Kaufering-Lager I, Landsberg (Männerlager)
Übersicht
Bezeichnung:
Gebiet:
Bayern, Regierungsbezirk Oberbayern, Landkreis Landsberg am Lech
Gebiet heute
Landsberg, nahe der Iglinger Straße. Zugleich SS-Kommandantur. Vom Lager ist heute nichts mehr zu sehen
Eröffnung: 22.06.1944
Schließung:
die Befreiung durch die US-Armee erfolgte am 27.04.1945
Deportationen:
In das Außenlager Leonberg des KZ Natzweiler-Struthof wurden aus den Kauferinger Lagern 268 Häftlinge überstellt; am 24.04.1945 wurden ca. 1.500 Häftlinge auf einen Todesmarsch über Schwabenhausen nach Emmering geschickt, wo sie per Bahn in das KZ Dachau transportiert wurden.
Häftlinge: Etwa 3.000-5.000, v. a. Juden
Geschlecht: Männer
Einsatz der Häftlinge bei:
Fa. Moll, Fa. Geiger, OT-Oberbauleitung Kaufering
Art der Arbeit:
Wasser und Kanalarbeiten, Arbeiten auf der Bunkerbaustelle
Bemerkungen:
Die Außenlager Kaufering um Landsberg und die Außenlager um Mühldorf sind im Zusammenhang mit den Planungen des sogenannten Jägerstabs entstanden. Hierbei handelte es sich um einen Versuch, die Lufthoheit der alliierten Streitkräfte durch die verstärkte Produktion von Jagdflugzeugen zu brechen. Zu diesem Zweck sollten ab Mitte 1944 in aller Eile riesige Betonbunker, Jägerbauten, errichtet werden, in die man die durch Bombenangriffe stark beschädigten Produktionsanlagen verlegen wollte. Unter Leitung der OT wurden vier Firmen beauftragt, die entsprechenden Bunker zu bauen: Für das Projekt Ringeltaube bei Landsberg waren für den Bunker Weingut II die Firma Leonhard Moll, für Walnuß II die Firma Karl Stöhr, für Diana II die Firma Philipp Holzmann zuständig. Alle Baustellen befanden sich im Nordwesten von Landsberg. Bei Mühldorf sollte im Süden von Mettenheim der Bunker Walnuß I durch die Firma Polensky & Zöllner entstehen. Da der Bedarf an Arbeitskräften nicht durch reguläre Kräfte gedeckt werden konnte, wurden zahlreiche Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und v. a. KZ-Häftlinge nach Landsberg bzw. Mühldorf verlegt. Da nur auf wenige schon bestehende Baulichkeiten zurückgegriffen werden konnte, waren die Häftlinge mit einer improvisierten, völlig unzureichenden Unterbringung konfrontiert und in kürzester Zeit brachen Ungezieferplagen und Seuchen aus. In die Kauferinger Lager wurden insgesamt ca. 30.000 Häftlinge verschleppt. Durchschnittlich waren wahrscheinlich 10.000-20.000 Menschen in den Lagern. Die Häftlinge waren fast ausschließlich Juden und kamen v. a. über die KZ Auschwitz und Stutthof oder direkt aus Ungarn nach Bayern. Ab Januar 1945 wurden Häftlinge v. a. aus Lagern im Reichsgebiet in die Mühldorfer und Kauferinger Lager deportiert. Das Kaufering-Lager I wurde von III in I umbenannt und war das Hauptlager des Kaufering-Komplexes. Dort befand sich auch die SS-Kommandantur. Da kaum Dokumente über die Überstellungen in die Kauferinger Lager noch über die Überstellungen aus ihnen erhalten sind, ist die Anzahl der umgekommenen Menschen nicht bestimmbar. Schätzungen gehen davon aus, das fast jeder zweite gestorben ist. Überstellungen aus den Lagern waren sicherlich gleichbedeutend mit dem Tod der Häftlinge
27.04.1945
Am 27. April 1945 marschierten die ersten Einheiten in die Außenlager Kaufernig und Landsberg ein. KZ-Außenlager Kaufering VII, befreite Teile der 103. Infanteriedivision der 7. US-Armee und der 101. Luftlandedivision. Sie saßen auf der Ladefläche eines Lastwagens und fuhren auf den sichtbaren Rauch am Horizont zu. Zu ihnen gehörten: Fallschirmjäger des 506. Fallschirm-Infanterieregiments – Sergeant Ralph Bennet und Private Mario DiCarlo. Jahre später erinnerten sie sich an den schockierenden Anblick, den sie dort sahen. Sie erinnerten sich an zwei Haufen verkohlter Leichen zwischen den Baracken und an einen unglaublichen Gestank, der in der Luft hing. Als sie die Türen der Kaserne öffneten, sahen sie halbtote Menschen, die bei ihrem Anblick zu weinen begannen. Das Lager wurde vom SS-Personal verlassen, aber etwa ein Dutzend Wachen wurden in den umliegenden Wäldern gefangen genommen und an den Ort der Tragödie gebracht. Aus Wut hätten die Soldaten die Wachen* fast gelyncht. Nachdem andere Einheiten das Außenlager verlassen hatten, übernahm die amerikanische 12. Panzerdivision die Kontrolle, die am selben Tag im Lager eintraf. Nach dem Krieg lebten jedoch bis in die 1960er Jahre Vertriebene und Flüchtlinge in den erhaltenen Gebäuden.
Täter