Allgemein
* 07.10.1900 in München
† 23.05.1945 in Lüneburg
Größe: 1,74 m
Ehepartnerin: Margarete Boden (verh. 1928–1945)
Kinder: Gudrun Burwitz, Nanette Dorothea Potthast, Helge Potthast, Gerhard von Ahe
Familie
Heinrich Himmler wurde als zweiter von drei Söhnen des Oberstudiendirektors Joseph Gebhard Himmler (* 17. Mai 1865 in Lindau (Bodensee); † 29. Oktober 1936 in München) und dessen Frau Anna Maria Heyder (* 16. Januar 1866 in Bregenz; † 10. September 1941 in München) geboren. Die Familie kam aus einem bürgerlich-katholischen bayerischen Umfeld. Heinrichs Brüder, Gebhard Ludwig (1898–1982) und Ernst Hermann (1905–1945), schlossen sich später ebenfalls der SS an, spielten jedoch in der weiteren Geschichte dieser Organisation keine große Rolle. Der Vater war Rektor des angesehenen humanistischen Wittelsbacher-Gymnasiums in München. Heinrich erhielt seinen Vornamen nach seinem Taufpaten Prinz Heinrich von Bayern, der von Gebhard Himmler erzogen worden war.
Himmler wuchs in bürgerlichen geordneten Verhältnissen in der Amalienstraße 16 im Münchner Stadtteil Maxvorstadt auf. Er besuchte das humanistische Wilhelmsgymnasium München bis zu seinem 13. Lebensjahr. Danach zog die Familie nach Landshut, wo er seine Gymnasialzeit auf dem Humanistischen Gymnasium Landshut, dem heutigen Hans-Carossa-Gymnasium, fortsetzte und 1919 mit dem Abitur abschloss. Er galt als überaus fleißiger Schüler. Am Ende des Ersten Weltkrieges hatte er die Offiziersausbildung durchlaufen, jedoch nicht beendet, sondern hatte mit Kriegsende 1918 aus der Armee ausscheiden müssen, ohne jemals an der Front eingesetzt gewesen zu sein (Kriegsjugendgeneration). Dies erschien ihm als persönlicher Makel. Nach der Gleichschaltung der Presse im NS-Regime wurde offiziell wahrheitswidrig behauptet, dass Himmler an der Front gewesen sei.
Nach dem Scheitern der Münchner Räterepublik, an deren Niederschlagung Himmler sich als Angehöriger des Freikorps Oberland beteiligt hatte, studierte er von 1919 bis 1922 an der Technischen Hochschule München Landwirtschaft. Am 22. November 1919 trat er der schlagenden schwarzen Studentenverbindung Apollo München (heute: Burschenschaft Franco-Bavaria München) im Rothenburger Verband Schwarzer Verbindungen (RVSV) bei. Er schloss sein Studium mit der Diplomhauptprüfung für Landwirte ab. Anschließend arbeitete er bis zum Hitlerputsch als Laborant in einer Fabrik für künstliche Düngemittel im Norden Münchens.
Himmler war seit dem 3. Juli 1928 mit Margarete Boden verheiratet und hatte eine leibliche Tochter Gudrun (1929–2018) sowie den Adoptivsohn Gerhard von der Ahé (28. Juli 1928 – Dez. 2010).[5]
Mit seiner Privatsekretärin und späteren Geliebten Hedwig Potthast hatte er zwei Kinder, einen Sohn, Helge (* 15. Februar 1942) und eine Tochter, Nanette-Dorothea (* 20. Juli 1944). Diese „Zweitehe“ entsprach seinem Familienkonzept seit Ende der 1930er Jahre, das er mit dem Hinweis auf eine Zweit- oder „Friedelehe“ bei den „gutrassigen, freien Germanen“ auch bei anderen SS-Leuten als legitimiert ansah, vorausgesetzt, es waren gemeinsame Kinder geplant.
06.01.1929
Heinrich Himmler wird Reichsführer der SS, die zu dieser Zeit noch eine Untereinheit der Sturmabteilung (SA) mit 280 Mitgliedern ist.
20.01.1929
Als Heinrich Himmler im Alter von 28 Jahren durch Verfügung Hitlers vom 20. Januar 1929 zum Reichsführer-SS ernannt wurde, zählten zur SS, damals noch eine Sonderformation der SA, lediglich rund 280 Mann. Oberstes Führungsorgan der im Frühjahr 1925 zum persönlichen Schutz Hitlers und zum Versammlungsschutz aufgestellten "Schutzstaffeln der NSDAP", deren Kürzel "SS" wohl zur bekanntesten die Schreckensherrschaft des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland und Europa symbolisierenden Chiffre werden sollte, war die "Oberleitung der Schutzstaffeln der NSDAP", die organisatorisch als Teil der Obersten SA-Führung in München fungierte. Auf dem Höhepunkt des zweiten Weltkriegs, zum 30. Juni 1944, umfaßte die SS dann knapp 800000 Mitglieder, davon allerdings allein beinah 600000 in der Waffen-SS. Der bürokratische Apparat der SS war in diesen 15 Jahren durch Errichtung immer neuer Ämter, Hauptämter und sonstiger zentraler Einrichtungen auf der obersten Führungsebene und durch Bildung zahlreicher nachgeordneter Dienststellen und Institutionen ins Riesenhafte angewachsen. Gleichzeitig hatte sich - auch als Folge von Himmlers Führungsprinzip der Spaltung von Kompetenzen einerseits und der Verknüpfung institutionell aufgeteilter Kompetenzen durch Personalunion andererseits - das Organisationsgeflecht in der Spitze der zu einem, wenn nicht dem entscheidenden Herrschaftsinstrument gewordenen SS als nahezu unüberschaubar herausgestellt.
25.01.1932
Ernennung Himmlers zum Sicherheitschef der Parteizentrale in München, des "Braunen Hauses".
17.06.1936
Mit der Zusammenfassung der Polizeiführung und der Ernennung zum "Chef der Deutschen Polizei" erreicht Himmler eine der zentralen Machtpositionen im NS-Regime. Die formale Unterstellung als Staatssekretär unter Innenminister Wilhelm Frick erweist sich als bedeutungslos, da Himmler die Kontrolle über die gesamte Polizei und Kriminalpolizei, über die Einheiten der SS und über den Nachrichtendienst des SD in seiner Hand vereinigt. Die Gestapo wird dabei immer stärker aus der staatlichen Polizei herausgelöst und mit dem SD verbunden.
25.06.1936
Berlin, den 25.06.1936
Das SS Zivillabzeichen Nr. 2, Inhaber Reichsführer SS Himmler Heinrich, SS Nr. 168 ging zu Verlust. Vor Mißbrauch wird gewarnt.
23.02.1937
Mit Erlaß vom 23.02.1937 befahl Himmler, rund 2.000 „nicht in Arbeit befindliche Berufs- und Gewohnheitsverbrecher schlagartig an einem Tage im ganzen Reichsgebiet festzunehmen und in den Konzentrationslagern unterbringen zu lassen.
03.05.1937
Das Thema Verschuldung von SS-Führern, das Himmler schon in seiner Rede vom 18.02.1937 umgetrieben hatte, führte zum Befehl vom 03.05.1937, in dem Himmler allen SS-Angehörigen verbot, Schuldenverpflichtungen einzugehen, die nicht innerhalb von drei Monaten zurückgezahlt werden könnten, was die alltägliche Praxis allerdings ebenso wenig veränderte wie Himmlers Bereitschaft, auch später aus dem „Sonderkonto R" SS-Führer zu entschulden
13.09.1937
Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, verfügt, dass Juden aus der "Schutzhaft" in Konzentrationslagern entlassen werden können, falls sie nach Übersee auswandern.
02.10.1937
Heinrich Himmler, verfügt per Erlass die Auflösung aller Ersatzhochschulen, Arbeitsgemeinschaften sowie Lehr-Studenten- und Prüfungsämter der Bekennenden Kirche, um den Widerstand der evangelischen Kirche gegen das NS-Regime zu brechen.
05.01.1938
Der Reichsführer SS verfügt am 05. Januar die Ausweisung der sowjetischen Juden aus Deutschland
22.03.1938
Salzburg
Der RFSS Heinrich Himmler nimmt am SS-Sportplatz in Salzburg eine Flaggeparade der 743 Mann starken 76. SS-Standarte ab
Linz
Am 22. März 1938 gab Himmler im alten Linzer Stadion vor dort angetretenen einheimischen SS-Leuten die Aufstellung von SS-Totenkopfverbänden
für Oberösterreich, und damit indirekt die bevorstehende KZ-Errichtung bekannt
23.06.1939
Unter dem Vorsitz Himmlers fand am 23. Juni 1939 im Gestapo-Amt in der Berliner Prinz-Albrecht-Strasse eine Konferenz über die Südtirolumsiedlung statt; an italienischer Seite nahm u.a. Botschafter Attolico teil. Zweck der Zusammenkunft war die von Hitler im Einvernehmen mit dem Duce gestellte Aufgabe der Rück- und Auswanderung der in Südtirol lebenden Deutschen. Den Italienern ging es eigentlich nur darum, einige tausend italienfeindliche 'Elemente' aus Südtirol zu entfernen; Himmler aber forderte zur Überraschung der Italiener eine endgültige Lösung durch einen schnellen Totalexodus der gesamten deutschsprachigen Bevölkerung
30.10.1939
Um Platz für die Volksdeutschen zu schaffen, ordnete Himmler am 30. Oktober 1939 an, dass in den folgenden vier Monaten alle 550 000 Juden und „eine noch vorzuschlagende Anzahl besonders feindlicher polnischer Bevölkerung“ aus den annektierten polnischen Westgebieten abgeschoben werden sollten. Insgesamt rechnete Himmler hier mit einer Anzahl von mehr als einer Million umzusiedelnder Menschen.
21.11.1939
Der Reichsführer SS gibt bekannt, dass der unmittelbar nach dem Attentatsversuch auf Hitler im Bürgerbräukeller vom 8. November verhaftete Georg Elser die Tat am 14. November gestanden habe. Die Gestapo habe zudem „aufgeklärt“, dass das Attentat vom ehemaligen NS-Politiker Otto Strasser organisiert und vom englischen Geheimdienst bezahlt worden sei. Am 23. November portraitieren die Zeitungen, einer Darstellung des „Völkischen Beobachters“ folgend, Otto Strasser.
21.02.1940
Himmler wird über die Eignung der ehemaligen österreichischen, dann polnischen Artilleriekasernen in Auschwitz für ein Quarantänedurchgangslager informiert. Dass dort ein Konzentrationslager eingerichtet werden könnte, war Himmler schon vorgeschlagen worden. Vorab hatten im Januar Verhandlungen der Wehrmacht bezüglich der Übernahme der Kasernen durch die SS stattgefunden.
10.04.1940
Himmler ordnet am 10. April 1940 für die Dauer des Kriegs eine Entlassungssperre
für Juden an, die in Konzentrationslagern einsitzen
27.04.1940
Am 27. April 1940 erließ Heinrich Himmler persönlich die Anordnung, in Auschwitz ein Konzentrationslager einzurichten und es durch Häftlinge ausbauen zu lassen.
09.07.1940
In seinem Abschlußbericht zur Ansiedlung von Baltendeutschen im Reichsgau Wartheland berichtet Heinrich Himmler, Reichführer-SS und Chef der Deutschen Polizei, über die Umsiedlumg von 70 000 Menschen.
28.08.1940
Der Reichsführer SS ordnet folgende Einstufung der Konzentrationslager an:
1.) Stufe I: KL Dachau und KL Sachsenhausen für wenig belastete und unbedingt besserungsfähige Schutzhäftlinge sowie für Sonderfälle und Einzelhaft.
2.) Stufe Ia: KL Dachau für alle alten und noch arbeitsfähigen Häftlinge, die noch in der Gärtnerei und beim Anbau von Heilkräutern gebraucht werden können.
3.) Stufe II: KL Auschwitz, KL Buchenwald, KL Natzweiler, KL Flossenbürg, KL Stutthof, KL Neuengamme, KL Lublin für schwerbelastete, jedoch noch erziehungs- und besserungsfähige Schutzhäftlinge.
4.) Stufe III: KL Mauthausen-Gusen und KL Groß-Rosen für schwerbelastete Schutzhäftlinge, für Vorbestrafte und Asoziale und daher zur Erziehung nicht fähige Häftlinge.
Gleichzeitig weist Himmler darauf hin, daß von der Stufe la alte, nicht arbeitsfähige Häftlinge ausgenommen bleiben sollen, die einer ärztlichen Behandlung bedürfen. Sie sollen in den für sie vorgesehenen Abteilungen der einzelnen Lager bleiben.
22.10.1940
Himmler kündigt am 22. Oktober 1940 vor der NSDAP-Landesgruppe in Madrid
die Abschiebung aller Juden aus dem Großdeutschen Reich in das Generalgouvernement an
15.11.1940
Himmler verpflichtet am 15. November 1940 alle Angehörigen der Polizei zum Besuch des Films „Jud Süß“
09.01.1941
Bericht des Gesandten von Killinger an RFSS Himmler über das Verhalten des Volksgruppenführers Karmasin gegenüber SS-Größen
Preßburg, den 9. Januar 1941
Reichsführer-SS !
Lieber Parteigenosse Himmler!
Wenn ich bis jetzt über das Verhalten des Volksgruppenführers Karmasin sowohl Ihnen als auch dem Herrn Reichsaussenminister und Obergruppenführer Lorenz gegenüber geschwiegen habe, dass sich die Führung der Volksgruppe der politiscen Linie angleichen würde, die mir vom Führer und Herrn Reichsaussenminister vorgeschrieben war. Ich habe diese Linie sowohl Karmasin persönlich als auch anlässlich eines Beraterabends seinen näheren Mitarbeitern und auch seinen Amtswaltern ganz klar bekanntgegeben. Karmasin und seine Referenten haben aber nicht für nötig gehalten, sich in allen anlaufenden Fragen mit meinen Beratern in Verbindung zu setzen, was eine Selbstverständlichkeit gewesen wäre. Im Gegenteil, sie haben uns als ein Uebel betrachtet und durch dumme Schwätzereien das Ansehen der Berater beschädigt. Nachdem nun Karmasin gegen SS Sturmbannführer Dr. Hahn und SS-Hauptsturmführer Wysliceny quer geschossen hat, sehe ich mich veranlasst, ihm entsprechend zu erwidern. Ich kann nicht dulden, dass gerade meine besten Berater, zu denen Hahn und Wysliceny gehören, bei Ihnen in ein vollkommen falsches Licht gesetzt werden. Wenn ich mit der Arbeit einzelner Berater besonders zufrieden war, dann war es mit der Arbeit gerade dieser beiden. Besonders Wysliceny hat durch seine Klugheit und Umsicht und auch
Tatkraft sein schwieriges Arisierungs-Berateramt ganz ausgezeichnet verwaltet. Ich kann sowohl Hahn als auch Wysliceny mein grösstes Lob aussprechen. Wenn ich nach diesem Verhalten Karmasins als Antwort sofort einen Berater bei der Volksgruppe einsetzte, dann glaube ich absolut richtig zu handeln, denn ich muss als Vertreter des Reiches fordern, dass die vom Führer vorgeschriebene politische Linie eisern durchgeführt wird. Das konnte ich nur, wenn ich einen umsichtigen und erfahrenen Mann, wie ihn Kreisleiter Dr. Endrös darstellt, dorthin kommandiert. Ich bedauere, dass die von mir ergriffene Massnahme auf einem Missverständnis beruht. Ich werde selbstverständlich befehlsgemäss den Pg. Endrös zurückziehen, aber ich werde meinem Nachfolger klipp und klar sagen, wie es mit der Volksgruppe steht. Wir alte Nationalsozialisten, die im Kampfe gestählt sind, wissen, dass Trommeln zum Handwerk gehört, dass aber das Wichtigste die Kleinarbeit ist und dass den Auslandsdeutschen immer und immer wieder die Grösse und Stätke des Grossdeutschen Reiches vor Augen geführt wird und nicht die Grösse des örtlichen Volksgruppenführers. Ich werde einen entsprechenden Bericht an den Herrn Reichsaussenminister machen und werde Ihnen einen Durchschlag zusenden.
Mit den besten Grüssen und Heil Hitler !
bin ich Ihr
v.Killinger
Himmlerweisung zur Aktenvernichtung
Im April 1941 wurde im Auftrage Himmlers vom Reichssicherheitshauptamt die Anweisung erlassen über die „Sammlung von Vorgängen zwecks späterer Vernichtung“, also von Schriftsätzen über die durchgeführten Verbrechen. In der Anweisung wird auf die regelmäßige Aussortierung nicht mehr benötigter Akten und deren Vernichtung in vierteljährigem Abstand hingewiesen.
Akten sollten nicht im üblichen Verwaltungsverfahren archiviert werden. Himmler wollte die Spuren des Vernichtungsprozesses aus den Behördenakten verschwinden lassen. Der Zeitpunkt der Weisung liegt vor dem Angriff auf die Sowjetunion und bezieht sich offenkundig auf die zu erwartenden Völkermordaktionen und Verbrechen, die aus dem Reichssicherheitshauptamt geplant, beziehungsweise durchgeführt wurden. Im Generalgouvernement Polen waren die Ämter für „Bevölkerungswesen und Fürsorge“ für die Deportation der Juden in Gettos und Vernichtungslager zuständig. Sie gaben im gegenseitigen fingierten Schriftwechsel vor, keine Kenntnis über den Verbleib jüdischer Gemeinden zu haben, da diese „nach Russland umgesiedelt“ seien.
02.03.1941
Der Reichsführer SS Heinrich Himmler bügert in der Breslauer Jahrhunderthalle 5000 Buchenländer ein, indem er 50 von ihnen symbolisch die Urkunden überreicht. Im Altreich leben noch etwa 250 000 Umsiedler in Lagern, davon in 212 schlesischen Lagern 48 600 aus der Nordbukowina. Sie alle warten auf die versprochene Ansiedlung. Voraussetzung dafür ist aber die Vertreibung von Polen aus dem Warthegau ins General-Gouvernement.
28.05.1941
Am 28. Mai 1941 hatte Himmler in einem Rundschreiben an alle Dienststellen der Sipo die Errichtung von Arbeitserziehungslagern angeordnet, worauf der Sipo-Leiter von Danzig, Heinrich Willich, in einem Schreiben an Reinhard Heydrich, den Chef des RSHA der SS, die Umgestaltung Stutthofs in ein solches vorschlug. Am 9. August erklärte Heydrich sein Einverständnis
17.07.1941
Am 17. Juli 1941 ernannte Himmler den SS- und Polizeiführer (SSPF) von Lublin, SS-Brigadeführer Odilo Globocnik, zum „Beauftragten für die Errichtung der SS- und Polizeistützpunkte im neuen Ostraum". Globocnik sollte ein Netz von „Wehrburgen, Wehrplätze[n] und Wehrposten" schaffen, das die Beherrschung und Besiedlung des zu erobernden Raumes möglich machen würde. In seiner neuen Funktion wurde er formal dem Chef des Hauptamtes Ordnungspolizei unterstellt und - gemäß Himmlers Anweisung - auf die „Zusammenarbeit mit SS-Gruppenführer Pohl (Hauptamt Haushalt und Bauten)" verpflichtet.
18.09.1941
Himmler informiert am 18. September 1941 Gauleiter Greiser, dass Hitler die Deportation deutscher Juden in das Getto Litzmannstadt (Lodz) wünsche
23.11.1941
Am 23. November 1941 besuchte Himmler Stutthof und beschloß anschließend, ihm den Status eines regulären Konzentrationslagers zuzubilligen.
25.01.1942
Himmler benachrichtigt den Inspekteur der Konzentrationslager Glücks, daß die Konzentrationslager in den nächsten Wochen vor ernste Aufgaben gestellt würden und daß er über Einzelheiten durch SS-Obergruppenführer Oswald Pohl informiert werde. Da in der nächsten Zeit keine Transporte von russischen Kriegsgefangenen zu erwarten seien, werde er in den folgenden vier Wochen 100 000 Juden und 50 000 Jüdinnen, die aus dem Reichsgebiet ausgesiedelt werden sollen, in die Konzentrationslager schicken.
26.01.1942
Am 26. Januar schrieb Himmler an den Inspekteur der Konzentrationslager, Richard Glücks:
„‚Nachdem russische Kriegsgefangene in der nächsten Zeit nicht zu erwarten sind, werde ich von den Juden und Jüdinnen, die aus Deutschland ausgewandert werden, eine große Anzahl in die Lager schicken. Richten Sie sich darauf ein, in den nächsten 4 Wochen 100 000 männliche Juden und bis zu 50 000 Jüdinnen in die KL aufzunehmen. Große wirtschaftliche Aufgaben und Aufträge werden in den nächsten Wochen an die Konzentrationslager herantreten. SS-Gruppenführer Pohl wird Sie im einzelnen unterrichten.‘„
27.01.1942
Himmler übersendet an den Chef der Sipo und des SD in Berlin Heydrich ein Fernschreiben, in dem er schreibt, daß der Bevollmächtigte des Feldmarschalls Keitel bei ihm sein werde. Er habe dem Feldmarschall gesagt, daß die SS die en bloque in Frankreich durch den dortigen Wehrmachtsbefehlshaber verhafteten Kommunisten und Juden aufnehmen werde. Gelegentlich habe er erneut die Frage des Höheren SS- und Polizeiführers in Frankreich* berührt, die beim Feldmarschall Keitel vollständiges Verständnis gefunden habe.
03.03.1942
Auf Anordnung des Reichsführers SS Himmler wird die Inspektion der Konzentrationslager als Amtsgruppe D in das am 1. Februar 1942 gebildete Wirtschafts-Verwaltungshauptamt eingegliedert.
13.03.1942
Himmler besucht den Generalgouverneur von Polen, Hans Frank, in Krakau. Gesprächsthemen sind u. a. die Pläne, den Raum Zamogd als Ansiedlungsgebiet für deutsche Kolonisten vorzusehen. Der Reichsführer SS beauftragt den Höheren SS- und Polizeiführer, SS-Obergruppenführer Friedrich Krüger, Vorbereitungen zu treffen, damit die Ansiedlungsaktion im Generalgouvernement beginnen kann
17.04.1942
In einer mündlichen Besprechung, am 17. April 1942, erteilte der Reichsführer-SS, Heinrich Himmler, dem SS-und Polizeiführer des Distrikts Warschau, Arpad Wigand, den Befehl zur Errichtung des Vernichtungslagers Treblinka.
25.06.1942
Himmler erliess am 25. Juni 1942 den »Befehl für die Unterdrückung der Bandentätigkeit in den Gebieten Oberkrain und Untersteiermark«. In diesem Befehl wurde auch folgendes angeordnet: » Diese Aktion ist insgesamt zweckvoll, hart und rücksichtslos durchzuführen. Voran steht das Interesse des deutschen Reiches, das zu erreichende Ziel ist die totale Befriedung der beiden Reichsgebiete Oberkrain und Untersteiermark. Die Aktion ist nach den diesem Befehl beiliegenden Gesamtrichtlinien durchzuführen.« In den »Richtlinien für die Durchführung der Aktion gegen Partisanen und sonstigen Banditen in Oberkrain und Untersteiermark« vom gleichen Tage verfügte Himmler: ». Die Aktion hat alle Elemente der Bevölkerung, die gutwillig die Banden durch Gestellung von Menschen, Verpflegung, Waffen und Unterschlupf unterstützt haben, unschädlich zu machen. Die Männer einer schuldigen Familie in vielen Fällen sogar der Sippe, sind grundsätzlich zu exekutieren, die Frauen dieser Familien sind zu verhaften und in ein Konzentrationslager zu bringen, die Kinder sind aus ihrer Heimat zu entfernen und im Altreichsgebiet des Gaues zu sammeln. über Anzahl und rassischen Wert dieser Kinder erwarte ich gesonderte Meldungen. Hab und Gut der schuldigen Familie wird eingezogen.«
07.07.1942
Der Reichsführer SS führt eine Unterredung mit SS-Brigadeführer Prof. Dr. Gebhardt, SS-Gruppenführer Glücks und SS-Brigadeführer Prof. Dr. Clauberg über die Sterilisation jüdischer Frauen. Himmler teilt Prof. Dr. Clauberg mit, daß ihm für seine Versuche an Tieren und Menschen das KL Auschwitz zur Verfügung stehe. Der Reichsführer SS äußert dazu den Wunsch, einen Bericht über die Versuchsergebnisse vorgelegt zu bekommen, um mit der praktischen Anwendung der Sterilisation von Jüdinnen beginnen zu können. Darüber hinaus soll unter Hinzuziehung von Prof. Dr. Hohlfelder, einem Röntgenspezialisten, geprüft werden, inwieweit bei Männern eine Sterilisation durch Röntgenbestrahlung erreicht werden könne.
30.07.1942
Reichsführer-SS Himmler verkündet gegenüber seinem Arzt die deutschen Pläne für Schweden. Finnland solle den Norden erhalten, Deutschland die Mitte und den Süden besetzen.
11.08.1942
Himmlers Dienstkalender zufolge erschien Adolf Eichmann am Nachmittag des 11. August 1942 in Himmlers Quartier in Winniza, Hans Kammler am Abend. Mit Speer konferierte der "Reichsführer SS" am nächsten Morgen um 10 Uhr. Es war dies bereits das zweite Treffen mit dem Rüstungsminister und Bau Gewaltigen des Reichs nach der Inspektion des Lagers Auschwitz.
14.12.1942
Am 14. Dezember 1942 befahl Heinrich Himmler, dass arbeitsfähige Häftlinge in die Konzentrationslager überführt werden sollten, um die Kriegsproduktion zu unterstützen.
16.12.1942
Auf Befehl des Reichsführers SS vom 16.12.42 – Tgb. Nr. I 2652/42 Ad./RF/V. – sind Zigeunermischlinge, Rom-Zigeuner und nicht deutschblütige Angehörige zigeunerischer Sippen balkanischer Herkunft nach bestimmten Richtlinien auszuwählen und in einer Aktion von wenigen Wochen in ein Konzentrationslager einzuweisen. Dieser Personenkreis wird im nachstehenden kurz als ‘zigeunerische Personen’ bezeichnet. Die Einweisung erfolgt ohne Rücksicht auf den Mischlingsgrad familienweise in das Konzentrationslager (Zigeunerlager) Auschwitz.
22.11 1943
Am 22.11.1943 wurde auf Anordnung von Himmler im Standortbefehl Nr. 53/43 eine Unterteilung des Konzentrationslagers Auschwitz in drei selbständige Konzentrationslager vorgenommen:
1. Auschwitz I Stammlager, Kommandant Liebhenschel.
2. Auschwitz II Birkenau, Lagerkommandant Hartjensztein
3. Auschwitz III Außenlager Kommandant Schwarz
26.11.1944
Reichsführer SS Heinrich Himmler ordnet die Zerstörung der Krematorien und Gaskammern in Auschwitz-Birkenau an. In den folgenden Wochen beginnen Häftlinge mit dem Abbruch der Krematorien II und III und mit der Beseitigung der Spuren der Massenmorde.
00.04.1945
Augenzeugenbericht
Himmler bezog in der Gegend von Lübeck Quartier, u. a. in Kalkhorst und in einem Waggonwagen auf dem durch ein Waldgebiet geschützten Nebengleis der Eutin-Lübecker Bahnstrecke zwischen Alttechau und Pansdorf. Als Schüler wurde ich im April 1945 zufällig seiner ansichtig, weil ich diese von der Schulpflicht befreite Zeit häufig bei meinen Großeltern verbrachte: der Tischlerei Johannes Dechow in der Bahnhofsstraße von Pansdorf. Der große Garten meiner Großeltern führte bis zu dem Waldgebiet, das am Sportgelände vorbei parallel zur Zug LinieKiel-Lübeck verlief. Hier befand sich im März/April 1945 ein Waggonwagen auf einem wenig einsichtigen Nebengleis. Und von hier aus dürfte Himmler mit Walter Schellenberg zu dem vierten Geheimtreffen mit Graf Bernadotte aufgebrochen sein, das in der Nacht vom 23. auf den 24. April 1945 im Keller der schwedischen Mission in Lübeck, Eschenburgstraße 7, stattfand.
06.05.1945
Am 6. Mai 1945 besetzen Soldaten der 88. US-Armeedivision das Haus der Familie Himmler in Gmund am Tegernsee. Sie finden Hunderte von privaten Briefen, Dokumenten, Tagebücher und Fotos.
23.05.1945
Laut Aussagen von C. S. M. Austin, einem der sechs Vernehmer, starb Himmler am 23. Mai 1945 um 23:04 Uhr im Verhörzimmer in der Uelzener Straße 31a in Lüneburg durch Suizid mit einer in einer Zahnlücke im Unterkiefer versteckten Zyankalikapsel, die er nach Aussage seiner Frau seit dem ersten Kriegsjahr ständig bei sich trug. Sein Leichnam wurde auf dem Standortübungsplatz Wendisch Evern begraben. Die Stelle wurde nicht gekennzeichnet; wohl um möglichen Wallfahrten von Alt- oder Neonazis keinen symbolischen Ort zu bieten.
Himmlers Festnahme und Tod
Himmlers Gehilfen der allerletzten Tage
Baumann, Otto. SS-Unterscharführer. »Sonderkommando Macher«.
Böttcher, Rudolf. SS-Unterscharführer. Ordonanz. Begleitungskommando Reichsführer-SS (RFSS).
Brandt, Rudolf. *2.6.1909 Frankfurt/Oder. 1928–33 Jura-Studium Berlin u. Jena. Promotion. 1932 NSDAP. 1933 SS. 1928–30 Parlaments- u. Verhandlungsstenograf. Ab Febr. 1934 Persönlicher Stab RFSS. 1935 Ausbildung Konzentrationslager Dachau. 1941 mit »Leibstandarte Adolf Hitler« in Griechenland. 1942 Kriegsverdienstkreuz. 1943 Ministerialrat Innenministerium. SS-Standartenführer. Persönlicher Referent RFSS. Begleitet Himmler bis 21.5.45. Verhaftung Bremervörde. 1947 Todesurteil Ärzte-Prozess Nürnberg wg. Beteiligung an Ermordung von Juden für Skelett-Sammlung u. Sigmund Raschers Menschenversuchen (→ Der letzte Mordbefehl). †2.6.1948 Landsberg durch Hinrichtung.
Ehm, Erhard. SS-Untersturmführer. Fahrer »Sonderkommando Macher«.
Ehrt, Heinz. Fahrzeugmechaniker »Sonderkommando Macher«.
Grieger. SS-Obersturmführer. Ordonnanz beim RFSS.
Grothmann, Werner. *23.8.1915 Frankfurt/M. Kindheit u. Jugend Königsberg. 1931 Bankangestellter. Jung-Stahlhelm. 1933 SS. 1935/36 Junkernschule Braunschweig. 1936 Lehrgang KL Dachau. 1937 NSDAP. 1939 SS-Verfügungstruppe. März 1938 Einmarsch in Österreich. 1939/40 Polen, Belgien, Frankreich, Niederlande. Ab Aug. 1940 Pers. Stab RFSS. SS-Obersturmbannführer. Chefadjutant. Mit Himmler am 21.5.45 verhaftet. Spruchkammer-Urteil Freising: minderbelastet. †26.2.2002 Frankfurt/M.
Haushalter, Heinz. SS-Unterscharführer. Maschinengewehrschütze »Sonderkommando Macher«.
Kiermaier, Josef. *21.12.1897 Erding/Oberbayern. Sattler. 1916–18 Kriegsdienst, Feldwebel. 1919 Polizist. 1933 NSDAP. 1936 SS. 1939 Kommissar der Geheimen Feldpolizei. Ab Nov. 1940 Pers. Stab RFSS. 1942 Führerschutzkommando. Leibwächter Himmlers. 1944 SS-Sturmbannführer u. Kriminalrat. Führer Begleitungskommando RFSS. Bei Himmler bis 21.5.45.
Lorenz, Nikolaus. SS-Untersturmführer. Begleitungskommando RFSS.
Lüngen, Siegfried. Feldwebel. Begleitungskommando RFSS.
Macher, Heinz. *31.12.1919 Chemnitz. Hitler-Jugend. Kaufmännischer Lehrling. 1937 SS. Mit SS-Division »Das Reich« beim Polenfeldzug, Westfeldzug, Balkanfeldzug, Ostfeldzug. 1942 Feldgerichtsurteil wg. Ungehorsam u. fahrlässiger Tötung: 5 Monate Gefängnis, ausgesetzt zur Frontbewährung. 1944 Ritterkreuz mit Eichenlaub. SS-Hauptsturmführer. Führer »Sonderkommando Macher«. Mit Himmler am 21.5.45 verhaftet. Nach 1945 in Veteranenverbänden aktiv. †21.12.2001 Schenefeld bei Hamburg.
Müller, Artur. Oberstabsarzt. Ab spätestens Jan. Pers. Stab RFSS. Bei Himmler bis 21.5.45.
Müller, Max. SS-Scharführer. Begleitungskommando RFSS.
Queisser, Willi. SS-Unterscharführer. Kurier »Sonderkommando Macher«.
Rogalski. Polizeioffizier. Begleitungskommando RFSS.
Schmid, Erhard. Begleitungskommando RFSS.
Walther, Wilhelm. Leibwächter. Begleitungskommando RFSS.
21.08.1947
In Lüneburg gibt es eine Todesurkunde für Himmler, ausgestellt am 21. August 1947, mit dem Todesdatum 24. Mai 1945. Eingesehen werden darf das Schriftstück nicht: von wegen Datenschutz.
29.06.2018
Himmler-Tochter Gudrun Burwitz arbeitete in den 60er Jahren für den BND
Die Tochter des Nazi-Führers Heinrich Himmler hat einem Medienbericht zufolge in den 1960er Jahren für den Bundesnachrichtendienst (BND) gearbeitet.
Die Tochter von Heinrich Himmler, Gudrun Burwitz, war für wenige Jahre bis 1963 unter anderem Namen Mitarbeiterin im BND gewesen. Das sagte der BND-Chefhistoriker Bodo Hechelhammer der "Bild"-Zeitung. "Der Zeitpunkt ihres Ausscheidens fällt mit dem einsetzenden Wandel im Verständnis und im Umgang mit NS-belasteten Mitarbeitern zusammen." Dem "Bild"-Bericht zufolge soll Gudrun Burwitz von Ende 1961 bis zum Herbst 1963 beim BND in Pullach als Sekretärin angestellt gewesen sein. Sie sei bis ins hohe Alter in rechtsextremen Kreisen aktiv gewesen und habe an Nazi-Aufmärschen teilgenommen. Von ihrem Vater und seinen Verbrechen distanzierte sie sich demnach nie.
Quelle: dpa
29.06.2018
Tod von Gudrun Burwitz Himmlers Tochter "Püppi" - Nazi bis zuletzt
Mit 88 Jahren ist Gudrun Burwitz offenbar gestorben. Die Tochter von Heinrich Himmler, Reichsführer SS, half bis ins hohe Alter Naziverbrechern. In den Sechzigerjahren beschäftigte der Bundesnachrichtendienst sie als Sekretärin.
Ihren Nachnamen hätte sie als Fluch empfinden können. Weil sie deshalb Absagen kassierte, als sie sich als Schneiderin oder Sekretärin bewarb. Aber stolz sagte Gudrun Himmler auch lange nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Vorstellungsgesprächen stets: "Mein Vater war Reichsführer SS." Den Vorschlag, ihren belasteten Namen zu ändern, lehnte sie empört ab. "Man beginnt ein neues Leben nicht mit einer Lüge. Ich bleibe die Gudrun Himmler."
Erst später hieß sie Gudrun Burwitz, nachdem sie Wulf-Dieter Burwitz heiratete, einen bayerischen NPD-Funktionär und Verfasser rechtsextremer Schriften. Ihren Vater bewunderte sie stets - dabei war Heinrich Himmler der mächtigste Mann hinter Hitler, einer der Hauptverantwortlichen des millionenfachen Mordes an den Juden.
Nun ist Gudrun Burwitz nach Informationen der "Bild"-Zeitung im Alter von 88 Jahren gestorben, am 24. Mai schon. Durch Verwandte oder Bekannte bestätigt ist das bisher nicht; die Himmler-Tochter hatte allerdings jahrzehntelang die Öffentlichkeit gemieden. Diskret unterstützte sie derweil die "Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte", einen 1951 gegründeten Verein mit dem Ziel, Altnazis zu helfen.
Expertise von SS und Gestapo
Ähnlich diskret wurde auch ihr selbst geholfen - nämlich vom Bundesnachrichtendienst. "Vermutlich von Ende 1961 bis zum Herbst 1963", berichtet "Bild", war Gudrun Burwitz beim BND in Pullach als Sekretärin angestellt. Auf Anfrage habe der BND bestätigt, dass sie "bis 1963 unter anderem Namen" für die Behörde arbeitete.
Beim Auslandsgeheimdienst war man bemüht, die Wogen zu glätten. Der Zeitpunkt des Ausscheidens der Himmler-Tochter falle zusammen mit "dem einsetzenden Wandel im Verständnis und im Umgang mit NS-belasteten Mitarbeitern", beschwichtigte BND-Chefhistoriker Bodo Hechelhammer gegenüber der Zeitung.
Die fragwürdige Zusammenarbeit überrascht kaum, sondern passt ins Bild und die Zeit. Zahlreiche deutsche Agenten aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren hatten eine Vergangenheit bei der Gestapo oder SS. Mit hartnäckiger juristischer Verfolgung mussten Kriegsverbrecher damals ohnedies kaum rechnen, die alten Seilschaften funktionierten - nicht zuletzt beim BND, 1956 aus der "Organisation Gehlen" hervorgegangen. Benannt war der Dienst nach Reinhard Gehlen, einem ehemaligen Generalmajor der Wehrmacht, der erster BND-Chef wurde.
Bei der Suche nach Personal griff der deutsche Auslandsgeheimdienst damals oft auf jene Funktionäre zurück, die in der Nazidiktatur durch Terror und Überwachung Karriere gemacht hatten. Der BND hatte reichlich Nazis in den eigenen Reihen - und war damit keineswegs allein. Im Kalten Krieg setzten auch andere Nachrichtendienste recht bedenkenlos auf die Expertise ehemaliger Nazis.
Dass aber ausgerechnet die Tochter Himmlers, der als Reichsinnenminister, als Chef der SS und der Polizei ohne Gnade Gegner des NS-Regimes jagen und ermorden ließ, beim BND einen Posten bekam - es wirkt wie ein besonders zynisches Beispiel für die Geschichtsvergessenheit des Dienstes. Denn diese Frau machte kein Geheimnis daraus, wie sie lange nach Kriegsende dachte.
"Onkel Hitler" soll 200 Jahre leben!
So legte Gudrun Himmler 1959 in ihrem einzigen Interview ihre Geisteshaltung offen: "Ich sehe es als meine Lebensaufgabe an, ihn vor der Welt in ein anderes Licht zu stellen. Mein Vater ist als der größte Massenmörder aller Zeiten verschrien. Ich will versuchen, dieses Bild zu revidieren."
Gudrun Himmler wurde im August 1929 in München geboren. "Blonde Haare, mit blauen Augen und einer rosigen Nase", schrieb ihre Mutter Margarete damals glücklich ins Babyjournal: schon das Baby eine Vorzeige-Arierin! Darauf wurde Gudrun Himmler früh getrimmt und nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten in der Bevölkerung ironisch auch als "Nazi-Prinzessin" bezeichnet.
Ihr Tagebuch, das sie als junges Mädchen von Juli 1941 bis April 1945 führte, ebenso wie etliche Briefe ihrer Mutter zeugen von der Bewunderung für ihren mächtigen Vater. "Das ganze Volk schaut auf ihn", schrieb sie im Sommer 1941 als Zwölfjährige. "Er hält sich immer so zurück und tut sich nicht hervor." Einen Orden habe er verdient, notierte sie an anderer Stelle. Und schon in ganz jungen Jahren sorgte sie sich, "Onkel Hitler" könne sterben. Dabei solle der doch bitte 100, nein 200 Jahre leben.
Sie nannte Heinrich Himmler "Pappi", er nannte sie "Püppi", war aber meist viel zu beschäftigt und schrieb eher sporadisch Briefe. Oft kam er nur zu kurzen Stippvisiten von Berlin zum Haus der Familie am bayerischen Tegernsee. Jeder längere gemeinsame Ausflug wurde daher zu einem Höhepunkt für die Tochter.
Schöner Tagesausflug ins KZ
So zeigte er ihr im Juli 1941 "einen sehr großen Betrieb", dort sei es "herrlich" gewesen, schrieb das Kind in sein Tagebuch. Es war das KZ Dachau, in dem mehr als 40.000 Gefangene starben. "Wir haben den Kräutergarten gesehen, die Birnbäume und all die Bilder, die Häftlinge gemalt haben. Wunderbar! Danach haben wir sehr gut zu Mittag gegessen."
Als im März 1945 die Kriegsverbrechen nicht mehr zu übersehen waren und das Ende des "Tausendjährigen Reiches" schon nach zwölf Jahren nahte, schrieb die 15-Jährige noch in ihr Tagebuch: "Pappi hat den Volkssturm verkündet in einer herrlichen Rede." Im Mai '45 kollabierte das Naziregime, Heinrich Himmler half ein letztes Mal seiner Familie. Er organisierte mit einem engen Mitarbeiter aus seinem Stab ihre Flucht vom Tegernsee nach Südtirol. "Wo wir hingehen, muss ganz geheim bleiben", schrieb Gudrun Himmler ins Tagebuch.
"Püppi" und "Pappi" sahen einander nie wieder. Sich selbst konnte Heinrich Himmler nicht retten, er wurde am 20. Mai beim Fluchtversuch über die "Rattenlinie Nord" gefasst. Drei Tage später nahm er sich beim Verhör in Lüneburg per Zyankalikapsel das Leben und entzog sich so der Verantwortung für die Verbrechen, die er begangen hatte.
Seine Tochter wollte das nicht wahrhaben und unterstellte einen Mord. Später kündigte sie an, ein Enthüllungsbuch zu schreiben, in dem die Wahrheit über den Tod ihres Vaters ans Licht komme und weitere vermeintlich unbequeme Tatsachen. Das Buch erschien nie.
"Star der braunen Szene"
In Gudrun Himmlers Kopf lebte ihr Vater als strahlender, schuldloser Held fort. Ihm sei, so sah sie es, doch "nur die Müllabfuhr des Reiches" übertragen worden. Und sie blieb stets eine ideologisch gefestigte Mustertochter. Bei der "Stillen Hilfe" unterstützte sie jahrzehntelang Altnazis: etwa mit ärztlichen Attesten für Haftunfähigkeit, mit Gnadengesuchen und Geldspenden, ebenso mit der Suche nach einer "standesgemäßen" Wohnung oder einem Altersheimplatz für verdiente SS-Führer, getreu dem alten SS-Motto: "Unsere Ehre heißt Treue."
Zu den Nutznießern der "Stillen Hilfe" gehörten bekannte NS-Verbrecher wie Erich Priebke, Anton Malloth oder Klaus Barbie, der berüchtigte "Schlächter von Lyon" (den der BND ebenfalls als Agent beschäftigt hatte). Bis 1993 war der Verein, der in dieser Zeit 27 Mitglieder und ein paar Hundert Spendern zählte, als gemeinnützig anerkannt. Der Verfassungsschutz stufte ihn als "harmlos" ein. Nach außen sprach Gudrun Burwitz nicht darüber: Sie helfe, wo sie könne, sagte sie 1998 der "Times". Mehr gab sie nie preis.
Intern aber agierte Gudrun Burwitz als Führungsfigur. In ihrem Buch "Stille Hilfe für braune Kameraden" beschrieb das Autorenduo Andrea Röpke und Oliver Schröm, wie alte und junge Nazis sich 1995 in Österreich trafen, mit Gudrun Burwitz als "Star der braunen Szene, angehimmelt wie eine Prinzessin"; an der Bluse habe sie eine silberne Brosche mit Pferdeköpfen in Hakenkreuzform getragen.
Nahe Klagenfurt empfing Gudrun Burwitz einige frühere SS-Führer wie zur Audienz und befragte sie streng, wo sie gedient hätten. Die Kameraden nahmen gleich Haltung an: "5. SS-Panzer-Division Wiking". - "Freiwilliger in der Dänischen Waffen-SS?" - "Jawoll!"