Polizeihaftlager Compiegne

Übersicht

Bezeichnung: Polizeihaftlager in Frankreich

Gebiet
Frankreich, Region Picardie, Département Oise Arrondissement Compiègne

Gebiet heute
2 bis rue des Martyrs de la liberté Camp de Royallieu 60200 Compiègne

Eröffnung
28.08.1941

Durch Erlass vom 30. Dezember 1941 wird das Lager zu einem "Haftlager der deutschen Polizei". Widerstandskämpfer, Gewerkschaftler und Politiker, Juden, bei Razzien festgenommene Zivilisten, Ausländer.

Deportationen
23.03.1942 bis 18.08.1944 Häftlingstransporte nach KZ (Auschwitz)
am 27. März 1942 1.118 in das KZ Auschwitz
am 05. Juni 1942 1.000 In das KZ Auschwitz

Schließung
18.08.1944

Unterstellung
BdS Paris

Häftlinge
Zunächst Juden versch. Nationalitäten, später beinahe ausschließlich politische Häftlinge und Geiseln

Geschlecht
Frauen, Männer und Kinder

Einsatz der Häftlinge bei

Art der Arbeit

Lagerausstattung

Ausstattung der Insassen

Lageralltag

Bemerkungen
Vor der Verwendung als Polizeihaftlager Kriegsgefangenenlager, daher die Bezeichnung Frontstalag 122

Später wurde unter den Nazis in Compiègne ein Transit- und Internierungslager in Royallieu eingerichtet (von Juni 1941 bis August 1944). Politisch umstritten war damals die Kollaboration des Vichyregimes mit der Besatzungsmacht. Es gab in dieser Zeit dort über 50.000 Häftlinge. In einem abgeschirmten Teilbereich, Lager C, waren die Lebensbedingungen für die Häftlinge tödlich.
Der erste Zug mit politischen Häftlingen verließ Royallieu am 6. Juli 1942 in Richtung Auschwitz

27.03.1942

Am 27. März 1942 verlässt ein Personenzug mit 565 Männern zwischen 18 und 49 Jahren aus dem Lager Drancy den Bahnhof von Bourget. Der Zug fährt nach Compiegne, wo die andere Hälfte der jüdischen Männer einsteigen muss. Fünfzig Prozent der Deportierten besitzen die französische Staatsbürgerschaft. Am 30. März 1942 erreicht der Zug Auschwitz.

Mit diesem
Transport (Nu 1) werden 1118 "Häftlinge" aus dem Polizeihaftlager Compiegne ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Es ist der erste Massentransport von Juden aus Frankreich. Sie stammen aus verschiedenen europäischen Ländern und sind in Paris am 14. Mai, 20. August und 12. Dezember 1941 verhaftet worden. Die einen sind im Lager Drancy und die anderen in Compiegne gefangengehalten worden. Während der Fahrt, die einige Tage dauert, erhalten sie nichts zu trinken. Einige Häftlinge sterben. Nach der Übernahme ins Lager erhalten die Übernommenen 1112 "Häftlinge" die Häftlingsnummern 27533 - 28644. 22 Personen aus diesem Transport haben den Krieg überlebt

05.06.1942

Ein von Theodor Dannecker unterzeichnetes Fernschreiben gab an, dass der Zug DA 301 Compiegne am 5. Juni 1942 mit 1000 Juden an Bord verließ. Leiter des Transports war der Leutnant der Feldgendarmerie Reiff. Der Fahrplan wurde am 3. Juni von General Möhl bestätigt. Danach sollte der Zug mit der Bezeichnung DA 301 um 9:30 Uhr Compiègne verlassen, um 10:31 Uhr Fargniers passieren, zwischen 11:10 und 11:30 Uhr in Laon Halt machen, um 12:03 Uhr Guignicourt und um 12:24 Uhr Reims passieren, zwischen 13:25 und 13:35 Uhr in Chalon-sur-Saône Halt machen, um 14:43 Uhr Revigny passieren und dann mit einem Zwischenhalt in Novéant (Neuburg) von 16:50 bis 17:10 Uhr nach Nancy weiterfahren. Der Zug konnte eine Ladung von 350 Tonnen transportieren und eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h erreichen. Er bestand aus einer Lokomotive, zehn Güterwaggons und einem Schlafwagen. Während die Waggons aus Deutschland stammten, wurde die Lokomotive des Zugs von der Staatlichen Eisenbahngesellschaft Frankreichs (SNCF) zur Verfügung gestellt; SNCF-Personal begleitete den Zug bis zur Grenze in Novéant (Neuburg). An der französisch-deutschen Grenze wurden die französische Lokomotive und das französische Personal durch Reichsbahnmitarbeiter und deutsche Technik ersetzt. Laut einer Zeugenaussage von Henri Tajchner, der auf diesem Transport deportiert wurde, wurden in jeden Waggon 100 Juden gestoßen. Pro Waggon wurde ein Eimer Wasser bereitgestellt, der nur für wenige Menschen reichte. Durch die Bewegung des Zugs wurde das gesamte Wasser innerhalb weniger Minuten nach der Abfahrt verschüttet. Am zweiten Tag der Reise, erinnert sich Tajchner, kam der Zug an einem Bahnhof zum Stehen und er sah deutsche Soldaten. An diesem Punkt wurden die Deportierten aus den Viehwaggons geholt und für den Rest der Reise nach Auschwitz in einen Personenzug verfrachtet. Rubin Kamioner erinnert sich an seine Ankunft in Auschwitz: „Als wir ankamen, wurden wir gezwungen uns in Fünferreihen aufzustellen. Für die deportierten Franzosen, die weder Deutsch noch irgendeine andere Sprache außer Französisch sprachen, war diese Erfahrung noch härter, da sie die Befehle nicht verstehen konnten. Wir wurden in Richtung Lager geführt, einige von uns unter schweren Schlägen. Ich sah das Schild mit der Aufschrift ‚Arbeit macht frei‘. Einerseits wurden wir geschlagen, dann, beim Einzug ins Lager, mit Musik empfangen, dem ‚Willkommensmarsch‘, gespielt vom Orchester.

Nach der Übernahme ins Lager erhalten die Übernommenen "Häftlinge" die Häftlingsnummern 38177 - 39176. Am 15. August 1942 sind nur noch 217 von ihnen am Leben, d. h. innerhalb von zehn Wochen kommen 783 Menschen ums Leben.

06.07.1942

Mit diesem Transport werden 1105 politische Gefangene, überwiegend Kommunisten und Gewerkschafter sowie 50 Juden aus dem Polizeihaftlager Compiegne ins KL Auschwitz deportiert. Nach der Übernahme ins Lager erhalten die Übernommenen "Häftlinge" die Häftlingsnummern 45157 - 46326