* 21.12.1895 in Augsburg (in der Jakobervorstadt)
† 31.01.1946 Internierungslager Neumünster (Freitod)

Sohn eines Augsburger Polizeibeamten

Ausbildung zum Bäckergesellen.
(Auf der anschließenden Wanderschaft arbeitete er in Innsbruck, Wien, Budapest und Berlin.)

1914
Kriegsfreiwilliger beim 3. Kgl. Bay. Infanterie-Regiment
Seine Ausbildung erhielt er in der Prinz-Karl-Kaserne beim Königlich Bayerischen 3. Infanterie-Regiment "Prinz Karl von Bayern"
(Er wird während der Somme-Schlacht verschüttet, erleidet bei Ypern eine Gasvergiftung)

1917
Beförderung zum Unteroffizier

1917
Eintritt zur Fliegertruppe
an den Fliegerschulen in Lagerlechfeld und Gersthofen ausgebildet

00.07.1918
über Frankreich abgeschossen
geriet in französische Kriegsgefangenschaft
Weil er einen Fluchtversuch unternahm, der fehlschlug, setzte man ihn in strenge Einzelhaft und schickte ihn im Anschluss daran in ein Arbeitslager. Aufgrund seiner Französischkenntnisse wurde er von den Franzosen als Übersetzer eingesetzt.

00.02.1920
Entlassung aus französischer Kriegsgefangenschaft

1920-1927
Loritz meldet sich zur Polizei, besteht die Eignungsprüfungen mit gut und sehr gut. (zeitweise in der Motorradabteilung)
(Anfang der 1930er Jahre bekam Hans Loritz bei der Polizei Schwierigkeiten, als er versucht, ein Unfallopfer zu einer falschen Aussage zu verleiten, muss er den Polizeidienst quittieren) Auf die "schiefe Bahn" geriet Loritz, als er aus einer Motorradeinheit in den Streifendienst zurückversetzt wurde. Nach dieser Kränkung häuften sich Fehlzeiten und Disziplinarstrafen, bis Loritz 1928 aus der Polizei ausschied und in den Dienst der Augsburger Stadtwerke wechselte.
(verfügt als Polizist über eine sichere Stellung, die er aber durch seine eigenwilligen Eskapaden verliert. So fährt er z. B. mit dem Dienstmotorrad zum Oktoberfest, beleidigt Kollegen, setzt Zeugen zugunsten eines Freundes unter Druck und meldet sich ständig krank. )

1922
1. Ehe (1 Sohn)
(Anschrift Augsburg Bismarckstraße)

1928
Loritz erhält eine Anstellung bei der Stadtverwaltung in Augsburg. Er arbeitete als Kontrolleur und Kassierer beim städtischen Gaswerk.

1925
Die 1. Ehe wurde 1935 wieder geschieden

01.08.1930
Eintritt in die NSDAP (Mitglieds Nu. 298 668)
(galt als „ Alter Kämpfer“ der nationalsozialistischen Bewegung)

1930
Eintritt in die SS (Mitglieds Nu. 4.165)
Kommandant des SS-Sturm 1/II/29 (baute ihn zu einem Sturmbann aus)

15.11.1931
Beförderung zum SS-Untersturmführer

11.04.1932
Beförderung zum SS-Hauptsturmführer

23.08.1932
Beförderung zum SS-Sturmbannführer

1933
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten hatte ihn die Stadt Augsburg für seine Arbeit in der SS als Beamter beurlaubt, was ihm seine Rentenansprüche sicherte.

05.03.1933
Nachdem die Partei Hitlers bei der Abstimmung am 5. März 1933 in Augsburg erstmals die meisten Stimmen erhalten hat, brechen Loritz und seine SS-Männer nachts in den Perlachturm ein und hissen die Hakenkreuzfahne. "Rechtliche Konsequenzen schien der ehemalige Schutzmann nicht mehr zu fürchten."

00.04.1933 - 00.12.1933
Grenzsonderkommissar an der südbayerischen Grenze (29. SS-Standarte Schwaben)

15.07.1933
Beförderung zum SS-Obersturmbannführer

1933 - 1934
Kommandant des KL
Papenburg

00.12.1933
Aufgrund eines Streits mit einem SA-Führer wurde Loritz nach Dachau strafversetzt, wo er das SS-Hilfswerk leitete
Nach einer Auseinandersetzung um einen Diebstahl in der Kantinenkasse ersuchte Loritz um seine Versetzung. Dem Gesuch wurde stattgegeben und Loritz wurde Kommandant des KZ Esterwegen
(Er lernt hier seinen spöteren Förderer
Theodor Eicke kennen)

22.03.1934
Beförderung zum SS-Standartenführer

1934
Loritz bittet den Reichsführer SS, Heinrich Himmler, in einem persönlichen Schreiben um seine Versetzung in ein „Konzentrationslager vom Herrn Oberführer Eicke“, was zunächst abgelehnt wurde.
(„Ich habe zufällig erfahren, dass im Konzentrationslager von Herrn Oberführer Eicke (Dachau) ein Sturmbannführer gesucht wird und bitte
Herrn Reichsführer, mich dorthin zu versetzen. Ich glaube, dass ich diesen Dienst, der sich mit den Gefangenen abwickelt, körperlich und auch auf Grund meinerfrüheren Polizeizugehörigkeit leicht versehen kann.“)

15.09.1935
Beförderung zum SS-Oberführer

00.07.1934 - 00.04.1936
Kommandant des KL
Esterwege
(Im KZ Esterwegen war Carl von Ossietzky seit Mitte Februar 1934 unter der Nummer 562 inhaftiert. Er war Hans Loritz´ prominentester Gefangener. Arreste, Fußtritte, Schläge, Latrinen säubern und schwere körperliche Arbeit waren unter Loritz Ossietzkys tägliches Brot. Der Gesundheitszustand Ossietzkys verschlechterte sich dramatisch. Im März 1936 stellte ein Meppener Arzt bei Ossietzky einen lebensbedrohlichen Gesundheitszustand fest. Das machte die Nazis im Vorfeld der Olympischen Spiele 1936 nervös, denn der Tod Ossietzkys im KZ Esterwegen hätte das wahre Gesicht der NS-Diktatur offenbart. Deshalb ließ Göring den berühmten Häftling in das Staatskrankenhaus der Polizei in Berlin überführen.)

00.04.1936 - 00.07.1939
Lagerkommandant und SS-Standortführer im KL
Dachau
(Seine Neigung zur Selbstbereicherung und Korruption brachte ihm bereits in Dachau Ärger mit dem SS-Verwaltungsamt ein. Unter anderem ließ er Häftlinge ohne Genehmigung einen „Wildpark“ bauen- Außerhalb von Graz ließ er in Sankt Gilgen am Wolfgangsee durch KZ-Häftlinge die Luxusvilla Waldheim erbauen.)
Unter dem Kommandanten Hans Loritz gab es zwei Fälle, in denen Häftlinge geflohen sind, aber wieder gefasst wurden: der Münchner Mathias Neumeyer 1937, und der gebürtige St. Gallener Louis Übrig 1939.

1936
2. Ehe mit der Augsburgerin Lore Muschweck. Beide wohnten im Kommandantengebäude in Dachau. (im gleichen Jahr bekam er einen Sohn von einer weiteren Frau)

Berlin, den 25.02.1937
Das SS Zivilabzeichen Nr. 2 083, Inhaber: SS-Oberführer Loritz Hans, SS Nr. 4 165, Kdtr. K.L. Dachau, ist in Verlust geraten. Vor Mißbrauch wird gewarnt.
SS Ergänzungsamt

00.12.1938
Weihnachten 1938 ließ er die Häftlinge im KL Dachau auf dem Appellplatz um einen geschmückten Christbaum antreten. Während sie singen mussten, ließ Loritz rund 20 von ihnen blutig prügeln.

00.07.1939 - 00.12.1939
SS-Abschnittsführer in Graz (Strafversetzt)

00.12.1939 - 00.03.1940
mit der kommissarischen Führung des KL
Sachsenhausen betraut

00.03.1940 - 00.09.1942
Lagerkommandant des KL
Sachsenhausen
(Auch hier trug er zur Eskalation des NS-Terrors bei, wirkte bei Massenmordaktionen mit. Loritz schaltete sich in die Auswahl der arbeitsunfähigen Gefangenen ein, die im Juni 1941 in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet wurden und organisierte im selben Jahr die Erschießung von mindestens 12 000 sowjetischen Kriegsgefangenen in einer „Genickschussanlage“. Mehr als 30 SS-Leute wurden von Loritz zu den Erschießungen herangezogen. Zur Erholung wurden sieanschließend nach Italien in den Urlaub geschickt. In Sachsenhausen weitete Loritz seine Selbstbereicherung aus. In Gefangenenwerkstätten, die als „Loritz-Werke“ bezeichnet wurden, setzte er ganze Kommandos für private Zwecke ein.
Im KZ Sachsenhausen war der ehemalige SPD-Reichstagsabgeordnete Clemens Högg inhaftiert. Ihn kannte Hans Loritz von Augsburg, wo Högg die Arbeiterwohlfahrt aufgebaut hatte. Es scheint ihm ein besonderes Vergnügen bereitet zu haben, Högg zwei Jahre in eine Dunkelzelle einzusperren, was diesen erblinden ließ und dazu führte, dass man ihm ein Bein amputieren musste.

1942
Wegen Korruptionsvorwürfen wurde ein Ermittlungsverfahren gegen Loritz eingeleitet. Zwar wurde dieses offiziell als ergebnislos eingestellt, Loritz verlor jedoch seine Stellung als KZ-Kommandant.
Man warf Hans Loritz vor, an der Korruption der Wachmannschaft beteiligt gewesen zu sein. Auch dass er seinen Luftschutzkeller pompös ausbaute, eine private Schweinemast zur Aufbesserung der Speisekarte einrichtete und eine private Jagdhütte betrieb, fand bei seinen Vorgesetzten wenig Gefallen.

01.09.1942
Am 1. September 1942 wird Loritz - inzwischen unter Korruptionsverdacht - für die Dauer des Kriegs nach Norwegen strafversetzt. Dort ist er verantwortlich für die Absicherung von Fabrikanlagen gegen Sabotageakte des norwegischen Widerstands. Zunächst leitete er dort mehrere Gefangenenlager für 2600 jugoslawische Partisanen. Die Freiheitskämpfer mussten im eisigen Norden eine Straße bauen. Nicht viele überlebten die Strapazen, weil die SS jeden erschoss, der krank wurde. Als die Lager an die Wehrmacht übertragen wurden, gab man Hans Loritz die Verantwortung für die Absicherung von Fabrikanlagen gegen Sabotageakte des norwegischen Widerstands.

Gegen Ende des Krieges setzten die Alliierten Hans Loritz auf eine Kriegsverbrecherliste. Hans Loritz versuchte sich mit Ausweispapieren, die von der SS gefälscht wurden, als Hans Berg nach Schweden abzusetzen. Schon vor Ende des Krieges schickte Hans Loritz im April 1945 aus Oslo drei fingierte Abschiedsbriefe an seine Frau, seine Geliebte und seinen Vorgesetzten. Kurz darauf gab er sich in Schweden als verfolgter Sozialdemokrat aus. Die Schweden glaubten diese Lüge zwar, schoben ihn jedoch trotzdem im September 1945 nach Lübeck ab. Untergebracht wurde er im Internierungslager Neumünster, wo man ihn identifizierte. Die Briten, die das Internierungslager Neumünster betrieben, planten, Hans Loritz wegen der Ermordung von 12.000 russischen Kriegesgefangenen an die sowjetische Militärjustiz zu übergeben. Im britischen Internierungslager gab er damit an, ein hohes Tier im KZ-System und mit Adolf Hitler persönlich bekannt gewesen zu sein.

Weil sich Hans Loritz ein Leben in einem vom Nationalsozialismus gereinigten Deutschland nicht vorstellen konnte und er sich seinen weltlichen Richtern entziehen wollte, beging er in der Nacht zum 31. Januar 1946 Selbstmord. Er erhängte sich mit seinem Gürtel in einer Zelle des Internierungslagers Neumünster-Gadeland.

Auszeichnungen
1914 EK II
KVK I m. Schw.
KVK II m. Schw.
Verwundetenabzeichen, 1918 in Silber
Verwundetenabzeichen in Gold 1914
Ehrenkreuz für Frontkämpfer

Ehrendegen des RF SS
Totenkopfring der SS

Beurteilung
Als Hans Loritz etwa ein Jahr Leiter des KZ Esterwegen war, schrieb der damalige Inspekteur der Konzentrationslager Theodor Eicke über ihn: „Loritz führt zu meiner größten Zufriedenheit das Konzentrationslager Esterwegen. Dieses Lager ist von allen am schwierigsten zu leiten, da es durchwegs Verbrecher beherbergt, landschaftlich vollkommen abseits und umgeben von einer reaktionär eingestellten Bevölkerung liegt … Loritz hat innerhalb kurzer Zeit ... ein mustergültiges Gefangenenlager aufgebaut.“
Die Inhaftierten sahen den Menschen Hans Loritz dagegen als „Bestie in Menschengestalt, wie man sie sich schlimmer nicht denken kann“. So formulierte es ein Überlebender des KZ Esterwegen, wo er sich nach Erinnerung eines anderen Überlebenden so vorstellte: „Die Schnauze hervor, alles herhören. Ich habe am heutigen Tag das Lager übernommen. In puncto Disziplin bin ich ein Schwein.“ Immer wieder kommt in den Berichten über Hans Loritz dessen ungezähmte Brutalität und Lust am Martern zum Ausdruck. Dazu kam, dass er durch seine Lagerordnungen das Terrorregime nach seinem Gusto systematisierte. So führte er Strafen ein, die er bei geringsten Verstößen verhängen konnte, etwa „tagelangem strengen Arrest“, „dauernde Verwahrung in Einzelhaft“ oder „25 Stockhiebe“ etc.
Allerdings führte Hans Loritz auch die Wachmannschaften in den Konzentrationslagern mit harter Hand. Er selbst soll nicht eigenhändig gefoltert haben. Grenzenloser Judenhass muss ein weiteres Merkmal von Hans Loritz´ gewesen sein.

Schon als Polizist sah Hans Loritz seinen Dienst als Ermächtigung, gegen alle vorzugehen, die nicht seinen Ordnungsvorstellungen entsprachen. Die kaisertreue Einstellung des Elternhauses begünstige, dass Hans Loritz die Dolchstoßlegende glaubte und davon überzeugt war, dass die Niederlage im Ersten Weltkrieg nur wegen der Novemberrevolution möglich war. Kameradenkult, Prinzipienreiterei, Überheblichkeit und Geltungssucht ließen ihn Schritt für Schritt zum Massenmörder aus Überzeugung werden.

nach 1945
Lore Loritz (seine Witwe) hatte bei Kriegsende alles aus ihrem Besitz vernichtet, was auf den KZ-Kommandanten hinweisen konnte. Sie musste St. Gilgen verlassen und kam mit ihren Söhnen (Jahrgang 37 und 40) bei ihrer Schwester in Hochzoll unter. Die beiden Söhne leben noch in Augsburg. Zehn Jahre nach Kriegsende richtete sich Lore Loritz wieder eine eigene Wohnung ein. Sie verdiente ihren Lebensunterhalt als Untermeisterin in der Textilindustrie. 1948 stellte sie einen Antrag auf Verschollenenrente, da ihr der für eine Witwenrente notwendige Totenschein nicht vorlag. Weil ihr Mann bis 1940 bei der Stadt Augsburg in Dienst stand und für seine hoch bezahlte SS-Zeit nur frei gestellt war, standen ihr für 20 Jahre Rentenansprüche zu, allerdings nur dann, wenn weder sie noch ihr Mann als Hauptschuldige im Entnazifizierungsverfahren eingestuft wurden. Lore Loritz war laut Urteil vom Entnazifizierungsgesetz „nicht betroffen“, also freigesprochen. Sie hätte zumindest als Nutznießerin eingestuft werden müssen. 1951 wollte Frau Loritz einen Spruchkammerbescheid für ihren Mann. Die Hauptkammer München stufte Loritz als Hauptschuldigen ein. Damit war der Pensionsanspruch verwirkt.
Nicht so die Verschollenenrente, die von September 52 – 1962 bezahlt wurde. Bis diese eindeutige Fehlentscheidung berichtigt, die Zahlungen eingestellt und zurückgefordert wurden. Dagegen wehrte sich die Witwe und bekam Recht, da der Fehler beim Augsburger Versorgungsamt gelegen hatte. Dieses Urteil wurde 1968 unterschrieben von Dr. Eduard Stöckle, dem ersten braunen Oberbürgermeister (1933/34). Eben der, der Loritz vom städtischen Dienst freigestellt und somit seine Pensionsansprüche gesichert hatte.

Quellen:
eigene Forschung
Augsburg-Wiki

Bibelforscher Heinrich Lutterbach

Am 18. März 1937 wurde er ins KZ Dachau überstellt und zur Nummer 12686. Er kam zunächst in die Strafkompanie, was sieben Tage schwerste Arbeit bei Erd- und Betonierarbeiten und Arbeit in der Kiesgrube bedeutete. 1938 wurde er für 23 Tage zusammen mit 8 weiteren Zeugen Jehovas nach St. Gilgen/Wolfgangsee überstellt. Die Häftlinge werden bei der Grundstücksaufschließung für den Bau der Villa des SS-Oberführer Hans Loritz eingesetzt. Untergebracht werden sie in einem nahegelegenen Gefängnis.