Außenlager des KL Groß-Rosen (Brandhofen)


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Übersicht

Brandhofen (Spohla) Außenlager des Konzentrationslagers Groß-Rosen

Bezeichnung: Außenlager des Konzentrationslagers Groß-Rosen

Gebiet
Brandhofen (Spohla) heute Wittichenau
Deutschland, Sachsen, Direktionsbezirk Dresden, Landkreis Bautzen

Spohla wurde als Spole 1374 erstmalig urkundlich erwähnt. 1936 ist der Ort in Brandhofen umbenannt worden und nach der Beendigung des 2. Weltkrieges, erhielt das Dorf den Namen Spohla zurück. Es ist ein kleines idyllisches sorbisches Dorf, gelegen zwischen den Städten Hoyerswerda und Wittichenau, umgeben von den Flüssen Wudra und Schwarzwasser.

Standort des Lagers:
Evakuierungsort Brandhofen (Spohla) des KL-AL Niesky

Betreiber:
Ausweich-Lager „Wiesengrund“ aus
Niesky, Waggonfabrik Christoph & Unmack AG, Maschinenbetrieb des Krupp-Konzerns

erste Erwähnung
01.03.1945
(Am 01.03.1945 durch Ankunft der aus dem Außenlager Niesky evakuierten Häftlinge)

Hintergrund Information:
Als Anfang Februar in Niederschlesien die Offensive der Sowjettruppen beginnt, wird auch das KZ-Außenlager in Niesky geräumt. Über Seitenwege werden mehr als 500 Häftlinge - vor allem Polen, aber auch Russen, Tschechen, Franzosen und Belgier - Richtung Hoyerswerda getrieben. Unter furchtbaren Bedingungen: Die Gefangenen müssen die Wagen ziehen, auf denen Vieh, Waffen, Munition und Lebensmittel gelagert sind. Wer nicht mehr weiter kann, wird ermordet. Besonders tut sich dabei der sadistische Lagerleiter und SS-Oberscharführer Wilhelm Seibold hervor. An einem einzigen Halt tötet er 30 Gefangene, weil sich die am Boden Liegenden nicht auf seinen Befehl hin zum Weitermarsch aufgestellt haben.
Der Weg der Kolonne führt aller Wahrscheinlichkeit nach über Uhyst, Drehna, Driewitz, Litschen, Mortka, Koblenz, Groß Särchen, Brischko und Wittichenau. Ende Februar/Anfang März, an einem Sonntag, erreicht die Kolonne Brandhofen, das heutige Spohla - allein auf dem Weg in das neue KZ-Außenlager dürften rund 80 bis 100 Gefangene umgekommen sein.
In Brandhofen herrscht stummes Entsetzen, als die von 30 bis 40 SS-Leuten bewachte Häftlingskolonne dort anlangt. Die Gefangenen werden in zwei Scheunen untergebracht. In die eine kommen rund 50 Deutsche sowie Kapos - Häftlinge, die mit den Aufsehern kooperieren. Die andere wird das Massenquartier der ausländischen Gefangenen. „400 Häftlinge waren so in eine Scheune gepresst, dass sie meistens in sitzender Stellung schlafen mussten. Da die Scheune schon am zeitigen Abend verschlossen wurde, mussten die Menschen bald im Kot liegen bzw. sitzen“ , heißt es in der Broschüre. „Nach kurzer Zeit schon waren so viele Mäuse in der Scheune, dass das Stroh, auf dem wir schliefen, raschelte“ , wird ein Überlebender zitiert.
In der Folge werden die Häftlinge beim Bau von Panzersperren und Schützengräben in Wittichenau eingesetzt. Zu essen bekommt nur, wer in der Lage ist, sein Arbeitspensum zu leisten. Auch Kranke und Erschöpfte melden sich deshalb und brechen oft schon auf dem Weg zusammen. Die Nahrung besteht nur aus dünnen Wassersuppen, bei geringfügigsten Vergehen wird erbarmungslos geprügelt, auch Erschießungen aus nichtigem Anlass sind an der Tagesordnung. Die Toten werden auf Anweisung Seibolds auf einer kleinen Schonung zwischen Spohla und Brischko in einer Grube verscharrt. 99 Skelette werden hier im Jahre 1950 entdeckt - und noch im selben Jahr am Ehrenhain in Hoyerswerda neu beigesetzt.

00.03.1945
Brandhofen Dorfanger (März 1945)
An der Stelle wurden im März 1945 drei Leichen aus dem KZ-Außenlager Brandhofen (dem heutigen Spohla) in einer Grube verscharrt.
Drei SS-Leute hatten den damals 13-jährigen Paul Schiewack aus Spohla die Grube ausheben lassen. „Nachdem sie die Leichen hinein geworfen hatten, musste er das Loch auch wieder zuschaufeln“.
Quelle: Hanold Martina

letzte Erwähnung
18/19..04.1945
Die Häftlinge wurden am 19.04.1945 in Richtung Westen evakuiert. Die Kranken blieben im Lager zurück;
Befreiung um den 25.04.1945

Hintergrund Information:
Am 19. April - an diesem Tag nimmt die Rote Armee Hoyerswerda ein - wird auch Brandhofen evakuiert. Nur rund 30 Schwerkranke bleiben zurück, die meisten von ihnen sterben. Die übrigen Gefangenen werden Richtung Dresden getrieben.

Unterstellung

Häftlinge
500 Männer aus verschiedenen Ländern

Todesopfer
Circa 250 Häftlinge, wovon etwa die Hälfte nachgewiesen ist.

Geschlecht
Männer

Unterbringung
Belegt wurden am Dorfanger zwei große Scheunen als Notunterkunft für die Häftlinge.

Hintergrund Information:
Die Zustände in der großen Scheune waren katastrophal. Es war nicht ausreichend Stroh vorhanden und es herrschte ein solcher Platzmangel, dass im Sitzen geschlafen werden musste.
Nachts wurde die Scheune verschlossen und die Häftlinge mussten ihre Notdurft an der Schlafstelle verrichten. In Spohla entdeckten Einwohner am 21. April 1945, nachdem die SS mit den Häftlingen abgezogen war, in einer vernagelten Scheune 33 schwerkranke Häftlinge. Tagelang waren die Kranken ohne Pflege und Nahrung geblieben und lagen auf verrottetem Stroh. Die sowjetischen Truppen richteten eine Krankenstube im Gasthof ein. 18 Menschen starben noch an der Auszehrung. Zehn wurden in das Wittichenauer Krankenhaus eingeliefert, wo weitere acht wegen Entkräftung starben.

Art der Arbeit
In den umliegenden Orten Dörgenhausen, Wittichenau, Saalau, Kotten und Hoske wurden Schützengräben ausgehoben und Befestigungsanlagen sowie Panzersperren errichtet. Es waren vorwiegend Schanzarbeiten in der Gegend und weniger Arbeiten als Helfer in der Landwirtschaft und bei Handwerkern zu
verrichten.

Evakuierung

Gedenktafel

Am 19. April 1945 wurden 250 Häftlinge weiter Richtung Wittichenau getrieben. Drei Holzwagen, von angeketteten Häftlingen gezogen, waren mit Gestorbenen beladen. Der Todesmarsch wurde fortgesetzt über Milstrich – Schiedel – Zschornau bis Deutschbaselitz. Die Überlebenden zogen weiter über Kamenz, Bischofswerda, Radeberg und Fischbach. Dort wurden die meisten Lebenden von polnischen Truppen befreit.

Ende der Evakuierung
Eine Gruppe Häftlinge wurden bis Pirna getrieben und auf Lastkähnen auf der Elbe einquartiert. In Pirna setzte man diese Häftlinge zu Aufräumarbeiten nach dem Bombenangriff vom 19. April 1945 ein. Circa 50 Häftlinge kamen mit Lastkähnen am 9. Mai 1945 in Theresienstadt an und wurden durch die Rote Armee befreit.

Besonderheiten der Evakuierung
Nach Berichten von Häftlingen geriet die Marschkolonne auch in Kämpfe der Wehrmacht mit Einheiten der Roten Armee, wurden teils befreit, aber wieder von SS-Leuten gefangen genommen. Es kam offenbar auch zu Selbstjustiz von Häftlingen an Kapos.