Euthanasie-Anstalt Schloß Hartheim

In den frühen Morgenstunden des 21.04.1941 kam die Gestapo mit vielen Helfern und Helferinnen zur Versorgungsanstalt Schloss Schernberg. Beim Ankleiden und Abtransport der Patienten spielten sich erschütternde Szenen ab, Widerspenstige wurden niedergespritzt. Nach einer Liste wurden 74 Frauen und 41 Männer ausgesucht. Die Gehfähigen trieb man den Berg hinunter, die anderen wurden in kleine Autos gesteckt; denn die großen, schwarz verhängten Autobusse waren den steilen Weg zum Schloss nicht hinaufgekommen und warteten in Schwarzach. Beim Umladen wurden wieder viele Patienten niedergespritzt; es wurde vermutet, dass viele die Fahrt nach Niedernhart (Euthanasie-Anstalt Schloß Hartheim) bereits tot antraten."

Nach dem Abtransport war die Aufregung in der Schwarzacher Bevölkerung so groß, dass an der Germeinde-Tafel folgende Warnung angeschlagen wurde: "Wer noch von Schernberg redet habe eine Strafe von RM 200,-- zu erwarten".

Der Schernberger Pfleger Friedrich Zehentner, der sich beim Abtransport am 21.04.1941 weigerte, aktiv mitzuwirken und später davon erzählte, war wegen Verbreitung unwahrer Gerüchte, ein Delikt nach dem Heimtückegesetz, sechs Monate in Haft und erlitt einen schweren Gesundheitsschaden.

Namensliste von Opfer

Name: Gruber Johann
* 10.06.1866
Geburtsort/Taufort: Ramingstein
Letzter Aufenthalt: in der Versorgungsanstalt Schloss Schernberg
Todesdatum: 21.04.1941 in der Euthanasie-Anstalt Schloß Hartheim
Information: deportiert am 21. April 1941 nach Hartheim

Name: Hahn Therese
* 19.11.1878 in Salzburg
Taufort: in der Pfarre St. Blasius katholisch getauft
Letzter Aufenthalt: Versorgungsanstalt Schloss Schernberg
Todesdatum: 21.04.1941 in der Euthanasie-Anstalt Schloß Hartheim
deportiert am 21. April 1941 nach Hartheim
Information:
Hahn Therese war das dritte von vier Kindern des Ehepaares Therese und Simon Hahn. Der aus Eger in Böhmen (Cheb in Tschechien) stammende Familienvater war Hopfenhändler. Er starb 1891 in Salzburg, seine Witwe 1922. Ihre kranke Tochter Therese wurde von den »Schwestern vom Guten Hirten« in ihrem im Stadtteil Nonntal liegenden Erziehungsheim St. Josef betreut. Dann war Therese Pflegling in der Landesheilanstalt Salzburg. Das Datum ihrer stationären Aufnahme ist nicht dokumentiert.
Gewiss ist, dass Therese Hahn Therese im Jänner 1938 von Salzburg nach Schwarzach im Pongau, in die Pflegeanstalt Schloss Schernberg verlegt wurde, die der Orden der Barmherzigen Schwestern leitete.
Die 61-jährige Hahn Therese befand sich unter den 115 Pfleglingen, die am 21. April 1941 von Schernberg nach Hartheim deportiert und dort ermordet wurden. Ihr Tod ist wie bei allen Opfern der nationalsozialistischen Geheimaktion »T4«1 im Polizeimelderegister der Stadt Salzburg nicht vermerkt. Ihre drei verheirateten Schwestern lebten längst in anderen Orten.

Name: Hannes Maria (geb. Schwarzböck
* 13.03.1878 in Mitterretzbach bei Oberhollabrunn
Letzter Aufenthalt: Versorgungsanstalt Schloss Schernberg
Todesdatum: 21.04.1941 in der Euthanasie-Anstalt Schloß Hartheim
deportiert am 21. April 1941 nach Hartheim
Information
Maria Hannes wurde in der niederösterreichischen Gemeinde Retzbach bei Oberhollabrunn geboren und katholisch getauft. Maria heiratete am 24. April 1906 in der Salzburger Pfarre Mülln den ebenfalls in Mitterretzbach geborenen, aber schon länger in Salzburg lebenden Bauernsohn Vinzenz Hannes. Am 27. April 1906 erwarb das Ehepaar in der Gemeinde Aigen bei Salzburg die Liegenschaft Abfalter 72, jetzt Ziegelstadelstraße 9, wo sie einen Bauernhof führten. 1932 wurde Maria Hannes durch Gerichtsbeschluss entmündigt. Seit 1932 war sie in Schloss Schernberg bei Schwarzach im Pongau.

Name: Höfelmaier Marie
* 22.08.1902 in Dorfbeuern
Letzter Aufenthalt: Versorgungsanstalt Schloss Schernberg
Todesdatum: 21.04.1941 in der Euthanasie-Anstalt Schloß Hartheim
deportiert am 21. April 1941 nach Hartheim

Name: Rauter Marie
* 31.12.1900 in Salzburg
Letzter Aufenthalt: Versorgungsanstalt Schloss Schernberg
Todesdatum: 21.04.1941 in der Euthanasie-Anstalt Schloß Hartheim
deportiert am 21. April 1941 nach Hartheim
Information:
Rauter Marie war das jüngste von drei Kindern des katholischen Ehepaares Katharina und Josef Rauter. Die nach österreichischem Recht in Salzburg heimatberechtigte Familie wohnte im Stadtteil Riedenburg. Maries Vater, ein Fleischhauer, starb 1926, ihre Mutter im Jahr 1940. Marie, die keinen Beruf erlernt hatte, arbeitete als Stubenmädchen im Betrieb ihres Bruders und blieb ledig.
Marie war seit 26. Oktober 1939 Pflegling im Schloss Schernberg. Marie befand sich unter den 115 Pfleglingen, die am 21. April 1941 von Schernberg nach Hartheim deportiert und dort ermordet wurden. Ihr Tod ist wie bei allen Opfern der nationalsozialistischen Geheimaktion »T4«1 in der Polizeimeldekartei der Stadt Salzburg nicht vermerkt. Ihre ältere Schwester Katharina starb 73-jährig und ihr Bruder Franz, Fleischhauer wie sein Vater, starb 87-jährig in Salzburg.