SS-Obersturmbannführer

SS-Obersturmbannführer Krebsbach Eduard Dr.

* 08.08.1894 in Bonn am Rhein
† 28.05.1947 in
Landsberg hingerichtet

Spitzname Spritzbach

Reichsdeutscher

4 Klassen Volksschule

Höhere Schule

Besuch des humanistisches Gymnasium in Köln

1912
Medizinstudium an der Universität Freiburg i.Br.

20.10.1914 - 03.12.1918 (I Weltkrieg)
Dienst in der Reichswehr
(Feldartillerie Regiment 83 u. Infanterie-Regiment 68 u. 602. Sanitätskompanie)
(letzter bekannter Dienstgrad: Sanitätsobergefreiter)

1919
Approbation als Arzt
Dissertation Über Spirochaeten-Befunde im Kleinhirn bei progressiver Paralyse

1919
Mitbegründer der Freiburger Ortsgruppe des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes

Er heiratete eine Freiburgerin, der Beruf führte ihn aber Mitte 1920 als praktischen Betriebs- und Kreisarzt für mehrere Jahre weg

ab 23.06.1933
Mitglied der Allgemeinen SS (Miedglieds Nu. 106 821)

23.06.1933 - 15.08.1936
Dienst im 3. Sturm/I. Sturmbann der 65. SS-Standarte

ab 28.06.1933
Mitglied der NSDAP (Miedglieds Nu. 4 142 556)

1933
verlor aufgrund von zweifelhaften Behauptungen des Regierungspräsidenten von Sigmaringen, er sei ein Gegner der Nationalsozialisten gewesen, seine Stellung als Kreisarzt

Herbst 1933
Arztpraxis in
Freiburg in der Scheffelstraße
(zugleich Vertragsarzt der Polizeidirektion Freiburg)

29.10.1935 - 25.11.1935
Dienst in der Wehrmach
(Sanitäts-Abteilung Ulm / letzter bekannter Dienstgrad: Assistent-Arzt/Feldhilfsarz)

15.08.1936 - 15.01.1941
Dienst in der SS-Sanitäts-Oberstaffel der 65. SS-Standarte

01.05.1937
Mit der Parteimitgliedschaft muss es Probleme gegeben haben, denn er trat der NSDAP-Ortsgruppe Mittelwiehre 1937 erneut bei

01.11.1938 - 01.10.1939
Dienst bei der Polizei Freiburg im Breisgau

09.11.1938
Beförderung zum SS-Untersturmführer
(Vorgeschlagen hatte ihn das Führerkorps der SS-Standarte. An deren Spitze stand der Standartenführer Walter Gunst, dazu gehörten aber auch Personen wie Regierungsrat Ernst Beyl, selbst SS-Obersturmführer und Rechtsberater der Standarte und Sacksofskys zweiter Mann in der Polizeidirektion. Der Führer des SS-Oberabschnitts Südwest, SS-Gruppenführer Kaul, hatte sich noch im Oktober 1938 persönlich für Krebsbach eingesetzt, der seit Jahren auf die Beförderung zum SS-Offizier wartete. Dessen Nicht-Beförderung schrieb er seiner 1933 von "reaktionären und anderen schwarzen Beamten" – also schlechten Zeugen im NS-Sinne – betriebenen Entlassung aus dem Staatsdienst zu. Er sei aber rehabilitiert durch seinen treuen SS-Dienst, die Tätigkeit als Polizeiarzt und seine Aufnahme in die Partei.)

10.11.1938
in der Nacht nach seiner Beförderung zum SS-Offizier, ergab sich die Möglichkeit, seine gnadenlose SS-Treue definitiv unter Beweis zu stellen. In den frühen Morgenstunden des 10. November 1938 wurde die Freiburger Synagoge von wenigen Männern in Zivil unter Anführung von Gunst und Krebsbach verwüstet und angezündet. Obwohl Polizisten die beiden erkannten und auch Sacksofsky selbst zum Tatort kam, behauptete Letzterer 1946, nichts über die Täter zu wissen, die ihm doch bestens bekannt waren. Kurz nach dem Brand wurde Sacksofsky sogar rückwirkend vom Reichsführer-SS Heinrich Himmler zum Sturmbannführer befördert.

01.10.1939 - 01.09.1940
Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS
(SS-Totenkopf-Division /Teilnahme am Frankreich-Feldzug)

1940
Als Sacksofsky 1940 zum kommissarischen Polizeipräsidenten von Mulhouse im eroberten Elsass ernannt wurde, holte er Krebsbach als Polizeiarzt zeitweise auch dorthin. Gegenüber einem Freiburger Polizisten rühmte sich Krebsbach in dieser Zeit, die Synagoge abgebrannt zu haben, das war also kein Geheimnis in SS- und Polizeikreisen.

20.04.1940
Beförderung zum SS-Hauptsturmführer

ab 06.05.1941
wieder Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS

01.09.1940 - 06.05.1941
Dienst im Polizei Bataillon 53

ab 00.06.1941 - 00.08.1943
Standortarzt im KL
Mauthausen
(Unter seiner Leitung wurden massenhaft Exekutionen von kranken Kriegsgefangenen aus einer ganzen Reihe von Ländern durchgeführt. Er nahm Selektionen vor und überwachte die Exekutionen. Da er die Häftlinge oft durch Benzininjektionen ins Herz ermorden ließ, bekam er den Spitznamen "Dr. Spritzbach", doch setzte er auch zunehmend auf Vergasung und andere Mordmethoden. Ein Sonderfall war die Vergasung von 120 bis 130 Tschechen wegen des Attentats auf den Stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich.)

Der Mauthausener Arztschreiber Ernst Martin:
"Ein Sadist übelster Sorte."

Abspritzen in Mauthausen
Mit der Uhr in der Hand registrierten die SS-Leute die Wirkung der Einspritzungen. Das Opfer wurde, selbst wenn es nicht gleich tot war, ins Krematorium gebracht. Dort erschlugen SS-
Leute die noch Lebenden mit einer Eisenstange

1942
Krebsbachs Ehe blieb kinderlos. 1942 wurde in Linz eine andere Frau von ihm schwanger. Der "gottgläubige" Krebsbach ließ sich scheiden und heiratete 1943 ein zweites Mal.

09.11.1942
Beförderung zum SS-Sturmbannführer

1942 Angehöriger der Lagermannschaft im KL
Auschwitz
(befristeter Einsatz - weniger als 2 Monate)

22.05.1943
Sein Machtrausch ging so weit, dass er den Wehrmachtsurlauber Breitenfellner Josef wegen nächtlicher Ruhestörung vor senem Haus erschoß.
(wurde seiner Position als Standortarzt von Mauthausen im August 1943 enthoben und wurde Seuchen-Inspektor für Lettland, Estland und Litauen)

00.08.1943
für rund ein Jahr im KL
Riga-Kaiserwald

1943
Beförderung zum SS-Obersturmbannführer

00.06.1944
im Juni 1944, wurden bei einer erneuten Aktion, die der Lagerarzt Kaiserwalds, Eduard Krebsbach, leitete, circa 7o alte und schwache Häftlinge des Heereskrahfahrparks und seiner Außenstellen abtransportiert und ermordet.

28.07.1944
Am 28. Juli 1944 fand die sogenannte Krebsbachaktion statt. Die bei dieser Aktion federführenden SS-Angehörigen Krebsbach und Wisner ließen die Häftlinge in Kolonnen antreten Die Männer erhielten den Befehl, vor dem SS-Personal hin und her zu laufen. Wer nicht schnellgenug lief, wurde ausgesondert. Per Handzeichen bestimmten Wisner und Krebsbach die zum Tode bestimmten. Der Selektion, die den ganzen Tag andauerte, fielen bis zu 1000 Männer und Frauen, überwiegend Ältere und Schwache, zum Opfer.

Spätherbst 1944
Oberstabsarzt

Ende 1944
Ende 1944, zog sich Krebsbach mit der Familie in die hessische Stadt Kassel zurück, wo er ganz zivil als Betriebsarzt einer Spinnerei arbeitete.

ab 00.12.1944
Betriebsarzt einer Spinnerei in Kassel

29.03.1946 - 13.05.1946
Mauthausen-Hauptprozess
(Kriegsverbrecherprozess der United States Army in der amerikanischen Besatzungszone am Militärgericht in Dachau)

13.05.1946
Am 13. Mai 1946 verurteilte ihn das amerikanische Militärgericht zum Tode durch den Strang. Das Gnadengesuch der Schwester wurde abgelehnt

24.05.1945
Der Lagerkommandant Franz Ziereis gab bei einer Befragung am 24. Mai 1945 zur Gaskammer an: Im Lager Mauthausen wurde auf Anordnung des SS-Standortarztes Dr. Krebsbach eine Vergasungsanstalt gebaut, die als Baderaum getarnt war. In diesem getarnten Raum wurden Häftlinge mit Zyklon B vergast.

Anfang 1947
Bei den Ermittlungen zum Freiburger Synagogenbrand stellte man Anfang 1947 zwar fest, dass Eduard Krebsbach vermutlich in irgendeinem amerikanischen Besatzungslager interniert sei. Seine Exfrau, die weiter in der Scheffelstraße wohnte, behauptete, er sei zwar zum Tode verurteilt, aber begnadigt worden. Krebsbach habe den Synagogenbrand "auf das Schärfste missbilligt", log sie offensiv.

28.05.1947
am 28. Mai 1947 im US-Militärgefängnis Landsberg hingerichtet

Eduard Krebsbach schilderte in seiner eidesstattlichen Aussage zahlreiche Verbrechen, reduzierte seine Rolle jedoch stets auf die des Arztes, der lediglich Aufsicht geführt oder den Tod festgestellt habe. So habe er an ungefähr 200 Erschießungen und an einer Reihe von Vergasungen als Arzt teilgenommen. Daran haben „auch als Leiter teilgenommen Standartenführer Ziereis, Hauptsturmführer Zutter, Obersturmführer Schulz und Hauptsturmführer Bachmayer, sowie Hauptsturmführer Wassizki, der die Gaskammer mit Gas gefüllt hat“. Außerdem gab Krebsbach zu, „auf Befehl“ Kranke für die Vergasung in Mauthausen und Hartheim ausgesucht zu haben.

1948
1948 verbrachte die sechsjährige Tochter Krebsbachs die Sommerferien bei der Exfrau ihres Vaters in Freiburg, spätestens dann hätte seine Exfrau wissen müssen, was mit Krebsbach passiert war, behielt es aber weiter für sich.

Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
Eisernes Kreuz II. Klasse
Frontkämpferehrenkreuz (1914-1918)
Goldenes Militärverdienstkreuz (Preußen)
Ungarische Weltkriegs-Erinnerungsmedaille mit Schwertern
Westwall-Medaille
SA-Sportabzeichen in Bronze
Deutsches Reichssportabzeichen in Silber
Ehrenzeichen (DLRG) Für Lebensrettung in Bronze

Aussage Herzler Josef

Aussage Josef Herzler
ehemaliger Mauthausener Häftling

Der höchste SS-Arzt im Lager, Dr. Krebsbach, kam fallweise in den Block 5 und ließ sich die noch lebenden Juden vorführen. Danach fragte er, ob Ärzte darunter wären. Wenn ja, sagte er gewöhnlich folgendes zu ihnen: "Na, Sie jüdisches Schwein, haben auch nur Ihr Geld mit Abtreibungen verdient." Am nächsten Tag wurden sie von den Kapos erledigt. Wenn ein jüdischer Häftling mit gebrochenen Gliedmaßen am Boden lag, was oft vorkam bei der Arbeit, - er wurde gewöhnlich von einem Kapo über eine Wand hinuntergeworfen, usw. - und Dr. Krebsbach kam zufällig vorbei, schaute er hin und sagte ironisch: "Ja, bei diesem gebrochenen Fuß kann man leider nichts machen."

Aussage von Herman Neudorf

"Das war Riga..."
Der 27. Juli 1944 brachte die Antwort: Nach dem üblichen Abendapell kommt pötzlich der "Lagerarzt", SS-Sturmbannführer Krebsbach mit einem Stab hoher SS-Offiziere und inspiziert jeden eingehend. Die älteren und schlecht Aussehenden rechts in eine von Wachen gehütete Baracke, die übrigen links auf die Seite. Jeder wußte, rechts der Tod, links vorläufig das Leben. Die Baracke füllte sich. Wir mußten zusehen. Nachdem die Männer durch waren, ging er zu den Frauen. Das gleiche Bild. Die für rechts Bestimmten wurden in einer Kolonne aufgestellt und unter schärfster Bewachung auch in die Baracke geführt. Der unglückliche Zug kam an mir vorbei, es war dunkel, und ich sah, ich traute meinen Augen nicht, meine liebe Mutter war unter ihnen. Ich ging wie im Fieber. Ich glaube, ich habe die ganze Nacht geschrien. Ich weiß es nicht mehr. Im Morgengrauen versuchte ich, an diese Todesbaracke heranzukommen, aber die SS-Posten, die das Gebäude umstellt hatten, trieben mich mit Schlägen zurück.
Vom weiten blieb ich stehen starrte auf die Fenster. Und wirklich, Mutter hatte mich gesehen. Sie fragte mich: "Wohin fahren wir ?" Ich antwortete nur: "Wir sehen uns bald wieder." Worauf sie fragend antwortete: "Im Himmel?" In dem Moment traf mich ein Kolbenschlag eines Wachpostens und ich stürzte davon. Ich habe sie niemals wiedergesehen.
Später, als ich dann zum Kommandanten, SS-Sturmbannführer Sauer ging und ihn in meiner Not anflehte, mir meine Mutter zu lassen, antwortete er zynisch, ich könnte ja mitfahren, wenn ich Lust hätte. Gibt es nun in der Welt eine Strafe, die groß genug wäre, um diesen furchtbaren Grausamkeiten gerecht zu werden?
Vom Tag an war ich allein. Im Lager Strassenhof, wo sich Tante Else befand, wurden alle Personen über 30 auf die gleiche Weise fortgeschafft. Bei der Reichsbahn das gleiche. Von all diesen Unglücklichen hat man bis zum heutigen Tage nichts mehr gehört.
Nur haben sich einige dieser SS-Mörder dann später beim Saufgelage über ihre Heldentaten im Rigaer Hochwald gerühmt. Nun wurde auch für uns die Lage kritisch. Erleiden wir das gleiche Schicksal, Mann und Frau?

Hinrichtung des SS-Konzentrationslagerarztes Eduard Krebsach

Aus dem Vernehmungsprotokoll des Prozesses in Dachau

Krebsbach
Bei meinem Dienstantritt erhielt ich vom Chef des Amts III D den Befehl, alle Arbeitsunfähigen und hoffnungslos Kranken zu töten bzw. töten zu lassen.

Anklagevertreter
Und wie wurde von Ihnen dieser Befehl durchgeführt?

Krebsbach
Soweit es sich um hoffnungslos Kranke und absolut Arbeitsunfähige handelte, wurden sie überwiegend vergast. Einzelne wurden auch durch Benzin-Injektionen getötet.

Anklagevertreter
Wie viele nach Ihrer Kenntnis wurden während Ihrer Anwesenheit auf diese Art getötet?

Krebsbach
gibt keine Antwort

Anklagevertreter
Sie hatten also den Auftrag, die Lebensuntüchtigen zu töten?

Krebsbach
Ja! Ich hatte den Auftrag, Menschen dieser Art töten zu lassen, wenn ich der Ansicht war, dass der Staat mit diesen Menschen belastet wäre.

Anklagevertreter
Ist Ihnen nie dabei der Gedanke gekommen, dass es sich hier schließlich um Menschen handelte. Menschen, die das Unglück hatten, Häftlinge zu sein, oder von der Natur vernachlässigt wurden?

Krebsbach
Nein! Es ist bei den Menschen wie bei den Tieren. Tiere, die verkrüppelt zur Welt kommen oder sonst lebensunfähig sind, werden gleich nach der Geburt getötet. Man sollte das aus Humanitätsgründen auch bei den Menschen tun, dann würde viel Unheil und Unglück verhütet werden.

Anklagevertreter
Das ist Ihre Ansicht, die der Weltmeinung ist eine andere. Ist Ihnen nie der Gedanke gekommen, dass die Tötung dieser Menschen ein ungeheuerliches Verbrechen war?

Krebsbach
Nein! Es ist das Recht jedes Staates, sich gegen Asoziale zu schützen, auch die Lebensuntüchtigen gehören dazu.

Anklagevertreter
Also der Gedanke, dass es sich in diesem Fall um ein Verbrechen handelt, ist Ihnen nie gekommen?

Krebsbach
Nein! Ich hatte meinen Auftrag nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt, weil ich ihn erfüllen musste.