Ghetto Theresienstadt (Terezín)

Transportliste

Die Gestapo Hannover unterrichtete die Landräte, Oberbürgermeister und ihre Außenstellen am 10.07.1942 mit einem Rundbrief über die bevorstehende Deportation nach Theresienstadt mit den dafür vom RSHA vorgegebenen Richtlinien. Am 13.07.42 bekamen dann die maßgeblichen Stellen folgendes Schreiben von der Gestapo Hannover:
"In der Anlage übersende ich eine Liste der mit dem am 23.7.1942 von hier abgehenden Sondertransport abzuschiebenden Juden. Ich verweise auf mein Rundschreiben vom 10.7.1942 und bitte, die im Regierungsbezirk Hannover wohnhaften Juden am 20.07.42 und die im Regierungsbezirk Hildesheim wohnhaften Juden am 21.07.1942 im Laufe des Vormittags nach Ahlem (Israelitische Gartenbauschule) zu überführen."

Am 23.07.1942 verläßt bei strömenden Regen der Sonderzug VIII/1 Reichsbahnbezeichnung Da 75 den Bahnhof
Hannover-Fischerhof über Dresden und Bauschowitz (Bohusovice) mit Ziel Theresienstadt. Der Zug bestand aus uralten Wagen der 'Holzklasse' und schäbig-schmutzigen Viehwaggons. Mit diesem Transport wurden 779 Menschen (im NS Jargon unerwünschte Elemente) ,,umgesiedelt“. Das Einzugsgebiet für diesen Transport war ziemlich breit, die Deportierten stammten aus Hannover, Brandenburg, Bremervörde, Diepholz, Emden, Göttingen, Hannoversch Münden, Hildesheim, Langenhagen, Lemförde, Münder am Deister, Nordenham, Peine, Rinteln, Sachsenhagen, Springe, Vegesack, Weener und Wolfenbüttel, aus Blankenburg und Osterode im Harz und aus Halberstadt. Mindestens 114 Personen aus Bremen wurden zu diesem Zug angehängt. Der Transport erreicht das Ghetto Theresienstadt am 24.07.1942. Soweit bekannt ist, wurden aus diesem Transport 135 Personen zwischen September und Oktober 1942 in verschiedenen Transporten ins Vernichtungslager Treblinka deportiert. Anfang 1943, 23 Personen ins Konzentrationslager Auschwitz, ihnen folgen 1944 weitere 96. Aus diesem Transport haben 75 Menschen das Ende der Nazi-Diktatur überlebt.

Dieser Transport bestand aus Nummer:
VIII/1
427, VIII/1 583, VIII/1 387 hat überlebt, VIII/1/ 573, VIII/1/ 609, VIII/1/ 694, VIII/1/ 749

Die Betroffenen wurden meist durch Boten verständigt und erhielten eine Transportnummer, die für die Dauer ihre Aufenthaltes in Theresienstadt gleichsam zu einem Bestandteil ihres Namens wurde und im amtlichen Verkehr angegeben werden mußte. Man hatte etwa die Transportnummer W 982 oder AA 475 oder Cv 13, was besagte, daß die Person mit dem Transport W oder AA oder Cv nach Theresienstadt gekommen war und in der entsprechenden Transportliste unter der Position 982, 475 oder 13 geführt wurde. Die Transportlisten wurden im Auftrag der Zentralstelle von der JKG zusammengestellt, mehrfach ausgefertigt und dem Kommandanten der deutschen Begleitmannschaft nach Theresienstadt mitgegeben, wo je ein Durchschlag an das Zentralsekretariat und an die Zentralevidenz, also an jüdische Stellen gelangte.

Auch die Transporte aus anderen Ländern nach Theresienstadt brachten in der Regel Verzeichnisse mit, aber ohne Bezeichnungen, die im Lager übernommen worden wären. Endgültige Listen aber wurden erst in Theresienstadt von der Transportabteilung oder in der Zentralevidenz angelegt. Die Transporte wurden benannt, die Deportierten bekamen ihre Transportnummer. Als Grundlage wählte man römische Ziffern von I bis XXVI, jede einem oder mehreren Ankunftsorten vorbehalten, die meist den einzelnen Gestapobereichen entsprachen. So besagte I Berlin, IV Wien und XXIV Holland. Den einzelnen Transporten wurde eine arabische Nummer zugesetzt, so war I/90 der neunzigste Transport aus Berlin. Die Transportnummern wurden diesen Deportierten in fortlaufender Reihenfolge zugewiesen, so daß sich die individuellen Nummern, z.B. unter römisch I, nicht wiederholten und die Personalziffern bei Berlin, Wien usw. in die Tausende gingen. Für jeden Alteingesessenen war die Nummer eines jeden Insassen Hinweis auf die Herkunft und Aufenthaltsdauer in Theresienstadt.