Zuchthaus Sonnenburg (Slonsk)
Übersicht
Polen, Woiwodschaft Lebus, Landkreis Sulecin
Anschrift heute (2015)
ul. 3 Lutego 54 66-436 Slonsk
1832/33
als Königlich-Preußische Strafanstalt errichtet
1931
wegen unhaltbarer sanitärer Mängel geschlossen
03.04.1933
ab dem 03. April 1933 diente das Gebäude als Berliner Konzentrationslager
03.04.1933
Am 3. April 1933 kamen die ersten 200 Gefangenen zusammen mit 60 SA-Hilfspolizisten aus dem Berliner Polizeipräsidium
Fehrbelliner Zeitung, Anzeiger für das Ländchen Bellin und Umgebung vom 6. April 1933, Nr. 41, 44. Jahrgang.
Die unter der Regierung Braun-Severing geschlossene Strafanstalt in Sonnenburg wird als Konzentrationslager wieder in Betrieb genommen. Das ehemalige Zuchthaus wird mit “Schutzhäftlingen” aus Berlin, die mit Lastwagen nach Sonnenburg gebracht wurden, belegt.
23.04.1934
das Konzentrationslager wird aufgelöst und wieder in ein Zuchthaus umgewandelt
ab 1942
ab 1942 waren in dem Gebäude Nacht- und Nebelhäftlinge aus sämtlichen okkupierten Ländern inhaftiert
30./31.01.1945
in der Nacht vom 30. zum 31. Januar 1945 werden in den Gebäuden 819 Gefangene durch ein SS-Kommando erschossen
02.02.1945
Am 2. Februar 1945 erreichten Einheiten der sowjetischen 8. Gardearmee Sonnenburg und befreiten die nach der Evakuierung des Zuchthauses und der Flucht der Zuchthausleitung dort noch verbliebenen wenigen Häftlinge, darunter vier Überlebende des Massakers. Eine sowjetische Untersuchungskommission sicherte zwischen dem 2. und 10. Februar die Spuren des Verbrechens und konnte einen Teil der Opfer identifizieren. In diesem Zusammenhang entstanden die weltweit verbreiteten Film- und Fotoaufnahmen des Leichenberges im Zuchthaus Sonnenburg.
1970
Die für das Massaker in der Nacht vom 30. zum 31. Januar 1945 verantwortlichen Gestapo-Männer Heinz Richter und Wilhelm Nickel werden vom Kieler Landgericht freigesprochen
1974
auf Initiative des polnischen Staatsanwalts Przemysław Mnichowski, des Leiters der lokalen Hauptkommission zur Erforschung der deutschen Verbrechen in Polen und an der Bevölkerung in der Region Słonsk wird ein Museum errichtet
Anmerkung (1)
Warum ist das KZ bisher kaum bekannt?
In der BRD wollte man die in Sonnenburg begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vertuschen, die die enge Verstrickung von Justiz und Gestapo offenbarten. So wurde etwa der bereits zu lebenslanger Haft verurteilte Staatssekretär im Bundesjustizministerium, Herbert Klemm, wieder freigelassen. Viele Nazi-Richter und Beamte waren in der BRD in Amt und Würden. Zahlreiche Folterer aus Sonnenburg wie Emil Krause oder Wladislaus Tomschek konnten in der BRD bis zur Rente weiterarbeiten. An einer juristischen Aufarbeitung war die bundesdeutsche Justiz nicht interessiert. Das belegt der Freispruch der für das Massaker verantwortlichen Gestapo-Angehörigen Heinz Richter und Wilhelm Nickel im Kieler Prozess 1970.
(1) Quelle: Kamil Majchrzak, Mitbegründer des Arbeitskreises zur Geschichte des KZs und des Zuchthauses Sonnenburg bei der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten
Kommandanten
SA-Sturmführer Bahr
Polizeioberleutnant Gerhard Paessler
Polizeileutnant Bark
Polizeioberleutnant Siegmund
SA-Sturmführer Jahr
SS-Untersturmführer Paul Breuning
Verantwortlich für die Räumung des Zuchthauses Sonnenburg, bei der über 800 Häftlinge von der Gestapo erschossen wurden
Jurist und Staatssekretär im Reichsjustizministerium (RJM)
Klemm Herbert
* 15. Mai 1903 in Leipzig
Am 14. Februar 1957 wurde er aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen und ließ sich in Essen-Bredeney nieder.
03.04.1933
am Montag den 03.04.1933 treffen mit einem Transport 200 Häftlinge aus Berliner Strafanstalten im Zuchthaus Sonnenburg bei Neumark in Ostbrandenburg ein. Begleitet werden sie von 60 SA-Hilfspolizisten aus Berlin, die in Sonnenburg Dienst verrichten sollen.