Konzentrationslager Flossenbürg

Stammlager des Konzentrationslager Flossenbürg

Bezeichnung:

Gebiet
Bayern, Regierungsbezirk Oberpfalz, Landkreis Neustadt a.d.Waldnaab

Eröffnung
03.05.1938

Schließung
Am 08. und 09.04.1945 Transport von Sonderhäftlingen nach Dachau,
am 17.04.1945: Todesmarsch von ca. 2.000 Häftlingen über Schwarzhofen, Taxöldern, Regensburg nach Straubing, sowie ein Bahntransport der jüdischen Häftlinge bis Schwarzenfeld, dann zu Fuß weiter über Kemnath, Fuhrn, Neunburg, Asbach, Fronberg nach Schwandorf,
am 18.04.1945 ca. 2.000 über Neustadt, Oberwildenau, Schwarzenfeld, Neunburg, Neukirchen-Balbini nach Wetterfeld,
am 19.04.1945 ca. 300 Häftlingsfkunktionäre per Bahn bis Nabburg, dann zu Fuß nach Kuntau, sowie ca. 750 Häftlinge, die bei Heiligenkreuz befreit wurden,
am 20.04.1945: ca. 4.000 über Pleystein, Moosbach, Pullenried, Winklarn, Stamsried, Wetterfeld, wo ein Teil der Häftlinge befreit wurde weiter nach Straubing bzw. Ergoldsbach, ca. 4.000 über Pleystein, Winklarn, Rötz, Roding, Regensburg, Abensberg, Allershausen, nach Dachau sowie ca. 2.600 über Waldthurn, Pleystein, Moosbach, Tröbes, Prikhof, Winklarn, Rötz, Stamsried, Roding nach Wetterfeld.

Am 23. April 1945 erreichte die 90. Infanterie-Division der 3. US-Armee die Gemeinde und nahm sie kampflos ein

Deportationen
Am 08.03.1945: Krankentransport von 1.200 Häftlingen in das KZ Bergen-Belsen

Häftlinge
Insgesamt beläuft sich die Zahl der Menschen, die in das KZ Flossenbürg oder eines seiner Außenlager eingewiesen wurden, auf annähernd 100.000. Die Zahl der Opfer wird auf 30.000 geschätzt.

Geschlecht
Männer und Frauen

Einsatz der Häftlinge bei
DESt; Bauleitung der Waffen-SS und Polizei Flossenbürg; Messerschmitt GmbH

Art der Arbeit
Auf- und Ausbau des Lagers, Arbeit im Steinbruch und Bearbeitung der Steine, Flugzeugproduktion

Tagesablauf
Sommer
4:00 Uhr Wecken
5:15 Uhr Zählappell
6:00 - 12:00 Uhr Arbeitszeit
12:00 - 13:00 Uhr Mittagessen (einschließlich Ein- und Ausgangszeit)
13:00 - 18:30 Uhr Arbeitszeit
19:00 Uhr Zählappell (Dauer ca. 1 Stunde)
20:45 Uhr Alles in die Baracken
21:00 Uhr Alles in die Betten - Licht aus

Winter
5:00 Uhr Wecken
Arbeitszeit: von Morgengrauen bis Einbruch der Dunkelheit


Namensliste der Täter

Bemerkungen
In der Stärkemeldung vom 14.03.1945 und 15.03.1945 sind 827 weibliche Häftlinge im Hauptlager und 43 weibliche Häftlinge im Revier angegeben. Am 26.03.1945 ist in der Stärkemeldung vermerkt: 867 Frauen auf Transport. Hierbei kann es sich nur um die Frauen handeln, die am 08.-09.03.1945 aus dem KZ Groß-Rosen kamen und am 17.03.1945 in das KZ Bergen-Belsen transportiert wurden (868 Frauen).

21.05.1938

Am 21. Mai 1938 wird der 1 Todesfall im Lager gemeldet (aktenkundig).
Der in Tauberfeld bei Eichstätt geborene Bäcker Josef Herzner starb am 21. Mai 1938 und wurde dem Standesamt Flossenbürg zwei Tage später durch den SS-Lagerarzt, Dr. Walter Weyand, ohne Angabe einer Todesursache gemeldet. Da in Flossenbürg noch keine Möglichkeit zur Einäscherung von Leichen existierte, wurde der Leichnam im nächstgelegenen zivilen Krematorium in Selb am 24. Mai verbrannt. Im Einäscherungsverzeichnis der Stadt Selb findet sich als Todesursache der Eintrag «Kreislaufschwäche». Die Urne wurde schließlich am 18. November in einem anonymen Sammelgrab auf dem städtischen Friedhof in Selb beigesetzt.

08.08.1938

Am 08.08.1938 erreicht ein Überstellungstransport mit 80 „Berufsverbrechern“ aus dem Konzentrationslager Buchenwald das Konzentrationslager Flossenbürg. Die Häftlinge haben Buchenwald am 08.08.1938 verlassen.

12.09.1938

Am 12.09.1938 erreicht ein Überstellungstransport mit Häftlingen, bei diesen Häftlingen handelte es sich um „Berufsverbrecher“ im NS-Jargon das Konzentrationslager Flossenbürg. Die Häftlinge haben das Lager Buchenwald am 12.09.1938 verlassen.

04.11.1938

Am 04.11.1938 erreicht ein Überstellungstransport mit Häftlingen, bei diesen Häftlingen handelte es sich um „Berufsverbrecher“ im NS-Jargon das Konzentrationslager Flossenbürg. Die Häftlinge haben das Lager Buchenwald am 04.11.1938 verlassen.

01.04.1939

Am 01.04.1939 erreicht ein Überstellungstransport mit 127 politischen und BV Häftlingen das Konzentrationslager Flossenbürg. Die Häftlinge haben das Lager Dachau am 01.04.1939 verlassen.

26.04.1939

Am 26.04.1939 erreicht ein Überstellungstransport mit Häftlingen, bei diesen Häftlingen handelte es sich um „Berufsverbrecher“ im NS-Jargon das Konzentrationslager Flossenbürg. Die Häftlinge haben das Lager Buchenwald am 26.04.1939 verlassen.

18.11.1940

Am 18.11.1940 treffen mit einem Straftransport die 11 "Häftlinge", die in die Flucht des Häftlings Tadetisz Wiejowski aus dem KL Auschwitz verwickelt sind, in Flossenbürg ein. Die Verlegung war auf eine direkte Weisung des Reichsführers SS Himmler durchgeführt worden. In einem Schreiben des Lagerkommandanten des KL Auschwitz Höß benachrichtigt dieser den Lagerkommandanten des KL Flossenbürg, das der Transport am 18.11.1940 in Flossenbürg eintrifft

23.01.1941

Transport
Am 23.01.1941 treffen mit einem
Transport 657 "Häftlinge" aus dem Konzentrationslager Auschwitz im KL Flossenbürg ein. In diesem Transport waren laut Transportliste polnische Juden u. "unerwünschte Elemente"

13.06.1941

Am 13. Juni 1941 wird der am 1. August 1925 geborene Häftling Zygmunt Sierakowski im KL Flossenbürg erschossen. Die Todesurkunde wurde vom SS-Lagerarzt Dr. Oskar Dienstbach unterschrieben. Sierakowski war bei seiner Hinrichtung nicht ganz 16 Jahre alt.

08.12.1941

Bericht des ehemaligen "Häftling" Stiedl Otto
"Mit Handschellen (gefesselt) und nach stundenlangem Stehen im Gefängniswaggon kam unser Häftlingstransport in Weiden, der Bahnstation für das KZ Flossenbürg, in den Abendstunden des 8. Dezember 1941 an. Zwei Jahre Gestapohaft lagen hinter mir. Man stieß uns aus dem Waggon heraus, stopfte uns mit Fußtritten in einen fensterlosen Autobus hinein, dessen Tür die SS fast nicht mehr zumachen konnte. So lagen wir, fluchend und nach Luft ringend, über- und untereinander am Boden. Jede Kurve oder Unebenheit wurde zur Qual. Endlich hörten wir die Wachposten vom Lagertor rufen. Nun wurden wir wieder unter Schlägen herausgezerrt und in Waschräume gestoßen. Zuerst kahl geschoren und mit kaltem Wasser 'gebadet', um anschließend, zum Gaudium der SS und diverser krimineller Capos, mit einem eiskalten dicken Wasserstrahl aus einem Schlauch durch eine enge Öffnung gejagt zu werden. Es spielten sich dabei furchtbare Szenen menschlicher Angst ab. Nun hieß es sich im Rekordtempo anziehen, um wieder zur Kleiderkammer getrieben zu werden. Nach dem Fassen der Zebraklamotten wieder durch tiefen Schnee zur Aufnahmebaracke gestoßen. Einige Capos mit dem Lagerältesten und dem Lagerschreiber an der Spitze nahmen unsere Personalien auf. Zum Empfang schlugen sie uns nach der Nennung von Namen und Haftgrund mit den Fäusten ins Gesicht.
Dann ab zum Zugangsblock, wo der dortige Blockälteste und sein Stubenältester ihren perversen sadistischen Neigungen freien Lauf an uns ließen. Im Block wurden wir abwechselnd an die Spinde geschleudert, um uns so auf die eminente Wichtigkeit dieses Möbelstücks aufmerksam zu machen. Vier Wochen hindurch marterten uns diese verkommenen Subjekte bei Tag und bei Nacht. Innerhalb dieser Zeit lichtete der Tod, vor allem durch Selbstmord und Herzkollapse, unsere Reihen und manch überaus wertvoller Mensch ging dabei von uns. Der Rest wurde nun auf die Blöcke aufgeteilt. So kam ich auf Block 7 zum Blockältesten Dittrich und dem Blockschreiber Stidl. Natürlich zwei Kriminelle mit grünem Winkel. Dittrich schwor mir sogleich, daß ich diesen Block nicht mehr lebend verlassen werde, noch dazu, da ich Wiener sei.

Nun begann eine Leidenszeit in einem furchtbar kalten Winter, so grauenvoll und todesschwanger, daß es mir selbst jetzt noch, nach so vielen Jahren, zutiefst nahegeht, wenn ich mir beim Schreiben dieser Zeilen diese so furchtbaren Tage und Wochen in Erinnerung rufe. Der Sadismus dieser menschenähnlichen Raubtiere äußerte sich auf allen lebensnotwendigen Gebieten unseres so jämmerlichen Daseins. Ob als Kaffeeholer auf eisigem bergigen Gelände, als Ritzenschläfer, beim Bettenbau und vor allem bei der Arbeit in den Steinbrüchen: Sie jagten und schlugen uns vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Eine der größten und unmenschlichsten Kreaturen war der Kriminelle Rochel! Mit der Eisenstange in der Hand schlug und verfolgte diese Bestie alles, was ihm gerade in Häftlingsuniform entgegenkam. Er stieß die schon imvoraus bestimmten, zu entkräfteten Kameraden in die Grundwassertümpel der verschiedenen Steinbrüche und, wenn sie sich in ihrer Todesangst verzweifelt bemühten, wieder herauszukommen, stieß er sie mit seinen Stiefeln so lange am Kopf zurück, bis sie endgültig ertranken.
Unbeschreibliches Grauen herrschte auch in dem noch extra mit einem hohen Stacheldraht umgebenen Russenlager, das sich gegenüber dem Priester- und Zugangsblock befand. Dort siechten Hunderte russische Kriegsgefangene an Hungertyphus dahin. Kein Mensch, auch kein Arzt, hatte Zutritt zu ihnen. Es war vorsätzlicher Mord. Juden hatten überhaupt keine Überlebenschance. Die meisten gingen gleich 'freiwillig' in den Draht oder wurden von den Wachposten als Zielscheibe benutzt und erschossen.
In den Blocks lagen aufgetürmt die steif gefrorenen Leichen der in den Nächten am Hunger gestorbenen Mithäftlinge und warteten auf ihren Abtransport ins Krematorium. Jeden Tag, nach dem Abmarsch von den Arbeitsplätzen in den Steinbrüchen, schleiften die betreffenden Kommandos ihre toten und sterbenden Kameraden hinter sich her zum Appellplatz, um sie an die Stelle zu legen, an der sie am Morgen, beim Zählappell, noch gestanden hatten. Viele Priesterhäftlinge brachen unter der Last der Steine zusammen und verschieden an Ort und Stelle!
Meine eigene körperliche Verfassung wurde unter diesen entsetzlichen Bedingungen natürlich immer elender und mein Gewicht sank unter 50 kg. Das Wasser in den Beinen stieg durch die furchtbare Unterernährung. Mitte Juli 1942 wurden wir nach einer vorangegangenen Untersuchung für einen Transport nach Ravensbrück vorgeschlagen. In vergitterten Viehwaggons fuhren wir zwei Tage und Nächte über Berlin nach Ravensbrück. Dort empfing mich nun zum zweiten Male die SS mit ihren Gewehrkolben, um mir neuerlich ihr Herrenmenschentum und seine kulturellen Einrichtungen hineinzuschlagen, für Führer und Reich..."

04.08.1942

Mit diesem Transport werden 43 "Häftlinge" vom KL Flossenbürg zum KL Auschwitz überstellt.. Nach der Übernahme ins Lager erhalten die Übernommenen 43 "Häftlinge" die Häftlingsnummern 55865 - 55909

02.09.1942

Mit diesem Transport werden 50 "Häftlinge" vom KL Flossenbürg zum KL Auschwitz überstellt. Nach der Übernahme ins Lager erhalten die Übernommenen 50 "Häftlinge" die Häftlingsnummern 62847 - 62896

08.02.1943

Stärkemeldung vom 08. Februar 1943
4004 Häftlinge
(2033 politische Schutzhäftlinge (die Mehrzahl davon bestand aus Nichtdeutschen: Sowjetrussische, 'in Schutzhaft genommene' Zivilarbeiter, tschechische Schutzhäftlinge und einige Franzosen und Holländer, die Minderheit bestand aus deutschen politischen Häftlingen), 782 Vorbeugehäftlinge (deutsche sogenannte 'Kriminelle'), 66 Arbeitsscheue (wohlausschließlich Deutsche), 105 Homosexuelle (ebenfalls wohl ausschließich Deutsche), 11 SAW-Häftlinge (Deutsche), 7 Bibelforscher (Deutsche), 1 Rasseschänder (deutsche)

25.02.1943

am 25.02.1943 werden mit einem Transport 5 "Häftlinge" (1 Optiker u. 4 Mechaniker zur Verfügung der DAW für die optische Instandsetzungswerkstätte) vom Konzentrationslager Flossenbürg zum Konzentrationslager Buchenwald überstellt

09.10.1943

am 09.10.1943 wird in einem Transport 1 "Häftling" vom Konzentrationslager Flossenbürg zum Konzentrationslager Buchenwald transportiert.

23.11.1944

Der mit 400 Häftlingen aus dem KL Flossenbürg beladene Güterzug 6395 stößt in der Nähe von Wiesau mit einem anderen Zug zusammen. Die Häftlinge sollen in das KL-Nebenlager Leitmeritz zur Zwangsarbeit in einer geheimen Rüstungsfabrik gebracht werden (Tarnname Elsabe). Gegen die Kälte sind die Böden der Häftlings-Güterwagen mit Stroh bedeckt und in den Wagen befinden sich Kanonenöfen – bei den von außen fest verschlossenen umstürzenden Waggons eine tödliche Falle. Bisher ist kein KZ-Häftling aus dem Transport bekannt, der das Kriegsende überlebt hat und von dem Unglück berichten kann. Erst im Jahr 2012 wird nach fast 70 Jahren die geheime Transportliste des Zugs entdeckt.
Opferbilanz: 57 Tote (52 Häftlinge, 4 SS-Wachmänner, 1 Reichsbahnangehöriger [Lokheizer]), zahlreiche Verletzte.

29.12.1944

Am 29. Dezember 1944 fand sich ein Mitarbeiter der Firma Osram im KZ Flossenbürg ein, um 180 Häftlinge aus einem Transport aus Gros-Rosen auszusuchen. Begleitet wurde er vom dortigen Arbeitseinsatzführer, SS-Unterscharführer Friedrich Becker.
"Bei den uns zur Verfügung gestellten Häftlingen handelt es sich um ungarische Juden, welche fast durchweg im Alter von 20–40 Jahren stehen und körperlich gut aussehen. Der Lagerarzt hatte alle vorher untersucht und in Gesundheitsklassen eingeteilt, sodas es für mich leichter war, kranke und anfällige Häftlinge zurückzuweisen. Es gelang mir, unsere Forderung nach Fachkräften soweit durchzudrücken, das wir z. B. restlos alle Metallhandwerker, welche sich im Transport befanden, bekommen."

03.04.1945

Am 03.04.1945 wird der am 27.03.1898 in Steinwiesen geborene Dr. oec. publ. Müller Josef zusammen mit Ludwig Gehre, Franz-Maria Liedig, Alexander von Falkenhausen, Friedrich von Rabenau, Hermann Pünder, Fliegeroffizier Wassili Kokorin (Neffe Molotows), Hugh M. Falconer (Squadron Leader Royal Air Force), Payne Best, Dietrich Bonhoeffer als Sonderhäftling des RSHA im Konzentrationslager Flossenbürg übernommen. Josef Müller war vom 03.04.1945-15.04.1945 im KZ Flossenbürg inhaftiert. Er wurde am 03.04.1945 vom Konzentrationslager Buchenwald überstellt, wo er vom 07.02.1945-03.04.1945 inhaftiert war. Josef Müller ist am 12.09.1979 in München verstorben, und wurde auf dem Münchener Waldfriedhof - Neuer Teil, Lorettoplatz 3, Lage 461-W-20 beerdigt.

07.04.1945

Der SS-Standartenführer Walter Huppenkothen begibt sich am 07.04.1945 (zusammen mit seiner Ehefrau Erika) - er hat sich dem Transport G. angeschlossen - nach Flossenbürg, um beim Sondergericht gegen "Widerstandskämpfer" des 20.07.1944 als Ankläger mitzuwirken.

08.04.1945

Am Sonntag, den 08.04.1945 fand das befohlene Standgericht in Flossenbürg gegen General Oster, Admiral Canaris, Heereschefrichter Dr. Sack, Hauptmann Gehre und Pastor Dietrich Bonhoeffer - wahrscheinlich wurde einzeln in dieser Reihenfolge verhandelt - statt. Eine zeitliche Festlegung ist nur insofern möglich, als das Standgericht nicht erheblich vor Mittag des genannten Tages begonnen haben kann und bis etwa Mitternacht zu Ende geführt worden sein muss. Jedenfalls aber - dies steht eindeutig fest - wurden die sämtlichen fünf genannten Männer am Morgen des Montag, 9. April 1945, etwa zwischen 6 und 7 Uhr hingerichtet.
Gegen die fünf Männer wurde in einem Raum des Kommandanturgebäudes des KL Flossenbürg verhandelt. Die betreffenden Personen wurden hiezu jeweils aus dem Kommandanturarrest vorgeführt. Huppenkothen fungierte in diesem Verfahren als Ankläger;
SS-Richter Otto Thorbeck führte den Vorsitz des Gerichts; ein Beisitzer war - ähnlich wie in Sachsenhausen-Oranienburg in dem Standgerichtsverfahren gegen von Dohnanyi - der KL-Kommandant von Flossenbürg, SS-Obersturmbannführer Kögel. Es ist wahrscheinlich, dass das Standgericht aus drei Personen bestand. Es ist nicht zu widerlegen, dass die sämtlichen fünf Männer jeweils zur Anklage gehört wurden und zum letzten Wort zugelassen wurden, dass das Urteil in geheimer Beratung gefasst, vom SS-Richter Otto Thorbeck schriftlich mit Gründen niedergelegt und in Gegenwart der damaligen Angeklagten verkündet wurde. Keiner der Angeklagten hatte aber einen Verteidiger; ein Protokollführer war nicht zugezogen.
Walter Huppenkothen
wäre auf Grund seiner Dienststellung und besonders seiner Tätigkeit als Anklagevertreter in den Standgerichtsverhandlungen rechtlich verpflichtet gewesen, die "Hinrichtungen", die in seiner Anwesenheit ohne vorherige Urteilsbestätigung durchgeführt wurden, zu verhindern.

09.04.1945

Am 09.04.1945, etwa zwischen 6 und 7 Uhr werden an der Hinrichtungsstätte im Hofe des Kommandanturarrestes im Beisein des Standortarztes SS-Obersturmbannführer Dr. Fischer der Chef der deutschen Abwehr, Admiral Wilhelm Franz Canaris * 01.01.1887 in Dortmund-Aplerbeck i.Westf., der Theologe Dr. Dietrich Bonhoeffer * 04.02.1906 in Breslau, der Hauptmann Ludwig Gehre * 05.10.1895 in Düsseldorf, der Generalmajor Hans Oster 09.08.1887 in Dresden, der Generalstabsrichter Karl Sack * 09.06.1896 in Bad Kreuznach Stadtteil Bosenheim, der Jurist Theodor Strünk * 07.04.1895 in Kiel-Friedrichsort (Pries), der Jurist und Legationsrat a.D. Oscar Camminecci * 17.04.1885 als Beteiligte des missglückten Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli hingerichtet. Während der sämtlichen Hinrichtungen, die nacheinander stattfanden und eine halbe bis eine Stunde beanspruchten, war Walter Huppenkothen persönlich zugegen. Die fünf Männer mussten völlig nackt eine Art Stiege besteigen; es wurde ihnen ein Strick um den Hals gelegt und sodann die Stiege weggezogen. Der Tod trat unmittelbar darauf ein. Huppenkothen fuhr nach der Hinrichtung, wahrscheinlich noch am gleichen Tage, in Richtung Hof mit dem weiteren Ziel Berlin ab. Über die Ereignisse in Flossenbürg erstattete er im RSHA Meldung.

Am 08.04.1945 (Weisser Sonntag) gegen 10:00 Uhr erhalten die im Lager Flossenbürg festgehaltenen Sonder- und Sippenhäftlinge des RSHA die Ankündigung des Abtransportes. Sie werden aufgefordert ihre Sachen zu packen. Der Abtransport ist angesagt auf 13:00 Uhr, gegen Mittag langer Fliegeralarm, der Abmarsch wird daraufhin auf Montag den 09.04.1945 4:00 Uhr angesetzt. Die „Häftlinge“ werden am Montagmorgen um 3:00 Uhr geweckt, 4:00 Uhr ist Abfahrt; dabei sind: General Thomas, Dr. Hjalmar Schacht, Dr. Kurt von Schuschnigg. An dem Omnibus wird noch ein Wagen angehängt, mit dem Erika Huppenkothen, die Ehefrau des Regierungsdirektors und SS-Standartenführers im Reichssicherheitshauptamt und NS-Verbrechers Huppenkothen Walter in Sicherheit gebracht werden soll. In Schönberg nördl. Passaus steigen weitere Sonder- und Sippenhäftlinge zu. Darunter General Ernst Alexander Alfred Herrmann Freiherr von Falkenhausen. Der Transport erreicht das Konzentrationslager Dachau über Landshut, Freising am Abend des gleichen Tages.

15.04.1945

Am 15.04.1945 werden die Sonder- und Sippenhäftlinge des RSHA die im Konzentrationslager Flossenbürg festgehalten werden, mit Busse und PKWs unter Bewachung ins Konzentrationslager Dachau verbracht. Ein erster Transport hatte Flossenbürg bereits am 09.04.1945 Richtung Dachau verlassen.
Unter den deportierten befindet sich auch der am 27.03.1898 in
Steinwiesen geborene Dr. oec. publ. Müller Josef. Er war in Flossenbürg vom 03.04.1945-15.04.1945 inhaftiert. Sie werden am 15.04.1945 ins Lager Dachau übernommen, und sind hier bis zum 24.04.1945 inhaftiert. Josef Müller ist am 12.09.1979 in München verstorben, und wurde auf dem Münchener Waldfriedhof - Neuer Teil, Lorettoplatz 3, Lage 461-W-20 beerdigt.

16.04.1945

Am 16. April 1945 begann dann die Auflösung des KZs Flossenbürg.
Ein erster Transport verließ an diesem Tag das Lager in Richtung Dachau. Fast 2000 jüdische Männer und Jugendliche wurden zu Fuß nach Floß getrieben und dort in Güterwagen verladen. Diejenigen, die unterwegs den Beschuss durch amerikanische Tiefflieger und die Hetzjagd durch SS-Männer überlebt hatten, wurden in der Nähe von Schwarzenfeld aus den Zügen geprügelt und in mehreren Gruppen zu je 200 Menschen in Richtung Südosten getrieben. Nicht mehr gehfähige Häftlinge wurden erschossen. Ein Grüppchen Überlebender wurde um den 23. April von Einheiten der 97. Infanterie Division der 3. US-Armee befreit.

23.04.1945

Am 23.04.1945 gegen 10:30 Uhr erreichen die ersten Soldaten des 358th and 359th U.S. Infantry Regiment of the 90th U.S. Infantry Division das Konzentrationslager Flossenbürg. Sie finden noch 1526 halbverhungerte Häftlinge vor, darunter 186 Typhuskranke, und 98 Diphtheriekranke. Nach der Befreiung sind an den Folgen nachweislich noch 146 verstorben.

Name der Häftlinge

Pagener Siegfried Epe Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Münster Landkreis Ahaus
überstellt von
Vernichtungslager Auschwitz

Verfahren nach 1945

NS-Archiv des MfS, Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt
Obj. 14 ZB 55/166
Ermittlungsverfahren (nach SMAD-Befehl 201; Kontrollrats-Gesetz Nr. 10; Kontrollrats-Direktiven Nr. 24 und Nr. 38) gegen den ehemaligen Hauptmann der Wehrmacht, Angehörigen der Waffen-SS und Schutzhaftlagerführer der KZ-Lager Flossenbürg (1944) und Leitmeritz (1944-1945) Albert Heiling, geb. 22.02.1896, wegen politischer Tätigkeiten