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Bezeichnung: Landespflegeanstalt Brandenburg a. H. (Euthanasie-Anstalt der Aktion T 4)

Gebiet
Brandenburg, Kreisfreie Stadt Brandenburg a.d. Havel (Neuendorfer Straße 90c)

Gebiet heute

Beginn der Tötungen
Februar 1940

Vorl. Ende der Tötungen
Am 09.12.1940 Ablösung durch die Tötungsanstalt Bernburg

Unterstellung
Organisation Aktion T4

Häftlinge

Geschlecht

Einsatz der Häftlinge bei

Lagerausstattung

Ausstattung der Insassen

Lageralltag

Bemerkungen
Der Einzugsbereich der Tötungsanstalt Brandenburg umfaßte Sachsen, Schleswig Holstein, Brandenburg, Mecklenburg, Anhalt, Hamburg und Berlin. Nach der Schließung wurden die Tötungen in Bernburg weitergeführt

Geschichte Landespflegeanstalt Brandenburg a. H.

Um 1790 gründete die Stadt Brandenburg (bei Berlin) ein Armenhaus. Ab 1820 wurde der Gebädekomplex erweitert und als Gefängnis genutzt. 1931 verlegte man das Gefängnis nach Brandenburg-Görden. Vom 24. August 1933 bis 2. Februar 1934 befand sich in den Gebäuden ein KZ und eine Polizeiunterkunft. Bis zu 1.200 Gefangene waren hier untergebracht. Die Tötungsanstalt befand sich in Brandenburg an der Havel im alten Zuchthaus in der Neuendorfer Straße 90c Bezeichnung: Landespflegeanstalt Brandenburg a. H. (an der Havel).

Lage
Im Zentrum der Stadt.

In der ehemaligen Backsteinscheune installierte man eine Gaskammer (3x5 m). Die genaue Lage der Gaskammer ist unbekannt, nur die Fundamente der Scheune sind noch erhalten. Vom angrenzenden Lagerraum ist nur noch der Fußboden erhalten. Die ehemaligen Schlaf- und Arbeitsräume existieren nicht mehr, allerdings wurden 1996 ihre Fundamente entdeckt.

Das Morden geschah genauso wie in den anderen Euthanasie-Zentren: Busse brachten die Opfer nach Brandenburg, wo sie registriert, ausgekleidet, untersucht und vergast wurden. Auch hier tarnte man die Gaskammer als Duschraum und benutzte CO-Gas zum Vergasen. Die Leichen wurden nachts in zwei mobilen Öfen verbrannt. Die Verbrennungen könnten stattgefunden haben in einem benachbarten Gebäude oder in der Nähe der ehemaligen Anstaltskirche. Ab Juli 1940 verbrannte man die Leichen in einem Gebäude an der Straße Paterdamm außerhalb der Stadt. Das Gelände wurde getarnt als Chemisch-Technische Versuchsanstalt.

Die Morde

Die ersten Morde geschahen im Januar 1940.
18-20 geisteskranke Zuchthäusler wurden in einer Test-Vergasung umgebracht, was dazu führte, dass man sich für CO-Gas zur Tötung der Opfer entschied.

Während der Test-Vergasung waren anwesend: Dr. Brandt (Leibarzt von Hitler), Dr. Conti (Reichsärzteführer), Philipp Bouhler (Kanzlei des Führers) und Dr. August Becker (Chemiker und Lieferant der Gasflaschen).

Die Opfer waren zuvor in Heil- und Pflegeanstalten zusammengezogen worden. Von dort waren am 27. September 1940 zum Beispiel aus Wunstorf 158 Juden aus Norddeutschland nach Brandenburg deportiert worden.

Offiziell ging ihre Verlegung in eine Nervenheilanstalt in Cholm bei Lublin. Dieser Ort existiert, aber es gab dort nie eine derartige Anstalt.

Die Vergasung wurde ausgeführt von Christian Wirth, der eine leitende Rolle spielte bei der Vernichtung der Juden im Generalgouvernement, der sogenannten Aktion Reinhard.
Das Töten in Brandenburg dauerte bis zum 29. Oktober 1940. An diesem Tag mussten Kinder aus der Heilanstalt in Brandenburg-Görden ihr Leben lassen.
Im Laufe von neun Monaten verloren mehr als 9.000 Menschen ihr Leben in der Euthanasie-Anstalt Brandenburg, unter ihnen mehr als 400 Juden.

Euthanasie-Programm

Nach dem Ende der Aktion

Im Oktober 1940 wurde die Euthanasie Anstalt nach Bernburg verlegt.

Nach Beendigung des Euthanasieprogramms dienten die Gebäude als Gefängnis, Unterkunft für Zwangsarbeiter und Polizeiunterkunft.

Während des Krieges wurden einige Gebäude zerstört, andere beschädigt.

Durch den Neubau von Häusern auf dem Gelände gingen schließlich nahezu alle Spuren der ehemaligen Euthanasie-Anstalt verloren.

Erst am 27. April 1997 wurde eine kleine Gedenkstätte eingerichtet. Um die Geschichte dieser Tötungsanstalt zu erhellen, ist noch intensive Forschungsarbeit erforderlich

Die Täter

Leibarzt von Hitler: Brandt Dr.
Reichsärzteführer: Conti Dr.
Kanzlei des Führers: Bouhler Philipp
Chemiker und Lieferant der Gasflaschen: Becker August Dr.
Leiter: Eberl Irmfried (Dr. Schneider) 01. Februar 1940 bis November 1940
Stellvertreter:
Ullrich Aquilin (Dr. Schmitt) 15. März 1940 bis November 1940
Stellvertreter:
Bunke Heinrich (Dr. Rieper) August 1940 bis November 1940
Wirth Christian
Bär Rudolf
Bolender Kurt
Dubois Werner
Franz Kurt
Fuchs Erich
Hengst August
Mätzig Willy
Oberhauser Josef
Pötzinger Karl
Tauscher Friedrich
Biala Max

Wachmanschaft

Insassen

Februar 1940: 105 getötete
März 1940: 495 getötete
April 1940: 477 getötete
Mai 1940: 974 getötete
Juni 1940: 1.431 getötete
Juli 1940: 1.529 getötete
August 1940: 1.419 getötete
September 1940: 1.382 getötete
Oktober 1940: 1.177 getötete

gesamt: 8.989 getötete

Namensliste der Opfer

Name der Opfer

23.05.1951

Nach Absitzen seiner Freiheitsstrafe wird SS-Standartenführer Franz Eirenschmalz aus der Haftanstalt Landsberg entlassen; der Architekt und Bauleiter war 1920 zur SA gekommen, hatte am Hitlerputsch teilgenommen und war 1931 SS-Mitglied geworden, ehe er die Bauleitung der Vergasungsanstalt Brandenburg übertragen bekam und 1942 zum Chef des Amtes für Bauunterhaltung der SS ernannt wurde; im Pohl-Prozeß (wegen Errichtung und Instandhaltung von Gaskammern) 1947 war der gebürtige Münchner noch zum Tode verurteilt, die Strafe dann aber
umgewandelt und teilerlassen worden; Eirenschmalz nimmt seine Tätigkeit als Bauingenieur wieder auf und lebt in Bayrischzell.