Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien Vg 1c Vr 314/50
Prozess wegen der Ermordung von Gefangenen (Theresienstadt-Prozess)
Opfer
Juden/Jüdinnen
Tatland (Tatort)
Tschechoslowakei (Theresienstadt)
Volksgerichtsverfahren gegen
Johann Vostrel (SS-Hauptscharführer)
wegen
Illegalität, Altparteigenosse, Verbrechens gegen die Menschlichkeit, Ermordung von jüdischen Häftlingen im KZ Theresienstadt im Jahre 1942, Misshandlung und Verletzung der Menschenwürde von Juden/Jüdinnen im KZ Theresienstadt und in anderen Orten der Tschechoslowakei in den Jahren 1941 bis 1945, Registrierungsbetrugs
(Vostrel war im KZ Theresienstadt hauptsächlich als Kraftfahrer des Lagerkommandanten Seidl, später auch als Garagenmeister beschäftigt)
Verlauf der Vorerhebungen/Voruntersuchung bzw. des Gerichtsverfahrens:
am 13.10.1952 wurde Vostrel zu 7 Jahren schweren Kerkers verurteilt.
am 04.09.1952: Einstellung des Verfahrens hinsichtlich § 134 StG (Ermordung jüdischer Kinder, Verletzungen beim Fahren mit Kraftfahrzeugen, Schiessen in der Nacht und Quälereien an Otto Guth) gemäß § 109 StPO (Erklärung der Staatsanwaltschaft: kein Grund zur weiteren gerichtlichen Verfolgung). Erklärung nach § 34/2 StPO (Auslieferung) hinsichtlich § 6 KVG (Beraubung der im Lager ankommenden Juden/Jüdinnen).
Einbezogener Akt: Vg 8c Vr 6985/48 (Auslieferungsverfahren gegen Johann Vostrel)
Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte
Der Wiener Johann Vostrel war Fahrdienstleiter des SS-Kommandos im Ghetto Theresienstadt. Auch er verbreitete durch sein brutales Verhalten Angst bei den Gefangenen. Vor der Kommission zur Feststellung von Kriegsverbrechen beim Rat der Jüdischen Kultusgemeinden in Prag hat der ehemalige Kommandant der jüdischen Ghettowache ausgesagt, nicht nur der Lagerinspektor Bergel habe an den Hinrichtungen von Häftlingen Anfang 1942 teilgenommen, sondern auch Vostrel. Dieser hätte, so die Aussage, zusammen mit Bergel auf einem sich am Galgen noch bewegenden Leichnam fünf Schüsse abgegeben. Vostrel beteiligte sich ebenfalls an der Abfertigung der Deportationsgruppen, wobei er besonders rücksichtslos und brutal gegen Kinder und alte Männer vorging. Vostrel war regelmäßig dabei, denn seine Aufgabe war es, das Gepäck und die Verpflegung der Häftlinge, was immer die SS darunter verstand, zum Bahnhof nach Bohušovice zu fahren
Otto Guth
Geboren 25.01.1910
Letzte Wohnadresse vor Deportation:
Prag, I
Adresse/Ort der Registrierung im Protektorat:
Prag I, Králodvorská 14
Transport Ba, č. 220 (10.08.1942 Prag -> Theresienstadt)
Ermordet