Außenlager Mittergars

Übersicht

Bezeichnung:

Gebiet
Das Lager Mittergars lag in einem Waldgebiet an der Bahnstrecke Rosenheim–Mühldorf zwischen Jettenbach und Mittergars, etwa 18 km südwestlich von Mühldorf.

Mittergars, Ortsteil Krücklham, an der Straße nach Grafengars

Eröffnung: Oktober 1944

Schließung: Ende April 1945 wurden Häftlinge in das Waldlager und nach Mettenheim evakuiert. (Die letzte schriftliche Erwähnung des Lagers stammt vom 23.04.1945)

Deportationen:

Häftlinge: Etwa 350, v. a. Juden

Geschlecht: Männer

Einsatz der Häftlinge bei: OT-Oberbauleitung Mühldorf

Art der Arbeit: Arbeit in der Zementfabrik

Bemerkungen:

Das Kommando Mittergars war als Männerlager ein Außenlager des Konzentrationslagers in Dachau und wurde im Oktober 1944 errichtet und dem Außenkommando Mühldorf unterstellt. Die 350 überwiegend jüdischen Häftlinge, größtenteils Ungarn, Polen, einige Litauer, sowie Franzosen, waren für die Organisation Todt (Oberbauleitung Mühldorf) zum Bau der Rüstungsanlage im Mühldorfer Hart im Arbeitseinsatz.
Das Lager bestand aus 33 Baracken, die etwa 1,80 Meter hoch, 3 Meter breit und sechs Meter lang waren. Die SS-Unterkünfte befanden sich außerhalb des Lagerzauns, jedoch in unmittelbarer Nähe zum Lager.
Das Lager bestand anfangs aus Zelten und später aus primitiven Holzbaracken und war ca. 150 Meter lang und 75 Meter breit. Das Lager hatte keine Brunnen; der benachbarte Bauer musste das Wasser anfahren. Das Gelände war mit einem doppelten Stacheldrahtzaun umschlossen, an der Straßenseite stand ein Wachturm.
Das Lager Mittergars war dabei als Todeslager berüchtigt. Aufgrund schrecklicher hygienischer Verhältnisse im Lager starben viele Häftlinge, u. a. am Fleckfieber. Neben "Vernichtung durch Arbeit" wurden auch viele Häftlinge durch direkte Gewalteinwirkung ermordet. Bereits um vier Uhr früh konnte man die Schreie der Häftlinge beim Morgenappell in der Umgebung deutlich hören. Im Winter mussten sie barfuss in Holzschuhen arbeiten.

Einer dieser Häftlinge war aus dem Lager geflüchtet, von der SS gefasst worden und hatte dann im Gefängnis von Haag Selbstmord begangen. Es handelte sich dabei um den Häftling Ryba Wolf, polnischer Jude, geboren am 11.11.1911 in Warschau, Gefangenennummer 87309, eingeliefert in das Lager Mittergars am 23.11.44. Er wurde dann auf dem Friedhof in Haag beerdigt.

Kurz vor der Auflösung des Lagers flohen zwei weitere Häftlinge, wobei einer bereits auf der Flucht erschossen wurde. Der andere wurde die letzten sechs Wochen bis zum Eintreffen der Amerikaner in der Umgebung versteckt - unter größter Gefahr für die Beteiligten.