Stammlager Konzentrationslager Bergen-Belsen


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Übersicht

Gebiet
Niedersachsen, Landkreis Celle, Gemeindefreier Bezirk Lohheide

Eröffnung
30.04.1943 (250 Häftlinge werden aus dem KZ Buchenwald zum Ausbau des Lagers überstellt.

Schließung
Befreiung am 15.04.1945 durch englische Truppen

Deportationen
Ab August 1944 Einlieferung von weiblichen Häftlingen vor allem aus dem KZ Auschwitz-Birkenau, die zum Teil an KZ-Außenlager weitergeleitet wurden. Von den 31.200 weiblichen Häftlingen, die nach Bergen-Belsen in das Zelt-bzw. Frauenlager gebracht wurden, wurden mindestens 10.000, vor allem Jüdinnen aus Ungarn und Polen, in Außenlager der KZ Bergen-Belsen, Buchenwald, Flossenbürg und Neuengamme deportiert. Ab Januar 1945 Evakuierung von Zehntausenden von Häftlingen aus frontnahen Konzentrationslagern in das KZ Bergen-Belsen. Im Januar 1945: 500 fast ausschließlich Jüdinnen nach Venusberg (KZ Flossenbürg)

Häftlinge
Sowjetische Kriegsgefangene, später als arbeitsunfähig klassifizierte männliche Häftlinge aus anderen Konzentrationslagern, Austauschjuden, Zivilistinnen aus Warschau, polnische und ungarische Jüdinnen aus Auschwitz-Birkenau, Häftlinge aus anderen Konzentrationslagern. Als britische Einheiten das Lager am 15. April 1945 befreiten, fanden sie über 60.000 Menschen auf einem für 8.000 Häftlinge eingerichteten Gelände sowie über 10.000 unbeerdigte Leichen vor. Trotz großer Anstrengungen zur Rettung der Überlebenden seitens der englischen Armee starben bis Ende Juni 1945 noch einmal weitere 13.000 Menschen.

Geschlecht
Männer, Frauen und Kinder

Einsatz der Häftlinge bei

Art der Arbeit

Namensliste der Täter

Namensliste der Opfer

Bemerkungen
Von Juli 1941 bis Mai 1943 Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht für Zehntausende sowjetische Kriegsgefangene, von denen 30.000 bis 50.000 wegen der schlechten Haftbedingungen umkamen. Von Juli 1941 bis Januar 1945 außerdem zentrales Kriegsgefangenenlazarettlager für sowjetische Kriegsgefangene. Im Juli 1943, nach der Übergabe des Lagers an die SS, Schließung des Kriegsgefangenenlagers und Eröffnung als Waffen-SS Aufenthaltslager Bergen-Belsen für sog. Austauschjuden, d.h. als Sammellager" für Juden, die gegen internierte Deutsche im Ausland ausgetauscht werden sollten. Das Lager war in versch. Teillager unterteilt: Sternlager, Neutralenlager, Sonderlager, Ungarnlager. Ab März 1944 wurde Bergen-Belsen durch die Einrichtung eines Erholungslagers zu einem regulären Konzentrationslager, in das kranke, arbeitsunfähig gewordene, männliche Häftlinge aus verschiedenen anderen Konzentrationslagern gebracht wurden. Mindestens 9.000 Häftlinge wurden hier bis Januar 1945 eingeliefert. Erst ab August 1944 trafen auch Häftlingstransporte von Frauen in ein Zelt- und später in neu errichtete Frauenlager ein, bis Dezember 1944 etwa 12.500 bis 13.500 Frauen und Kinder. Ab Januar 1945 wurde Bergen-Belsen zunehmend zum Evakuierungsziel und Auffanglager zahlreicher Transporte mit Männern und Frauen aus frontnahen Konzentrationslagern. Mindestens 70.000 Häftlinge kamen bis zur Befreiung des Lagers im April 1945 nach Bergen-Belsen

Kantine

Ich habe alle meine Patienten immer nach ihrem Leben gefragt (Arzt aus Westfalen)
Jahre später lernte ich eine resolute, freundliche, alleinstehende alte Dame kennen, die zuletzt so gebrechlich wurde, das sie ins Altenheim kam. Sie war, einen solchen Eindruck machte sie, eine richtige tatkräftige, ehrliche Berlinerin wie aus den zwanziger Jahren, Frisur, Habitus, Sprache und Wortwahl, alles stimmte und war in ihr wie konserviert. Sie hatte einen ledigen älteren Sohn, der im Sommer am Garda-See als Koch arbeitete und immer während der kalten Jahreszeit in seinem Wohnmobil an der Algarve in einem kleinen Fischerdorf sehr preiswert überwinterte. Diese Frau erzählte mir nach einiger Zeit eigentlich ganz unbefangen, daß sie während des Krieges die Kantine des Lagers Bergen-Belsen geleitet hatte. Ich fragte ein wenig nach den besonderen Umständen und sie lobte recht ausgiebig, wie nett die Athmosphäre dort gewesen, sei, wie höflich und lustig und freundlich die Wachmanschaften waren und wie das überhaupt eine schöne Zeit gewesen sei. Obwohl ja Krieg war habe es ja dort an nichts gefehlt, nicht mal Bombenalarm und immer genug auf den Tisch und auch Zigaretten und Schnaps, was man sich denken konnte. Nach dem Krieg war alles schlechter für sie geworden, sie hatte vieles verloren, nur nicht den Mut und den Berliner Humor und hatte sich also mit ihrem Sohn so schlecht und recht durchgeschlagen, wie sie nach Heessen gekommen ist, weis ich nicht mehr. Der Sohn muß meiner Schätzung nach am Ende des Krieges oder kurz danach geboren sein. Ich habe ihn während seiner halbjährigen Besuche bei seiner Mutter flüchtig kennen gelernt. Für einen "einzigen Sohn" war das Verhalten seiner Mutter gegenüber auffallend distanziert und gereizt, die Mutter hatte ihn dagegen offensichtlich sehr gerne bei sich. Das Wissen um die schlimme Zeit war überall in Deutschland mannigfach vorhanden.

Name der Häftlinge

Aaron (geb. Weyl) Ida Zutphen Provinz Gelderland Niederlande
überstellt von Lager
Westerbork Provinz Drenthe (besetzte Niederlande)

Aaron Siegfried Dr. Wuppertal Preußen, Rheinprovinz, Regierungsbezirk Köln
überstellt von Lager
Westerbork Provinz Drenthe (besetzte Niederlande)
am 10.04.1945 nach KZ
Terezin (Theresienstadt) überstellt

Frank Anne, Niederlande

Hasenberg John Elmshorn Preußen, Provinz Schleswig-Holstein

27.04.1943

Am 27.04.1943 erscheint der Name „Bergen-Belsen" zum erstenmal im Verteiler eines Runderlasses der für die Konzentrationslager zuständigen „Amtsgruppe D" des WVHA.

29.06.1943

Am 29.06.1943 wird die amtliche Bezeichnung „Zivilinterniertenlager Bergen-Belsen" in „Aufenthaltslager Bergen-Belsen" umgeändert. Begründung: „Diese Änderung ist erforderlich, da Zivilinterniertenlager gemäß der Genfer Konvention internationalen Kommissionen zur Besichtigung zugänglich sein müssen.

05.07.1943

Am Abend des 05.07.1943 erreicht ein Transport mit 1 200 Menschen das Aufenthaltslager Bergen-Belsen (amtliche Bezeichnung). Die Menschen waren zuvor im Internierungslager Hotel Polski in Warschau Interniert worden. Der Transport war am Morgen des 05.07.1943 vom Danziger Bahnhof in Warschau abgefahren.
Am Tag des Transports war das Hotel Polski von deutschen Gendarmen umstellt. Die Leute hatten eine Stunde Zeit, um sich auf die Reise vorzubereiten und zum Hof hinunterzugehen, wo Lastwagen auf den Transport zum Danziger Bahnhof in Warschau, nicht weit vom Umschlagplatz , warteten . Die Gendarmen nannten die Leute auf der Liste einen nach dem anderen beim Namen. Laut einer Zeugenaussage brachten die Deutschen freundlicherweise einen Stuhl mit, damit die Leute bequem auf die Lastwagen steigen konnten. Die Gendarmen waren sehr höflich und freundlich.
Die Daten des Transports wurden den Betroffenen vorab mitgeteilt, so brachten die Menschen ihre Lieben zum Abschied, schrieben Briefe an die noch Untergetauchten, diskutierten weiter, ob sie wirklich reisen würden oder nicht war alles nur eine Falle.

13.07.1943

Am Abend des 13.07.1943 erreicht ein Transport mit 600 Menschen das Aufenthaltslager Bergen-Belsen (amtliche Bezeichnung). Die Menschen waren zuvor im Internierungslager Hotel Polski in Warschau Interniert worden. Der Transport war am Morgen des 13.07.1943 vom Danziger Bahnhof in Warschau abgefahren. Eine von ihnen war die aus Bosnisch Brod stammende Franciska Mann (Lola Horowitz). Ihre Geschichte wurde als Symbol des Widerstands im KL Auschwitz bekannt

13.08.1943

Transport
Am 13.08.1943 erreicht ein Sonderzug des RSHA mit 367 Spagniolen und 74 griechischen Juden das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Der Transport war in
Thessaloniki (Saloniki) zusammengestellt worden, und hatte Thessaloniki am 02.08.1943 verlassen. Bei der Ankunft im Lager Bergen-Belsen wurden die beiden Gruppen getrennt, die Spagniolen kamen in einen besonderen Lagerabschnitt für die Staatsangehörigen neutraler Staaten, die griechischen Juden erhielten eine Baracke in jenem Lagerteil, in den einige Monate später mehrere tausend holländische „Austauschjuden" eingewiesen wurden. Nach langwierigen Verhandlungen zwischen dem AA und der spanischen Begierung konnten die Spagniolen aus Saloniki Anfang Februar 1944 mit zwei größeren Sammeltransporten nach Spanien ausreisen, von wo sie über Nordafrika nach Palästina gelangten.

Transport
Am 13.08.1943 erreicht ein
Sonderzug des RSHA aus dem Internierungslager Warschau Hotel Polski mit etwa 600 Menschen das Konzentrationslager Bergen-Belsen (Austauschlager). Der Transport hat den Danziger Bahnhof am Morgen des 13.08.1943 verlassen. Eine von Ihnen war die aus Bosnisch Brod stammende Mann Franciska (Lola Horowitz)

14.09.1943

Am 14.09.1943 verläßt ein Transport mit 1005 Juden darunter 119 Kinder und 245 alte Menschen das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork ins Vernichtungslager Auschwitz. Dieser Transport erreicht Auschwitz am 16.09.1943. Nach der Selektion werden 194 Frauen und 233 Männer in das Lager eingewiesen. 578 Menschen werden unmittelbar nach der Ankunft in den Gaskammern getötet. Wie viele bereits an der Rampe durch die SS ermordet werden ist nicht eindeutig belegbar.

An diesem Transport angehängt sind sieben Waggons in denen sich 305 „bevorzugten Juden" (deutsche Juden mit Kriegsauszeichnungen aus dem I. Weltkrieg, die nach 1933 in die Niederlande emigriert waren, Juden mit „Friedensverdiensten um Deutschland"; langjährige Lagerfunktionäre von Westerbork) befinden. Diese sind für das Ghetto Theresienstadt bestimmt. Dieses KZ ist jedoch überfüllt, daher sollen die sieben Waggons ins Lager Bergen-Belsen umgeleitet werden. Am 14.09.1943 gegen 19:15 Uhr erreicht der Transport den Bahnhof von Soltau. Für die Judentransporte aus Westerbork wird der Bahnhof Soltau zur Schicksalsweiche, denn hier ist ein letzter Halt an der Abzweigung zum 'Aufenthaltslager' Bergen-Belsen möglich. Hier in Soltau werden die sieben Waggons abgekoppelt. Mit einer anderen Lok erreichen die 305 Insassen dieser sieben Waggons eine Stunde später die Rampe in Belsen, wo der kurze, aber unangekündigte Zug bis zum nächsten Morgen warten muss, bevor die Menschen per Lastwagen weiter transportiert werden. Dort blieben sie den Winter über und wurden am 25.01.1944 nach
Theresienstadt weitertransportiert. Dabei wurden einige der aus Westerbork gekommenen Häftlingen in Bergen-Belsen belassen, andere Häftlinge in den Transport eingereiht.

21.10.1943

Am 21.10.1943 verläßt ein Transport mit etwa 1750 Männern, Frauen und Kindern das Konzentrationslager Bergen-Belsen mit Ziel Auschwitz. Der Transport erreicht Auschwitz am 23.10.1943.
(Es handelt sich um Menschen, die Pässe u.ä. von lateinamerikanischen Staaten besitzen. Die meisten hatten diese Papiere - mit Wissen der Gestapo - gegen ein hohes Entgelt gekauft. Sie waren für eine eventuelle Austauschaktion in das KL Bergen-Belsen geschickt worden, doch dort beanstandete ein Vertreter des RSHA ihre Dokumente und ordnete ihre Überstellung nach Auschwitz an.) Eine von ihnen war die aus
Bosnisch Brod stammende Franciska Mann (Lola Horowitz). Ihre Geschichte wurde als Symbol des Widerstands im KL Auschwitz bekannt

25.01.1944

Am 25.01.1944 verläßt der Transport XXIV/3 mit 283 "Juden und unerwünschten Elemente" das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Ziel dieses Transportes ist das Ghetto Theresienstadt, das am 27.01.1944 erreicht wird.

16.03.1944

Am 16.03.1944 erreicht ein Sonderzug (86. Transport) aus dem Judendurchgangslager Westerbork mit 210 Juden und unerwünschte Elemente das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Der Transport hat Westerbork am 15.03.1944 verlassen. Der Zug erreicht das Konzentrationslager Bergen-Belsen am 16.03.1944. Von den 44 Kindern auf diesem Transport wurden mindestens vier ermordet.

16.08.1944

Am 16. August 1944 taucht der SS-Obersturmbannführer Krumey Hermann vom Sondereinsatzkommando Eichmann im Konzentrationslager Bergen-Belsen auf. Der damals elfjährige Ladislaus Löb erinnert sich: Am 09. Juli 1944 war er zusammen mit seinem Vater und die Familie Kasztners in Bergen-Belsen angekommen. Hermann Krumey wählte „mit einer Liste in der Hand“ rund 300 „Glückspilze“ aus, die in die Schweiz fahren sollten. „Ein Tumult von Freude und Zorn folgte der Ansage. Krumey wurde von Hunderten belagert, die ihn in allen Tönen beschworen, sie zur Liste hinzuzufügen. Laszlo Devecseri und dessen Frau Boris flehten ihn an, ihre Familie gehen zu lassen, weil ihr kleiner Sohn Tamas schwer an der Ruhr erkrankt war. Krumey stimmte zu, aber die Groß-eltern mussten zurückbleiben. William Sterns Vater bat Krumey um das Gleiche, aber als er 30 Familienmitglieder nannte, verpasste ihm Krumey eine Ohrfeige und schickte ihn weg. Da die Deutschen es mit der Identifikation nicht zu genau nahmen, konnten mehrere Leute auf der Liste durch andere ersetzt werden. Schließlich wurden aus den ursprünglichen 300 mit Krumeys Einverständnis 318.“
Löb musste noch mehr als drei Monate auf die Fahrt in die Freiheit warten. „Am Morgen des 4. Dezember erschien Krumey“ im Lager. „Dann wurde der Plan für unsere Abfahrt bekannt gegeben.“ Drei Tage später überquerte der Zug die schweizerische Grenze. 17 „Unglückliche“ mussten in Bergen-Belsen zurückbleiben,

02.12.1944

Nach einer an diesem Tag durchgeführten Zählung waren 15257 Häftlinge im Lager, darunter 8000 Frauen

28.12.1944

Hermann Pister informierte im Dezember 1944 den Kommandanten des Aufenthaltslagers Bergen-Belsen, dass zwei Mitarbeiter der
Heerbrandt AG am 28. Dezember 1944 die „Ausmusterung 500 weiblicher Häftlinge“ vornehmen werden. Gleichzeitig bat die Firma um Quartierstellung für ihre beiden Angestellten. Die 500 Frauen und Mädchen, meist Jüdinnen, trafen am 7. Februar 1945 im Ausenlager Raguhn ein, um fur den Mutterkonzern Junkers in der Flugzeugproduktion zu arbeiten. Raguhn war das zweitletzte gegründete Ausenlager des KZ Buchenwald.

29.12.1944

Mit diesem Transport werden 401 Arbeitsunfähige aus dem Außenlager „Magda“ in Magdeburg-Rothensee (Brabag) ins KL Bergen-Belsen überstellt.

01.01.1945

Am 01.01.1945 betrug die Lagerstärke 18465 Menschen
9735 Männer und 8730 Frauen

10.01.1945

am 10.01.1945 treffen mit einem Transport 5 "Häftlinge" vom Konzentrationslager Buchenwald im Konzentrationslager Bergen-Belsen ein

15.01.1945

Am 15.01.1945 betrug die Lagerstärke 22286 Menschen
5811 Männer und 16475 Frauen

25.02.1945

am 25. Februar 1945 verstirbt der Priester aus der Provinz Polen Rev. Joseph Florko CM im KL Bergen-Belsen

01.03.1945

Am 01.03.1945 betrug die Lagerstärke 41520 Menschen
14797 Männer und 26723 Frauen

02.03.1945

Am erreicht ein Evakuierungstransport mit 3200 Frauen und Kinder vom Konzentrationslager Ravensbrück kommend das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Der Transport hat Ravensbrück am 28.02.1945 verlassen. Wie viele der Menschen lebend in Bergen-Belsen angekommen sind ist nicht belegt.

04.03.1945

Am 04. März 1945 verlässt ein Transport mit 105 türkischen Juden (darunter 20 Kinder u. zwei Muslime) das Konzentrationslager Bergen-Belsen (Neutralenlager) mit Ziel Istanbul. Sie fahren ab Bergen-Belsen, über Lübeck, Flensburg, Dänemark, Helsingør, Helsingborg nach Göteborg. Ab Göteborg mit der MS Drottningholm auf dem Seeweg über England, Portugal und Ägypten nach Istanbul. In Lübeck stoßen weitere 20 jüdische Frauen und Kinder aus Ravensbrück zu der Gruppe aus Bergen-Belsen. Der Schweizer Diplomat Philippe Aubert de la Rüe begleitete den Austausch. Er erwähnt, dass einige der türkischen Studenten die aus Ravensbrück befreiten türkisch-jüdischen Frauen als »dreckige Jüdinnen« beschimpft hätten. Sie forderten sogar, die Juden aus dem Speisesaal zu weisen, was der Kapitän der MS Drottningholm empört zurückwies. Offenbar hatten diese Studenten sich in Deutschland mit der Nazi-Ideologie infiziert. Nach der Ankunft am 10. April 1945 verweigert die Türkei zwar den meisten Juden die Anerkennung der Staatsbürgerschaft, erlaubt aber nach längeren Verhandlungen einen Aufenthalt in Flüchtlingslagern. Das entsprach nicht gerade dem Bild der toleranten, judenfreundlichen Türkei, das von offizieller Seite durch Berichte über die Aufnahme verfolgter jüdischer Wissenschaftler in den 1930er Jahren an türkischen Hochschulen und staatlichen Institutionen gezeichnet wird.

06.03.1945

am 06.03.1945 treffen mit einem Transport 150 "Häftlinge" vom Konzentrationslager Buchenwald im Konzentrationslager Bergen-Belsen ein

15.03.1945

Am 15.03.1945 betrug die Lagerstärke 45117 Menschen
14730 Männer und 30387 Frauen

23.03.1945

Am 23.03.1945 erreicht ein Zug bestehend aus Kohlewaggons mit 500 Häftlingen, darunter Kranke und viele Sterbende (andere Quellen geben 874 Häftlinge an) das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Der Zug hat das Konzentrationslager Natzweiler (Außenlager Adlerwerke in Frankfurt am Main) am Morgen des 16.03.1945 verlassen. Die Häftlinge waren bereits am 13.03.1945 zu je 60 Mann in einen Güterwaggon gepfercht worden. Nachdem die Waggons geschlossen und gegen unbefugtes Öffnen gesichert waren, blieb die Waggons drei Tage und Nächte auf den Fabrikgleisen stehen. Die Häftlinge litten grausamen Durst und Hunger und mussten ihre Notdurft in den Waggons verrichten. Schon in diesen drei Tagen und Nächten starb eine große Zahl von ihnen, und selbst die Toten wurden nicht aus den Waggons herausgenommen. Kurze Zeit nach der Abfahrt wurde der Zug Ziel eines Tieffliegerangriffes. Die SS Wachmannschaft suchte Deckung und ließ die Häftlinge in den verschlossenen Waggons zurück. Die Angaben über die Zahl der Toten nach diesem Vorfall schwanken zwischen 50 und 300. Immer wieder geriet der Zug unter Beschuss. Für die Häftlinge gab es im Gegensatz zu den Wachmannschaften keine Verpflegung, kein Wasser, und für die Verletzten keine Hilfe.
ein ehemaliger Häftling, erinnert sich an die Ankunft
Eine Gruppe von SS-Männern stand weit vom Zug entfernt und hielt sich Taschentücher vor die Nase. Wir hörten die Aufforderung, die Waggons zu verlassen. Ich war der dritte, der aus eigener Kraft den Waggon verließ. Als schon keiner mehr ausstieg und alle Waggons genügend gelüftet waren, schauten die Deutschen hinein. Ich sah, wie einige von ihnen sich an den Kopf fassten und ihre Betroffenheit ausdrückten. In jedem Waggon lagen Berge von Leichen; nur die Mitte war frei, wenn man den Kot nicht rechnet. Die Häftlinge erhofften sich bessere Bedingungen in Bergen-Belsen, doch starben sie auch dort “wie die Fliegen”. Nach seinen Angaben überlebten nur acht Häftlinge dieses Transportes aus den Adlerwerken.

31.03.1945

Am 31.03.1945 betrug die Lagerstärke 44060 Menschen
13338 Männer und 30722 Frauen

15.04.1945

Nachmittags um drei, erreichten britische Streitkräfte des 63. Panzerabwehrregiments unter Oberst Taylor das Konzentrationslager in der Südheide. Vorausgegangen war ein lokales Waffenstillstandsabkommen, eingefädelt auf Anordnung des Reichsführers SS Heinrich Himmler - ein bis dato einmaliges Ereignis im Kriegsverlauf. Eine Zone von 48 Quadratkilometern rund um das KZ wurde neutralisiert und die SS zog vereinbarungsgemäß drei Viertel des Personals ab: Rund 250 Wachleute machten sich unbehelligt aus dem Staub. Nur rund 50 Mann aus der Verwaltung und 30 Aufseherinnen blieben zurück, darunter der neue Lagerkommandant seit Dezember 1944, SS-Hauptsturmführer Josef Kramer. Deutsche Infanterie und ein ungarisches Regiment ersetzten - mit weißen Armbinden versehen - die SS-Wachmannschaften. Laut dem Abkommen sollten diese Soldaten nach der Übergabe frei zu den deutschen Linien abziehen.

18.04.1945

Britische Feldambulanzen evakuieren am 18. April die ersten 500 Fleckfieberkranken in ein improvisiertes Lazarett, bis Ende Mai werden alle Überlebenden in die nahe gelegenen Wehrmachtskasernen verlegt. Dennoch sterben bis Ende April rund 9.000, im Mai und Juni weitere 4.000 Lagerinsassen an den Folgen der Haft.

03.10.1946

Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien Vg 1b Vr 770/46

Prozess wegen der Ermordung von Gefangenen (Theresienstadt-Prozess)
(enthält auch Dokumente betr. Bergen-Belsen und Verbrechen an ungarischen Juden/Jüdinnen 1944/45)

Opfer
Juden/Jüdinnen, Häftlinge

Tatland (Tatort)
Wien, Tschechoslowakei, Deutschland

Volksgerichtsverfahren gegen:
Dr. Siegfried Seidl (SS-Hauptsturmführer))

wegen: Illegalität, Kommandant des KZ Theresienstadt in den Jahren 1941 bis 1943, Ermordung von 16 Häftlingen des KZ Theresienstadt im Jahre 1942, Misshandlungen, leitender Funktionär des KZ Bergen-Belsen in den Jahren 1943 und 1944, in den Jahren 1944 und 1945 stellvertretender Leiter des Sondereinsatzkommandos–Außenstelle Wien (Stellvertreter des Kommandanten des Konzentrationslagers der nach Wien und Niederösterreich verschickten ungarischen Juden/Jüdinnen)

Verlauf der Vorerhebungen/Voruntersuchung bzw. des Gerichtsverfahrens:
Am 03.10.1946 wurde Seidl zum Tode verurteilt (Vollstreckung am 04.02.1947)

12.04.1959

Im ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen findet eine Gedenkstunde anlässlich der Befreiung vor 14 Jahren statt

02.02.1960

Mit einer Kranzniederlegung auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen ehrt der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus

27.10.1979

Die internationale Gedenkkundgebung (“In Auschwitz vergast, bis heute verfolgt“) zur Erinnerung an den deutschen Völkermord an 500 000
Sinti und Roma in Europa findet auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen statt; Veranstalter sind der “Verband Deutscher Sinti“ und die “Gesellschaft für bedrohte Völker“, als Sprecherin tritt u. a. die Präsidentin des Europaparlaments, Simone Veil, die als Jüdin und KZ-Überlebende einst selbst zu den Verfolgten gehört hatte, auf; die Veranstaltung ist die erste bis dahin, die des vergessenen und verdrängten Holocaust an Sinti und Roma international gedenkt und auf die aktuelle Situation der Minderheit in Deutschland hinweist; im Auftrag der Bundesregierung verurteilt Staatssekretär Björn Engholm das NS-Völkermordverbrechen und verspricht Sinti und Roma eine großzügige und unbürokratische Unterstützung seitens des Staates.