SS-Oberscharführer

* 15.02.1891 in Marpingen
† 28.05.1946 in
Landsberg (gehängt)

verheiratet, Vater von fünf Kindern

Beruf: Steinbrecher

Soldat im ersten Weltkrieg

01.05.1933
Eintritt in die NSDAP Ortsgruppe Marpingen (Mitglieds Nu. 2 709 826)

1939
KL
Buchenwald

Juli 1941
KL
Neuengamme

Ende 1942
KL
Dachau

August 1944 - Dezember 1944
KL
Auschwitz
10. SS-Ausbildungskompanie in Auschwitz

Dezember 1944
KL
Kaufering I

Januar 1945 - Mitte April 1945
Lagerkommandant NL
Mittergars

Mitte April 1945
KL Dachau

Evakuierungsmarsch in Richtung Bayrischzell

setzte sich Anfang Mai 1945 bei Tegernsee ab

29.04.1945
bei Miesbach verhaftet

15.11.1945
im Dachau-Hauptprozess, im Rahmen der Dachauer Prozesse, als Kriegsverbrecher von einem US-amerikanischen Militärgericht angeklagt

13.12.1945
mit 35 weiteren Mitangeklagten zum Tod durch den Strang verurteilt

28.05.1946
im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg gehängt

Die Hingerichteten wurden auf dem sogenannten Spöttinger Friedhof (Gefängnisfriedhof) begraben. Aufgrund starker Proteste von der
Gutmenschen-Mafia! wurde 2003 der Friedhof entwidmet und die
Namensschilder von den Gräbern entfernt.

Hinrichtungsprotokoll der Verurteilten des Dachauer Prozesses vom 28./29. Mai 1946, abgezeichnet vom Assistenten des Henkers Woods, Stanley Tilles
Alle Verurteilten wurden darauf von Dachau in die Haftanstalt nach Landsberg vebracht, die als Hinrichtungsstätte des amerikanischen Scharfrichters John C. Woods diente. Woods empfahl sich der US-Besatzungsregierung nicht nur durch eine langjährige Berufserfahrung, sondern ferner durch einen ausgesprochenen Deutschenhaß für seine Aufgabe, welchen er auf die Vorfälle in Malmedy 1944 zurückführte.
Am 28. / 29. Mai 1946 durfte Woods seine erste Massenexekution an den Dachauer Verurteilten in Landsberg vollziehen. Amerikanische Pressevertreter waren anwesend und das Spektakel durfte sogar gefilmt werden. Die Leichen, sofern sie nach den Vorgängen nicht unmittelbar von ihren Angehörigen bei der Gefängnisverwaltung beansprucht worden waren, wurden auf dem Friedhof Spötting nahe der Haftanstalt verscharrt.

Aussagen von Häftlingen

Aussagen von Häftlingen aus dem Lager Kaufering
Kirsch gab den Befehl, die großen Mäntel, Unterwäsche, sogar Schuhe, Uhren und Wertgegenstände und Papiere wegzunehmen. Er sagte, daß an diesem Ort keine Personalpapiere nötig seien. (Dr. Jacob Kaufman)

Nach unserer Ankunft mußten wir zum sogenannten Appell antreten. ...Meine Freundin und ich übersetzten was die Deutschen uns erzählten: "Das wird das Essen für euch sein, ihr schmutzigen, jüdischen Säue. Das ist alles was ihr in der nächsten Zeit bekommen werdet, bis ihr tot umfallt!" (Gisela Stone)

In Kaufering empfing uns Rapportführer Kirsch. Er belehrte uns über die Pflichten eines Konzentrationslagerinsassen: "Ihr dreckigen Schweine, ihr wißt, daß ihr von diesem Tag an Dachau-Brot essen werdet und das bedeutet, daß ihr, bevor eure Zeit kommt, zur Hölle fahren werdet, falls ihr eure Pflicht nicht erfüllt. (Dr. Selmond Greenberg)

Einmal, als wir von der Arbeit zurückkehrten, fragte Kirsch jeden Häftling ob er krank sei oder nicht. Wir hatten Angst zu antworten, denn wir ahnten, was uns bevorstehen würde, wenn wir krank im Lager bleiben würden. Dann schlug er die Häftlinge schrecklich. Er trat sie mit den Füßen und er schlug sie mit einer Eisenstange. (Riva Levi)

Kirsch prügelte nicht nur mit seinen Fäusten und Füßen auf die Häftlinge ein, sondern er benutzte auch Stöcke und Gummischläuche. Ich sah ihn viele Häftlinge schlagen. Er schlug sie so schlimm, daß viele der Häftlinge kollabierten. (Dr. Jacob Kaufman)

Mit einem sadistischen Vergnügen schlug er die Alten, die Kranken und die Schwachen. ... Während der ersten zwei Monate sah ich Kirsch jeden Tag. Ich arbeitete in der Nähe des Lagers. Hier arbeiteten 18 ältere Menschen, die mehrmals täglich von Kirsch mißhandelt wurden. Auf Grund dieser Mißhandlungen waren nach ungefähr vier Wochen 75 % der Menschen nicht mehr am Leben. Kirsch schlug mit so bestialischer Besessenheit, daß er Gehirnerschütterungen, innere schwere Blutungen und Knochenbrüche verursachte. (Dr. Selmond Greenberg)

Es war auf dem Appellplatz. Es war zu der Zeit, als alle Häftlinge zusammen mit den Blockältesten herausgerufen wurden und ein Strafblock auf den Platz gebracht wurde. Ein Gefangener mit dem Namen Feinberg wurde auf den Kasten gelegt und mit einem Holzprügel auf das Hinterteil geschlagen. Kirsch stand dabei und der Blockälteste vollzog die Prügel. Wenn er nicht hart genug zugeschlagen hätte, hätte man ihn selbst auf den Strafblock gelegt. Der Holzprügel war zwei bis zweieinhalb Meter lang und hatte einen Umfang von acht bis zehn Zentimeter. (Dr. Jacob Kaufman)

Fünf Gefangene machten sich Fußlappen aus einer Decke und sie wurden auf dem Appellplatz im Lager I aufgehängt. Ich arbeitete damals in der Küche und ich sah, wie Kramer und Kirsch diese fünf Männer aus dem Kartoffelkeller holten. (Riva Levi)

NSDAP in Marpingen

Die NSDAP in Marpingen wurde am 01. Mai 1933 von 16 Marpinger Männern gegründet. Dies geht aus der erhaltenen Mitgliedsliste hervor, die bis zum 01. Oktober 1940, dem Tag des bis dahin letzten Parteieintrittes, geführt wurde. In ihr sind bis zu diesem Eintrittstermin 143 Mitglieder aufgelistet. 17 von ihnen werden heute noch im Marpinger "Ehrenbuch" als "Helden" geehrt.
Erster und langjähriger Parteiführer war der Bäcker und Wirt Reinhold Hahn. Als Ortsgruppenleiter der Marpinger NSDAP wirkte er von der Gründung der Ortsgruppe im Mai 1933 bis zu seinem Tode am 12. Februar 1944. Zugleich war er von September 1935 an auch Ortsbürgermeister von Marpingen. Nach seinem Tode übernahmen nacheinander die Parteigenossen Emil Geßner, Friedrich Lambert und Julius Recktenwald das Amt des Ortsgruppenleiters bis zum Ende des Nationalsozialismus.
Die Partei stellte mit Gründung der sogenannten „3. Deutschen Front", am 01.März 1934, ihre Tätigkeit offiziell ein und wurde im Oktober 1935, nachdem sie nach der Rückgliederung zunächst nur eine „Zelle" war, zu einer selbstständigen Ortsgruppe.
Unter diesen Gründungsmitgliedern befanden sich auch drei Männer, die im Nazi-Reich eine zweifelhafte Karriere machen konnten. Einmal der schon erwähnte langjährige Ortsgruppenleiter und Bürgermeister Reinhold Hahn, der wesentlich daran beteiligt war, dass der Widerstandskämpfer Alois Kunz verhaftet wurde und ins Konzentratonslager kam, dann der SS-Unterscharführer Reinhold Schmidt, der als Freiwilliger der Waffen-SS-Totenkopfstandarden seit März 1941 im Konzentrationslager Auschwitz als KZ-Wächter Dienst tat - während seines Aufenthalts wurde sein Marpinger Mitbürger Alois Kunz dort ermordet - und als Dritter der SS-Oberscharführer Viktor Kirsch, der als Aufseher in Auschwitz und in Dachau dem Verbrecher-Regime diente. Letzterer wurde im Mai 1946 in Landsberg am Lech als Kriegsverbrecher von den Amerikanern hingerichtet. Hahn und Schmidt findet man heute noch im Ehrenbuch der Gemeinde Marpingen, in dem die Gemeinde in "tiefer Ehrfurcht" ihrer gedenkt.

Vier Wochen nach der offiziellen Gründung traten am 01. Juni 1933 weitere 28 Männer der Nazi-Partei bei, unter ihnen auch der Autor des Marpinger Heimatbuches und Ehrenbürger der Gemeinde Marpingen, Wilhelm Bungert. Nach der Besetzung Polens 1939 verließ er sein Heimatdorf und wurde Amtsbürgermeister in Adelshofen im Gau Wartheland im damaligen Generalgouvernement Polen. Und am 01. August 1933 konnte die NSDAP in Marpingen wiederum fünf neue Mitglieder begrüßen, so dass sechs Monate nach der Machtübertragung an Hitler und eineinhalb Jahre vor der Saarabstimmung in Marpingen eine NSDAP-Ortsgrupe von 49 Mitgliedern bestand.
Die Gründungsmitglieder und die übrigen Mitglieder mit Eintrittsdatum 1933, also die sogenannten "33er PGs", gehörten überwiegend der Arbeiterschaft und der unteren Mittelschicht an. Unter ihnen befand sich keine Frau. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die relativ kleine Berufgruppe der Lehrer mit vier Personen verhältnismäßig stark vertreten war. Die am häufigsten vertretenen Berufe der „33er Pgs" waren: 6 Bäcker, 4 Elektromonteure, 4 Bergleute, 4 Steinbrucharbeiter, 3 Chauffeure, 4 Lehrer, 2 Landwirte, 2 Maurer. Daneben gehörten zu dieser Gruppe noch ein Kassenrendant (Kassenverwalter) und ein Sparkassenangestellter sowie ein Bauunternehmer. Weiter auffallend ist, dass in dieser ersten Phase 1933 in dem Bergarbeiterdorf Marpingen nur 4 Bergleute NSDAP-Mitglied wurden.
Alle „33er Pgs" erhielten Mitgliedsnummern im 2er Millionenbereich, wobei die am 01. Juni und am 01. August 1933 Eingetretenen überraschenderweise kleinere Mitgliedsnummern - im 2,6er Millionenbereich - als die am 01. Mai 1933 Eingetretenen - im 2,7er Millionenbereich - erhielten. (Im Reich bezeugte eine kleinere Mitgliedsnummer auf dem Parteiausweis den früheren Eintritt in die Partei.)
Am 26. Februar 1934 wurde dann die NSDAP im Saargebiet aufgelöst und in die „Deutsche Front" überführt. Am 20. März 1935 wurde sie neu gegründet, so dass der nächste Aufnahmeschub erst nach der Neugründung festzustellen war. In dieser Aufnahmephase sollten diejenigen zuerst ihre Mitgliedsausweise erhalten, die sich in der „Deutschen Front" bewährt hatten und wegen der Auflösung der Partei vor der Rückgliederung nicht mehr aufgenommen werden konnten. Für sie wurde der 01. November 1935 als Eintrittstag festgelegt. In Marpingen waren dies 32 Personen. Diese Gruppe erhielt Mitgliedsnummern im 6,9er Millionenbereich. Unter ihnen war die erste Frau, nämlich die Kreisfrauenwartin Kätchen Krasky. In dieser Aufnahmephase wurden auch 16 Grubenarbeiter aufgenommen. Weitere Berufe waren u.a. 1 Transportunternehmer, 1 Polizei-Leutnant, 2 Kraftwagenführer und 2 Steinbrucharbeiter.
Bevor die Aufnahmesperre ab November 1937 nochmals verschärft wurde, war in Marpingen ein weiterer Aufnahmeschub festzustellen. Am 01. Juni 1936 wurden 21 neuen Mitgliedern ihre Mitgliedskarten übergeben und am 01. Mai 1937 einem weiteren. Die Mehrzahl von ihnen stellten mit 10 Personen die Bergleute, 1 Arzt und 1 Lehrerin waren ebenfalls unter ihnen. Weiterhin traten 1 Betriebsleiter, 1 Gastwirt, 1 Friseur und 1 Elektromeister ein. Auch war bei dieser Eintrittsgruppe die zweite Frau bei den Marpinger Nazis zu vermelden, die Lehrerin Margarete Welter. Als Mitgliedsnummern wurden auch dieser Gruppe Nummern im 6,9er Millionenbereich vergeben.
Ab November 1937 bis zum Jahresende 1939, also mehr als zwei Jahre lang, verhängte die Parteiführung die zweite strenge Aufnahmesperre, die sich auch in der Marpinger Mitgliedsliste nachweisen lässt. Die nächste Aufnahmephase für Marpingen war das Jahr 1940. Im Lauf dieses Jahres wurden insgesamt noch einmal 42 Marpinger Parteigenossen der NSDAP. Als Nummern erhielten sie bis auf sieben Ausnahmen, deren Nummern im 8er Millionenbereich lagen, Zahlen im 7er Millionenbereich. In diesem Jahr trat auch die Mehrzahl der Frauen ein, nämlich 5 von insgesamt 6 weiblichen Mitgliedern, wovon bei zweien als Beruf Ehefrau angegeben war, zwei Lehrerin waren und eine als Beruf Filialleiterin angegeben hatte. Der häufigsten Beruf der Neu-Eintritte des Jahres 1940 war der des Bergmanns mit 18. Daneben traten noch 2 Unternehmer und 3 Angestellte ein, unter ihnen auch der spätere SPD Bürgermeister und langjährige Fraktionsvorsitzende der SPD im Marpinger Gemeinderat nach dem Kriege, August Schu. Das Nazi-Reich war zu diesem Zeitpunkt auf der Höhe seiner Macht, der Blitzkrieg gegen Polen war im Spätsommer 1939 gewonnen worden, am 09. April 1940 hatte man Dänemark und Norwegen überfallen, am 10. Mai Frankreich, Luxemburg, Belgien und die Niederlande und am 14 Juni 1940 war Paris erobert worden und Frankreich hatte am 22. Juni den Waffenstillstandsvertrag unterzeichnen müssen. In Deutschland hatte in der Bevölkerung eine Stimmung der Überlegenheit Einzug gehalten. Das wird wohl auch eine Rolle bei diesem Eintrittsschub gespielt haben.
Ab Oktober 1940 wurde die Marpinger Mitgliedsliste der NSDAP nicht mehr weitergeführt, so dass für die letzten viereinhalb Jahre der Nazi-Herrschaft über die Marpinger NSDAP Mitglieder keine Aussagen gemacht werden können.
Quelle: Verein „Wider das Vergessen und gegen Rassismus“ e.V. Marpingen
Die Veröffentlichung dieses Auszugs wurde durch Herrn Eberhard Wagner, Verein "Wider das Vergessen und gegen Rassismus", Marpingen erlaubt. Den vollständigen Bericht und weitere Infos unter http://www.widerdasvergessen.de/index.php/marpingen/nsdap