Monowitz, 18. August 1944

Betreff. Abstellung verschiedener Mängel in den einzelnen Arbeitslagern

An alle Lager- bzw. Kommandoführer
KL Auschwitz III

Bei meinen letzten Kontrollen verschiedener Arbeitslager mußte ich eine Reihe von Mängeln feststellen, für deren sofortige Beseitigung ich alle Lager- bzw. Kommandoführer verantwortlich mache. Vor allen Dingen weise ich letztmalig darauf hin, daß sämtliche Anweisungen, Kommandanturbefehle und Rundschreiben sofort und in vollem Umfang erledigt werden müssen. Ich mußte leider feststellen, daß insbesondere alle Anweisungen betr. Sicherung der Lager, tägliche Kontrollen, Überprüfung und Nachforschung über etwaige Fluchtvorbereitungen u.ä. in einigen Fällen nicht oder nur teilweise durchgeführt wurden. Trotz meines Befehles ist z.B. in Gleiwitz I unter gleichen Bedingungen, wie schon früher einmal in Eintrachthütte, ein unterirdischer Stollen angelegt worden, durch den 11 Russen geflüchtet sind. Ich werde diesen sowie alle weiteren derartigen Fälle dem SS-Gericht vorlegen lassen und entsprechende Bestrafung der Schuldigen, sei es Lagerdienst oder Lagerführer, vorschlagen.
Vielfach hat sich der Nachtwachendienst in den Blöc[k]en, der durch Häftlinge ausgeführt wird, als illusorisch erwiesen, weil diese oft eine sehr große Anzahl Häftlinge zu gleicher Zeit austreten lassen, ohne die Nummer aufzuschreiben oder sonst genaue Kontrollen durchzuführen. Die schon oft befohlenen Blocküberprüfungen auf Vollzähligkeit werden ebenfalls nicht gewissenhaft durchgeführt. Weiters wurden Häftlinge festgestellt, bei denen
an den Hosen und Jacken die Nummern fehlten und die roten Streifen an den Zivilkleidern kaum sichtbar waren. Diese Mängel festzustellen und ebenso rasch beheben zu lassen, ist eine vordringliche Aufgabe der Lagerführer. In diesem Zusammenhang weise ich ausdrücklich darauf hin, daß auch die weißen Mäntel der Arzte und Friseure mit Nummern zu versehen und durch Farbstreifen besonders kenntlich zu machen sind. Weiters wurde mir durch eine Direktion mitgeteilt, daß Häftlinge, die in ihrer Arbeitsleistung bedeutend nachgelassen hatten und seitens der Zivilmeister mehrfach gerügt werden mußten, durch die zuständigen Lager- bzw. Kommandoführer nicht gemeldet, ja sogar oft noch gedeckt wurden. Dies ist ein unmöglicher Zustand. Ich stelle hierzu nochmals ausdrücklich fest, daß jeder Kommandoführer auch für die Arbeitsleistung verantwortlich ist und selbstverständlich dafür zu sorgen hat, daß jeder Häftling in der Kriegsproduktion sein höchstes leisten muß.

Der Lagerkommandant:
gez. Schwarz
SS-Hauptsturmführer

F.d.R.
Orlich
SS-Untersturmführer und Adjutant