Auschwitz, 12. Oktober 1944

1. In Ausübung ihres Dienstes fielen vor dem Feind getreu ihrem Eid auf den Führer am Sonnabend, dem 7.10.44
SS-Uscha.
Rudolf Erler, geb. 31.8.04 5./SS-T-Stuba.KL Au. I
SS-Uscha.
Willi Freese, geb. 30.9.21 2./SS-T-Stuba.KL Au. II
SS-Uscha. Josef Purke, geb. 28.2.03 l./SS-T-Stuba.KL Au. II
Wir werden den gefallenen Kameraden stets ein treues Andenken bewahren.

2. Warnwoche
Die Sicherheit des Reiches im gegenwärtigen entscheidenden Stadium des Krieges verlangt von jedem SS-Angehörigen und Gefolgschaftsmitglied unbedingte Gewissenhaftigkeit und Disziplin bei der Behandlung aller geheimzuhaltenden Vorgänge und Gegenstände. Der Erziehung zu dieser Disziplin dient die sogenannte ,Pst“-Aktion, die im Rahmen einer Warnwoche am 16.10.1944 beginnt. Allen Einheiten, Dienststellen und Abteilungen gehen hierfür Warnzettel zu, die in folgender Weise anzubringen sind:
a) die großen und mittleren Warnzettel an gut sichtbaren, in die Augen springenden Stellender SS-eigenen Dienst- und Arbeitsräume, Hallen, Flure, Kantinen, Friseurstuben usw.
b) die kleinen und kleinsten Warnzettel an Fernsprech- und anderen Nachrichtenapparaten, Schreibmaschinen usw.

Die Warnzettel sind ab 15.10.44 schlagartig innerhalb von 24 Stunden anzubringen. Die zur Verteilung kommenden Zettel sind sinnvoll zu verwenden und restlos aufzubrauchen. Während der Warnwoche sind durch die Führer der Einheiten und Dienststellenleiter laufend Belehrungen über die Gefahren des leichtsinnigen Schwatzens durchzuführen. Dabei ist darauf zu hinzuweisen, daß die Schweigepflicht in erster Linie für die SS-Angehörigen selbst gilt. Jedem Schwätzer ist in dieser Woche mit dem Warnwort ,,Pst“ entgegenzutreten. Wenn vom Beginn dieser ,,Pst“-Aktion zehn Prozent aller SS-Angehörigen und Gefolgschaftsmitglieder die anderen neunzig Prozent mit dem Worte, ,,Pst“ warnen und die Bedeutung dieses Wortes verstanden wird, nämlich ,,Achtung, Feind hört mit! Schwatz nicht! Schweige!" dann hat die Aktion ihre Aufgabe erfüllt.
Es ist dafür Sorge zu tragen, daß am 16.10.44 die erste Belehrung erfolgt und die Angehörigen der Einheiten und Dienststellen über den Sinn der Warnzettel aufgeklärt werden.

3. Anforderung von Kraftfahrzeugen
Wiederholte Feststellungen haben gezeigt, daß Fahrzeuge für Überlandfahrten für Sonntage angefordert werden, die Fahrten aber nicht zu Stande kommen, weil die Sachbearbeiter übersehen hatten, daß die Fahrzeuge für einen Sonntag angefordert wurden. Die Überlandfahrer verloren durch die unüberlegte Anforderung ihren Ruhetag, die Fahrzeuge wurden umsonst fahrbereit gemacht und verbrauchten unnötig Tankholz. Diese Unachtsamkeit muß unter allen Umständen ausgemerzt werden. Die Abteilungen haben bei Ausstellung der Kraftfahrzeugenanforderung genau auf Datum und Tag
der vorgesehenen Fahrt zu achten. Die Fahrten selbst müssen so eingeteilt und zusammengelegt werden, daß die Fahrzeuge auf Hin- und Rückfahrt beladen sind. Abfahrt muß möglichst früh erfolgen und die Erledigung so eingeteilt sein, daß die Fahrer mit ihren Fahrzeugen frühzeitig zurück sind. Hierzu ist es notwendig, daß die anfordernden Abteilungen für zweckmäßige Bereitstellung der Ladegüter sorgen und ebenso die Entladung der Fahrzeuge so vorbereiten, daß jeder Aufenthalt und Zeitverlust vermieden wird. Die Fahrten sollen nach Möglichkeit täglich um 20.00 Uhr beendet sein. Sollten die einzelnen Dienststellen selbst nicht in der Lage sein, die Lademöglichkeit auszunutzen, ist Verbindung mit der Fahrdienststelle aufzunehmen, die durch Zusammenlegen von Fahrten oder auf andere Weise Schwierigkeiten beseitigen wird. Leerfahrten oder ungenügende Ausnutzung können nach der verschärften Anweisung für die Streifendienste zur Beschlagnahme der Fahrzeuge führen. Die Fahrer sind verpflichtet, jegliche Mißstände zur Meldung zu bringen.

4. Streitigkeiten mit fremdländischen Zivilpersonen
Ein Vorfall gibt Veranlassung darauf hinzuweisen, daß bei Streitigkeiten mit fremdländischen Zivilpersonen jeder SS-Angehörige die Pflicht hat, sich an die zuständige Polizei- oder Gendarmeriedienststelle bezw. an die SS-Streife zu wenden. Es geht nicht an und widerspricht auch der soldatischen Zucht und Ordnung, daß SS-Angehörige, wenn nicht eine ganz besondere Begründung dafür vorliegt, Streitigkeiten auf der Straße austragen.

5. Führerschulung
Am Montag, dem 16.10.1944, 19.30 Uhr, findet im Führerheim der nächste Schulungsabend statt. Alle Führer des Standortes nehmen daran teil. Es sprechen der Leiter der Abt. VI über ,,Die politische Lage und die Vordringlichkeit der weltanschaulichen Führungsaufgabe“ und zwei Offiziere der Flakgruppe Oberschlesien-Süd über ,,Aktuelle Fragen der Flakabwehr“.

6. Unterführerschulung
Am Dienstag, dem [sic] 17.10.1944, 20.00 Uhr, findet im kleinen Saal des Kameradschaftsheimes für sämtliche Unterführer des Standortes eine politische Schulung statt. Thema: ,,Aktuelle politische und weltanschauliche Fragen“. Teilnahme ist Pflicht.

7. Buchverkauf in der Abt. VI
Die Abteilung VI hat Bücher zum Verkauf zugewiesen erhalten. Diese werden am Montag, dem [sic] 16.10.1944, ab 8.00 Uhr in der Dienststelle der Abt. VI, Zimmer 17, abgegeben. Zum Kauf berechtigt sind alle SS-Angehörige des Standortes sowie die im Dienste der SS tätigen weiblichen Arbeitskräfte. Jeder erhält nur ein Buch. Abgabe solange Vorrat.

8. Prämienscheine
Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß die Prämienscheine durch die ausgebenden Stellen weder zu stempeln noch zu beschriften sind. Bei Bezahlung der Prämienscheine haben die Beauftragten künftig eine kurze schriftliche Anforderung der Betriebe bzw. Dienststelle vorzulegen.

9. Verloren - gefunden
Am 3.10.44, in der Zeit von 16.30-17.00 Uhr, ist auf dem Wege vom Stammlager nach Babitz eine Aktentasche mit Brieftasche und größerem Geldbetrag sowie verschiedenen Ausweispapieren verloren gegangen.

Gefunden wurden:
1 Uhr
1 Geldbörse
1 Ring
1 Pioniersturmabzeichen
1 Infanteriesturmabzeichen
1 Erkennungsmarke ,,SS-T-Stuba.KL Au. Nr. 1468“
Die verlorenen bezw. gefundenen Gegenstände sind auf der Dienststelle des SS-Standortältesten, Zimmer 24, abzugeben bezw. gegen Nachweis abzuholen.

gez. Baer
SS-Sturmbannführer

F.d.R.
Höcker
SS-Obersturmführer und Adjutant