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Übersicht

Polen, Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Powiat Chełmno

1065 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt.

Culm wurde 1232 von Hermann von Balk vom Deutschen Orden als Stadt gegründet.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges musste Culm aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an Polen abgetreten werden, mit Wirkung vom 22. Januar 1920 und ohne Volksabstimmung. Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung siedelte in den nachfolgenden Jahren aus dem Korridorgebiet aus, teils freiwillig, teils auf Druck der neuen polnischen Obrigkeit. Im Jahr 1934 kündigte die polnische Staatsregierung das deutsch-polnische Minderheitenschutzabkommen einseitig auf.

Nach dem Überfall auf Polen im September 1939 wurde das Kulmer Land vom Deutschen Reich annektiert und dem Reichsgau Danzig-Westpreußen angegliedert, zu dem Culm bis 1945 gehörte.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Soweit die deutschen Stadtbewohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit größtenteils von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus Culm vertrieben.

22.09.1918

Deutsche Soldaten finden in einer verlassenen französischen Stellung das bislang unbekannte Grab von Hermann Löns. (29. August 1866 als Sohn des Gymnasiallehrers Friedrich Löns und dessen Frau Clara (geb. Cramer) in Kulm (Westpreußen) geboren) Der Schriftsteller war am 26. September 1914 an der Front bei Loivre bei Reims gefallen.

Bestattung des Dichters Hermann Löns
1934
Nach Presseberichten über den Fund der "Löns-Gebeine" beauftragt Adolf Hitler die Sturmabteilung (SA) mit deren Rückführung.

10. Oktober 1934
Die "Löns-Gebeine" werden exhumiert und nach Deutschland gebracht.

30. November 1934
Sie werden an der Straße Soltau-Hamburg vergraben, um die Diskussion um ihre Authentizität zu beenden.

1935
Die Reichswehr organisiert eine erneute Beerdigung der Leiche nahe Walsrode.
(Die Bestattung des Dichters sollte wegen seines Bezuges zur Lüneburger Heide in diesem Gebiet stattfinden. Das bereitete erhebliche Schwierigkeiten bei der Suche nach einem geeigneten Platz. Das ursprünglich bei den Sieben Steinhäusern geplante Begräbnis kam nicht infrage, da nach damals noch geheim gehaltenen Plänen dort der Truppenübungsplatz Bergen eingerichtet werden sollte. Ein Grab am Wilseder Berg wurde aus Naturschutzgründen abgelehnt, da es sich zu einem stark besuchten Pilgerort entwickelt hätte. Die Löns-Witwe Lisa drohte an, die Gebeine vor dem Hauptbahnhof Hannover auszustellen mit dem Schild: „Wir wollten Hermann Löns in der Heide beisetzen, aber es findet sich dort kein Platz für ihn.“ Mit der Angelegenheit „Löns-Bestattung“ waren neben örtlichen Verwaltungseinrichtungen auch höhere Parteistellen der NSDAP und höchste Vertreter des NS-Regimes befasst, z. B. Hermann Göring, Rudolf Heß, Joseph Goebbels, Reichswehrminister Werner von Blomberg und sogar Adolf Hitler.

Wegen der ungeklärten und peinlichen Angelegenheit des Beisetzungsortes entführten SA-Angehörige den Sarg 1934 in einer Nacht- und Nebelaktion aus der Friedhofskapelle in Fallingbostel und beerdigten ihn an der Straße Soltau-Hamburg an einer Wacholder-Baumgruppe beim Ort Barrl. Die mit der SA rivalisierende Reichswehr grub den Sarg rund ein Jahr später wieder aus und bestattete ihn in einer würdevollen Veranstaltung am 2. August 1935 bei Walsrode. Das Datum war bewusst gewählt, denn es war der Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs. Dem Grab beigegeben wurde eine Kupferhülle mit einem von Hitler unterzeichneten Dokument. Als Begräbnisort fand sich ein Heidegelände bei Walsrode, der Tietlinger Wacholderhain. Den Grund und Boden stellte der Landwirt und Lönsverehrer Wilhelm Asche zur Verfügung. Dort stand bereits ein Löns-Denkmal von 1929.

Täter und Mitläufer 1933-1945

SS-Unterscharführer
Czerwinski (Szerwinski) Horst
* 16.11.1922 in Chelmno (Kulm an der Weichsel)
letzter bekannter Wohnort: Bergen
vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Auschwitz, NL Sosnowitz I, AL Lagischa u. AL Golleschau

unbekannt

Mitbürger der Gemeinde die hier geboren oder gelebt haben und zwischen 1933 bis 1945 verfolgt, deportiert sowie zu schaden gekommen sind

Namensliste

Israel Alfred
* 16.08.1890
Wohnort: Breslau
+ 00.06.1942 Chełmno (Kulm)
 
Kowalski Anselm
* 21.04.1904 Chełmno (Kulm)
Wohnort: Weilmünster
+ 26.10.1944 Tötungsanstalt Hadamar (Euthanasie-Anstalt der Aktion T4)
 
Levy Julian
* 28.08.1873 Chełmno (Kulm)
Wohnort: Berlin
+ 29.05.1943 Ghetto Theresienstadt
dep. 13.01.1943 Berlin - Ghetto Theresienstadt
Simon Hugo
* 21.06.1874 Chełmno (Kulm)
Wohnort: Leipzig
+ 24.11.1937 Leipzig (Freitod)