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Übersicht
Polen, Woiwodschaft Westpommern, Powiat Kołobrzeg
Im Zuge der deutschen Ostsiedlung ließen sich deutsche Siedler etwa 2 km nördlich der bestehenden slawischen Siedlung nieder. Es entstand ein Ort mit regelmäßigem Grundriss und einer umlaufenden Mauer. 1248 tauschten Herzog Barnim I. und Bischof Wilhelm Kolberg und Stargard, das 1255 durch die Brandenburger Markgrafen Johann und Otto bestätigt wurde. 1255 erhielt die „neue“ Siedlung Kolberg von Herzog Wartislaw III. von Pommern und Bischof Hermann von Gleichen von Cammin das Stadtrecht nach Lübischem Recht.
Für das Jahr 1261 lassen sich erste Spuren von jüdischen Bürgern nachweisen, ab dem 14. Jahrhundert siedelten einige jüdische Familien in der ul. Brzozowa (ehemalig: Judenstraße). 1492/93 wurde der größte Teil der jüdischen Bevölkerung nach dem Sternberger Hostienschänderprozess vertrieben. Juden, die sich taufen ließen, durften vorübergehend bleiben, mussten aber im jüdischen Viertel zwischen der ul. Gierczak und der ul. Narutowicza (ehemalig: Linden- und Schlieffenstraße) wohnen und letztlich 1510 die Stadt ebenfalls verlassen. An diese Ghettoisierung erinnerte die deutsche Bezeichnung Enge Judengasse. Bis 1812 war Kolberg neben Tempelburg die einzige Stadt in Hinterpommern, in der die feste Ansiedlung von Juden vom Magistrat und nach Protesten von christlichen Kaufleuten verhindert wurde. Juden war zwar ein konzessionierter Handel erlaubt, sie mussten aber jeweils nach spätestens 24 Stunden die Stadt wieder verlassen.
Nach 1935 entstanden im Rahmen der Aufrüstung der Wehrmacht in Kolberg mehrere Kasernenkomplexe, und der Fliegerhorst Kolberg wurde gebaut. Während des Zweiten Weltkrieges reichten die Kapazitäten der Torpedoschule in Flensburg-Mürwik nicht mehr aus. In Kolberg wurde im Oktober 1941 eine weitere Torpedoschule eröffnet; sie unterstand der in Flensburg-Mürwik.
Während der Reichspogromnacht wurden die 1899 eröffnete Neue Synagoge und alle jüdischen Geschäfte völlig zerstört. Das jüdische Kurheim wurde aufgelöst und in der Folge in ein Kohlengeschäft umfunktioniert, die Synagoge in ein Eisenwarengeschäft umgewandelt und die meisten jüdischen Männer für einige Monate ins KZ Sachsenhausen verbracht und dort misshandelt. Am 12./13. Februar 1940 folgte eine Überraschungsaktion, in der 1200 Juden aus Pommern und auch Kolberg in das Generalgouvernement Polen deportiert wurden. Schließlich beendeten die deutschen Behörden 1942 das jüdische Leben in Kolberg, nachdem fast alle der noch verbliebenen jüdischen Bewohner in Vernichtungslager deportiert worden waren. Die Synagoge und der angrenzende Straßenzug wurden bei den Kämpfen um die Stadt 1945 vollständig zerstört und in der Nachkriegszeit mit Wohngebäuden bebaut. Somit ist nach der Pogromnacht 1940 bis 1942 die gesamte jüdische Bevölkerung deportiert und größtenteils ermordet worden.
In der zweiten Etappe der Schlacht um Ostpommern rückte die nordwestlich operierende 1. Weißrussische Front gegen Kolberg und die 2. Weißrussische Front gegen Köslin vor. Am 5. März wurde Köslin erobert und auch Kammin an der Ostsee erreicht.
Sowjetische und polnische Truppen besetzten die Stadt am 18. März 1945
Täter und Mitläufer 1933-1945
SS-Obersturmführer
Pinnow Willi
* 14.11.1898 in Kolberg
vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Auschwitz