Judenhaus

Das um 1620 entstandene und nur 6 Meter breite Haus Hannover Knochenhauerstraße 61 befand sich unweit der Marktkirche. Das Haus war in jüdischem Privatbesitz. Das Haus wurde von der Stadt Hannover ab Dezember 1937 (15.12.1937 nachweislich erste registrierte Einweisung) bis Juli 1942 als „Judenhaus“ genutzt. In diese Judenhäuser" wurden von den Nazi-Behörden Juden und ,,unerwünschte Elemente" eingewiesen, da nach der „Rassenlehre“ der Nazis, der ,,Arischen Volksgemeinschaft" ein Zusammenleben unter einem Dach nicht zugemutet werden könne. Aus Unterlagen die nach 1945 gefunden wurden, sind mindestens 53 Menschen, die hier eingewiesen waren, von hier deportiert worden. Nachdem im Juli 1942 das Gebäude „geräumt“ bzw. entjudet“ (Sprachgebrauch der Nazis) war, konnte es daher für die Nutzung der ,,Arischen Volksgemeinschaft" zugeführt werden. Bis zur Zerstörung Ende 1943 wurde das Gebäude von nichtjüdischen Mietern bewohnt.

Bewohner des Hauses:
Neufeld Albert * 09.11.1884 Pattensen, Wohnort Pattensen Göttinger Straße 189, er war verheiratet mit Neufeld Sophie geb. Roßbach * 21.01.1878 Harpstedt. Aus dieser Ehe gingen hervor: Herbert * 26.12.1905 Pattensen, Beruf: Autoschlosser, Herbert emigrierte 1938 in die USA. Elfriede * 09.05.1914 Pattensen, emigrierte 1937 nach Belgien.
Albert war das zweite von acht Kindern des Schlachters Moritz Neufeld und seiner Ehefrau Neufeld Marianne, geb. Frank. Alberts Beruf wird mit Elektrotechniker, er erhielt am 12.06.1908 die Pattensener Bürgerrechte. Mit Datum vom 15.12.1937 wird als Wohnort das „Judenhaus“ Hannover Knochenhauerstraße 61 angegeben. Albert wird am 10.11.1938 im Laufe der Reichskristallnacht mit 323 anderen Juden aus Hannover und Umgebung (sowie 10 aus seiner Heimatstadt Pattensen) verhaftet und eingesperrt. 275 von ihnen, werden durch Polizeibeamte bewacht am 11.11.1938 um 6:15 Uhr in einem Fußmarsch zum Hauptbahnhof Hannover verbracht, und in einem mit dem Zug ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt.

Schilderung des Zeitzeugen Horst-E. Berkowitz zum Verhalten der hannoverschen Polizeibeamten
"Vor der Abfahrt waren wir darauf hingewiesen worden, daß jeder Fluchtversuch und das unerlaubte Verlassen der Waggons sofort mit scharfen Schüssen geahndet werden würde. Ich muß hierzu allerdings bemerken, daß die uns begleitenden hannoverschen Polizeibeamten sich ausnahmslos korrekt verhielten und uns weder schlugen noch beschimpften, was leider sofort geschah, als wir in Weimar ankamen. In Weimar mußten wir aussteigen, wobei das Wort `aussteigen´ eine recht liebevolle Bezeichnung darstellt, denn es kam sofort nach der Ankunft zu schrecklichen Mißhandlungen durch die Kapos.

Ob Albert Neufeld zu den verschleppten gehörte, ist nicht bekannt. Albert wurde zusammen mit seiner Ehefrau am 15.12.1941 von Hannover ins Ghetto Riga deportiert, und gelten als verschollen.