Tötungsanstalt Schloss Sonnenstein (Haus C16)

Euthanasie-Anstalt der Aktion T 4

Heil- und Pflegeanstalten Sonnenstein bei Pima Hinten links (Haus C 16 Gaskammer und Krematorium)

Bezeichnung: Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein (Tarnbezeichnung Sonderbehandlung 14 f 13)

Gebiet
Sachsen, Direktionsbezirk Dresden, Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Verwaltungsgemeinschaft Pirna

Eröffnung
1826 Eröffnung der Genesungsanstalt (Ende Juni 1940 nahm die Vernichtungsanstalt ihren Betrieb auf) (Haus C 16 Gaskammer und Krematorium)

Schließung
Im August 1941 wurde die Euthanasie-Anstalt Sonnenstein aufgelöst. Die Gaskammer und das Krematorium wurden abgebaut. Nach sorgsamen Verwischen der Spuren der Verbrechen wurden die Gebäude dann seit Ende 1942 als Wehrmachtslazarett genutzt.
auf dem Gelände des Sonnensteins wurden außerdem die Adolf-Hitler-Schule Gau Sachsen, die Reichsverwaltungsschule eingerichtet, welche bis 1945 Bestand hatten.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren bis 1949 Flüchtlingslager und ein Quarantänelager für entlassene Wehrmachtsangehörige, das Landratsamt und eine Polizeischule (bis 1954) untergebracht

Opfergruppe
Behinderte und psychisch Kranke, unerwünschte Elemente

Geschlecht
Kinder, Frauen und Männer

Die Opfer (
Namensliste)

Zahl der Opfer
13.720 (
Tabelle)

Die
Täter

Rechtsgrundlage
Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses (Euthanasie)

Die NS-
Propaganda

Ablauf der Vernichtung (
Kurzfassung)


Bemerkungen:
Wir gedenken der Patientinnen und Patienten, die
durch das Naziregime in den Heil- und Pflegeanstalten Sonnenstein bei Pima grausam ermordet wurden

Tötungsvorgang

Mehrmals wöchentlich wurden Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten mit Bussen abgeholt und auf den Sonnenstein gebracht.

Nach Passieren des von einem Polizeikommando bewachten Eingangstores der Anstalt wurden die Opfer vom Pflegepersonal im Erdgeschoss des Hauses C 16 nach Männern und Frauen getrennt in je einen Aufnahmeraum gebracht.

In einem weiteren Raum wurden sie einzeln in der Regel zwei Ärzten der Anstalt vorgeführt, die eine fingierte Todesursache festlegten.

Nach der Untersuchung mussten sich die Menschen unter der Aufsicht von Schwestern und Pflegern in einem weiteren Raum entkleiden.
Anschließend wurden jeweils 20 bis 30 Menschen unter dem Vorwand, es ginge ins Bad, in den Keller gebracht. Dort wurden sie in die als Duschraum mit mehreren Brauseköpfen an der Decke hergerichtete Gaskammer geführt. Dann schloss das beteiligte Personal die Stahltür zur Gaskammer. Ein Anstaltsarzt kam hinzu, drehte den Gashahn an einer Kohlenmonoxid-Flasche auf, (die erforderlichen Stahlflaschen lieferte die Firma Mannesmann, die Befüllung besorgte die IG Farben-Industrie (BASF) im Werk Ludwigshafen). und beobachtete den Tötungsvorgang. Anfangs schienen einige Opfer noch geglaubt zu haben, es gehe tatsächlich zum Duschen, andere begannen sich im letzten Augenblick zu wehren und schrien laut. Die Zufuhr des Gases betrug in der Regel etwa 20 Minuten; sie wurde eingestellt, wenn sich im Vergasungsraum keine Bewegung mehr feststellen ließ.

Nach dem Absaugen des Gases wurden die Leichen von Heizern (den Brennern) aus der Gaskammer herausgezogen und in zwei Koksöfen verbrannt.
Zuvor wurden noch ausgewählte Patienten seziert und vorhandene Goldzähne herausgebrochen. Die Asche der Opfer wurde auf der Anstaltsdeponie abgelagert oder nachts einfach hinter dem Haus den Elbhang hinuntergeschüttet.

Das Standesamt Sonnenstein versandte an die Hinterbliebenen eine Sterbeurkunde mit gefälschter Todesursache und einen standardisierten Trostbrief (Diese Vorgehensweise ist aus allen Einrichtungen bekannt, und führt zu teils unterschiedlichen Daten). Ermordet wurden auf dem Sonnenstein Frauen und Männer aller Altersstufen und selbst Kinder, unter anderem aus dem Katharinenhof im sächsischen Großhennersdorf und aus der Landesanstalt Chemnitz-Altendorf. Die auf dem Sonnenstein ermordeten Kranken kamen aus Sachsen, Thüringen, Schlesien und Teilen Bayerns.

07.03.1941

Am 07.03.1941 treffen mit einem Transport 122 männliche Patienten aus der Lüneburger Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt in der Euthanasie-Anstalt Sonnenstein (Pirna) ein und werden dort ermordet. Es sind keine überlebende bekannt. Es war der Transport, den Gauleiter Telschow genehmigt hatte.

03.06.1941

Am 03.06.1941 treffen mit einem Transport (LKW Transport) 95 Gefangene aus dem KL Sachsenhausen in der Euthanasie-Anstalt Sonnenstein ein, wobei der SS-Mann Hans Fliegenbauer den LKW fuhr und der Blockführer SS-Hauptscharführer Heinrich Meier die Bewachung vornahm.

05.06.1941

Am 05.06.1941 treffen mit einem Transport (LKW Transport) 89 Gefangene aus dem KL Sachsenhausen in der Euthanasie-Anstalt Sonnenstein ein, wobei der SS-Mann Hans Fliegenbauer den LKW fuhr und der Blockführer SS-Hauptscharführer Heinrich Meier die Bewachung vornahm.

07.06.1941

Am 07.06.1941 treffen mit einem Transport (LKW Transport) 85 Gefangene aus dem KL Sachsenhausen in der Euthanasie-Anstalt Sonnenstein ein, wobei der SS-Mann Hans Fliegenbauer den LKW fuhr und der Blockführer SS-Hauptscharführer Heinrich Meier die Bewachung vornahm.

28.07.1941

Am 28.07.1941 treffen mit einem Transport (LKW Transport) 575 Behinderte, chronisch Kranke und ältere Gefangene, meist aus den Reihen der Krankenhauspatienten des KL Auschwitz in der Euthanasie-Anstalt Sonnenstein ein. Das Kommando hatte der Rapportführer SS-Obersturmführer Hößler Franz. In den Transport waren auch zwei der schlimmsten Kapos des KL, Krankemann Ernst u. Siegruth Johann

03.11.1947

Der Ablauf der Mordaktion ist im Urteil des Landesgerichts Dresden vom 3. 11. 1947 (4b Js 173/45), so wiedergegeben:
,,Auf der Anstalt Sonnenstein vollzog sich die Vergasung im einzelnen wie folgt: Die Kranken, die in Autobussen mit grün angestrichenen Fenstern nach dem Sonnenstein transportiert worden waren, wurden zur Feststellung ihrer Identität in einen Aufnahmeraum gebracht. Sodann wurden sie zur Begutachtung durch die Arzte Dr. Schumann und Dr. Schmalenbach in das Nebenzimmer geführt. Etwa 60 Kranke wurden in etwa zwei Stunden nachuntersucht. Entschied sich der Arzt für Vergasung, so wurde der Kranke von dem Pflegepersonal, darunter den Angeklagten Felfe, Gäbler und Räpke, in den angrenzenden Entkleidungsraum gebracht, wo sie sich entkleiden mußten; gebrechliche Kranke wurden durch das Personal entkleidet. Den Kranken wurde erklärt, daß sie gebadet würden. Von dem Entkleidungsraum führte eine Treppe in den Keller in einen Raum, der an den Vergasungsraum angrenzte. Dorthin wurden die Kranken von den Pflegern gebracht und von den ,, Desinfektoren‖ - besonders zuverlässigen SS-Leuten - in Empfang genommen. Nachdem sich die Pfleger entfernt hatten, wurden die Kranken in den Vergasungsraum gebracht. Die Vergasung selbst wurde von dem Anstaltsarzt durch die Bewegung eines Hebels durchgeführt. Sie dauerte nur einige Minuten. Die Angeklagten Felfe, Gäbler und Räpke haben als sogenannte Pfleger bei der Vergasungsaktion ausgesprochene Henkersdienste geleistet.‖