SS-Unterscharführer
* 13.12.1913 in Ruma
lebte nach 1945 in Württemberg
ab November 1942 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Auschwitz
von April 1944 bis Ende August 1944 Rapportführer im Zigeunerlager Auschwitz Birkenau
ab Herbst 1944 Rapportführer im Außenlager Charlottengrube
Georg Bonigut ließ Mitte Mai 1944 ihm bekannte Sinti u.Roma durch seinen Häftlingsschreiber Tadeusz Joachimovsky informieren und vor der geplanten Vernichtungsaktion/Vergasung durch die Lagerleitung warnen. Wer sich das rücksichtslose Durchgreifen der SS Führung selbst bei kleinsten Vergehen in den eigenen Reihen und ihren Wahlspruch "Meine Ehre heißt Treue" in Erinnerung ruft,weiß das Bonigut hier alles riskiert und mit dem eigenen Leben gespielt hat. Durch Georg Boniguts Warnung, scheiterte am 16. Mai 1944 der erste Versuch der SS das "Zigeunerlager" zu räumen und alle Häftlinge zu ermorden am Widerstand unserer dort Inhaftierten Familienangehörigen.
Der damals in der Lagerverwaltung/Schreibstube eingesetzte jüdische Häftling Tadeusz Joachimovski berichtet:
"Da ich diesen Bescheid (gemeint ist der Beschluss zur Vergasung) von dem Lager u. Rapportführer SS Mann Bonnigut zu wissen bekam, er mich darauf vorbereitete - besprach ich diese Angelegenheit mit Zigeunern meines Vertrauens. Sie beschlossen das sie sich zur Wehr setzen würden, aber um das zu ermöglichen mussten sie sich bewaffnen - sie taten es. Die Waffen organisierten sie im Effektenlager, und als der Tag der Vergasung kam setzten sich die Zigeuner zur Wehr indem sie der SS mitteilten das sie sich so ohne weiteres nicht aus den Blocks heraustreiben lassen würden - sie würden sich wehren und dabei würde auch der eine oder andere SS Mann daran glauben müssen.Nach den Anzeichen die manche SS Männer hinterher zeigten, wurden sie in einer solchen Art u. Weise beeinflusst das sie diese Aktion später abbrachen. Sie fuhren unverrichteter Dinge wieder zurück,und die Zigeuner wurden damals gerettet."
Tage später, am 23. Mai 1944, wurden die jüngsten und kräftigsten Sinti u. Roma (etwa 1500 Häftlinge) selektiert (ausgesondert) und in das Stammlager Auschwitz I verlegt, um sie danach in andere KZs zu überstellen. 82 Männer kamen ins KZ Flossenbürg und 144 Frauen ins KZ Ravensbrück.
Die endgültige Liquidierung des "Zigeunerlagers" erfolgte am 2. und 3. August 1944. Am 2. August um 19 Uhr wurde es nach einem Befehl aus Berlin abgeriegelt und Blocksperre verhängt. 1408 Häftlinge wurden vorher selektiert und mit einem Güterzug in das KZ Buchenwald verlegt. Die verbliebenen 2897 Frauen Männer und Kinder wurden von der SS in Gaskammern ermordet. Da Lagerleiter Bonigut sich vorher krankgemeldet hatte, verbrachte die SS unter Leitung von SS-Unterscharführer Fritz Buntr die Menschen zu den Krematorien 4 und 2 nachdem sie sich vorher bis zum äußersten gegen die Vergasung gewehrt hatten. Dort wurden sie in einzelnen Gruppen unter Anwesenheit von Schutzhaftlagerführer Johann Schwarzhuber und Leiters des Sonderkommandos Otto Moll vergast. Am Morgen des 3. August 1944 wurden schließlich auch jene die sich zunächst noch im Lager verbergen konnten von SS-Angehörigen entdeckt, anschließend erschlagen oder erschossen. In den Baracken und auch später in den Krematorien müssen sich erschütternde Szenen abgespielt haben die durch Augenzeugen belegt und dadurch dokumentiert sind.
"Wir hörten ein furchtbares Geschrei. Die Zigeuner wußten, daß sie in den Tod geschickt werden sollten, und sie schrien die ganze Nacht. Sie waren lange in Auschwitz gewesen. Sie hatten ja gesehen, wie die Juden an der Rampe ankamen, hatten Selektionen gesehen und zugeschaut, wie alte Leute und Kinder in die Gaskammer gingen. Und darum schrien sie. “
"Die Sinti haben sich auch gegen die „Liquidierung“ des „Zigeunerlager“ zur Wehr gesetzt. Das war eine ganz tragische Geschichte. Da haben die Sinti aus Blech Waffen gemacht. Sie haben die Bleche zugespitzt zu Messern. Damit und mit Stöcken haben sie sich bis zum Äußersten gewehrt. Ich kenne eine Augenzeugin, eine Polin, Zita hieß sie, die bei uns gegenüber im Arbeitseinsatz war, die hat die Auflösung des „Zigeunerlagers“ miterlebt. Sie hat mir später unter Tränen erzählt, wie sich die Sinti so verzweifelt geschlagen und gewehrt haben, weil sie wußten, daß sie vergast werden sollten. Und dann wurde dieser Widerstand mit Maschinenpistolen niedergeschossen" ...(Elisabeth Guttenberger (Häftling des „Zigeunerlagers“)
Nach Kriegsende wurde gegen Bonigut in Deutschland ermittelt, das Verfahren wurde jedoch 1982 eingestellt.