Auschwitz

Am 03.08.1942 verläßt der Transport Nu 14 (Zug 901-8) Pithiviers mit 52 jüdischen Männern und 982 jüdischen Frauen unter ihnen 108 Kinder. Die Menschen waren zuvor im Durchgangslager für internierte jüdische Franzosen und ausländische Flüchtlinge Pithiviers inhaftiert. Ziel dieses Transportes war das Konzentrationslager Auschwitz. Der Zug erreicht Auschwitz am 05.08.1942. Nach der Selektion werden 22 Männer, die die Nummern 56411 bis 56432 erhalten, sowie 542 Frauen, die die Nummern 15102 - 15267 u. 15269 - 15644 erhalten ins Lager Auschwitz übernommen. 470 Personen aus diesem Transport wurden der Sonderbehandlung (vergast) zugeführt. 3 Männliche Personen und 3 weibliche Person aus diesem Transport haben den Krieg überlebt.

Bericht

Die am. 3 August nach Auschwitz deportierten Juden gehörten zu denen, die am 16. Juli mit ihren Familien verhaftet und vor ihrer Überführung ins Lager Pithiviers ins Pariser Stadion Velodrôme d’Hiver gebracht worden waren.

Die 14-jährige Annette Krajcer wurde am 19. Juli gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Léa vom Vel d’Hiv nach Pithiviers gebracht. Sie erinnert sich daran, wie sie mit dem Bus vom Stadion zum Güterbereich des Gare d’Austerlitz gebracht wurden, wo französische Gendarmen sie in Viehwaggons zwangen: „Es gab nur ein bisschen Stroh auf dem Boden, nichts zum Sitzen und nichts zum Trinken, es war unerträglich heiß! Die Türen waren von außen verschlossen, die Reise kam einem angesichts der Schreie der Kinder, der Angst der Eltern, der Unmöglichkeit, nach draußen zu sehen, besonders lang vor.“

Es war diese Entscheidung, die zu den fürchterlichen Szenen führte, als im Lager Pithiviers Familien vor der Deportation getrennt wurden. Die Deportation der in Pithiviers und Beaune-la-Rolande inhaftierten Familien begann im August 1942. Ein Transport sollte am 3. August das Lager Pithiviers verlassen. Da das RSHA die Deportation von Kindern unter 16 Jahren noch nicht genehmigt hatte, spielten sich vor der Deportation grauenvolle Trennungsszenen im Lager ab.Annette Krajcer erinnert sich in ihrer Zeugenaussage nach dem Krieg an die Trennung von ihrer Mutter: „Am 2. August, am späten Nachmittag, wurden wir gewarnt, dass unsere Mutter mit dem Transport am nächsten Tag aufbrechen müsse. Es folgte eine lange, schreckliche Nacht, in der wir hofften, uns an jeden Moment erinnern zu können und sie so lange wir könnten bei uns zu behalten. Am nächsten Tag wurden wir getrennt.“

Zusätzlich zu den Deportierten, die während der Massenverhaftungen in Paris vom 16. Juli festgenommen worden waren, wurden 54 Juden aus dem Lager Lamotte-Beuvron im Département Loir et Cher in den Transport eingeschlossen. Sie waren mehrheitlich bereits im Lager interniert und wurden durch weitere 15 Juden ergänzt, die am 13. Juli im Département verhaftet worden waren. Am 27. Juli wurden 98 Juden, darunter zehn Kinder, mit dem Zug nach Pithiviers überführt. Ein Beleg der SNCF bestätigt die Abfahrt des Zugs Nr. 1084 von Lamotte-Beuvron mit 119 als „internierte Juden in Begleitung“ klassifizierten Menschen an Bord. Ein zweiter Beleg bestätigt die Rückkehr des Zugs am 28. Juli mit den 21 Gendarmen, die den Transport begleitet hatten. Diese Gendarmen wurden von Leutnant Dahuron angeführt. Die von Lamotte-Beauvron überführten Juden wurden in zwei Transporten am 31. Juli und 3. August deportiert, die beide von Pithiviers ausgingen. The Jews transferred from Lamotte-Beauvron were deported to Auschwitz in two transports, on July 31 and August 3, both from Pithiviers.

Röthke bestätigte die Abfahrt des Zugs 901-8 von der Bahnstation Pithiviers nach Auschwitz am 3. August um 6:15 Uhr mit 1034 Juden an Bord. Der bis zur Grenze in Novéant-sur-Moselle verantwortliche Transportleiter war Stabsfeldwebel Kaemmerer. Gemäß dem Fahrplan für die erste Deportation aus Pithiviers im Juni 1942 passierte der Zug nach seiner Abfahrt Malesherbes, Monterean, Flamboin, Troyes, Brienne-le-Château, Valentigny, Montier en Der, Eclaron, Saint-Dizier, Revigny, Bar le Duc und Lérouville, bis er die Grenze erreichte. Der Zug wurde von einem Offizier und 30 Männern der französischen Gendarmerie und einem kleinen Kontingent der Feldgendarmerie bis zur Grenze in Novéant bewacht, wo die Ordnungspolizei die Überwachung übernahm.

Am 28. Juli 1942 hatte Heinz Röthke dem Sipo-SD-Befehlshaber in Frankreich, Helmut Knochen, und seinem Stellvertreter Kurt Lischka, neue Anweisungen mit dem Zeitplan für die nächsten 13 Transporte aus Frankreich übermittelt, einschließlich dem, der für den 3. August angesetzt war. Er erklärte[...]: „Für die Deportationen werden deutsche Güterwaggons eingesetzt, wie es bereits bislang der Fall war.“ Während die Waggons aus Deutschland stammten, wurden sowohl der Motor des Zugs als auch das Personal von der SNCF zur Verfügung gestellt. Dies ist von dem SNCF-Historiker Christian Bachelier bestätigt und durch einen Brief belegt worden, den die SNCF am 15. September dem Präfekten des Départements Loiret geschickt hatte; ihm zufolge hatte man am 3. August den Transfer von Juden aus Pithiviers zur französisch-deutschen Grenze in Novéant vorgenommen. An der französisch-deutschen Grenze wurden die französische Lokomotive und das französische Personal durch Reichsbahnmitarbeiter und deutsche Technik ersetzt.

Namensliste

Wartenberg Lieselotte geb. Bacher
* 10.12.1906 in Halle an der Saale
Todesdatum 05.08.1942 KL Auschwitz

Privatadresse Kronprinzenstraße 13
letzte Adresse Paris

Verwandtschaft
Eltern:
Walter Bacher,
Mutter: ?
Ehemann:
Werner Wartenberg, geboren am 10.07.1903 in Berlin, Schicksal unbekannt
Sohn Walter Wartenberg, geboren am 16.01.1928 in Halle,Tod im KZ

weitere Lebensdaten
Werner Wartenberg war einer der Gesellschafter in dem gut eingeführten Trikotagen- und Sportartikel-Warenhaus, Leipziger Str. 102, Kommandit-Gesellschaft (KG). Nach dem Boykott gegen jüdische Geschäftsleute, Ärzte, Rechtsanwälte am 01.04.1933 gaben die vier Gesellschafter das Geschäft auf.
Die Familien Bacher/Wartenberg zogen nach Berlin. Ihr hallesches Geschäftshaus wurde schließlich 1938 "arisiert“
Lieselotte emigrierte mit ihrem Sohn vor 1939 nach Paris. Sie wurde am 03.08.1942 mit dem Transport 14 von Pithiviers in das KL Auschwitz deportiert.