SS-Unterscharführer

* 15.08.1911 in Morlautern
† 30.10.1978 in Kaiserslautern

Reichsdeutscher

Beruf: Verwaltungsbeamter (Hauptsekretär)

1927 - 1929
kaufmännische Lehre in Kaiserslautern

ab 01.11.1931
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 633 456)

ab 00.00.1931
Mitglied der Sturmabteilung der NSDAP (SA)

1933 - 1935
kaufmännischer Angestellter beim Gauverlag der von Gauleiter Josef Bürckel herausgegebenen Tageszeitung „NSZ Rheinfront",

ab 14.03.1933
Mitglied der Allgemeinen SS (Mitglieds Nu. 82 149)

00.07.1933
Juli 1933 wechsel von der SA in die Allgemeine SS
(Grund: Ich habe einen Freund gehabt, einen Kameraden, der hat mir das geschildert, daß hier doch die SS etwas ganz Besonderes sei, etwas Reines, etwas Hehres, man darf keine Strafe haben. Und in dem guten Glauben, als Idealist, bin ich da beigetreten).

ab 1935
Abteilungsleiter der Lohnbuchhandlung des Westpfalz-Verlags.

00.00.1936
Beförderung zum SS-Scharführer (Allgemeine SS)

1936
zum Bürgermeister von Morlautern gewählt

1940
sechs Wochen lang im Krankenhaus in Ludwigshafen wegen einer Gefäßkrankheit

ab 01.08.1941
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS
(Artillerieregiment in München-Freimann)
(Nach etwa einem Jahr wegen dieses Gefäßleidens DvH geschrieben, und habe dann eine Verwaltungsausbildung mitgemacht. Eines Tages hat mir der Batteriechef mitgeteilt, daß Leute gesucht werden, also die nicht frontverwendungsfähig sind, zum Aufbau einer kommunalen Verwaltung. Er hat mir das mitgeteilt, das er mich nach Berlin gemeldet habe).

01.08.1941
Beförderung zum SS-Schützen

01.03.1942
Beförderung zum SS-Oberschützen

vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Auschwitz
Von August 1942 an war Damm in der Standortverwaltung, Abteilung GefangenenEigentums-Verwaltung, des KZ Auschwitz verantwortlich für die Verwahrung der Habe der Inhaftierten und die Vereinnahmung der Wertsachen der Ermordeten. Von Juni 1943 an wurde er zum Sachbearbeiter der Verwaltung des Gutsbezirks Auschwitz befördert, ab 1. Februar 1944 Mitglied der Stabskompanie der SS-Zentralverwaltung Auschwitz.

September 1942
Lazarett (Fieberkrankheit?)

November und Dezember 1942
in Morlautern (Arbeit in der Gemeindeverwaltung)

Auschwitz, den 5. Januar 1943
Konzentrationslager Auschwitz, der Kommandant
An den SS-Sturmmann Ludwig Damm, Auschwitz. Ich bestrafe Sie gemäß DBO für den mobilen Zustand § 8, Absatz C, Ziffer 2 mit einem strengen Verweis, weil Sie während Ihres Urlaubs entgegen den bestehenden Befehlen und Vorschriften handelten. Begründung: Während Ihres Urlaubs in Dezember 1942 unterhielten Sie sich mit Soldaten und Parteigenossen über das Judenproblem und tätigten hierbei Äußerungen über die Lösung der Judenfrage in Auschwitz. Durch dieses Verhalten, welches unter Umständen geeignet war, Unruhe in die Bevölkerung zu bringen, handelten Sie entgegen den Ihnen bekannten Befehlen. Ich habe lediglich aufgrund Ihrer bisherigen einwandfreien Führung und einer anderweitigen guten Beurteilung von einer strengeren Bestrafung abgesehen und erwarte, daß Ihnen dieser Vorfall als Lehre für die Zukunft dienen wird.
gezeichnet Höß
SS-Obersturmbannführer und Kommandant

01.09.1942
Beförderung zum SS-Sturmmann

01.09.1943
Beförderung zum SS-Rottenführer

01.02.1944
Beförderung zum SS-Unterscharführer

00.01.1945
Januar 1945 Flucht aus Auschwitz
Da hat mich abends der Spieß von der Standortkommandantur angerufen, ich soll mich fertig machen. Jetzt weiß ich auch nicht, wem soll ich nun gehorchen. Die Leute von den sieben Dörfern, die brauchen doch Lebensmittelkarten. Und der Obersturmbannführer Möckel war schon gar nicht mehr da, ich saß nur ganz allein da unten, das Personal war schon weg, und scheinbar hat man mich vergessen. Und da habe ich den Bürgermeister der Stadt Auschwitz angerufen, er soll doch hier die Betreuung mit übernehmen. Aber die Ausgabe der Lebensmittelkarten war ja Ende Januar, und da war ja niemand mehr da. Und da hat mich der Spieß da angerufen, und ich habe mich dann einem Treck von der Standortverwaltung angeschlossen, das war ein Oberscharführer Sierek. Das war ein Pferdetransport, und mit dem bin ich dann losgezuckelt. Da waren einige Häftlinge dabei, es waren Menschen aus allen Nationen, auch Juden waren dabei. Der Stabsscharführer sagte, ich soll mich denen anschließen. Und das war scheinbar das Personal von so Magazinen. Denn die haben mir erzählt, sie hätten da schon jahrelang gearbeitet. Und mit denen bin ich dann bis nach Gablonz gezogen.

1945
Flucht ab Gablonz mit einer Wehrmachtseinheit bzw Waffen SS Einheit unter dem Kommando eines SS-Unterscharführer, der hat mir erzählt, die kämen dort und dorthin. Und da habe ich gesagt, er soll mich doch fahren lassen. Meine Frau, die war da oben in der Nähe von Bad Kissingen evakuiert, und ich wußte, daß sie in dieser Zeit niederkam. Und ich habe ja schon ein halbes Jahr nichts mehr gehört. Und da hat der mich da mitfahren lassen, das heißt, ich habe dann diese Maschinen, also Druckmaschinen, es war ein verschlossener Waggon, bis nach Berga-Kelbra gebracht, am Harz war das. Und dann fuhr ich zurück in die Nähe von Bad Kissingen, habe meine Frau dort besucht. Das Kind war auch zur Welt gekommen. Und anschließend fuhr ich in die Nähe von Weiden in der Oberpfalz. Da war die Abwicklungsstelle der Standortkommandantur. Und von dort aus wurde ich dann in Marsch gesetzt nach Berlin und kam von Berlin sofort am selben Tag oder derselben Nacht nach Iglau zum 17. Panzergrenadierbataillon. Und von da aus mit einem Marschbataillon dann runter in die Steiermark. Da habe ich dann das Ende erlebt, die Kapitulation, und ging dann anschließend in amerikanische Gefangenschaft.

1946
Internierung in Dachau
(Ich wurde vernommen, aber ich habe nie was gehört)

1948
aus der Gefangenschaft entlassen

1952
erneut zum Bürgermeister von Morlautern gewählt
(von 15 Mitgliedern des Gemeinderates wählten ihn 13)

Nach 1945 war Damm in Morlautern als Ortspolizeiverwalter beschäftigt, später als geschäftsführender Beamter der Pädagogischen Hochschule Kaiserslautern (bis 1970); danach, bis zu seiner Ruhestandsversetzung, war er Leiter des Studentensekretariats der neu gegründeten Universität Kaiserslautern. 1952 wurde Damm erneut ins Amt des Bürgermeisters gewählt, das er bis 1969 ausübte, um danach bis zu seinem Tod im Jahr 1978 als ehrenamtlicher Ortsvorsteher des 1969 nach Kaiserslautern eingemeindeten Stadtteils Morlautern zu wirken. Der protestantischen Kirchengemeinde Kaiserslautern-Morlautem diente er, ebenso wie sein Vorgänger im Bürgermeisteramt Hermann Simbgen, als Presbyter.

21.08.1964
Aussage Damm Ludwig am 21.08.1964 im Auschwitz Prozeß
Seit dem Jahre 1936 habe ich eigentlich keinen Dienst mehr gemacht bei der SS. Ich habe im selben Jahr geheiratet und mußte meinen Ahnennachweis vorlegen, und zwar dem Rasse- und Siedlungshauptamt in Berlin. Von dort aus bekam ich dann die Mitteilung, daß eine Heiratsgenehmigung nicht erteilt werden kann, da ich verdächtigt wurde, jüdische Vorfahren zu haben. Und trotzdem habe ich natürlich geheiratet, und auch dort wurde ich wieder vorgeladen, wurde wieder vernommen. Aber seit dieser Zeit also habe ich keinen Dienst mehr gemacht.

21.08.1964
Aussage Damm Ludwig am 21.08.1964 im Auschwitz Prozeß
Und so kam ich Anfang August 1942 nach Auschwitz zum Aufbau der Bürgermeisterei. Das ganze Gelände sollte einen sogenannten Wehrmachtsgutsbezirk bilden, also das damalige Deutsche Reich ist [Eigentümer] des gesamten Grund und Bodens, und wurde verwaltet vom Fiskus Waffen-SS. Das war genau wie hier im Reich die Truppenübungsplätze, die ja mitunter auch eine eigene kommunale Verwaltung gehabt haben. Diese Verwaltungsbeamte, das waren Militärverwaltungsbeamte. Den Begriff, ich glaube, hat man bei der Waffen-SS nicht gekannt. Und so kam ich da hin zum Aufbau dieser Bürgermeisterei. In diesem Gebiet lagen sieben Dörfer, die dem Landrat in Bielitz unterstanden und vollkommen getrennt waren von dem Konzentrationslager.
Ich mußte mich bei dem Leiter der Verwaltung, das war Sturmbannführer oder Obersturmbannführer Burger, melden. Die mußten ja eine Genehmigung haben, daß ich da abkommandiert bin, das heißt, ich bin sowieso über das Wirtschafts-Verwaltungshauptamt dorthin abkommandiert worden, aber zur Ausübung meiner Tätigkeit die Genehmigung des Landrates einholen in Bielitz.

21.08.1964
Aussage Damm Ludwig am 21.08.1964 im Auschwitz Prozeß
Da hatte ich noch eine Sache anhängig. Ich war erschüttert, wie ich die Frauen da gesehen habe. Ich habe gar nicht gewußt, daß man überhaupt Frauen einsperrt. Und ich war derart erschüttert darüber und über das, was man noch so gehört hat. Und deswegen habe ich auch den Landrat angeschrieben und habe ihn gebeten, er möchte ein Arbeitsgesuch einreichen und sollte mir helfen, daß ich aus dieser Umgebung wegkomme. Der Landrat, Oberregierungsrat Müller aus Kaiserslautern, hat das auch getan, und ich habe dem Mann nun geschildert, was ich so gehört habe.
Ich habe es auch in meiner Heimat gesagt. Ich habe aus meiner inneren Empörung kein Hehl gemacht. Und ich war entsetzt, ich war schockiert, und das Ende vom Lied war: Gute Freunde haben mich bei der Wehrmachtsstandortkommandantur in Kaiserslautern wegen defätistischer Äußerungen beanzeigt. Ich wurde vorgeladen zur Wehrmachtsstandortkommandantur, und der Gerichtsoffizier, ein Hauptmann Marschall, es war zum Glück ein guter Bekannter von mir, er war Lehrer von Beruf, ich habe ihn gekannt war erschüttert. Er sagte: "Sie sind es? Was mache ich da?" Sagte er: "Damm, Sie sind beanzeigt. Sie haben Aussagen gemacht". Ich hätte eine starke Beunruhigung in die Bevölkerung getragen. Ich hätte die kriegsfreudige Stimmung untergraben. So hat wörtlich die Anzeige gelautet. Also, Herr Marschall, ja, so und so, ich habe das gesagt.
Und da sagt er: "Ich muß die Meldung weitergeben. Der Standortkommandant, der General, besteht darauf". "Also, Herr Marschall, wissen Sie, was das für mich bedeutet?" Sagt er: »Es tut mir leid.« Und dann hat er mir noch Instruktionen gegeben, wie ich mich zu verhalten habe.
Und so fuhr ich dann frühzeitig weg. Ich wurde unterdessen auch noch gewarnt. Der SD oder die Gestapo hat sich noch eingeschaltet, also man hatte mir gedroht dort schon zu Hause mit Verhaftung. Ich wurde als Verräter hingestellt. Die Menschen haben ausgespuckt. Und so fuhr ich dann rüber und habe mich gemeldet. Ich bin auf die Kommandantur gegangen. Ich habe Burger Bescheid gesagt, oder irgend jemand, ich weiß jetzt nicht, ob er da war, und wurde dann zur Kommandantur verwiesen, ins Vorzimmer zum Spieß oder irgend jemandem, und dann wurde ich Herrn Mulka vorgeführt.
Ich habe Hauptsturmführer Mulka geschildert, das und das ist mir passiert. Und die Meldung war noch nicht da, und Herr Mulka ist aufgestanden und hat gesagt, ich wäre ein Landesverräter. Und sobald die Meldung einlaufe, käme ich vor das Militärgericht. Ich war natürlich erschüttert. Ich habe mich sofort mit Herrn Krätzer in Verbindung gesetzt. Und ich glaube, daß ich auch dem Mann mein Leben zu verdanken habe. Tagelang ist es hin- und hergegangen. Ich weiß es nicht mehr genau, nach einigen Tagen ist dann Herr Krätzer gekommen und hat gesagt: "Damm, ich glaube, wir haben es geschafft". Und da wurde ich vorgeladen. Ah, jetzt fällt es mir ein: Herr Krätzer hat irgendeinen Vorfall gewußt auch von einem Offizier, der auch so gedacht hat und geschimpft hat. Und dessen Sache wurde niedergeschlagen. Und da hat der Herr Krätzer gesagt: Wenn der Damm vor das Militärgericht kommt, dann stellt er Antrag, daß der Fall auch aufgegriffen wird. Und daraufhin wurde ich dann vorgeladen zur Gerichtsabteilung. Es standen einige Männer drin, und einer sagte, ich soll herkommmen, soll unterschreiben, und er gratuliert mir zu meinem neuen Geburtstag.

1. Frankfurter Auschwitz-Prozess
»Strafsache gegen Mulka u.a.«, 4 Ks 2/63
Landgericht Frankfurt am Main
80. Verhandlungstag, 21.8.1964
Vernehmung des Zeugen Ludwig Damm
http://www.auschwitz-prozess.de/index.php?show=Damm-Ludwig

Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
SA-Sportabzeichen in Bronze
Dienstauszeichnung der NSDAP I. Stufe in Bronze nach 10 Dienstjahren