Wehrwirtschaftsführer der Reichsvereinigung Eisen

* 02.05.1906 in Langfuhr bei Danzig
† 13. 11.1989
Düsseldorf

Sohn des Juristen und Ministerialbeamten Georg Sohl
zwei Brüder: Erich und Werner

In Danzig hat er die ersten elf Jahre seines Lebens verbracht, seine Eltern stammten aus Hessen, aber geprägt hat ihn Berlin, wo er von 1917 bis 1929 zu Hause war. Die Weitläufigkeit des Berlins der zwanziger Jahre hat auf ihn abgefärbt – Provinz war nie seine Sache.

1917
seit 1917 in
Berlin

1924
Abitur in Berlin
Nach dem Abitur in Berlin wollte Sohl, seinen Neigungen folgend, zuerst Jura oder Musik studieren, entschied sich dann aber für das Bergfach

01.04.1924-1932
Ausbildung zum Bergassessor beim Preußischen Oberbergamt Breslau

1932
Wirtschaftsingenieur auf der Zeche Mathias Stinnes in Essen

1933
Eintritt in die NSDAP

1933
wechsel zum Rohstoff-Ressort der Friedrich Krupp AG, dessen Leitung er 1935 übernahm

01.10.1941
Mitglied im Vorstand der Vereinigten Stahlwerke
(geholt wurde er von Albert Voegler, einem der großen Ruhrgewaltigen aus der Zeit zwischen den Kriegen)

1942
Ernennung zum Wehrwirtschaftsführer der Reichsvereinigung Eisen

1943
stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Stahlwerke

30.11.1945 - 17.5.1947
Sohl wird 18 Monate lang interniert

03.12.1947
Im Entnazifizierungsverfahren wurde S. von der brit. Militärregierung am 03.12.1947 in die Kategorie IV (Mitläufer ohne Vermögenssperre) eingestuft.

1947
Liquidator für die Demontage der Vereinigten Stahlwerke

1953
Vorstandsvorsitzender der Thyssen AG (Nachfolgegesellschaft der Vereinigten Stahlwerke)

1956-1969
Vorsitzender der Wirtschaftsvereinigung Eisen- und Stahlindustrie

1972-1976
Vorsitzender des Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI)

Ehrungen
1969
Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland

1973
Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland

1988
erhält er den japanischen Orden des Heiligen Schatzes

Die Landeshauptstadt Düsseldorf ehrt ihn, indem eine Straße in Düsseldorf-Flingern Nord nach ihm benannt wird (200 Meter weiter befand sich ein KZ Außenlager)



Als Abteilungsdirektor der Friedrich Krupp AG sowie als Vorstandsmitglied der Vereinigten Stahlwerke AG, Düsseldorf, und als Aufsichtsratsmitglied weiterer Großunternehmen half er tatkräftig mit, das Rüstungsprogramm der Hitlerregierung zu verwirklichen. Nach der Entfesselung des faschistischen Aggressionskrieges zum Wehrwirtschaftsführer ernannt, wurde ihm im Jahre 1942 die Geschäftsführung der Reichsvereinigung Eisen (RVE) übertragen. In dieser Eigenschaft nahm er mit den Wehrwirtschaftsführern Friedrich Flick, Alfried Krupp, Paul Pleiger, Ernst Poensgen, Walter Rohland, Hermann Röchling und Wilhelm Zangen an Beratungen der Zentralen Planung im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (Speer-Ministerium) über den rücksichtslosen Einsatz von Menschen und Material aus Deutschland und allen von der Hitlerclique eroberten Gebieten teil.
Die Geschäftsführung der Reichsvereinigung Eisen unter Sohl und Beck hatte nicht nur einen bestimmenden Einfluß bei der zwangsweisen Heranschaffung ausländischer Arbeitskräfte für die deutsche Rüstungsindustrie, sondern sie unterstützte die Gestapo und SS auch bei der Aussonderung von „politisch Verdächtigen“ unter den sowjetischen Kriegsgefangenen, deren weiteres Schicksal damit besiegelt war. So heißt es in einem Rundschreiben der Geschäftsführung der Reichsvereinigung Eisen vom 16. September 1943 an die Außenstellen, daß alle angeschlossenen Betriebe „russische Kriegsgefangene mit Goldplomben im Gebiß“ den „zuständigen Abwehrstellen“ (Gestapo) zu melden haben.
Ein besonderes Geschäftsinteresse und eine rege Tätigkeit entwickelte Hitlers Wehrwirtschaftsführer Hans-Günther Sohl auch bei der Ausplünderung der von der Nazi-Wehrmacht besetzten jugoslawischen Gebiete. Als bewährter Organisator der wirtschaftlichen Kriegführung erlangte er schließlich einen solchen Einfluß, daß er zu den engsten Vertrauten von Göring, Sauckel und Speer zählte und zu ihren geheimen Beratungen hinzugezogen wurde.
So gab Sohl z. B. in einer Besprechung, die am 17. März 1937 bei Göring stattfand, Anregungen, wie in den nächsten Jahren die Erzgruben Schwedens in die Kriegsrüstungspolitik Hitler-Deutschlands einbezogen werden könnten. Gemeinsam mit diesen Spitzen der Nazi-Führung entschied Sohl über Fragen des „totalen Krieges“, über Leben und Tod von Millionen Menschen, die dem faschistischen Aggressionskrieg zum Opfer fielen.