Auschwitz
Mit diesem Transport (Nu. 12 (D 901/7) werden insgesamt 1001 "Personen" aus Drancy ins KL Auschwitz deportiert. Unter den 1000 Deportierten befanden sich 730 Frauen. Die Mehrheit der Deportierten war im Alter zwischen 36 und 54 Jahren. Bei ihrer Ankunft in Auschwitz am 31. Juli wurden alle Männer zur Sklavenarbeit selektiert. und mit den Nummern 54153 - 54422 tätowiert. 514 Frauen erhielten die Nummern 13320 - 13833 und 216 wurden sofort vergast. Laut dem Historiker Serge Klarsfeld gab es 1945 fünf Überlebende dieses Transports.
Bericht
Am 15. Juli benachrichtigte der SS-Standartenführer Helmut Knochen den Militärbefehlshaber Frankreich, dass die französische Regierung bereit sei für die Verhaftung der ausländischen Juden zwecks Deportation in den Osten. „Die französische Polizei wird die Verantwortung für die Festnahmen übernehmen und sie selbständig durchführen.“ Knochen bestätigte, dass die französische Polizei 3000 Offiziere für die Operation mobilisieren und die Massenverhaftung am 17. Juli um 13:00 Uhr abgeschlossen sein würde.
Ein unbekannter Autor beschrieb die Verhaftungen in einem kurze Zeit nach den Ereignissen verfassten Bericht, der dem American Joint Distribution Committee (AJDC) zugesandt wurde. Der Bericht gab an, dass die französische Polizei in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 28 000 ausländische Juden verhaftete, deren Namen auf einer Liste gestanden hätten. Weiter hieß es, vielen Juden seien im Voraus gewarnt worden und hätten sich daher verstecken können; so seien nur 12 000 bis 14 000 Juden festgenommen worden. Die Kranken konnten jedoch nicht fliehen und der chirurgische Flügel des Rotschild-Hospitals wurde geleert. Kinder unter drei Jahren wurden von ihren Müttern getrennt. Einige wurden Nachbarn übergeben, andere blieben auf der Straße zurück und wurden schließlich mit Hunderten von anderen auf Lastwagen gepackt. Im Bericht heißt es: „Wir konnten ihr Weinen hören, ihr Schreien und ihr Rufen nach den Müttern in den dunklen, verlassenen Straßen. Der Assistance publique und der UGIF (Union Générale des Israélites de France – Zwangsgewerkschaft der Juden in Frankreich) oblag es, sich um einige dieser Kinder zu kümmern und etwa 5000 wurden auf drei verschiedene Schulen verteilt. Vier Kinder starben innerhalb von 12 Stunden Haft… Die Zahl der Selbsttötungen belief sich auf etwa 300-400; einige Mütter warfen ihre Kinder aus dem Fenster und sprangen hinterher.“
Während er in Danneckers Abwesenheit die Leitung des Sipo-SD-Judenreferats in Paris übernahm, verschickte Heinz Röthke am 17. Juli eine Übersicht, in der er die Festnahmen der vergangenen zwei Tage aufführte. Demnach hatte die französische Polizei insgesamt 12 884 Juden verhaftet: 3031 Männer, 5802 Frauen und 4051 Kinder.
Die ohne Kinder wurden ins Lager Drancy gebracht, von wo aus sie mit den bevorstehenden Transporten deportiert werden sollten. Die am 29. Juli 1942 nach Auschwitz-Birkenau Deportierten gehörten zu den kinderlosen Juden, die am 16. und 17. Juli verhaftet und nach Drancy verfrachtet worden waren. Die mit Kindern wurden vor ihrer Überführung in die Lager Pithiviers oder Beaune-la-Rolande im Pariser Stadion Velôdrome d’Hiver interniert.
Am 22. Juli schickte SS-Obersturmführer Heinz Röthke an die Feldgendarmerie Direktiven hinsichtlich der anstehenden Deportationen, einschließlich der für den 29. Juli 1942 angesetzten. Jeder Transport sollte um 8:45 Uhr von der Bahnstation Bourget-Drancy abfahren, ein Wachtrupp von einem Offizier und acht Männern um 6:00 Uhr im Lager Drancy bereitstehen. Zusätzlich zur Feldgendarmerie sollte die französische Gendarmerie bis zur französisch-deutschen Grenze für einen Begleitschutz von einem Offizier und 30 Männern sorgen.
Am 29. Juli bestätigte SS-Obersturmführer Heinz Röthke die Abfahrt des Transports D 901/7 nach Auschwitz von der Bahnstation Bourget-Drancy um 8:55 Uhr mit insgesamt 1000 Juden an Bord. Gemäß dem Fahrplan für die erste Deportation aus Drancy im Juni 1942 nahm der Zug vermutlich die folgende Route: Nach der Abfahrt aus Drancy passierte er Bobigny, Noisy-le-Sec, Épernay, Châlons-sur-Marne, Revigny, Bar le Duc, Lérouville und Novéant (Neuburg), den letzten Halt vor der deutschen Grenze. Transportleiter war Feldwebel Poller. Die französische Gendarmerie und ein kleines Kontingent der Feldgendarmerie bewachten den Zug bis zur Grenze in Novéant. An diesem Punkt übernahm die dt. Ordnungspolizei die Überwachung. Im November 1943 erstellte die Reichbahn einen Fahrplan für die Transporte aus Frankreich ab diesem Datum. Für die Zeit davor verfügen wir über keine Unterlagen im Zusammenhang mit Fahrplänen von Transporten ab der französisch-deutschen Grenze nach Auscwhitz-Birkenau, aber aller Wahrscheinlichkeit nach waren sie sehr ähnlich. Insofern haben die früheren Transporte nach Auschwitz, einschließlich dem aus Drancy vom 29. Juli 1942, ab der Grenze wohl die folgende Route genommen: Saarbrücken, Frankfurt am Main, Dresden, Görlitz, Nysa, Kattowitz und schließlich Auschwitz.
Am 28. Juli übermittelte SS-Obersturmführer Heinz Röthke Anweisungen an SS-Standartenführer Helmut Knochen und dessen Stellvertreter SS-Obersturmbannführer und Gestapo-Chef Kurt Lischka, die den Fahrplan für die nächsten 13 Transporte, einschliesslich des Transports vom 29. Juli, aus Drancy festlegten. Er erklärte: „Für die Deportationen werden deutsche Güterwaggons eingesetzt, wie es bereits bislang der Fall war.“ Während die Waggons aus Deutschland stammten, wurde der Triebwagen des Zugs von der Staatlichen Eisenbahngesellschaft Frankreichs (SNCF) zur Verfügung gestellt; SNCF-Personal begleitete den Zug bis zur Grenze in Novéant (Neuburg). Dies ist von dem SNCF-Historiker Christian Bachelier bestätigt worden. An der französisch-deutschen Grenze wurden die französische Lokomotive und das französische Personal durch Reichsbahnmitarbeiter und deutsche Technik ersetzt.
Unter den 1000 Deportierten befanden sich 730 Frauen. Die Mehrheit der Deportierten war im Alter zwischen 36 und 54 Jahren.
Bei ihrer Ankunft in Auschwitz am 31. Juli wurden alle Männer zur Sklavenarbeit selektiert. und mit den Nummern 54153-54422 tätowiert. 514 Frauen erhielten die Nummern 13320-13833 und 216 wurden sofort vergast. Laut dem Historiker Serge Klarsfeld gab es 1945 fünf Überlebende dieses Transports.
Quelle: Yad Vashem u. eigene Forschung
Namensliste von Opfer
Bindermann Irma/ Irene, geb. Fischer
* 16.02.1892
Bindermann Jakob
Freud Alexander
* 26.01.1902 in Wien
Wohnort: Untere Viaduktgasse 17 Wien 3
Flucht nach Frankreich
+ 31.08.1942 in Auschwitz
Wolkenstein Alfred
* 16.03.1895 in Wien
+ 09.04.1942 in Auschwitz
Weingarten Henricka (Henryka)
* 29.10.1904 in Stranlawow
Berousek Ruth geb. Blumenfeld
* 24.11.1913 Magdeburg
wohnhaft Magdeburg
Emigration: Frankreich
+ 14.09.1942 in Auschwitz
Ita Malka
Hirsch Arthur
* 10.10.1885 in Mattersburg
Emigration: Frankreich
+ 24.08.1942 in Auschwitz
Augenreich Toni
* 26.11.1921 in Magdeburg
Emigration: Frankreich
+ 19.10.1942 in Auschwitz