Auschwitz

Am 12.08.1944 verläßt ein Sonderzug mit 3800 Frauen und Mädchen sowie 1984 Männer und Jungen das Durchgangslager Pruszkow (Dulag 121 Eisenbahnwerkstätten Pruszków) mit Ziel Auschwitz. Der Transport erreicht die Rampe des Konzentrationslagers Auschwitz noch am gleichen Tag.
Ankunft in Auschwitz
Während aus den Lautsprechern Musik ertönt (Tango Milonga), treibt die SS die Menschen mit Kolbenschläge und Polizeihunde aus den Waggons. Bei der Selektion werden die Männer und Arbeitsfähigen von den Alten, Kranken, Kindern und Frauen getrennt. Seit diesem Moment hatten sie keinen Kontakt mehr zu ihnen. Die Männer wurden ins Männerlager getrieben. Hier mußten sie sich ausziehen, Kopf und Körper wurden
kahlgeschoren, hiernach mußten sie in einem Bassin mit Lysollösung steigen, anschließend unter die Dusche. Dann bekam man gestreifte Häftlingskleidung, Lumpen und Holzschuhe, man wurde in die Liste eingetragen und bekam eine Häftlingsnummer. Seit diesem Zeitpunkt hatten sie keinen Namen mehr.


Die Männer und Jungen erhielten die Nummern 190912 192895 und die Frauen und Mädchen die Nummern 83085-86938. Die Frauen und Kinder wurden im Frauenlager Bla untergebracht und die Männer im Quarantänelager Blla. Nummern wurden ihnen nicht eintätowiert. Unter den mit diesem Transport eingelieferten Polen befanden sich 169 Knaben im Alter bis zu 14 Jahren."

Sztanka Jerzy

* 09.01.1930 in Warschau
Am 10. August 1944 wurde ich als Vierzehnjähriger während der Dauer des Warschauer Aufstandes zusammen mit meinen Eltern, zwei jüngeren
Schwestern, meinem älteren Bruder, sowie anderen Mitbewohnern aus dem Keller unseres Hauses gejagt. Auf der Straße wurde uns von einem
SS-Offizier gedroht, dass wir alle erschossen würden, sollten in unserem Haus Waffen oder anderes Material von militärischer Bedeutung gefunden werden. Danach trieben uns Ukrainer der Einheit „Kaminski“, die mit der Wehrmacht zusammenarbeiteten, zum Sammelpunkt Zieleniek, einem
Marktplatz in der Vorstadt etwa drei Kilometer von unserem Haus entfernt. Am Abend suchten die Ukrainer in Begleitung von SS willkürlich Männer aus, die erschossen wurden. Junge Frauen wurden vergewaltigt.
Am nächsten Tag wurden wir weitere drei Kilometer zum Bahnhof Warszawa Zachodnia getrieben und von da unter Bewachung mit der Bahn nach
Pruszków gebracht. Pruszków ist 19 Kilometer von Warschau gelegen. Hier befand sich ein Durchgangslager, von wo die Leute in verschiedene Lager transportiert wurden. Nach einer in einer Fabrikhalle verbrachten Nacht wurde am nächsten Tag ein Transport zusammengestellt, darunter die Familie Sztanka. Wir wurden in Vieh-Waggons verladen, die Türen zugesperrt, mit Stacheldraht gesichert und unter Bewachung von SS-Männern ins KZ Auschwitz-Birkenau gebracht. Hier geschah am 12. August die erste Tragödie für mich und meine Familie. An der Rampe, bei Musik aus Lautsprechern, „Tango Milonga“, wurden wir durch Kolbenschläge und Polizeihunde aus den Waggons getrieben, in Eile alle Männer von den Frauen getrennt, meine Mutter und die Schwestern von Vater, von mir und von meinem Bruder. Seit diesem Moment hatten wir keinen Kontakt mehr zu ihnen. Wir Männer kamen ins Männerlager. Man musste sich ausziehen, Kopf und Körper wurden kahl geschoren, man bekam gestreifte
Häftlingskleidung, Lumpen und Holzschuhe, man wurde in die Liste eingetragen und bekam eine Häftlingsnummer. Seit diesem Zeitpunkt hatte ich keinen Namen mehr, ich wurde zur Nummer 192185 mit rotem Winkel und dem Buchstaben „P“, was „politischer Häftling“ bedeutete. Was war ich denn mit meinen 14 Jahren für ein Politiker?