SS-Standartenführer und Oberregierungsrat

* 10.07.1902 in Johannesthal (Janov u Krnova)

Mildner war einer der blutrünstigsten Schlächter, die im Dritten Reich existierten. Er stellte schon rein äußerlich die Verkörperung eines Despoten dar. Auffallend war besonders sein wuchtiger, stiernackiger Schädel, aus dem ein paar eiskalte, grausame Augen prüfend betrachteten. Hinzu kam, dass sein Gesicht durch Säbelhiebe von Mensuren gezeichnet war.

Sohn eines Zimmermanns

1916
Freiwilliger in der österreichischen Armee (erster Weltkrieg)

Freikorps Sudetenland

Polizeidirektion Salzburg
Polizeiausbildung

1931
Eintritt in die NSDAP (Mitglieds Nu. 614 080)

Innsbruck
Studium der Rechts- und Staatswissenschaften

1934
Promotion zum Dr. jur.

1935
Eintritt in die SS (Mitglieds Nu. 275 741)

1935
politische Polizei in München

1935
deutsche Staatsangehörigkeit

30.01.1936
Beförderung zum SS-Untersturmführer

09.11.1936
Beförderung zum SS-Obersturmführer

20.04.1937
Beförderung zum SS-Hauptsturmführer

30.01.1938
Beförderung zum SS-Sturmbannführer

00.03.1938
stellvertretende Leitung der Gestapo in
Linz

1939
Leiter der Gestapo in
Salzburg (vier Monate)

00.12.1939 - 00.03.1941
Leiter der Staatspolizeistelle
Chemnitz

ab 00.03.1941
Chef der Staatspolizeileitstelle
Kattowitz

00.11.1941
Mildner selektiert in
Auschwitz russische Kriegsgefangene: 300 werden als fanatische Kommunisten, 700 als politisch belastet eingestuft und umgehend ermordet. 8000 Russen gelten als politisch nicht verdächtig und sterben nach und nach an den Lagerbedingungen.

20.04.1942
Beförderung zum SS-Obersturmbannführer

ab Mitte 1942
Übernahme der Ausführung der Standgerichtsbarkeit für Oberschlesien mit den Regierungsbezirken Kattowitz und Oppeln. (In dieser Position saß er dem „Polizei- und Standgericht“ der Gestapo im
Block 11 des Stammlagers des KZ Auschwitz vor.)

00.08.1942
Leitete mit Hans Dreier im August 1942 eine fast einwöchige Selektion und die Deportation von 11000 Juden aus
Sosnowitz und Bendzin nach Auschwitz.

07.09.1943
Beförderung zum SS-Standartenführer

19.09.1943
Versetzung nach
Kopenhagen

19.09.1943 - 00.01.1944
Mildner sollte In Kopenhagen Maßnahmen gegen den Widerstand unternehmen, wobei auch eine Judenaktion geplant war. Als diese gewarnt wurden und nach Schweden entkommen konnten, lastete Heinrich Himmler ihm das an. So musste Mildner Anfang Januar 1944 schon wieder seinen Posten räumen, den nun SS-Standartenführer Otto Bovensiepen übernahm.

00.01.1944 - 00.02.1944
Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD in
Kassel.

00.03.1944 - 00.06.1944
Regierungsdirektor und Leiter der Abteilung IV A 5 im RSHA

ab 00.12.1944
Chef der Sicherheitspolizei und des SD der Kommandeurdienststelle (vorher Staatspolizeileitstelle) im vormaligen Hotel Metropol am Morzinplatz in
Wien

08.04.1945
führend an der öffentlichen Exekution der österreichischen Widerstandskämpfer Major Karl Biedermann, Hauptmann Alfred Huth und Oberleutnant Rudolf Raschke in Floridsdorf beteiligt.

30.05.1945
Am 30. Mai 1945 wurde er von der US-Besatzungsmacht in Hinterstoder festgenommen. Bei den Verhören gelang es ihm, die nicht kundigen Verhörer über die Kommandostränge innerhalb der Gestapo zu täuschen. Da er sich andererseits aber kooperativ zeigte, konnte er als Zeuge gegen den Chef des RSHA, Ernst Kaltenbrunner, im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess aussagen.

02.01.1946
Beim Nürnberger Hauptprozess wurde am 2. Januar 1946 als Teil der Anklage ein Schreiben des Generalstaatsanwalts in Kattowitz vom 3. Dezember 1941 an den Reichsminister der Justiz über Polizeiliche Exekutionen ohne Strafverfahren vorgelegt:
„Vor etwa 3 Wochen sind in Tarnowitz im Zusammenhang mit der Zerschlagung einer hochverräterischen Organisation von 350 Mitgliedern die 6 (zum Teil Volksdeutschen) Haupttäter von der Polizei erhängt worden, ohne daß die Justiz davon Kenntnis hatte. Solche Exekutionen sind bereits früher an kriminellen Tätern im Bezirk in Bielitz gleichfalls ohne Kenntnis der zuständigen Strafverfolgungsbehörde erfolgt. Am 2. Dezember 1941 hat der Leiter der Staatspolizeistelle Kattowitz, Oberregierungsrat Mildner, dem Unterzeichneten mündlich berichtet, daß er diese Exekutionen mit Ermächtigung des Reichsführers der SS als notwendige Sofortmaßnahme durch öffentliches Hängen am Tatort angeordnet habe, und daß die Maßnahmen zur Abschreckung auch künftig solange fortgesetzt werden müßten, bis die verbrecherischen und aktivistischen deutschfeindlichen Kräfte im eingegliederten Ostgebiet zerschlagen seien oder andere Sofortmaßnahmen, u. U. auch der Gerichte, gleiche abschreckende Wirkung gewährleisteten. So wurden auch heute in dem Gebiete in und um Sosnowitz 6 Haupträdelsführer einer anderen polnischen hochverräterischen Organisation zur Abschreckung öffentlich erhängt.“

War Zeuge der Verteidigung für RSHA-Chef Ernst Kaltenbrunner während der Nürnberger Prozesse

1949
Mildner wird aus der Internierung entlassen und taucht unter.

Gerichtsverfahren nach 1945
LG Wien
27c Vr 5193/60

1960
Anfang der 1960er Jahre wollte die Staatsanwaltschaft Wien ein neues Ermittlungsverfahren gegen Mildner einleiten, doch Rudolf Mildner war verschwunden.

Aussage SS-Oberscharführer
Broad Pery
»Kaum eine Minute nimmt jeder Fall in Anspruch. Nach knapp zwei Stunden ist die Sitzung beendet. Von den 210 Personen wurden 206 zum Tode verurteilt und für 4 Schutzhaft angeordnet.«

Broad über Mildners Urteile in Auschwitz: »Ein sechzehnjähriger Junge wird hereingeführt. Er hat sich aus unerträglichem Hunger aus irgendeinem Laden etwas zu essen gestohlen. Nachdem Mildner ihm sein Todesurteil vorgelesen hat, legt er langsam das Blatt auf den Tisch und richtet seine durchbohrenden Blicke auf die kleine, bleiche Gestalt. >Hast du Angst vor dem Tod?< forscht der stiernackige Menschenschlächter und weidet sich mit sadistischem Genuß an seinem Opfer. Der Junge gibt keinen Ton mehr von sich, er zittert nur etwas. >Wir werden dich heute erschießen<, spricht Mildner und ist bemüht, seiner Stimme einen schicksalsschweren Ausdruck beizulegen, >du wirst sonst doch nur eines Tages aufgehängt. In einer Stunde bist du tot!«<

Aussage Sybille Steinbacher
»In sogenannten Auffanglagern wurden die Juden bis zur Abfahrt zusammengepfercht. Säuglinge und Kinder starben dort in diesen Tagen, alte Leute begingen Selbstmord, und manche, verloren den Verstand.«

Aussage Rudolf Franz Ferdinand Höss
Rudolf Mildner war in der Zeit von ungefähr März 1941 bis September 1943 Chef der Gestapo in
Kattowitz, und als solcher Leiter der politischen Abteilung in Auschwitz, die die Verhöre dritten
Grades leitete. In dieser Eigenschaft sandte er häufig Gefangene nach Auschwitz zur Einkerkerung oder Hinrichtung. Er besuchte Auschwitz bei verschiedenen Gelegenheiten. Der Gestapo-Gerichtshof, das SS-Standgericht, die Personen verhörten, die verschiedener Verbrechen beschuldigt waren, usw., kamen häufig in Auschwitz zusammen und Mildner wohnte dem Verhör solcher Personen oft bei, die gewöhnlich gemäss dem Urteilsspruch in Auschwitz hingerichtet wurden. Ich zeigte Mildner die Vernichtungsanlage in Auschwitz in ihrem ganzen Umfang, und er war sehr interessiert, da er Juden aus seinem Gebiet zur Hinrichtung nach Auschwitz senden musst