Außenlager KL Groß-Rosen (Maschinenfabrik Wumag)


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Übersicht

Deutschland, Bundesland Sachsen, Landkreis Bautzen

Betreiber:
Maschinenfabrik Wumag, vormals Busch, zum Flick-Konzern gehörig

Standort des Lagers:
Betriebsgelände der Waggon- und Maschinenfabrik

erste Erwähnung:
01.10.1944

letzte Erwähnung:
19.04.1945

Häftlinge:
500 bis 600
(im Februar 498, meist jüdische Männer aus Polen, der Tschechoslowakei, der Sowjetunion, Frankreich, Belgien, Deutschland, Jugoslawien.

Unterbringung
Barackenl

Einsatz der Häftlinge bei / Art der Arbeiten:
Verschiedene, teils sehr schwere und gesundheitsschädliche Arbeiten der Kriegsproduktion in der Wumag.
(ab 15. Februar 1945 Schanzarbeiten für Befestigungsanlagen und Straßenbau.)
(Hatte die Betriebsleitung noch im Januar 1945 vom KZ Groß-Rosen zusätzlich zu den schon vorhandenen über 1000 Häftlingen noch weitere 800 angefordert, so hatten sie es mit dem Heranrücken der Roten Armee sehr eilig, die Häftlinge wieder loszuwerden. Schon am 15. Februar 1945 wurden sie der Wehrmacht für den Festungsbau übergeben.)

Todesopfer:
Circa 400.
Zuerst wurden Leichen im Krematorium Görlitz verbrannt. 302 Leichen, die in einer Sandgrube verscharrt worden waren, bestattete man nach dem Krieg auf dem jüdischen Friedhof Bautzen.

ein Russe und ein Deutscher wurden wegen Fluchtversuch gehängt.

Besonderheiten des Lagers
SS Lagerkommandant Jannisch Rudolf versuchte, Tote im Kesselhaus des Werkes zu verbrennen. Er scheiterte am Protest der Heizer.
Im Lager selektierte SS-Unterscharführer
Bahr Wilhelm Kranke aus und ermordete 60 durch Salzsäure-und Phenolspritzen.
(Der erste Lagerkommandant für das KZ-Außenlager Görlitz sowie für die Lager Bautzen, Kamenz, Kratzau, Niesky und Zittau war Rechenberg Erich der mit seiner Familie in unmittelbarer Nähe des Görlitzer Lagers in einer Holzbaracke lebte. Später wurde er nach Auschwitz versetzt. Ab August 1944 war Winfried Zänker der Lagerleiter im KZ-Außenlager Görlitz. Er kam aus Breslau von der SIPO (Sicherheitspolizei) und diente während des Krieges in der SS Leibstandarte Adolf Hitler. Die Wachmannschaften des Lagers bildete das 9. SS-Totenkopfbatallion, was sich meist aus älteren Reservisten und Weltkrieg I-Veteranen zusammensetzte.

Zugänge
Am 16. April kamen über 100 Häftlinge des AL Schlieben (KZ Buchenwald) nach Bautzen;

Zugänge
Mitte April kamen 40 typhuskranke Häftlinge des AL Brandhofen ins Lager. Sie blieben auf der Krankenstadion und nur acht überlebten und wurden am 20. April von der Roten Armee befreit.

Evakuierung:
Etwa 200 gehfähige Häftlinge wurden eilig am 19. April
evakuiert.
Auf Pferdewagen wurden Gepäckstücke verladen und von Häftlingen gezogen. Der Häftlingszug – von SS-Leuten und Hunden bewacht – zog über Neukirch, Steinigtwolmsdorf, Neudörfel, Wölmsdorf (Vilémov) nach Nixdorf (
Mikulášovice). Hier kamen die Häftlinge in Baracken ehemaliger Ostarbeiter bis zur Befreiung unter. Die Bewacher planten bei Wölmsdorf alle Häftlinge zu erschießen. Die Bevölkerung bekam davon Kenntnis und protestierte dagegen. Man befürchtete die Rache der herannahenden Truppen.

Todesopfer der Evakuierung:
Bei der „Hohenwaldschänke“ erschoss die SS zwei gehunfähige Häftlinge, bei Wölmsdorf weitere zehn.

Am 8. Mai 1945 verließen Wachmannschaften und Lagerkommandant den Häftlingszug und am 9. Mai befreiten Soldaten der Zweiten Polnischen Armee die Häftlinge.

Etwa 100 Kranke blieben ohne Nahrung und Wasser bewacht durch Volkssturmmänner im Lager zurück und wurden am nächsten Tag befreit.

Juristische Aufarbeitung
Das Sonderstrafgericht in Katowice verurteilte den in Bautzen eingesetzten SS-Unterscharführer Erich König am 3. Oktober 1946 zu einer siebenjährigen Haftstrafe.
Wilhelm Bahr wurde 1946 von einem britischen Militärgericht in Hamburg wegen Beteiligung an der Tötung und Misshandlung von Häftlingen in Neuengamme zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Ein Ermittlungsverfahren der Zentralstelle des Landes Nordrhein-Westfalen für die Bearbeitung der nationalsozialistischen Massenverbrechen in Konzentrationslagern gegen Wilhelm Bahr wurde 1974 wegen des Todes des Beschuldigten eingestellt.

Gedenken
1950 wurde auf dem jüdischen Friedhof Bautzen eine Gedenkanlage zur Erinnerung an die 302 dort beerdigten Todesopfer des KZ-Außenlagers angelegt. Die Gedenkstätte und die Dauerausstellung des VEB Waggonbau Bautzen wurden nach 1990 abgebaut.
Seit 1997 erinnern außerhalb des Betriebsgeländes, gut gepflegt, ein Gedenkstein und eine Informationstafel an das KZ-Außenlager und seine Opfer.

Einnahme Bautzen 1945