SS-Brigadeführer u. Generalmajor dr. Polizei

* 16.01.1910 in Saarbrücken
† 31.03.1952 in
Turin

Eltern:
Schellenberg Guido u. Schellenberg Lydia geb. Riedel

1915 - 1918
Volksschule in Saarbrücken

1918 - 1928
Reform-Realgymnasium in Saarbrücken

1923
Schellenbergs Familie siedelt aus wirtschaftlichen Gründen nach Luxemburg über.
(Dort unterhielt die Firma B. Schellenberg, Hof-Pianoforte- und Musikalienhandlung, eine Filiale.)

1929
Zum Sommersemester schrieb sich Schellenberg im Fach Medizin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
Bonn ein. Auf Anregung seines liberal gesinnten Vaters entschied er sich, das Medizinstudium abzubrechen und an der Universität Marburg Rechts- und Staatswissenschaft zu studieren. Mit der Wahl dieses Studiums versprach sich Schellenberg, seinen Berufswunsch erfüllen zu können, eine Karriere im diplomatischen Dienst des Auswärtigen Amtes.

1929
Schellenberg tritt der Studentenverbindung Guestphalia bei.
(Das Corps Guestphalia Bonn ist eine Studentenverbindung im Kösener Senioren-Convents-Verband. Das Corps steht zu Mensur und Couleur. Es vereint Studenten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und ist die zweitälteste Studentenverbindung in Bonn.
Am 15. März 1820 wird das Corps Guestphalia Bonn erstmals genannt. Die Stifter des Corps sind Ludwig von Hausen, Wilhelm Lyncker, Karl Grundschöttel, Wilhelm Heinrich Winzer, Abraham Rose und Ignaz Ferdinand Wünnenberg. Bis auf Wünnenberg und Rose gehörten sie dem sogenannten Westphalenkartell an. Sie waren vorher Göttinger, Hallenser oder Heidelberger Westphalen.)

18.03.1933
Schellenberg besteht das erste Staatsexamen vor dem Oberlandesgericht
Düsseldorf.

ab 00.03.1933
Mitglied der Allgemeinen SS (Mitglieds Nu. 124 817)

ab 01.04.1933
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 3 504 508)

Gerichtsreferendar am Land- und Amtsgericht in Bonn und Sinzig

1934
Schellenberg tritt dem Sicherheitsdienst (SD) bei

10.01.1934
Beförderung zum SS-Mann

17.10.1934
Beförderung zum SS-Sturmmann

15.01.1935
Beförderung zum SS-Rottenführer

ab 1935
Mitarbeiter in der inneren Verwaltung des Polizeipräsidiums
Frankfurt am Main.

15.05.1935
Beförderung zum SS-Unterscharführer

09.11.1935
Beförderung zum SS-Scharführer

13.09.1936
Beförderung zum SS-Oberscharführer

08.12.1936
Schellenberg besteht das zweite Staatsexamen vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf (mit Prädikat)

1936
Nach dem zweiten juristischen Staatsexamen als Assesor 1936 wurde er in das Preußische Geheimen Staatspolizeiamt (Gestapa) in
Berlin übernommen.

20.04.1937
Beförderung zum SS-Untersturmführer

1938
Beförderung zum Regierungsassessor

30.01.1938
Beförderung zum SS-Obersturmführer

SS Befehlsblatt 1938
6 Jahrgang Nummer 2/38
Berlin, den 25.02.1938
Das SS Zivilabzeichen Nr. 130 802, Inhaber: SS-Untersturmführer Schellenberg Walter, SS Nr. 124 817, SD HA., ging zu Verlust. Vor Mißbrauch wird gewarnt.
SS Ergänzungsamt

12.03.1938 (Tag des Anschlusses Österreichs)
Schellenberg fliegt mit Heinrich Himmler nach Wien, um österreichische Geheimdienstunterlagen zu beschlagnahmen und die rechtliche Angliederung Österreichs an das Deutsche Reich vorzubereiten. Beim Einzug Hitlers in Wien oblagen ihm die Sicherheitsvorkehrungen des Einzuges.
(Während der Reise soll Schellenberg Himmler vor einem möglichen Missgeschick bewahrt haben, als er bemerkte, dass die Flugzeugtür, an die er sich gelehnt hatte, nicht richtig gesichert war. Schellenberg warf Himmler beiseite und verdiente sich die Dankbarkeit des Reichsführers , der versprach, den Gefallen zu erwidern, falls sich jemals die Chance bot. Nach dem ausgelassenen Empfang Hitlers bei seiner Ankunft in Wien schrieb Schellenberg später: "Noch nie habe ich so große, enthusiastische und freudige Menschenmengen gesehen.")

15.04.1938
Rückkehr aus Wien

Mitte April 1938
mit den Vorbereitungen des Rombesuchs Hitlers im Mai 1938 betraut. Bei dieser Gelegenheit etablierte er ein Netz von 500 Agenten in Italien, welche die politische Stimmung im Land beobachten sollten.

18.05.1938
Schellenberg heiratet seine erste Frau, Käthe Kortekamp (* 17.06.1907 in Bonn). Die Ehe soll er nicht aus persönlichen, sondern beruflichen und moralischen Gründen, auf Anraten seines Vorgesetzten Dr. Wilhelm Albert, eingegangen sein. Die Ehe wurde jedoch bald wieder annulliert.
(Ihre Ehe war kurz, teilweise aufgrund ihrer sozialen Stellung und der Tatsache, dass ihn viele Dinge an ihr in Verlegenheit brachten; Die Beziehung endete 1939 mit einer Scheidung, aber erst nachdem Schellenberg ihr ein " arisiertes " Modegeschäft versprochen hatte, das von jüdischen Besitzern enteignet wurde.

00.06.1938
Schellenberg nimmt seine Arbeit im SD-Hauptamt wieder auf

01.08.1938
Beförderung zum SS-Hauptsturmführer

30.01.1939
Beförderung zum SS-Sturmbannführer

00.05.1939
Auf Grund von Schwierigkeiten in Ehe und Beruf erleidet er im Mai 1939 einen Nervenzusammen­bruch. Die Freundschaft zwischen seiner Frau Käthe und der Geliebten seines Vorgesetzten Dr. Wilhelm Albert führte zu Problemen mit seinen Arbeitskollegen, zumal eine Freundschaft zu Rein­hard Heydrichs Frau Lina Mathilde von Osten für Klatsch sorgte.

08.09.1939
Schellenberg begleitet Reinhard Heydrich nach Warschau um die Sicherheit des Besuches Hitlers zu organisieren.

09.11.1939
Schellenberg organisiert den
Venlo-Zwischenfall und entführte zwei britische MI6-Agenten in der niederländischen Stadt Venlo.

31.12.1939
Gerichtsverfahren zur Beendigung der unglücklichen Ehe endete schließlich mit einer Entscheidung am 31. Dezember 1939.

1939 – 1942
Schellenberg oblag die Abhöraktion im Salon Kitty, einem Berliner Edelbordell, in dem Parteigrößen, Diplomaten und Prominente verkehrten. Dem Amüsierbetrieb wurden mittels der Berliner Polizei „Frauen und Mädchen, die intelligent, mehrsprachig, nationalistisch gesinnt und ferner mannstoll sind“ zugeführt, die vorab eine Spionageschulung durchlaufen hatten. Die Erkenntnisse wurden entweder nachrichtendienstlich ausgewertet oder aber dazu verwendet, die Betroffenen zur Mitarbeit zu erpressen.
(Der Salon Kitty war ein Bordell in Berlin-Charlottenburg in der Giesebrechtstraße 11, im dritten Stock, das 1939 bis 1942 vom Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS und später dem Reichssicherheitshauptamt zu Spionagezwecken instrumentalisiert wurde.
https://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1228104

00.07.1940
an der versuchten Entführung des ehemaligen englischen Königs Eduard VIII. aus Portugal (Operation Willi) beteiligt.
Nach der Entführung plante Hitler, das Ehepaar in Deutschland niederzulassen, und hatte ihnen bereits 50 Millionen Pfund zur Verfügung gestellt, die bei einer Bank in Genf hinterlegt waren. Die Operation schlug knapp fehl, und die Agenten des Geheimdienstes lagen einen Tag vor Schellenberg und seinem Team in Portugal.

10.10.1940
Schellenberg heiratet seine zweite Ehefrau Grosse-Schönepauk Irene (* 08.02.1919 in Fraustadt)
(ein Sohn, zwei Töchter)

00.11.1940
Nach wiederholter Krankheit, wird ihm ein Leber- oder Gallenblasenleiden diagnostiziert. Zur Genesung erholte er sich in Karlsbad und in Thüringen.

20.05.1941
Am 20. Mai 1941 teilte er dem deutschen Militärkommando in Frankreich mit, dass die Auswanderung von Juden nun strengstens verboten sei

27.05.1941
Er war Vater von fünf Kindern, von denen das älteste, Ingo, geboren am 27. Mai 1941, der einzige war, den sein Vater wirklich kennen konnte. Am Ende des Krieges brachte er seine Kinder in der Schweiz in Sicherheit.

22.06.1941
Am 22. Juni 1941 erhielt Schellenberg seine offizielle Ernennung zum Chef des Geheimdienstes im Ausland.

01.09.1941
Beförderung zum SS-Obersturmbannführer

00.06.1942
Schellenberg rückt vom stellvertretenden Leiter zum Chef des Amtes VI auf. Sein Vorgänger, SS-Brigadeführer Heinz Jost, schied bereits bei Beginn der Tätigkeit Schellenbergs im Juni 1941 aus.

21.06.1942
Beförderung zum SS-Standartenführer

21.07.1942
Auf direkten Befehl Heinrich Himmlers wurde er zum SS-Standartenführer ernannt.

21.06.1943
Beförderung zum SS-Oberführer

1943
Als die Alliierten 1943 in Italien einmarschierten, unternahm Schellenberg große Anstrengungen, um die Sicherheit von Amin al-Husseini zu gewährleisten, der antisemitische und anti-britische Großmufti von Jerusalem, der in Rom lebte, indem er ihn nach Berlin transportieren ließ.

21.06.1944
Beförderung zum SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei

1944
Drei Tage nach dem Anschlag vom 20. Juli 1944 auf Hitler wurde Canaris von seinem Rivalen im Reichssicherheitshauptamt VI (SD Ausland), SS-Brigadeführer Walter Schellenberg, festgenommen.

1944
nach der Amtsenthebung seines Rivalen, dem am militärischen Widerstand beteiligten Wilhelm Canaris, übernahm er dessen „Abwehr", den militärischen Nachrichtendienst der Wehrmacht als ei­genes „Amt Mil" in das RSHA

15.01.1945
Der Befreiung aus Theresienstadt gingen verschiedene Verhandlungstreffen voraus, wovon eines am 15. Januar 1945 in Wildbad stattfand. An der Wildbader Verhandlung waren beteiligt: Jean-Marie Musy, Mitglied des Schweizer Bundesrats, Walter Schellenberg, SS-Brigadeführer, sowie Heinrich Himmler, Chef der SS. Bereits vor dem Wildbader Treffen über mögliche Rettungsmaßnahmen von Jüdinnen und Juden waren verschiedene Gespräche geführt worden, auch nach der Begegnung in Wildbad gab es noch Verhandlungen. In einer zweiseitigen Niederschrift aus dem Bundessarchiv über das Wildbader Treffen, so Lahmann, entnimmt man, dass Himmler, mit einem Sonderzug von Triberg kommend, bis Forbach-Gausbach fuhr, und von dort mit dem Auto abends nach Wildbad gelangte, wo er im Hotel Post mit Musy und Schellenberg zusammentraf.

00.04.1945
Das RSHA räumt seine Büros in der Berliner Prinz Albrecht-Straße 8. Schellenberg und weitere Mitarbeiter zogen sich nach Flensburg zurück, um in der Reichsregierung Karl Dönitz weiterzuarbei­ten.

22.04.1945
am 22. April 1945 ließ sich Schellenberg von Himmler, der im Feldquartier Hohenlychen im Bett lag und sich krank fühlte, beauftragen, "über einen Namen für eine neue 'Alternative-Partei' nachzudenken". Heinrich Himmler war nach langem Nachdenken bereit, mittels einer von ihm dekretierten Oppositionspartei Deutschland zu redemokratisieren, wobei ihm Walter Schellenberg gern helfen wollte.

06.05.1945
Am Morgen des 6. Mai 1945 war SS-Brigadeführer Schellenberg in einem der Rotkreuz-Flugzeuge Bernadottes von Kopenhagen nach Malmö und von dort in einem schwedischen Flugzeug nach Stockholm geflogen. Das erklärte Ziel dieser Reise bestand darin, im Auftrage des neuen deutschen Reichspräsidenten Großadmiral Dönitz über die Kapitulation der deutschen Truppen in Norwegen zu verhandeln.

00.06.1945
Schellenberg wird verhaftet

04.01.1946
Am 4. Januar 1946 sagte er während der Nürnberger Prozesse gegen die Würdenträger des NS-Regimes aus, insbesondere gegen Ernst Kaltenbrunner . Als der Prozess beendet war, wurde er nach London zurückgebracht, weil er an Gallensteinen litt.

16.06.1945
Nach seiner spontanen Kapitulation wurde er am 16. Juni 1945 in das Lager 020 in England verlegt. Dort verhandelte er sein Schicksal gegen streng vertrauliche Informationen, insbesondere über die Spionageaktivitäten von Edward VIII.

14.04.1949
Am 14. April 1949 verurteilte das amerikanische Militärgericht IV in der Rechtssache 11 den SS-Brigadeführer Walter Schellenberg zu sechs Jahren Haft. Seine Amtszeit sollte "ab dem 17. Juni 1945, der Zeit der Haft vor und während des Prozesses, beginnen". Fall Nr. 11, der sogenannte "Ministries Case" oder "Wilhelmstrasse Case", war in der Tat die Vereinigten Staaten von Amerika Ernst von Weizsaecker et al. Das Militärgericht IV war tatsächlich das Militärgericht IVA, da das ursprüngliche Militärgericht IV den Fall Flick behandelte. Da es von der Anklage bis zum Urteil 17 Monate und zwischen der Anklage und den „Nachurteilsentscheidungen… nach Verteidigungsanträgen wegen fehlerhaften Urteils“ mehr als zwei Jahre dauerte, war der Fall Wilhelmstraße der längste aller Nürnberger Fälle.

00.12.1950
wegen eines Leberleidens vorzeitig aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen.
Schellenberg ließ sich nach seiner Haftentlassung in
Pallanza unweit des Lago Maggiore nieder.

31.03.1952
Er starb 42-jährig in einer Klinik im italienischen Turin wo er sich auf eine Leberoperation vorbereitete an Krebs.

Begraben
Friedhofskommune de la Grande Croce Turin, Provinz Turin Piemont, Italien
(Er wurde in der „Campo Commune“ beigesetzt, einer Grabstätte für diejenigen, die nicht von ihren Familien beerdigt wurden. Er blieb dort 10 Jahre lang begraben, eine Zeit, in der erwartet wird, dass die Familie die Überreste des Verstorbenen fordert. Sein Leichnam wurde nicht von Verwandten beansprucht, und er wurde dann in die „Ossario Commune de la Grande Croce“ in Turin, Italien, verlegt, einer gemeinsamen Grabstätte.)

Orden
SS-Zivilabzeichen
Eisernes Kreuz 1. Klasse (1939-1945)
Eisernes Kreuz 2. Klasse (1939-1945)
Kriegsverdienstkreuz 1.Klasse mit Schwertern
Kriegsverdienstkreuz 2.Klasse mit Schwertern
Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
Spange zur Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
SS-Ehrenring
Ehrendegen des Reichsführers-SS
Julleuchter der SS
SA-Sportabzeichen in Bronze
DRL Sportabzeichen in Bronze