Konzentrationslager Auschwitz (Osvetim)

Transportliste

Dieser Transport bestand aus Nummer:
Cr-620, Cr-632, Cr 650

am 23.01.1943 verläßt der Transport Cr Zug Da 103 mit 2.029 Juden und unerwünschten Elemente das Ghetto Theresienstadt. Ziel ist das KL Auschwitz. Der Transport erreicht Auschwitz mit mindestens 1989 lebenden Menschen am 24.01.1943. 40 Menschen ist unterwegs die Flucht gelungen oder sind unterwegs verstorben. Bei der Selektion werden 148 Männer und 80 Frauen im Lager aufgenommen. 1.761 Menschen werden der Sonderbehandlung zugeführt.

Der Zug von Theresienstadt nach Auschwitz, mit der Bezeichnung “Da 103”, fuhr zuerst nördlich nach Dresden, dann Richtung Osten nach Breslau (Wroclaw) und Kattowitz (Kattowice). Bei ihrer Ankunft in Auschwitz-Birkenau wurden die Häftlinge in zwei Gruppen geteilt, Männer einerseits, Frauen und Kinder andererseits.

Hintergrund
Transportnummer: Cr
Ursprüngliche Zugnummer: Da 103

Beauftragende Behörde:
RSHA IVB4 - Judenangelegenheiten, Räumungsangelegenheiten
Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Böhmen und Mähren

Beteiligte Verantwortliche:
Eichmann Adolf (Otto)
Novak Franz
Günther Hans
Siegfried Seidl
Haindl Rudolf

Am 14. Dezember 1942 befahl Heinrich Himmler, dass arbeitsfähige Häftlinge in die Konzentrationslager überführt werden sollten, um die Kriegsproduktion zu unterstützen. Zwei Tage später schrieb Heinrich Müller, Leiter der Abteilung IV (Gestapo) im Reichssicherheitshauptamt (RSHA), dass 45,000 jüdische Häftlinge im Januar 1943 nach Auschwitz gebracht werden sollten, drunter auch 10,000 Häftlinge aus dem Ghetto Theresienstadt. Von diesen Häftlingen wurden nur 5000 als arbeitsfähig klassifiziert; die anderen 5000 sollten ermordet werden.
In einer Mitteilung an die Häftlinge gab der Jüdische Ältestenrat am 10. Januar 1943 bekannt, dass fünf Transporte “nach Osten”, mit jeweils 2,000 Personen, in Kürze das Ghetto verlassen sollten. Bei der Hälfte der Deportierten handle es sich um Juden, die zuvor aus Deutschland und Österreich nach Theresienstadt deportiert worden waren, bei der anderen Hälfte um zuvor aus dem Protektorat nach Theresienstadt deportiere Juden. Die Mitteilung gab zudem bekannt, dass Juden mit ausländischer Nationalität, Kriegsveteranen, Ehepartner und minderjährige Kinder von Juden, die außerhalb des Ghettos arbeiteten sowie Ehepartner von Nicht-Juden und Kinder aus “Mischehen“ von der Deportation ausgenommen seien. Inoffiziell waren auch sogenannte Prominente, in der Öffentlichkeit bekannte Juden, von diesen bevorstehenden Deportationen ausgenommen.
Die Häftlinge, die bei ihrer Deportation nach Theresienstadt eine Identifikationsnummer erhalten hatten, wurde nun eine neue Deportationsnummer zugewiesen, die sie um den Hals tragen mussten. Vilem Cantor zufolge, der für die Transportregistrierung in Theresienstadt verantwortlich war, gab der Kommandant die Befehle an den Jüdischen Ältestenrat im Ghetto weiter, der gezwungen war, diese zu befolgen. Die Befehle beinhalteten das Datum des Transports, die Anzahl der zu deportierenden Personen, spezielle Transportkriterien (bei diesem Transport: Männer und Frauen unter 65 Jahren) sowie die Namen bestimmter Personen, die mit diesem Transport deportiert werden sollten (Weisungen). Der Ältestenrat berief ein Treffen mit 30 bis 40 Personen ein, die unterschiedliche Abteilungen und Nationalitäten im Ghetto repräsentierten. Bei dieser Zusammenkunft wurde die endgültige Transportliste verfasst. Einer grundlegenden Regel folgend, wurden Häftlinge zusammen mit ihren Ehepartnern und ihren minderjährigen Kindern deportiert. Die Liste schloss auch eine Reserve von 20 % des Transports ein: Wenn Häftlinge den Transport, egal aus welchen Gründen, nicht antreten konnten, wurden an ihrer Stelle andere, auf der Reserveliste angeführte, Häftlinge deportiert.
Der Transport ist in den Tagesbefehlen des Ältestenrats vom 22. Januar 1943 angeführt. Am selben Tag wurde jeder für den Transport vorgesehene Häftling schriftlich benachrichtigt, dass er bzw. sie für einen “Arbeitstransport” eingeteilt worden sei und sich am Abfahrtstag auf dem Sammelplatz zu melden habe, in der sogenannten Schleuse, die sich in der Aussig-Baracke befand. Den zu Deportierenden wurde erlaubt, begrenztes Gepäck mitzunehmen, in der Regel ein Koffer pro Person. Die Häftlinge, die bei ihrer Deportation nach Theresienstadt eine Identifikationsnummer erhalten hatten, wurde nun eine neue Deportationsnummer zugewiesen, die sie um den Hals tragen mussten.
In der Schleuse konnte der Ältestenrat zeitweilig Verpflegung und Vorräte für die wartenden Juden organisieren.
Der Transport mit der Bezeichnung “Cr” verließ Theresienstadt am 23. Januar 1943 und war der zweite einer Reihe von fünf Transporten.
Am Tag des Transports mussten die Häftlinge zum Bahnhof Bauschowitz (Bohusovice) marschieren, etwa 3 km außerhalb des Ghettos, wo sie in die schon wartenden Zugwaggons gezwungen wurden. Diejenigen, die mit schwerem Gepäck nicht laufen konnten, wurden auf Lastwagen oder in PKW zum Bahnhof gefahren.

im Ghetto-Tagebuch schrieb Egon (Gonda) Redlich, Leiter der Kinder- und Jugendabteilung des Ghettos, über diesen Transport: “23.01.1943 - Samstag: Transport der unter 60-Jährigen. Zum ersten Mal beziehen sie 1,000 Jugendliche aus dem Altreich ein. Unsere Nerven sind gespannt, unsere Verantwortung wiegt Tonnen schwer. Oft entscheidet der Zufall.”

zur Wachbereitschaft im KL Auschwitz gehörte an diesem Tag auch der SS-Rottenführer
Lipschis Hans (6. Kompanie des SS-Totenkopf-Sturmbanns Auschwitz)