* 21.09.1911 in Radebeul
† 04.09.1988 in Bremen (an Krebs gestorben)

Mitglied der SA u. der SS

1918-1923
Volksschule in Radebeul

1923-1932
Lößnitzgymnasium in Radebeul

12.12.1930
Eintritt in die Hitlerjugend

01.10.1931
Eintritt in die NSDAP (Mitglieds Nu. 658 808)

März 1932
Abitur

Studium der Rechts- und Staatswissenschaft in Greifswald und Berlin.

1935
Erstes jur. Staatsexamen am Kammergericht Berlin

1935-1937
Tätigkeit in der DAF

ab Sommer 1935
Amtsleiter

Wiederholte Teilnahme an Schulungen der Politischen Leiter der NSDAP
1935: Kreisarbeitsgemeinschaft
1933/35: Hochschule für Politik
1935/36: Gauschulung

26.06.1936
Referendarexamen

1937
Abteilungsleiter der „Reichsstelle für Seide, Kunstseide und Zellwolle“

Herbst 1937
stellvertretender Geschäftsführer der „Arbeitsgemeinschaft Deutsche Textilstoffe“

1939
1939 wurde er zur Dienstleistung im Reichswirtschaftsministerium mit dem Schwerpunkt Textilwirtschaft und im Oberkommando des Heeres einberufen.

Dez. 1942
Geschäftsführer der Wirtschaftsgruppe Textil- und Bekleidungs-Industrie Krakau

1944
stellvertretender Betriebsführer der „Oberschlesischen Gummiwerke“ in Trzebinia

ab 1946
Mitglied der CDU
(CDU-Kreisvorsitzender Grafschaft Hoya)

seit 1947
Gesellschafter der Textil-Union GmbH und Herausgeber des Nachrichtendienstes „Vertrauliche Mitteilungen – Informationen aus Politik, Wirtschaft und Geldanlage“. Inhaber „Verlag Arbeit und Wirtschaft“ Altenbücken
Gesellschafter und Geschäftsführer der „Textil-Union
Gesellschaft zur Förderung textilwirtschaftlicher Interessen mbH“ Altenbücken

04.01.1950
Vom Entnazifizierungs-Hauptausschuss Hannover in Kategorie V entnazifiziert

01.01.1951
Am 01. Januar 1951 erschien die erste Ausgabe der “Vertraulichen Mitteilungen”. Gründer und langjähriger Herausgeber war Artur Missbach. Als CDU-Abgeordneter hatte er Zugang zu interessanten, nützlichen und vor allem wichtigen Informationen zu Steuer-, Geld- und Wirtschaftsfragen. Nach dem Tod von Artur Missbach übernahm Dipl.-Ök. Thomas Brügmann den Verlag.

06.05.1955-27.11.1961
MdL 3.-4. WP des Niedersächsischen Landtags

14.06.1955-05.05.1959
Mitglied im Ausschuß für Sozialangelegenheiten

14.06.1955-05.05.1959
Mitglied im Ausschuß für Angelegenheiten der Vertriebenen. Flüchtlinge und Kriegssachgeschädigten

seit 1956
Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag der Grafschaft Hoya
Bezirksvorsitzender im Regierungsbezirk Hannover
Mitglied des Landesvorstandes der CDU
Mitglied des Kreistages der Grafschaft Hoya
Fraktionsvorsitzender

03.12.1957-05.05.1959
Mitglied im Ausschuß für innere Verwaltung

02.06.1959-27.11.1961
Mitglied im Ausschuß für innere Verwaltung

02.06.1959-27.11.1961
Mitglied im Ausschuß für Sozialangelegenheiten

02.09.1961-27.11.1961
Mitglied im Sonderausschuß Wassergesetz

1961-1969
Mitglied des Deutschen Bundestages

1962
Gründungsmitglied der „Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft e.V.“ (SWG)

Ende der 1960er benutzte er Briefpapier des Bundestags, um IOS-Zertifikate anzupreisen und verkaufte diese unter dem Pseudonym Sebastian Bach

25.03.1966
Kursentwicklung der Anteile der Commodore Business Machines Corp., Toronto
Der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis 28 (Hoya in Niedersachsen), Artur Missbach – seit 1946 Wirtschaftsberater, Syndikus mehrerer Wirtschaftsverbände und Inhaber des Verlages für Arbeit und Wirtschaft, Herausgeber der „Vertraulichen Mitteilungen aus Politik und Wirtschaft“, gleichzeitig Vertreter des amerikanischer. Investment-Fonds „Founders“ (in dieser Funktion nennt er sich Anlageberater) und daneben noch für Immobiliengesellschaften tätig –, empfahl diese Aktien erstmalig am 1. September 1963 zum Kurs von 4,20 Dollar. Bis zum Januar/März waren sie auf 11 Dollar gestiegen. In den „Vertraulichen Mitteilungen“ vom 29. März 1965 hieß es danr zu den Papieren: „Die Kursentwicklung (jetzt 9 3/4Dollar) ist bislang befriedigend verlaufen. Ein weiterer Anstieg auf 12 oder sogar 20 Dollar ist durchaus möglich, sobald die tragbare elektrische Schreibmaschine auf den Markt kommt.“

1972
Im Wahlkampf 1972 sammelte er Millionen für Grüppchen und Vereine, die es "auf sich nehmen, unserem Volk die freiheitliche Demokratie zu erhalten" (Missbach). Weil er dabei mit dem Fiskus kollidierte, wurde er 1977 wegen fortgesetzter Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe von 576 000 Mark verurteilt.

1982
1982 zog Artur Missbach nach Büsingen. Redaktionsadresse seiner Zeitung „Vertrauliche Mitteilungen“ war schon vorher Büsingen. Nach Der Spiegel 12/2000 sammelte Herr Karl Friedrich Grau Spenden in Millionenhöhe und half der Hessen-Union bei der Geldwäsche. Die Zweigstelle Nord der Studiengesellschaft für staatspolitische Öffentlichkeitsarbeit des Herrn Grau wurde von Herrn Missbach betreut.

Fritz Ries u. Missbach Artur

Ihre Rolle im Dritten Reich
Fritz Ries, der sich beim Heidelberger Korps »Suevia« bei Mensuren jene »Schmisse« genannten Fechtnarben holte, die für eine Karriere damals sehr förderlich waren. Unmittelbar vor dem Verbot der korpsstudentischen Mensuren forderte Ries noch einen Kommilitonen, der seine Ehre verletzt hatte, auf Pistolen, wobei ihm sein »Leibfuchs« Schleyer (hierbei handelt es sich um den SS-Hauptsturmführer Schleyer Hanns Martin Dr. der später von der RAF ermordet wurde) wie dieser sich erinnerte die Waffe zum Kampfplatz trug.
Schon kurz darauf beendete Fritz Ries sein Studium als Dr. jur. und begann sogleich - im Herbst 1934 - seine Unternehmerkarriere, nachdem er im Jahr zuvor der Nazipartei beigetreten war und die Tochter des wohlhabenden Rheydter Zahnarztes Dr. Heinemann geheiratet hatte. Mit schwiegerväterlichem Geld entfaltete er - wie er selbst in einem Schreiben an eine hohe Nazi-Parteistelle ohne falsche Bescheidenheit anführte »eine außerordentliche unternehmerische Aktivität«. Er hatte eine Leipziger Gummiwarenfabrik, Flügel & Polter, erworben und diesen 120-Mann-Betrieb in wenigen Jahren zu einem mittleren Konzern ausgebaut - fast ausschließlich mit Hilfe sogenannter »Arisierungen«.
Durch die judenfeindliche Politik der Nazis waren die früheren Eigentümer gezwungen, ihre Unternehmen weit unter dem tatsächlichen Wert und zu demütigenden Bedingungen an »Arier« wie Dr. Ries zu verkaufen. Anzumerken ist, daß Dr. Ries innerhalb kürzester Zeit zum branchenbeherrschenden Präservativ-Hersteller des »Großdeutschen Reiches« aufrückte und für seine rüde, auch im »angeschlossenen« Österreich praktizierte »Arisierungs«politik starke Rückendeckung durch die Nazi-Partei erhielt.
Vom Herbst 1939 an, gleich nach Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurde der Ries-Konzern »auf den Kriegsbedarf der Wehrmacht umgestellt und stark erweitert«. Die Beschäftigtenzahl hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt verzehnfacht, der Umsatz war auf mehr als das Zwanzigfache gestiegen, und bald erreichten die Umsätze und Gewinne geradezu schwindelnde Höhen. Denn von 1941 an konnte Dr. Ries seinen Gummikonzern auf die eroberten polnischen Gebiete ausdehnen, immer neue Betriebe »übernehmen«, dabei unterstützt von einem eigens für solche Aufgaben engagierten SS-Standartenführer im Sicherheitsdienst (SD), Herbert Packebusch. Packebusch, nach dem die Staatsanwaltschaft Kiel wegen dringenden Verdachts des Mordes in zahlreichen Fällen noch Jahrzehnte nach Kriegsende vergeblich fahndete, half Dr. Ries auch bei der Beschaffung von Arbeitskräften. So arbeiteten allein in einem der Ries-Betriebe im eroberten Polen, den »Oberschlesischen Gummiwerken« in Trzebinia, laut einer »Gefolgschaftsübersicht« vom 30. Juni 1942, insgesamt 2 653 jüdische Zwangsarbeiter, davon 2160 Frauen und Mädchen. Vornehmlich mit deren Hilfe, sprich: aufgrund rücksichtsloser Ausbeutung, stieg der Umsatz in Trzebinia von 101861 RM im Dezember 1941 auf 1300 619 RM im April 1942, also binnen vier Monaten auf mehr als das Zwölffache!
Die erhalten gebliebenen Berichte des deutschen Aufsichtspersonals geben Einblick in die im Ries-Werk Trzebinia damals herrschenden schrecklichen Zustände, zeigen die rigorose Ausbeutung und die täglichen Mißhandlungen der für Dr. Ries schuftenden Frauen und Mädchen.
So erging folgende Anordnung: »Wir haben den Arbeitskräften .erklärt, daß die Arbeitsleistung in den nächsten Tagen wesentlich gesteigert werden muß, da wir sonst annehmen, daß die Arbeit sabotiert wird«; was nach Lage der Dinge eine klare Morddrohung war, denn nachlassende Leistung oder gar Sabotage wurde mit sofortiger »Umsiedlung« in das knapp 20 Kilometer entfernte KZ Auschwitz geahndet, wo »Arbeitsunfähige« sofort vergast wurden.
Da die deutschen Behörden aber bereits damit begannen, alle Juden der Gegend, ohne Rücksicht auf ihren Wert als Arbeitskräfte der »Oberschlesischen Gummiwerke« des Dr. Ries, nach Auschwitz zu schaffen, beschloß dieser »Vollblutunternehmer«, aus der Not eine Tugend zu machen, zumindest für sich selbst. Weil am Ende sicherlich auch diese letzten Fachkräfte »umgesiedelt« werden würden - zwecks späterer Ermordung, wie alle Beteiligten wußten -, galt es Vorsorge für seinen Konzern zu treffen. Da hatte nun ein trefflicher Ries-Mitarbeiter die Idee, die nach Auschwitz »umgesiedelten« und dort auf ihren Tod wartenden Juden nicht unproduktiv im KZ herumsitzen zu lassen, sondern ihre Wartezeit mit nutzbringender Arbeit für den Ries-Konzern auszufüllen.
Und so geschah es: Im Lager Auschwitz wurde eine »Großnebenstelle« errichtet. »Es stehen in Kürze etwa 3 000 bis 5 000 weibliche Arbeitskräfte zur Verfügung«, heißt ~-,s in der Meldung vom 10. Juli 1942. Die erforderlichen Näh- und sonstigen Maschinen aus dem Besitz schon ermordeter jüdischer Handwerker kaufte der Ries-Konzern der SS billig ab, und fortan brauchte sich Dr. Ries, der in einer schönen, eigens für ihn »beschlagnahmten« Villa in Trzebinia wohnte, um die »Arbeitsmoral« seiner Belegschaft nicht mehr zu sorgen. Darum kümmerte sich die SS, und die »Oberschlesischen Gummiwerke« lieferten nur das zu verarbeitende Material und holten die fertige Ware im KZ ab, um sie mit sattem Gewinn an die Wehrmacht und andere Abnehmer zu verkaufen. Wie in Ostoberschlesien und Galizien, so hatte Dr. Ries noch einige weitere Produktionsstätten im annektierten Polen in Konzernbesitz gebracht, unter anderen einen Großbetrieb in Lodz, das die Deutschen in »Litzmannstadt« umgetauft hatten.
Natürlich arbeiteten auch die »Gummiwerke Wartheland«, wie Dr. Ries seine Lodzer Erwerbung nannte, erst mit jüdischen, dann mit polnischen Zwangsarbeitern; nur die Aufseher und das Wachpersonal erhielten reguläre Bezahlung.
Nebenbei bemerkt, auch die deutschen »Gefolgschaftsmitglieder« wurden bespitzelt und »vertraulich« gemeldet, etwa wenn sie den katholischen Gottesdienst besucht hatten. Und schließlich ging die Brutalität im Ries-Konzern so weit, daß die polnischen Arbeitskräfte, zumeist junge Frauen und Mädchen, nicht nur nach beendeter Schicht in einem Barackenlager unter Aufsicht gestellt, sondern auch während der Arbeitszeit im Saal eingeschlossen und nach Schluß der Arbeit durchsucht wurden. Verantwortlich für diese und andere »energische« Maßnahmen war ein von Dr. Ries im zweiten Halbjahr 1944 eingestellter neuer Direktor, der am 30. Oktober 1944 auch schriftlich anordnete, daß jeder »Mitarbeiter«, der mehr als einmal an seinem Arbeitsplatz unentschuldigt fehlte, zur »außerbetrieblichen Bestrafung« - durch die Gestapo - zu bringen sei.
Zu dieser Zeit war die »Verlagerung« - das heißt: der Abtransport nach Westen von allem, was nicht niet- und nagelfest war bereits in vollem Gange, und der neue Direktor erwarb sich bei der Rettung des Ries-Besitzes vor der anrückenden Roten Armee »durch Umsicht, Schneidigkeit und Härte«, wie Dr. Ries ihm bescheinigte, große Verdienste.

Der Name dieses neuen Direktors, der ein »Alter Kämpfer« der Nazipartei und zuletzt Leiter einer Dienststelle im schon geräumten Krakau gewesen war, soll hier nicht verschwiegen werden: Es handelte sich um Artur Missbach, einen späteren CDU-Bundestagsabgeordneten, der als solcher vor allem dadurch von sich reden machte, daß er Ende der sechziger Jahre auf amtlichem Papier des Bundestags Werbebriefe für die Investment-Schwindelfirma IOS verschickte. Mit dem Bundesadler im Briefkopf pries MdB Missbach damals die IOS-Zertifikate als »die derzeit beste und sicherste Anlage mit der höchsten Rendite« an, und gleichzeitig verkaufte er - unter dem Decknamen »Sebastian Bach« - für mindestens drei Millionen Dollar IOS-Anteile an deutsche Sparer, die den - wegen Steuerhinterziehung landesflüchtigen - »Sebastian Bach« dann ebenso verfluchten wie ihre wertlos gewordenen Papiere. zurück zu Dr. Ries, dem mit seinem Direktor Missbach sehr zufriedenen Konzernchef, der im Winter 1944/45 seine riesige Beute aus Polen mit Lastwagen-Konvois und Güterzügen weit nach Westen »verlagerte«; und was die Bargeldbestände des Konzerns betraf, so erinnerte sich Ries-Tochter Monika - der 17. Zivilkammer des Landgerichts Stuttgart im Prozeß um das Buch »Großes Bundesverdienstkreuz« als Zeugin benannt - deutlich daran, wie sich ihr Vater im Familienkreis am abendlichen Kaminfeuer häufig mit Stolz dazu bekannt hat, anno 1945 »Riesensummen persönlich und kofferweise nach Westen geschafft« zu haben.

zur Person Ries Fritz
Ries Fritz, geboren am 4. Februar 1907 in Saarbrücken, Industrieller, königlich marokkanischer Honorar-Konsul. Seit 1934 persönlich haftender Gesellschafter der Flügel & Polter KG, Leipzig.
Durch zahlreiche Arisierungen und "Übernahmen" erweiterte er diesen 120-Mann-Betrieb zu einem Konzern mit über 10.000 Beschäftigten und wurde dessen Hauptgesellschafter. Mitglied der NSDAP seit 1933; 1936 vorgesehen als "Vertrauensmann für besondere Angelegenheiten" der Geheimen Staatspolizei. Seit 1945 in Westdeutschland tätig,
Vorstandsvorsitzer der PEGULAN-Werke AG, Hauptaktionär der RIES-Gruppe, Mitglied des Beirats der Commerzbank AG bis zu seinem Freitod im Jahre 1977. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er 1967 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz, 1972 mit dem Stern dazu
ausgezeichnet. Machte 1977 seinem Leben selbst ein Ende, nachdem die Recherchen von Bernt Engelmann seine niederträchtige Vergangenheit offenbart hatten.
Seine Tochter Ingrid aus zweiter Ehe heiratete Kurt Biedenkopf, dessen Vater als Wehrwirtschaftsführer im IG Buna-Werk III in Schkopau tätig war.

LSG Nordrhein-Westfalen · Urteil vom 28. Januar 2008 ·
Az. L 8 RJ 139/04
Zwangsarbeitslager Trzebinia (Existenz der Gummiwerke Trzebinia)

LSG Nordrhein-Westfalen 24. April 2006 Aktenzeichen:
L 3 R 262/05
Arbeitslager Trzebinia

Author der Bücher:
Die deutschen Spinstoffe (Wolle, Flachs, Hanf, Seide, Kunstseide und Zellwolle), ihre Gewinnung, ihre wirtschaftliche Bedeutung und ihre Bewirtschaftung
Verfasser: Artur Mißbach
Verlag: Berlin : Verl. für Sozialpolitik, Wirtschaft und Statistik, 1938