Auschwitz, 7. Januar 1944
1. Amtskommissar
Auf Grund einer Verfügung des Herrn Regierungspräsidenten in Kattowitz bin ich als Amtskommissar für den Amtsbezirk Auschwitz ernannt worden.
Ständiger Vertreter: SS-Obersturmbannführer Möckel,
Sachbearbeiter und Standesbeamter: SS-Schütze (Regierungsrat) Boris.
2. Einrichtung von Sanierstellen
Als Vorbeugungsmaßnahme zur Verhütung von Geschlechtskrankheiten werden im Standortbereich Auschwitz Sanierstellen eingerichtet, damit jeder SS-Angehörige die Möglichkeit hat, sich im Bedarfsfälle sanieren zu lassen. Es werden Sanierstellen eingerichtet:
I. im Bereich der Kommandantur I
a) Unterkunftsbaracke I -U.v.D. - Zimmer,
b) Block 5 der Truppenunterkunft am Haus 7, 1. Stock, U.v.D. - Zimmer,
c) Truppenunterkunft Männerlager Budy
II. im Bereich der Kommandantur II
a) Baracke der ehemaligen 6. Kompanie,
b) Truppenunterkunft Wirtschaftshof Birkenau,
c) Truppenunterkunft Wirtschaftshof Babitz
III. im Bereich der Kommandantur III
je 1 Sanierstelle in den Arbeitslagern Monowitz, Neu-Dachs, Jawischowitz, Eintrachthütte, Lagischa, Fürstengrube, Golleschau, Janinagrube.
Genaue Lagebezeichnung ist mir und dem SS-Standortarzt durch die Kommandantur III noch mitzuteilen.
Für die Kommandanturen I und II sowie für jedes einzelne Arbeitslager der Kommandantur III stehen zum Sanieren SDG’s zur Verfügung. Damit die erforderliche Sanierung auch bei evtl. Ausfall eines oder mehrerer SDG’s möglich ist, ist dem SS-Standortarzt zum 10.1.1944 für jede Sanierstelle 1 geeigneter Truppendienstgrad namhaft zu machen, damit dieser nach vorangegangener theoretischer und praktischer Ausbildung jederzeit in der Lage ist, die Sanierung durchzuführen. Zwecks sofortiger Einrichtung der Sanierstellen haben sich die Kommandanturen mit dem SS-Standortarzt in Verbindung
zu setzen. Die Inbetriebnahme der Sanierstellen ist mir zu melden.
3. Verordnungsblatt der Waffen-SS Nr. 24 vom 15.12.43
Auf die Ziffern 502 und 503 wird besonders hingewiesen.
4. Fleckfieberbekämpfung
Diejenigen Kompanien, von denen Angehörige an Fleckfieber erkrankt sind, haben sich umgehend mit dem SS-Standortarzt - Abteilung Desinfektion - zwecks Entlausung und Entwesung des gesamten Kompaniereviers in Verbindung zu setzen. Die Benachrichtigung wird sofort nach Bekanntwerden einer Fleckfiebererkrankung den betreffenden Kompanien durch das SS-Lagerlazarett oder die Schreibstube des Truppenarztes zugestellt.
5. Truppenbetreuungsveranstaltungen im Januar 1944
Montag, 10. Januar 1944, 20.00 Uhr, im großen Saal:
Robert Gaden und sein Orchester;
Donnerstag, 13. Januar 1944, 20.00 Uhr, im kleinen Saal:
Vortrag des bekannten Redners und Schriftstellers Kurt Hielscherüber
,,Das unbekannte Spanien“
mit Lichtbildern und eigenen Reiseerlebnissen
(je Einheit ca. 20 Unterführer und Männer);
Donnerstag, 27. Januar 1944, 19.15 Uhr im großen Saal:
Gastspiel des Stadttheaters Mährisch-Ostrau mit dem Volksstück
,,Die große Nummer“
von Ernst Schäfer.
6. Theaterbesuch in Kattowitz
Für die Sonntagabendvorstellungen im Opernhaus Kattowitz stehen dem Standort Auschwitz jeweils einige Theaterkarten zur Verfügung, die kostenlos abgegeben werden. Interessenten sind von den Dienststellen bis zum Mittwoch jeder Woche namhaft zu machen. Die gespielten Stücke und Anfangszeiten sind aus den Tageszeitungen bzw. aus dem Anschlag am schwarzen Brett der Abt. VI im Kameradschaftsheim zu entnehmen.
7. Schulung der Einheiten
Die Schulungspläne für das nächste Vierteljahr sind ausgegeben. Die Schulungen sind unter Umständen durchzuführen. Zum 22. jeden Monates ist Vollzug über die im Plan angegebenen Themen zu erstatten.
8. Führerschulung
Am Mittwoch, dem 12.1.1944, 19.30 Uhr, findet im Standortführerheim der nächste Schulungsabend für sämtliche Führer des Standortes statt. Anschließend gemütliches Beisammensein mit gemeinsamen Essen. Anzug: kleiner Dienstanzug.
9. Unterführerschulung
Am Mittwoch, dem 12.1.1944, 20.00 Uhr, findet im kleinen Saal des Kameradschaftsheimes eine allgemeine Schulung statt. Für die Unterführer sämtlicher Einheiten und Dienststellen des SS-Standortes Auschwitz ist diese Schulung als Dienst angesetzt. Es spricht der Leiter der Abt. VI über das Thema: ,,Volksdeutsch - Reichsdeutsch“.
10. Arische Häftlinge beim Straßenbau
Ich habe festgestellt, daß arische Häftlingsfrauen, darunter auch reichsdeutsche, bei Außenkommandos zu schweren und schwersten Arbeiten (Straßenbau) eingesetzt sind, wogegen auf der anderen Seite Judenweiber im warmen Zimmer sitzen und die schönsten Posten innehaben. Dies ist selbstverständlich ein Unding. Ich erwarte, daß dieser Hinweis genügt, diesen unmöglichen Zustand sofort abzustellen und nur dann jüdische Häftlinge im Innendienst zu verwenden, wenn geeignete arische, insbesondere deutsche Kräfte nicht mehr vorhanden sind.
11. Verbrennen von Nutz- und Bauholz
In letzter Zeit mehren sich die Fälle, in denen SS-Angehörige und Häftlinge auf den Arbeitsstellen Feuer anzünden und dabei wertvolle Nutz- und Bauhölzer verbrennen. Kontrollorganen gegenüber wurden SS-Angehörige, als man sie auf die Unmöglichkeit eines solch schädlichen Verhaltens hinwies, undiszipliniert und frech. Ich verbiete letztmalig das Verbrennen derartig wertvollen Holzes und werde nötigenfalls jeden SS-Angehörigen strengstens bestrafen. Jeder, der diesen Befehl nicht befolgt, ist sofort festzunehmen und in Untersuchunghaft abzuführen.
12. Geflügelbezug von der Geflügelzuchtstation Harmense
An die Betriebsleitung der Landwirtschaftsbetriebe ist bis zum 20.1.44 der diesjährige Bedarf der Dienststellen und hier Ansässigen an Eintagsgeflügel und Junggeflügel anzugeben. Es wird jedoch darauf aufmerksam gemacht, daß seitens der Landwirtschaftsbetriebe nur soviel Geflügel an den Einzelnen abgegeben wird, als nach sorgfältiger Prüfung durch die in Auschwitz vorhandene Futtergrundlage gerechtfertigt erscheint. Nach dem Termin eingehende Bestellungen bleiben unberücksichtigt, da die Erzeugung bereits jetzt weitgehend ausverkauft ist.
13. Verwaltung von Waffen und Gerät
a) Kommandantur II und III melden zum 12.1.44 je 1 geeigneten Unterführer, die in der Lage sind, sämtliche Waffen und Geräte ordnungsgemäß zu verwalten. Dieselben haben alle Waffen und Geräte, die an die Kommandanturangehörigen ausgegeben sind, verantwortlich für die Standortwaffenkammer zu übernehmen.
b) Bei dieser Gelegenheit wird darauf hingewiesen, daß bei Wechsel von Einheitsführern bezw. Abteilungsleitern lt. HDv.488/2, Ziffer 25-27, eine Übergabeverhandlung über Waffen und Gerät in doppelter Ausfertigung zu erstellen ist. Durchschlag ist in jedem Falle mir herzureichen.
c) Es ist wiederholt vorgekommen, daß SS-Angehörige bei Versetzungen infolge Nichtabmeldung beim zuständigen Waffenwart ihre hier gefaßten Waffen mitgenommen und sie dadurch den Beständen des KL entzogen haben. Die Einheitsführer, Abteilungs- und Betriebsleiter haben dafür zu sorgen, daß derartige Liederlichkeiten nicht Vorkommen. Versetzungen mit Waffen werden v. SS-FHA besonders befohlen. In diesem Falle werden die mitzunehmenden Waffen von der Standortwaffenkammer ausgegeben. Über die durch die Auflösung der 6. Kompanie entstandenen Veränderungen sind sofort Übergabeverhandlungen auszufertigen.
d) Zu der jeden Dienstag, 8.30 Uhr, in der Standortwaffenkammer stattfindenden Belehrung und Neueinweisung haben sämtliche Waffenwarte zu erscheinen.
e) Anforderungen für Waffen und Geräte sind grundsätzlich bei mir einzureichen und nicht direkt bei der Standortwaffenkammer.
f) SS-Oberscharführer Stegmann ist von mir beauftragt, die Bestandsbücher aller Einheiten über Waffen und Gerät sowie Munition und Belege laufend zu überprüfen.
14. Schneiden von Weiden
Aus gegebener Veranlassung wird darauf hingewiesen, daß jedes unberechtigte Schneiden von Weiden auf den der Reichswasserstraßenverwaltung gehörigen Flächen verboten ist. Die Wasserstraßenverwaltung verfügt ausschließlich allein über die auf ihrem Gebiet anfallenden Weiden, zumal diese für kriegswichtige Zwecke (Munitionskörbe usw.) bestimmt sind. Falls Weiden geschnitten werden sollen, ist in jedem Fall vorher bei der SS-Standortverwaltung anzufragen.
gez. Liebehenschel
SS-Obersturmbannführer
F.d.R.
Zoller
SS-Hauptsturmführer und Adjutant