1933
Mitglied der NSDAP (Miedglieds Nu. 1 965 727)
ab 15.03.1933
Mitglied der Allgemeinen SS (Miedglieds Nu. 79 466)
ab 15.03.1933
Dienst im 2. Sturm/III. Sturmbann/46. SS-Standarte
15.03.1933
SS-Bewerber
1933 - 1936
Wachmann im KL Oranienburg u. Lichtenburg
04.08.1933
Beförderung zum SS-Schütze
ab 07.02.1934
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS
00.08.1934
ins KL Berlin-Lichtenberg versetzt
(In welches der Lager ist nicht bekannt)
01.04.1935
Beförderung zum SS-Sturmmann
01.09.1936
Beförderung zum SS-Rottenführer
ab 00.07.1937
Angehöriger der 2. SS Totenkopf-Standarte "Brandenburg" (Feldpostnummer 17204)
aufgestellt aus den SS-Wachverbänden "Brandenburg" am 28.04.1935 in Dachau, Umbenennung am 29.03.1936 in SS-Totenkopfverband V "Brandenburg", am 01.07.1937 zusammen mit SS-Totenkopfverband IV "Ostfriesland" Anhebung in Standartengröße in Oranienburg und Berlin-Adlershof, Sturmbanne zunächst durchnummeriert von IV. bis V., am 01.08.1938 dann I., II., und III. Sturmbann, zugehörig zum Konzentrationslager Sachsenhausen, Kaserne Lager der SA-Standarte 208, Berliner Str. 20a, ehemalige Kindl-Brauerei, übernommen am 06.07.1934, Angehörige erhielten Ärmelband "Brandenburg"
01.07.1937 - 20.05.1940
Blockführer/Rapportführer im KL Sachsenhausen
Bericht des ehemaligen Häftlings Wunderlich Fritz Rudolf
Durch genaues Einhalten bestimmter Verhaltungsregeln, die mir frühere KZ Gefangene auf dem Transport gegeben hatten, kam ich verhältnismäßig gut bei den ersten Quälereien bei der Einlieferung ins Lager davon. Selbst die Vorstellung in Block 65 bei dem zukünftigen Blockführer, SS-Uscharf. Palitzsch Gerhard brachte mir nur einige der damals „beliebten“ Handkantenschläge auf den Kehlkopf ein. Ich ging zwar einige Male in die Knie, aber ich kam gut davon.
01.09.1937
Beförderung zum SS-Unterscharführer
1938 - 1940
2 Kommandoführer im KL Neuengamme
01.09.1938
Beförderung zum SS-Scharführer
20.05.1940
Ankunft Auschwitz am 20.05.1940 mit den ersten 30 kriminellen Häftlingen, die als Funktionshäftlinge eingesetzt werden
in Auschwitz hatte Palitzsch folgenden Funktionen:
1. Rapportführer im KZ Auschwitz I (Stammlager),
Rapportführer im KZ Auschwitz II - Birkenau (Lagerabschnitt B Ib und B Ild Männerlager) Schutzhaftlagerführer im „Zigeunerlager"
(Aussage Rudolf Höß nach 1945
Der Rapportführer sollte 30 BVer – Politische Häftlinge wurden vom RSHA für Auschwitz nicht freigegeben – aus allen Berufen aussuchen. Er brachte nach seiner Überzeugung die 30 besten, die in Sachsenhausen zur Verfügung standen. Keine Zehn waren für mein Wollen, für meine Absichten davon geeignet. Palitzsch hatte die Häftlinge ausgesucht nach seinem Dafürhalten, so wie er sich die Häftlingsbehandlung vorstellte, wie er es gewohnt war, wie er es gelernt hatte. Nach seiner Veranlagung konnte er gar nicht anders handeln.)
Beteiligt an Mißhandlungen von Häftlingen am 06.07.1940
Am 18.07.1940 treffen 65 „Häftlinge“ aus dem Gefängnis Montelupich in Krakau im KL Auschwitz ein. Die ins Lager übernommenen „Häftlinge“ erhalten die Nummern 1355 - 1419. Der Transport war auf Befehl des Chefs der Sipo u. SD Krakau zusammengestellt worden, und hatte Krakau am 18.07.1940 verlassen. Nach Aussagen ehemaliger Häftlinge erhielt jeder angekommene zur Begrüßung eine Prügelstrafe von 25 Schlägen verabreicht. Die Strafe wurde vor dem Block 16 ausgeführt. Die Prügelstrafe führte, neben anderen, der Rapportführer Gerhard Palitzsch aus. (Es handelte sich um eine SS Typische Racheaktion, In diesem Fall für die Flucht von Stanislaw Marusarz, einem bekannten polnischen Skispringer, der aus dem Gefängnis Montelupich in Krakau geflohen ist. Die Flucht geschah am 8. Juli 1940, damals entkamen aus der Todeszelle Nr. 87 drei Häftlinge: Stanislaw Marusarz, Aleksander Bugajski, Pseudonym «Halny», und Sadowski. Der vierte Flüchtling, der 18jährige Jablonski, wurde angeschossen.)
15.08.1940
Palitzsch gehörte zu den SS-Angehörigen, die sich auch aus eigenem Antrieb heraus und ohne höheren Befehl der Erschießung von Häftlingen annahmen. So geht die Erschießung mehrerer polnischer Offiziere auf Palitzsch zurück, die mit einem Transport am 15. August 1940 das Lager erreicht hatten. Der Grund für deren Tötung war laut einer späteren Anklageschrift gegen den Rapportführer deren Verweigerung, seine Stiefel zu küssen.
am 30.08.1940 ermordet er den Rev. Joseph Slupina CM (Józef Słupina) aus Krakau
01.09.1941
Beförderung zum SS-Hauptscharführer
03.09.1941
Beteiligt an der Probevergasung von 600 russischen Kriegsgefangenen und 250 kranken Polen am 3. 9. 1941 mit Zyklon B im Keller des späteren Block 11 (damals: Block 13).
04.09.1941
Am 4. September 1941 öffnete der Rapportführer, SS-Hauptscharführer Palitzsch Gerhard, der eine Gasmaske trug, die Tür zu den Bunkern und fand noch ein paar Opfer. Sie setzten eine weitere Dosis von Zyklon B ein und schlossen die Tür wieder zu.
Am 28. Oktober 1942 war Grabner beteiligt an der Massenerschießung von mehr als 240 Häftlinge, ausschließlich Polen vor allem aus der Region Lublin im KL Auschwitz. („Befriedung der Lubliner Region“)
Durch ihre »Meldung« erreichte die Frau des SS-Rapportführers Gerhard Palitzsch, daß in ihrem Haushalt beschäftigte Häftlinge mißhandelt wurden. Frau Palitzsch hatte sich bei ihrem Mann darüber beschwert, daß ein zu Reparaturen in ihrem Haus abgestelltes Häftlingskommando nachlässig gearbeitet hätte. »Die Häftlinge bekamen deswegen "Baum". Sie wurden mit den auf den Rücken gefesselten Händen aufgehängt«
Grundsätzlich drohte einem SS-Mann für ein Vergehen wie Geschlechtsverkehr mit einer Frau, die der Rasse der „Untermenschen“ angehörte, eine viel hohe Strafe: Ein Straflager speziell für SS-Männer, in dem Palitzsch endete und eine langjährige Strafe für Geschlechtsverkehr mit der Jüdin Katti erhielt.
zur Person
Zur Person Gerhard Palitzsch:
Nachdem die Ehefrau von Palitzsch im November 1942 an Typhus verstorben war, verfiel Palitzsch zunehmend dem Alkohol und hatte mehrere Affären, unter anderem auch mit weiblichen Häftlingen. Im Zigeunerlager wurde er mit dem weiblichen Häftling Vera Luca/Lukans in eindeutiger Situation in flagranti erwischt. Aufgrund von Untersuchungen bezüglich Diebstahls und Korruption sowie Rassenschande wurde Palitzsch verhaftet und kurzzeitig im Stammlager des KZ Auschwitz im Bunker des Blocks 11 zusammen mit KZ-Häftlingen arrestiert. Am 1. Oktober 1943 wurde er als Lagerführer in das Außenlager Brünn des KZ Auschwitz III Monowitz strafversetzt. Einen Monat nach seiner Versetzung wurde er aufgrund seiner Taten erneut verhaftet, in das Strafvollzugslager Danzig-Matzkau verlegt und von einem SS- und Polizeigericht wegen seiner Taten zum Tode verurteilt. Ein mitinhaftierter Pole sowie Otto Küsel beschrieben später, dass Palitzsch privat d.h. in Haft ein ganz anderer Mensch gewesen sei und wie selbstverständlich das unter Häftlingen übliche Du verwandte. In der Folge wurde Palitzsch jedoch begnadigt und im Juni 1944 aus der SS ausgeschlossen. Danach wurde er, rangmäßig degradiert, einer Bewährungseinheit zugeteilt. Palitzsch starb am 7. Dezember 1944 bei Kampfhandlungen in Ungarn, noch vor der Schlacht um Budapest
Lagerkommandant Rudolf Höß über Gerhard Palitzsch
Palitzsch war die gerissenste und verschlagenste Kreatur, die ich während meiner langen, vielseitigen Dienstzeit bei den verschiedenen KL kennengelernt habe. Er ging buchstäblich über Leichen, um seine Machtgelüste zu befriedigen.
Todeswand
Dort war Henker Palitzsch der Hauptautor makabrer Szenen – ein gut aussehender Mann, der im Lager niemanden schlug, da dies nicht seine Art war. Die Verdammten standen in einer Reihe nackt vor der „Todeswand“; er legte ihnen der Reihe nach ein kleinkalibriges Gewehr an den Hinterkopf an und beendete ihr Leben. Manchmal benutzte er zu diesem Zweck auch ein Bolzenschuss-Gerät. Der Feder-Bolzen drang in das Gehirn ein, unter den Schädel, und beendete das Leben. Manchmal wurde zum Vergnügen Palitzschs eine Gruppe von Zivilisten herbeigeführt, die in den Kellern zu Aussagen gepeinigt worden waren. Den Mädchen befahl Palitzsch, sich auszuziehen und im abgeschlossenen Hof im Kreis zu rennen. Er stand in der Mitte und wählte lange aus, dann zielte er, schoss, tötete – alle nacheinander. Keines wusste, welches sofort sterben würde, welches noch etwas zu leben hatte oder vielleicht wieder zu einer Untersuchung geholt werden würde… Er übte sich im genauen Zielen und Schießen
Einmal wurde eine Familie, auf dem Hof gebracht, wo die „Todeswand“ stand. Palitzsch schoss zuerst auf den Vater der Familie und tötete ihn vor den Augen seiner Frau und den zwei Kindern. Nach einer Weile tötete er das kleine Mädchen, das krampfhaft die Hand der bleichen Mutter hielt. Später entriss er der Mutter das winzige Kind, das die unglückliche Frau eng an die Brust drückte. Er packte es an den Beinen und zerschmetterte das Köpfchen an der Wand. Endlich tötete er die Mutter, die vor Schmerzen halb ohnmächtig war.
Aussage des Auschwitz Häftling Zbozien Boleslaw Dr
"Bis zum Lebensende wird mir die Szene im Gedächtnis haften, die sich vor unseren Augen abspielte. Die Frau und der Mann leisteten keinen Widerstand, als Palitzsch sie vor die 'Todeswand' stellte. Alles spielte sich in grösster Stille ab. Der Mann nahm die Hand des Kindes zu seiner Linken. Das zweite Kind stand zwischen den beiden, und sie hielten es ebenfalls an den Haenden. Das jüngste Kind schmiegte die Mutter an ihre Brust. Palitzsch schoss zuerst in den Kopf des Säuglings. Der Schuss in den Hinterkopf zertrümmerte den Schädel und verursachte eine grosse Blutung. Der Säugling zappelte wie ein Fisch, aber die Mutter presste ihn noch fester an sich. Palitzsch schoss nun auf das zwischen beiden stehende Kind. Der Mann und die Frau standen unbeweglich wie steinerne Denkmäler. Palitzsch rang mit dem ältesten Kind, das sich nicht erschiessen lassen wollte. Er warf es zu Boden, stellte sich dem Kind auf den Rücken und schoss in den Hinterkopf. Schliesslich erschoss er die Frau und ganz zum Schluss den Mann. Es war schrecklich, obwohl später noch viele Exekutionen vorgenommen wurden, sah ich keiner mehr zu."
29.11.1940
Flucht des Funktionshäftlings Meyer Willi
Der Funktionshäftling Meyer Willi Auschwitz Häftlingsnummer 20 (* 04.07.1909 in Elberfeld) gehörte zu den 30 "deutschen" kriminellen Häftlingen die in Begleitung des Rapportführers Palitzsch Gerhard am 20. Mai 1940 mit der ersten Gruppe aus dem KL Sachsenhausen ins KL Auschwitz überstellt worden waren. In Auschwitz war er Kapo eines Schneiderei-Kommandos. Meyer war am 29.11.1940 in Begleitung unter der Aufsicht des Rapportführers Palitzsch in einem Krankenhaus in Kattowitz gewesen sei, um dort ambulant behandelt zu werden. Von dort sei er zwischen 11 und 11:30 Uhr geflohen, weil der Aufseher nicht wußte, daß das Ambulatorium zwei Türen hatte. (Hintergrund: Meyer hatte mit dem Zweiten Schutzhaftlagerführer Franz Xaver Maier und dem Rapportführers Palitzsch Gerhard, in großem Umfang Handel mit Gold, Schmuck und Gegenständen, die aus der illegalen Beschlagnahmung in Auschwitz stammten, betrieben. Davon habe Höß von dem im Jahre 1944 erneut verhafteten Häftling Meyer erfahren, als Palitzsch bereits vor das SS-Gericht gestellt worden sei. Palitzsch und zwei andere SS-Unterführer von der Lagerverwaltung seien von Meyer bedroht worden, den betrügerischen Schwindel zu enthüllen. Deswegen habe Palitzsch diesem bei der Flucht geholfen.
11.11.1941
Palitzsch wandte am 11. November 1941 vor der Schwarzen Wand als erster die Methode der Einzelerschießung von Häftlingen mit dem Kleinkalibergewehr (Genickschuss) an.
(Mechanisch lädt der Henker jedesmal sein Gewehr durch und führt Exekution auf Exekution durch. Entsteht einmal eine Verzögerung, dann setzt er die Waffe ab, pfeift sich ein Liedchen oder unterhält sich mit den Umstehenden über betont gleichgültige Themen. Er will mit dieser zynischen Haltung zeigen, wie wenig es ihm ausmacht, dieses Pack umzulegen, und wie hart er ist. Er ist stolz darauf, ohne jede Gewissensempfindung diese unschuldigen Menschen umzubringen. Wenn einer nicht den Kopf stillhält, dann preßt er ihm die Gewehrmündung ins Genick und drückt ihn mit dem Gesicht gegen die Wand.)
Am 11. November 1941 (Polnischer Nationalfeiertag) wurden 151 Häftlinge vor der Schwarzen Wand bei Block 11 durch den SS-Hauptscharführer Gerhard (Arno Max) Palitzsch, Einzelerschießung (mit dem Kleinkalibergewehr (Genickschuss) hingerichtet.
Mechanisch lädt der Henker jedesmal sein Gewehr durch und führt Exekution auf Exekution durch. Entsteht einmal eine Verzögerung , dann setzt er die Waffe ab, pfeift sich ein Liedchen oder unterhält sich mit den Umstehenden über betont gleichgültige Themen. Er will mit dieser zynischen Haltung zeigen, wie wenig es ihm ausmacht, dieses Pack umzulegen, und wie hart er ist. Er ist stolz darauf, ohne jede Gewissensempfindung diese unschuldigen Menschen umzubringen. Wenn einer nicht den Kopf stillhält, dann preßt er ihm die Gewehrmündung ins Genick und drückt ihn mit dem Gesicht gegen die Wand. Die zum Tode Verurteilten werden einzeln* an die Hinrichtungswand geführt. Sie sind nackt, und ihre Hände sind auf den Rücken gefesselt. Den Häftlingen wird vor der Hinrichtung die Häftlingsnummer auf die Brust geschrieben, wenn sie durch Genickschuß getötet, oder auf die Schenkel, wenn sie von einem Exekutionskommando erschossen werden. Bei der Hinrichtung sind der Kommandant, der Lagerführer und der SS-Lagerarzt zugegen.
11.06.1942
am 11.06.1942 beteiligt an einer Massenhinrichtung im KL Auschwitz
31.07.1942
Am 31.07.1942 wird der am 21.05.1889 in Krakau geborene Professor Gieszczykiewicz Marian Häftlingsnummer 39197 (vor dem Krieg Professor am Mikrobiologischen Institut der Jagellonischen Universität Krakau) von dem SS-Hauptscharführer Palitzsch Gerhard (Max) mit zwei Kopfschüssen an der Schwarzen Wand ermordet. Der KZ-Arzt SS-Hauptsturmführer Entress Friedrich erfindet in einem Bericht vom 03.08.1942 an die Kommandantur folgende Krankengeschichte: Am 17.06.1942 wurde G. wegen Diarrhöen in den H. Krankenbau aufgenommen. Intensive Behandlung besserte den Zustand nicht. Der Durchfall wurde heftiger, und G. wurde kachektisch. Trotz weiterer Therapie verstarb G. nach längerer Bewußtlosigkeit. Eintritt des Todes am 31. Juli 1942 um 15:35 Uhr. Todesursache: Kachexie (Auszehrung) bei Darmkatarrh. Gieszczykiewicz war am 30.07.1942 aufgefordert worden, sich am 31.07.1942 nach dem Morgenappell in der Schreibstube zu melden. Er meldet sich nicht, da ihn die Häftlingskameraden im Block des Häftlingskrankenbaus wegen einer vorgeschützten Krankheit zurückgehalten haben. Um 9 Uhr erteilt der Rapportführer Palitzsch den Befehl, den Häftling Gieszczykiewicz, gleichgültig in welcher körperlichen Verfassung, in den Bunker von Block 11 zu holen. Deshalb legt man den völlig gesunden Professor auf eine Trage und deckt ihn mit einer Decke zu. Die beiden Häftlingspfleger Stanislaw Glowa und Klein tragen ihn auf den Hof von Block 11. Der Rapportführer Palitzsch zieht die Decke zurück, überprüft die Nummer und tötet Professor Gieszczykiewicz* mit zwei Kopfschüssen.
18.08.1942
Nach dem Morgenappell (18.08.1942) melden sich 56 polnische Häftlinge in der Häftlingsschreibstube, die am Vortag von der Politischen Abteilung dorthin bestellt worden sind. Sie werden in Fünferreihen aufgestellt, von Blockführern umstellt und zu Block 11 gebracht. Die Verurteilten stammen aus Schlesien und sind in den Jahren 1940 und 1941 in das Lager eingeliefert worden. Die Exekution ist als Vergeltung dafür gedacht, daß zu dieser Zeit in Schlesien sechs Gutshöfe in Brand gesteckt worden sind. Die zur Erschießung Verurteilten singen im Block 11 die polnische Nationalhymne «Noch ist Polen nicht verloren». Im Hof des Blocks 11 erschießt sie Rapportführer Palitzsch an der Hinrichtungswand. (Namensliste)
04.11.1942
seine Ehefrau Luise stirbt am 04.11.1942 an Fleckfieber
Nachdem seine Ehefrau an Typhus verstorben war, verfiel Palitzsch zunehmend dem Alkohol und hatte mehrere Affären, unter anderem auch mit weiblichen Häftlingen. Im „Zigeunerlager“ wurde er mit dem weiblichen Häftling Vera Luca/Lukans in eindeutiger Situation in flagranti erwischt.
Aussage eines ehemaligen Auschwitz Häftlings nach 1945:
Ich und ein paar andere Häftlinge mußten täglich Wasser zur SS Wohnsiedlung bringen. Eines Tages fragte uns Rapportführer Palitzschs Frau, wie wir von ihrem Mann eigentlich behandelt würden. Als ihr einer meiner Kameraden die Wahrheit über die Grausamkeit ihres Mannes erzählte, war sie geschockt. Ich kann mich erinnern, dass die Frau etwa 2 Wochen später gestorben ist. Ob ihr Tod unmittelbar mir der Aussage des Häftlings zusammenhängt, kann ich nicht mit Sicherheit sagen.
01.10.1943
Palitzsch wird als Lagerführer in das Außenlager Brünn des KZ Auschwitz III Monowitz strafversetzt. In Brünn sollte seine Aufgabe darin bestehen, die dortige Technische Akademie der SS und Polizei aufzubauen.
00.11.1943
Festnahme im NL Brünn (Brno) wegen sexuellen Beziehungen zu jüdischen Häftlingsfrauen (»Rassenschande«) und Bereicherung, er wird in das Strafvollzugslager Danzig-Matzkau verlegt und von einem SS- und Polizeigericht wegen seiner Taten zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.
00.12.1944
zum SS-Schützen degradiert und mit dem 9 / SS-PzGrenRgt 8 der 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division in Ungarn im Einsatz.
am 07.12.1944 an der Kreuzung bei Jobbabyi-Ape / Ungarn gefallen und bestattet. Sein Leichnam wurde später zum Budaois War Cemetery (Block 11, Reihe 5, Grab 282) überführt.
SS-Panzergrenadier-Regiment 8
Das Regiment entstand am 22.10.1943 durch Umbenennung des SS-Polizei-Grenadier Regiment 8, dieses wiederum hieß vorher SS-Polizei-Infanterie-Regiment 2. Das Regiment unterstand der 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division.
nach 1945
nach 1945
aus einem Bericht des ehemaligen Auschwitz Häftling Pilecki Witold
Es gab dort zwischen den Blocks 12 und 13 einen freien Platz. Auf der Ostseite war er von einer Wand zwischen den beiden Blöcken abgeschlossen, der sogenannten Klagemauer. Auch die Westseite war von einer Wand mit einem Durchgang versperrt, die als Sichtblende diente. Den Durchgang passierten die Verurteilten zunächst lebend und dann wieder als blutüberströmte Leiche. Ging man in der Nähe vorbei, roch es oft so wie in einem Schlachthaus. Im abgeschlossenen Hof waltete Palitzsch, ein gutaussehender Mann, der nie einen Häftling schlug (das war einfach nicht sein Stil) als Henker seines Amtes. Die Verurteilten mussten sich ausziehen und nackt in einer Reihe aufgestellt warten, bis sie an die Reihe kamen, vor die ‚Klagemauer‘ zu treten und von Palitzsch mit einer Kleinkaliberpistole in den Hinterkopf geschossen zu werden.
nach 1945
aus einem Bericht des ehemaligen Auschwitz Häftling Wolny Jan
Am stärksten durchlebte ich den Augenblick, als die beiden Frauen und das Mädchen zu weinen anfingen und baten, ihnen das Leben zu schenken. Da ging Palitzsch zu ihnen hin, betäubte eine der Frauen mit einem Schlag der Pistole auf den Kopf und schleppte sie an die Böschung. Bogner und Palitzsch gaben den Füsilierten den Todesschuß, sie hielten ihnen den Pistolenlauf an das Ohr und drückten ab. Sie machten diese Arbeit sehr bereitwillig, sie hatten lachende Gesichter, und wenn sie von der Böschung zurückgingen, dann machten sie den Eindruck, als kämen sie von einer gelungenen Jagd. An diesem Tag wurden 30 Personen polnischer Nationalität erschossen“.
nach 1945
aus einem Bericht des ehemaligen Auschwitz Häftling Gulba Franciszek
Die Exekution führte Rapportführer Palitzsch aus. Während der Pausen, solange es dauerte, bis die nächste Gruppe herbeigeführt wurde, warf er sich das Kleinkalibergewehr über die Schulter, spazierte auf dem Hof herum und rauchte dabei völlig ruhig Zigaretten. Am Schluß wurde eine Frau mit Kind herbeigeführt. Palitzsch erschoß zuerst die Mutter. Als diese auf die Erde fiel, warf sich das Kind weinend auf die am Boden liegende Leiche und rief: Mama! Mama! Palitzsch schoß auf das Mädchen, aber er schoß offensichtlich fehl, da das Kind weiter die Leiche der Mutter umfaßte und sie schüttelte. Solche Exekutionen sahen wir fast täglich.
1. Frankfurter Auschwitz-Prozess
»Strafsache gegen Mulka u.a.«, 4 Ks 2/63
Landgericht Frankfurt am Main
51. Verhandlungstag, 04.06.1964
Vernehmung des Zeugen Emil de Martini
Also, die Erschießungen mit Genickschuß wurden in der Regel durchgeführt von dem ehemaligen Hauptscharführer Palitzsch, von dem ich hörte, daß er heute nicht mehr am Leben sein soll. Er soll in den letzten Tagen des Krieges gefallen sein, so hörte ich. Wir nannten ihn im Lager nur den »Wilhelm Tell«. Und wenn er mit dem Kleinkalibergewehr über die Lagerstraße ging, so wußten wir genau, daß jetzt Exekutionen wieder vorgesehen sind. Dabei sind weiter noch gewesen der damalige Lagerführer Aumeier, der ebenfalls, glaube ich, in Polen bereits verurteilt wurde. Dann von der Politischen Abteilung ein – ich glaube, er war Scharführer – Kirchner oder Kirschner. Dann von der Politischen Abteilung weiter – ich glaube, er war Scharführer – Stark. Dann der Lagerarzt, der Doktor Entress, der also auch nicht mehr leben soll, und teilweise manches Mal auch der SDG Klehr, Josef Klehr.
Vera Luca/Lukans
1. Frankfurter Auschwitz-Prozess
»Strafsache gegen Mulka u.a.«, 4 Ks 2/63
Landgericht Frankfurt am Main
91. Verhandlungstag, 18.09.1964
Vernehmung des Zeugen Felix Amann
Die Blockälteste von 30, die hieß Vera Lukans, die war von Riga. Die kam zu mir und hat mir erzählt, daß sie während des Appells im Block bleiben mußte. Der Lagerführer Palitzsch hätte ihr das befohlen. Sonst, wenn Appell war, mußte doch alles auf den Appellplatz. Und da kam auch der Lagerführer und ging in den Block hinein.
Und als der eine Weile drin war, bin ich rüber ins Lazarett und habe dem Sanitäter gesagt, er sollte mal in den Block gehen - die Blockälteste wäre drin, und Palitzsch hätte sie drin gelassen -, was da los ist. Und da ging der rein und hat natürlich gesehen, was los war: daß Palitzsch die Blockälteste zwingen wollte, geschlechtlich zu verkehren. Und da hat er da Meldung gemacht, und da kam der Sanitäter. Der hat das gemeldet, und da kam ich in den Bunker und die Blockälteste. Ich war aber bloß einen Tag drin. Da wurde ich vernommen, wann der reingegangen ist und wann er rausgegangen ist und wie lange er drin war. Ich hatte ja keine Uhr, das konnte ich nicht feststellen. Und wieso der Sanitäter das gewußt hätte. Da sage ich: Der hat mich gefragt, wo der Lagerführer hin ist. Und da habe ich ihm gesagt, daß er im Block 30 ist