Aktenzahl des Gerichts (Geschäftszahl): LG Wien Vg 11a Vr 5505/46

Prozess wegen Funktion im NS-Regime (Gendarmerie/Polizei/Gestapo/SD)

Opfer
Juden/Jüdinnen

Tatland (Tatort)
Wien

Volksgerichtsverfahren gegen
Anna Brunner

wegen
Misshandlung und Verletzung der Menschenwürde im Jahre 1941 unter Ausnützung ihrer dienstlichen Gewalt als Stenotypistin der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien

(Anna Brunner war seit 1942 mit Alois Brunner, den damaligen Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung verheiratet, im Jahre 1944 wurde sie zur Gestapoleitstelle Wien versetzt.)

Verlauf der Vorerhebungen/Voruntersuchung bzw. des Gerichtsverfahrens
Am 17.04.1948 wurde Anna Brunner freigesprochen.

Beitrag ist kein Bestandteil der Gerichtsakte

Nach der Besetzung Österreichs durch die Deutschen 1938, zogen Anna Brunner und ihr Verlobter Alois Brunner in eine beschlagnahmte Villa im Wiener Nobelbezirk Döbling.
Die schwangere Anna Brunner hielt sich zeitweilig zusammen mit ihrem Ehemann Alois Brunner (alias Alois Schmaldienst bzw. Dr. Georg Fischer) nach 1945 in Doppl (Gemeinde Altenfelden) auf. Nachdem die rote Armee im April 1945 Wien besetzt hatte, versteckte sie sich eine zeitlang im Gasthaus Wöss in Lembach im Mühlkreis.

Bei einer Vernehmung bei der Polizeidirektion Wien im Mai 1946 gibt sie zu Protokoll:
Am 1. April 1945 kam mein Mann nach Wien, und wir fuhren mit meiner Mutter und meinem Mann nach Linz, von wo mein Mann nach Prag gefahren ist und meine Mutter und ich nach kurzer Zeit ins Mühlviertel gefahren sind, wo wir bis zum August 1945 in Lembach blieben.
Ihre Tochter Irene, die 1945 geboren wurde, hatte auch nach der Flucht Alois Brunners weiterhin Kontakt zu ihrem Vater und besucht ihn regelmäßig.