SS-Hauptsturmführer

* 10.07.1903 in Nassengrub (Mokřiny)
† 02.05.1945 bei Berlin (gef.)

(irrtümlich häufig Fritsch geschrieben)

aufgrund seiner kleinwüchsigen Statur Stäubchen genannt

Reichsdeutscher

8 Klassen Volksschule

Beruf: Dachdecker/Matrose der Donau-Schiffartsgesellschaft

Vater: Ofenbauer

Die 1928 geschlossene Ehe mit Franzishe Stich, aus der drei Kinder hervorgingen, wurde 1942 geschieden.

Mitglied des Lebensborn

ab 01.07.1930
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 261 135)

ab 01.10.1930
Mitglied der Allgemeinen SS (Mitglieds Nu. 7 287)

ab 01.10.1930
Dienst in der 31. SS-Standarte)

00.10.1932
Beförderung zum SS-Unterscharführer (Allgemeine SS)

ab 04.07.1933
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS

ab 1933
Angehöriger des 1. SS-Totenkopfregiments „Oberbayern“ im KL
Dachau

01.12.1933
Beförderung zum SS-Scharführer

ab 1934
Kompanieführer im 1. SS-Totenkopfregiment „Oberbayern“ im KL Dachau

15.01.1934
Beförderung zum SS-Oberscharführer

15.02.1934
Beförderung zum SS-Hauptscharführer

05.04.1934
Beförderung zum SS-Untersturmführer

15.09.1935
Beförderung zum SS-Obersturmführer

Berlin, den 25.04.1937
Das SS Zivilabzeichen Nr. 1 954, Inhaber: SS-Obersturmführer Fritzsch Karl, SS Nr. 7 287, 1./SS TV, ist in Verlust geraten, vor Mißbrauch wird gewarnt.
SS Ergänzungsamt


ab Anfang September 1939
Angehöriger der Lagerkommandantur (Postzensurstelle) im KL Dachau

vom 14. Juni 1940 bis zum 01. Februar 1942 erster Schutzhaftlagerführer im KL
Auschwitz.

am 14. Juni 1940 hält er eine Ansprache an polnische Häftlinge aus Tarnow (Czech): »Ihr seid hier nicht in ein Sanatorium gekommen, sondern in ein deutsches Konzentrationslager, aus denen es keinen anderen Ausgang gibt als durch den Schornstein des Krematoriums.« "Ein Jude lebt hier eine Woche, die Pfaffen einen Monat, gewöhnliche Häftlinge drei Monate!"

01.07.1940
Allgemeiner Erlass des RSHA
Leitende Funktion im KL Auschwitz (Erster Schutzhaftlagerführer)
versetzt aus dem KL Dachau

01.11.1940
Aus dem Bunker werden die 11 Häftlinge zum Appell hinausgeführt, die in die Flucht von Tadeusz Wiejowski verwickelt sind und die der Kontakte mit den Zivilarbeitern im Lager
Auschwitz beschuldigt werden. Der Schutzhaftlagerführer, SS-Obersturmführer Karl Fritzsch, liest ihnen das Todesurteil vor und sagt, daß Himmler festgelegt habe, sie mit einer einmaligen Prügelstrafe von 25 Schlägen und der Überstellung für drei Jahre in die Steinbrüche des KL Flossenbürg zu bestrafen. Nach der öffentlichen Verabreichung der Prügelstrafe werden diese 11 Häftlinge wieder in den Bunker des Block 11 gebracht.

22.11.1940
am 22. November 1940 Führer des Exekutionskommandos bei der ersten Hinrichtung, Erschießung von 40 aus Kattowitz antransportierten Polen.

24.12.1940
Fritzsch liebte die psychologische Folter.
am 24. Dezember 1940, Weihnachtsabend, Die SS hatte auf dem Appellplatz einen Weihnachtsbaum, mit elektrischem Lichtern gestellt. Darunter legten sie die Leichen von Häftlingen, die beim Appell gestorben waren, während der Arbeit ermordet worden waren oder erfroren waren. Fritzsch bezeichnete die Leichen unter der Baum als "Geschenk" für die Lebenden, und verbot den Gesang der polnischen Weihnachtslieder.

20.04.1941
Beförderung zum SS-Hauptsturmführer der Waffen-SS

00.07.1941
Fritzsch akzeptierte Ende Juli 1941 das Angebot des katholischen Priesters
Maximilian Kolbe und ließ diesen anstelle des zunächst ausgewählten Familienvaters Franciszek Gajowniczek in den „Hungerbunker“ sperren, wo Kolbe später getötet wurde.
(Als SS-Hauptsturmführer Karl Fritzsch sich die zehn Opfer ausgesucht hatte, trat Kolbe hervor (Fritzsch: „Was will das polnische Schwein?“) und bat darum, anstatt des vorgesehenen Polen Franciszek Gajowniczek, eines. Vaters von zwei Kindern, in den Tod gechickt zu werden. Der Pater wurde am 14. August 1941 als letzter der zehn mit einer Phenolspritze ermordet.)

03.09.1941
am
03.09.1941 leitete er die Vergasung von 600 russischen Kriegsgefangenen und 250 vorwiegend an Tbc erkrankten Polen mit Zyklon B im Keller des späteren Block 11, damals: Block. (Durch Gasmasken geschützt, begaben sich Fritzsch und ein paar seiner Helfershelfer dann in die dicht gefüllten Räume, um dort Zyklon-B-Kristalle auzuschütten.)
(Hauptsturmführer Karl Fritzsch, gelang es, den Rivalen in Treblinka auszustechen. Er fand ein neues Tötungsmittel, das der Schädlingsideologie des Judenmords am gemäßesten war: das Zyklon B, ein von deutschen Schädlingsbekämpfungsfirmen vertriebenes Ungeziefervertilgungsmittel, das" Blausäure abgibt.)

ab 13.02.1942
Schutzhaftlagerführer im KL
Flossenbürg

01.11.1943
am 01. November 1943 vom SS-Gericht wegen Unterschlagungen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und zum 18. SS-Panzergrenadier-Ersatzbataillon versetzt

ab Anfang April 1944
Lagerführer im NL
Harzungen („Hans“)

ab November 1944
zur Verfügung des Führungshauptamtes der SS gestellt.

02.05.1945
als Angehöriger einer SS Einheit am 02. Mai 1945 bei Berlin gefallen
(18. SS-Freiwilligen-Panzer-Grenadier-Division "Horst Wessel" )

Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
SA-Sportabzeichen in Bronze
Deutsches Reichssportabzeichen in Silber
SS-Totenkopfring
SS-Ehrendegen
Julleuchter

Laut Aussage des SS-Hauptsturmführers und KZ-Arztes Karl Kahr vor dem Nürnberger Militärgerichtshof betrachtete sich Fritzsch aufgrund der Experimente mit Zyklon B als der eigentliche Erfinder sowohl der Massenvergasung durch Blausäure als auch der Gaskammern in Auschwitz. Der KZ-Kommandant von Auschwitz, Rudolf Höß, bestätigte diese Aussage in seinen in Haft verfassten Aufzeichnungen

Aussage des ehemaligen Auschwitz Häftlings Kazimierz Kustosz:
»Wir wurden auf den Hof herausgeführt, wo die Strafen exekutiert wurden. Und dann erstreckte sich vor unseren Augen ein Bild, das uns vor Angst schaudern ließ. Mitten auf dem Hof stand der besondere Bock für die Prügelstrafe. Gleich darauf tauchten der Lagerkommandant Fritzsch und ein paar SS-Männer auf. Es war auch ein Dolmetscher da, der uns bekanntgab, daß wir gleich mit dem Ochsenziemer 25 Stockschläge auf den Hintern bekommen. Jeder von uns müsse auf deutsch selbst zählen. Wenn jemand zu schreien anfinge, dann würde er noch zusätzlich zehn Schläge bekommen. Ich fing an zu zählen: eins, zwei, drei, fünf. Der Schmerz war entsetzlich und verbreitete sich über den ganzen Körper. Nach dem siebten Schlag spürte ich, daß meine Hosen schon aufgeplatzt waren. Der Schmerz setzte mir immer mehr zu. Ich zählte nicht mehr, ich lallte und stöhnte nur noch und spürte, daß ich es nicht mehr lange aushalten kann.«

Am 4. Mai 2015 veröffentlichte der niederländische Journalist Wierd Duk einen Artikel über seine Untersuchung des Verschwindens von Fritzsch. Darin zitiert er einen Bericht der Zentralstelle der Landesjustizverwaltungen zur Untersuchung nationalsozialistischer Verbrechen von 1966, in dem die Berlinerin Gertrud Berendes behauptet, Fritzsch habe sich am 2. Mai 1945 im Keller eines Hauses in der Sächsischen Straße 42 erschossen in Berlin. Sie erwähnte, dass ihr Vater und ein Nachbar Fritzsch im Preußenpark begraben hatten und sie seine persönlichen Sachen an seine Frau geschickt hatte. In einem separaten Bericht der Kriminalpolizei Regensburg aus dem Jahr 1966 stellt Fritzschs Frau fest, dass sie keinen Grund habe, am Tod ihres Mannes zu zweifeln und dass sie seinen Ehering und persönliche Briefe erhalten habe. Aber Duks Buch "De Beul en de Heilige" auf Fritzsch, das erst Ende 2015 und dann im Jahr 2016 beim Verlag Prometheus erscheinen sollte, wurde auf unbestimmte Zeit verschoben und ist seitdem von der Liste der kommenden Bücher des Herausgebers gestrichen worden.