Übergangslager Volksdeutsche Mittelstelle

Übersicht

Österreich, Bundesland Steiermark, Politischer Bezirk Graz-Umgebung

Im Herbst 1942 wurde das Lager offiziell genannt:
Volksdeutsche Mittel
Umsiedlung
Gau Steiermark
Lager 16-17 Frohnleiten

Das Lager befand sich am Ufer der Mur. Es bestand aus zwei Reihen von Baracken zwischen denen sich ein großer, freier Platz befand, und ringsherum war das Lager von dichtem Stacheldraht von vielleicht einem dreiviertel Meter Höhe umgeben. Innerhalb des Lagers herrschte verschärfte soldatische Disziplin und ein besonderer Drill.

Mithilfe des Deutschen Roten Kreuzes wurden Hunderte Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche verschleppt. Das Lager der „Volksdeutschen Mittelstelle“ in Frohnleiten diente als Übergangsstation. Von dort wurden die Kinder nach Deutschland gebracht. Die Jüngsten gab man an deutsche Familien zur Adoption frei, die Älteren brachte man in Umerziehungslager. Dort versuchte man alles auszulöschen, was sie an ihre Heimat erinnerte.

Befehl für die Unterdrückung der Bandentätigkeit in den Gebieten Oberkrain und Untersteiermark

Durchgangslager in Frohnleiten

Aus dem Sammellager Celje wurde am 10.08.1942 die erste Gruppe von 430 minderjährigen Slowenen, ins Lager Frohnleiten deportiert
In Celje wurden sie von den älteren Familienangehörigen und ihren Müttern gewaltsam getrennt. Die Väter wurden in der Regel erschossen, und die Kinder wurden in spezielle Isolierungslager gebracht. Solche Straf-und Unterdrückungsaktionen wurden durch die deutschen Besatzer während des II. Weltkriegs nur zweimal massenhaft durchgeführt, und zwar im August 1942. Die erste Verhaftungswelle von Familien und Kindern fand zwischen dem 3. und 7. August statt, und die zweite am 15. August. Das anfängliche Auffanglager befand sich in Celje in der Deska okoliska sola (Kreis Knabenschule), welche heute den Namen “I. Grundschule” trägt.
Danach folgte das Durchgangslager in Frohnleiten in der Nähe von Graz. Aus dem Sammellager Celje wurde die erste Gruppe von Kindern am 10. August 1942 gebracht, die in der ersten Verhaf tungswelle des August festgenommen worden waren. Das Alter der Kinder lag zwischen 14 und 18 Jahren. Am 20. August wurde die andere Gruppe von Kindern eingeliefert, welche in der zweiten Verhaftungswelle vom August festgenommen worden waren. Die genaue Anzahl jener Kinder ist unbekannt, aber sie war geringer als jene der ersten Gruppe.
Es wird geschätzt, dass sich nach dem zweiten Transport an die 600 Kinder in Frohnleiten befanden. Damals waren dort nur Kinder untergebracht. Ihre Eltern und ältere Familienangehörigen wurden erschossen, als Sträflinge verurteilt, oder in das Vernichtungslager Auschwitz gebracht, was die meisten nicht überlebten. Im Lager Frohnleiten blieben die Kinder bis zum 18.September 1942. Von dort wurden sie in verschiedene, speziell für sie bestimmte Isolierungslager gebracht.
Diese Lager waren:
Eisenstein (heute: Zelezna Ruda)
Himmelberg bei Metten
Kastl bei Amberg
Neumarkt bei Nürnberg
Mainburg-Hallertau
Neustift bei Vilshofen
Saldenburg bei Tittlingen
Seligenporten bei Neumarkt

14.09.1942

Schreiben des Beauftragten des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums in Salzburg über die Aussiedlung der slowenischen Kinder aus den besetzten Gebieten Kärntens und Krains

Abschrift

Der Höhere SS- und Polizeiführer
im Wehrkreis XVIII
Beauftragter des Reichskommissars
für die Festigung deutschen Volkstums
3/42 geh. O/Wa.

Salzburg, den 14. September 1942
Betr.: Überführung der Kinder von Banditen aus Oberkrain und Untersteiermark ins Altreich

An die
Volksdeutsche Mittelstelle
Berlin W 35 Tiergartenstrasse 18 a

Geheim
Auf Anordnung des Reichsführers-SS vom 25. 6. 42, Tgb. Nr. 323/42 g. Kdos. sind die durch das Rasse- und Siedlungshauptamt-SS nach bekannten Gruppen gewerteten Kinder von Banditen und Aufständischen aus obengenannten Gebieten ins Altreich zu überführen und dort von der VOMI zu betreuen.
Die Kinder der Wertungsgruppe I und II im Alter von 1/2 bis 12 Jahren sind von der VOMI dem Verein »Lebensborn« e. V., München 2, Herzog Maxstr. 3 - 7 zu übergeben, der seinerseits die Betreuung bzw. Adoptierung dieser hochwertigen Kinder durchführt.

Am 12. 8. 42 wurde im Beisein von Frau Viermetz als Beauftragter des »Lebensborn«, SS-Sturmbannführer Obersteiner vom Höheren SS- und Polizeiführer Alpenland, SS-Standartenführer Blume, Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD sowie Ihres Pg. Cyriak von der VOMI Klagenfurt vereinbart, dass der Abtransport der Kinder sofort durch die VOMI in die Wege geleitet wird.

Die Aufforderung des Transportmaterials (Eisenbahn) sowie Begleitschutz / geschieht durch den Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD, Stellung von Begleitpersonal (Betreuung) sowie der Abruf der Transporte und Bereitstellung von Lagern im Altreich geschieht durch die VOMI.

Die Listen und Karteimittel werden durch SS-Hauptsturmführer Rödel, der im Auftrag des Höheren SS- und Polizeiführers Alpenland die Wertung der Familien bzw. Kinder durchführt, dem Transportbegleiter jeweils übergeben. Die für den »Lebensborn« vorgesehenen Kinder sind diesem gegen vorherige Anmeldung abzutreten. Die Karteimittel gehen dem Lebensborn durch den Höheren SS- und Polizeiführer direkt zu, die dazu bestimmten Kinder werden aber auf den Transportlisten zu Ihrer Orientierung gekennzeichnet.

Die Lage ist nun so, dass bis heute tatsächlich aus Oberkrain noch kein Transport abgegangen ist und die Auffanglager im dortigen Gebiet katastrophal überfüllt sind und dadurch einen grossen Seuchengefahrenherd darstellen. Aus Untersteiermark sind die Kinder allerdings schon abtransportiert worden und zwar nach dem Lager Frohnleiten/Stmk. Es müsste von Ihnen im Einvernehmen mit dem Lebensborn von dort der Abtransport der für den Lebensborn bestimmten Kinder in die Wege geleitet werden. Wir würden vorschlagen, dass bezüglich dieser ganzen Angelegenheit ein beauftragter Vertreter von Berlin nach Veldes entsandt wird, um dort noch einmal im Einvernehmen mit dem Höheren SS- und Polizeiführer Alpenland (SS-Sturmbannführer Obersteiner) sowie den zuständigen Stellen der Sicherheitspolizei und des Lebensborns die Sache durchzusprechen und den Abtransport endgültig in die Wege zu leiten.

Von dem Zeitpunkt der Besprechung müssten Frau Viermetz, Lebensborn München, SS-Sturmbannführer Obersteiner, Salzburg, Kapitelplatz 2, der Befehlshaber der Sicherheitspolizei Veldes, Grand Hotel sowie die Vertreter der VOMI Klagenfurt und Graz beigezogen werden.

I. A.
gez. Obersteiner
SS-Sturmbannführer
F. d. R. d. A.
Reindl
SS-Unterscharführer

14.01.1943

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
Hitler Jugend - Reichsjugendführung

Der Beauftragte des Reichsjugendführers
beim Reichskommissar f. d. Festigung
dtsch. Volkst. Hg/Hre
Halensee, Kurfürstendamm 140

Berlin, am 14. Januar 1943

An die
Volksdeutsche Mittelstelle
z. Hd. Sturmbannführer Brückner
Berlin W 62
Keithstrasse 29

Betrifft: Erfassung untersteirischer Jugendlicher.
Ich habe hier einen Vorgang: Erfassung untersteirischer Jugendlicher, deren Eltern erschossen wurden. Es handelt sich um 260 Jungen und Mädel, von denen bereits fünf entflohen sind. Sie wurden über das Durchgangslager Frohnleiten (Steiermark) mit Sonderzug in das Altreichsgebiet verschickt. Die karteimässige Erfassung durch die Bundesjugendführung des Steirischen Heimatbundes, Marburg a. d. Drau, ist erfolgt.

Nachdem die Jugendlichen von der Hitler Jugend in einem Umsiedlungslager betreut wurden, wurden sie weiter transportiert. Ich nehme an, dass sie irgendwie vom Lebensborn betreut wurden und würde es begrüssen, wenn in die Führung dieser Jugendlichen die Hitlerjugend eingeschaltet würde.

ich glaube, dass es auch in ihrem Sinne ist, wenn künftig solche Jugendliche von vornherein nach gemeinsamen Absprachen betreut werden.

Ich bin nicht genau im Bilde, ob eine weitere Stelle des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums sich damit beschäftigt.

Heil Hitler!

Hornung
(Hornung)
Bannführer

Am 19. 1. 1943 antwortete der Referent im Hauptamt der VoMi SS-Sturmbannführer Heinz Brückner. »Zu der Anfrage vom 14. ds. Mts. wird mitgeteilt, dass sich die von Ihnen erwähnten Jugendlichen aus der Untersteiermark deren Eltern erschossen wurden, noch in einem Lager der Volksdeutschen Mittelstelle befinden. Die Betreuung ist vom »Lebensborn« Frau Viermetz, München 33, in Verbindung zu setzen.«

10.08.1942

Am 10.08.1942 treffen mit einem Transport 430 minderjährige Slowenen aus Celje, die in der ersten Verhaftungswelle des August festgenommen worden waren im Übergangslager Volksdeutsche Mittelstelle in Frohnleiten ein. Das Alter der Kinder lag zwischen 14 und 18 Jahren.

20.08.1942

Am 20.08.1942 treffen mit einem Transport ? minderjährige Slowenen aus Celje, die in der zweiten Verhaftungswelle des August festgenommen worden waren im Übergangslager Volksdeutsche Mittelstelle in Frohnleiten ein. Die genaue Anzahl jener Kinder ist unbekannt, aber sie war geringer als jene der ersten Gruppe.