Und ein jeder
Tag ist so grau und trüb
und ein jeder Tag schleicht dahin
die Tage rinnen, wie Wasser durchs Sieb,
stehlen sich fort wie ein trauriger Dieb,
kaum bleibt uns ein Rest noch von Sinn.
Und ein jeder Tag löscht uns etwas aus,
einen Funken in unserer Brust-
Wir sagen nur noch: „die Liebe -das Haus"
doch es klingt nicht echt, das Echo bleibt aus,
wir empfinden nicht mehr die Lust.
Ein jeder Tag macht uns stumpfer und matt,
Gefühle verdorren im Herz
man fühlt nur noch, ob der Magen auch satt,
ob heut man noch Kraft zum Ertragen hat,
und wir halten Rohheit für Scherz.
So stampft jeder Tag unser Ich zur Form,
zum nichtssagenden Dutzendstück.
jeder wird ein Häftling von gleicher Norm,
auch die Seele trägt eine Uniform,
nichts fühlend, nicht Leid mehr noch Glück.
Die Tage fallen, wie Hämmer so schwer
und schmieden uns nützlich und platt
es sind schon zu viel und werden noch mehr,
die Tage sind grau, sind öd und sind leer
dem, der ein Fühlen noch hat.
Und wenn diese Tage verronnen sind,
dann wird, wer sie übersteht,
einsam und still ragen, ein Baum im Wind,
der Welt ganz fremd sein, ein Waisenkind,
an dem scheu vorüber man geht.
Denn draußen wird keiner uns ganz verstehn,
erkennen wird niemand, warum
wir so ganz verändert die Welt ansehn,
warum so andere Schritte wir gehn:
unsre Seele würd lahm und krumm.
Die Tage haben uns „Gestern« geraubt
und die Tage nehmen das „Heut"
es war einmal, dass wir Andern geglaubt,
dass wir Ehrfurcht hatten vor weißem Haupt
und dass wir uns herzlich gefreut.
Da werden wir sagen: „Die Welt ist dumm,
sie kann uns nicht mehr verstehn."
Wir werden nicht fragen: wieso, warum?
werden allein sein und eben darum
tiefer in Einsamkeit gehn.
(Dachau)