Auschwitz

Mit diesem Transport werden 506 Juden (364 Männer und Jungen sowie 142 Frauen und Mädchen) aus dem Polizeilichen Judendurchgangslager Westerbork ins KL Auschwitz deportiert. Nach der Selektion werden 319 Männer, die die Nummern 59691 - 60009 erhalten, und 40 Frauen, die die Nummern 17621 - 17660 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Die übrigen 147 Deportierten werden der Sonderbehandlung zugeführt

Bericht

Der Transport am 17. August 1942 wurde vom Referat für Judenangelegenheiten und Räumungsangelegenheiten (IVB4) des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) in den Niederlanden organisiert. Seit Februar 1942 bis zum Ende der Deportationen aus den Niederlanden war Wilhelm Zöpf der Leiter des Referats. Im August dieses Jahres wurde Zöpf allerdings von Erich Rajakowitsch vertreten, der damit für diesen Transport verantwortlich war.

Auf der Deportationsliste, die von der Bank Lippmann & Rosenthal benutzt wurde, ist eine Gruppe von 206 Männern als „Freiwillige“ verzeichnet. Wahrscheinlich bestand diese Gruppe aus ehemaligen Häftlingen aus De Kremboong, einem Arbeitslager nahe Hoogeveen in der Provinz Drenthe. Seit Anfang 1942 waren arbeitslose Juden in mehreren Arbeitslagern in den Niederlanden inhaftiert worden. De Kremboong war eines von ihnen. Am 16. Juli 1946 marschierte eine Gruppe von etwa 150 Männern von diesem Lager nach Westerbork (ca. 25 km).

Eine andere Gruppe dieses Transports bestand aus sieben Juden, die zum Katholizismus konvertiert waren. In der Nacht von Samstag, dem 2. August, wurden 245 Katholiken jüdischer Herkunft aus verschiedenen Teilen der Niederlande verhaftet und in das Konzentrationslager Amersfoort gebracht. In deutschen Dokumenten wird dies als "Die Katholische Judenaktion" bezeichnet. David Cohen verbindet diesen Vorgang mit dem Protest des Utrechter Erzbischofs de Jong (1855−1955). Der Erzbischof hatte einen Hirtenbrief an katholische Kirchen gesandt, der von der Interkonfessionellen Konferenz verfasst und von mehreren niederländischen Kirchen unterzeichnet war. Der Brief brachte seinen Abscheu vor den Maßnahmen gegen die Juden zum Ausdruck und rief zur Reue auf. Darüber hinaus erwähnte er, dass Juden, die vor Januar 1941 konvertiert seien, nicht deportiert würden. Der Brief wurde am 26. Juli in den katholischen Kirchen verlesen. Am nächsten Tag trafen sich Reichskommissar Arthur Seyss-Inquart, Generalkommissar für das Sicherheitswesen und General der HSSPF Hanns Albin Rauter, Generalkommissar zur besonderen Verwendung Fritz Schmidt, Generalkommissar für Verwaltung und Justiz Friedrich Wimmer und der Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD Wilhelm Harster, um über die Bestrafung des Erzbischofs zu beraten. Bei seinem Prozess im Jahr 1967 erklärte Harster, die katholische Judenaktion sei durchgeführt worden, da der Hirtenbrief von allen Juden und nicht allein jüdischen Konvertierten gesprochen habe. Von den 245 verhafteten, konvertierten Juden wurden 44 freigelassen, während die anderen an unterschiedlichen Tagen von Amersfoort nach Westerbork deportiert wurden. Am 15. August wurden neun Juden nach Westerbork überführt, sieben von ihnen wurden auf dem Transport deportiert, der am 17. August losfuhr.

Am Abend vor der Abfahrt eines Transports wurde in Westerbork eine Liste mit den Namen der Deportierten verlesen. Viele Zeugenaussagen von Überlebenden beschreiben die Angst der Lagerhäftlinge, auf der Liste zu stehen. Laut einer Liste, die von der Bank Lippmann & Rosenthal benutzt wurde, setzte sich der Transport vom 17. August aus 511 Juden zusammen, darunter viele Familien mit Kindern. Die Liste führt 30 Kinder unter 12 Jahren auf. Der jüngste Deportierte war der einjährige Saul Vischschraper, der älteste war der 55jährige Arthur Koesterman. Andere Quellen weisenunterschiedliche Zahlen von Deportierten auf. So erwähnt die Historikerin Danuta Czech, dass 506 Deportierte in Auschwitz angekommen seien, 364 Männer und 142 Frauen, während ein Dokument der niederländischen Eisenbahn (Nederlandse Spoorwegen) von 510 Deportierten spricht.

Die Deportierten mussten die etwa 5 km von Westerbork nach Hooghalen zu Fuß laufen, wo sie in einen Personenzug mit Dritte-Klasse-Waggons geladen wurden. Als die Vorsitzenden des Judenrats David Cohen und Abraham Asscher unterrichtet wurden, dass die ersten Transporte in Güterzügen vonstattengingen, baten sie Ferdinand aus der Fünten um Personenzüge. Ihrem Gesuch wurde stattgegeben. Zwischen dem 24. Juli 1942 und dem 10. März 1943 wurden Personenzüge eingesetzt. Danach gab Lagerkommandant Albert Konrad Gemmeker bekannt, dass keine Personenzüge mehr verfügbar seien. Bei diesem Transport wurden Lebensmittel für 500 Personen für 14 Tage beschafft: Butter, Zucker, Ersatzkaffee, Salz, Marmelade, Käse, Mehl, Grütze, Brot, grüne Erbsen und Karotten. Ob die Deportierten das Essen auch erhielten, ist jedoch ungewiss.

Nach der Abfahrt aus Hooghalen passierte der Zug bis zur deutschen Grenze vermutlich Assen, Onnen, Waterhuizen, Zuidbroek, Winschoten und Nieuweschans. Von da ab fuhr er über Bremen, Hamburg (oder Hannover), Berlin, Liegnitz [Legnica], Breslau [Wroclaw], Oppeln [Oppole], Cosel [Koźle], Katowice [Kattowitz], bis er schließlich in Auschwitz eintraf.

Der Transport erreichte Auschwitz einen Tag später, am 18. August.

Viele der Deportierten, die man ins Lager eingliederte, wurden am 30. September 1942 in den Gaskammern ermordet. Jacques Premselaar, der einzige Überlebende des Transports vom 17. August, erinnert sich in seinem Bericht an das NIOD an die Ankunft in Auschwitz:

Am 20. August, wenn ich mich nicht irre, traf der Zug in Birkenau ein. Alle jungen Männer und jungen Frauen wurden ausgesondert, während Frauen mit Kindern und alte Leute gemeinsam weggeschafft wurden. Wir gingen nach Birkenau, wurden rasiert, tätowiert, und ich erhielt die Nummer 59905. Die ersten Tage waren schrecklich, glücklicherweise blieb ich nur für weniger als zwei Wochen dort, ansonsten hätte ich nicht überlebt. In Birkenau mussten sowohl Männer als auch Frauen das Krematorium bauen, das bis dahin noch nicht existierte.
Quelle: Gedenkstätte yad vashem