Betriebsstellenkürzel KDD

Circa vier Kilometer nördlich des Düsseldorfer Hauptbahnhofes lag der Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf (Betriebsstellenkürzel KDD). Es handelte sich um einen Rangierbahnhof dessen Fläche sich bis in den heutigen Stadtteil Pempelfort erstreckte. Ausgangspunkt war der Bahnhof Düsseldorf Rheinisch.
Nach der Verstaatlichung der nominell privaten Eisenbahn-Gesellschaften und der Zusammenlegung ihrer Strecken wurde der Bahnhof in Düsseldorf-Derendorf umbenannt und am 22. Juli 1889 an der Düsselthaler Straße (bzw. Franklinstraße) ein neues Empfangsgebäude für den Personenverkehr eröffnet, ein Jahr später wurde damit begonnen, auch Fracht abzufertigen. Das Empfangsgebäude wurde von dem Schriftsteller Adolf Uzarski wegen seiner Schieferverkleidung und Spitztürmchen spöttisch mit einer Notkirche verglichen.

Der ursprüngliche Rangierbahnhof befand sich beidseits der durchgehenden Hauptstrecke und hatte eine ungünstige Gleisplangestaltung. Jedes seiner beiden Rangiersysteme besaß zwei Ablaufberge.

Der Bahnhof wurde um 1936 vollständig umgebaut. Dabei wurde der Personenverkehr zum verkehrstechnisch günstiger gelegenen neuen Haltepunkt Düsseldorf-Derendorf an die Ostseite der Bahnanlagen bei der Münsterstraße verlegt und erhielt 1936 ein neues Empfangsgebäude. Der übrige Bahnhof wurde als reiner Rangier- und Güterbahnhof weitergeführt. Er wurde in einen zweiseitigen Bahnhof umgebaut, mit der Besonderheit, dass beide Ablaufberge in Richtung Nord–Süd betrieben wurden. Der westliche Ablaufberg besaß zwei nachträglich 1965 in Betrieb genommene, der östliche dagegen keine Gleisbremsen. Vom größten Teil der im Nordteil gelegenen vorgeschalteten Einfahrgruppe her konnte nur der östliche Ablaufberg benutzt werden. Außerdem wurde bei der Einfahrgruppe ein neues Bahnbetriebswerk errichtet.

Von 1941 bis 1944 wurden vom Bahnhof Düsseldorf-Derendorf jüdische Bürger aus dem gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf, also dem Einzugsbereich der Staatspolizeileitstelle Düsseldorf, in Ghettos und Konzentrationslager deportiert. Am Abend vor den Terminen hatten sich die jüdischen Menschen im Schlachthof an der Rather Straße einzufinden, wo sie registriert und mittels Leibesvisitationen ausgeplündert wurden. Der zentral gelegene Schlachthof zwischen Rather Straße und Eisenbahngleisen diente dabei als Sammelstelle. Hier mussten sich die Menschen abends vor den Transporten in den kalten und leeren Hallen einfinden, bevor es dann, manchmal auch um vier Uhr morgens, zu Fuß unter Bewachung zu den Verladerampen des Güterbahnhofs ging. Danach wurde werktags im Schlachthof weiter gearbeitet, also geschlachtet, als wäre nichts gewesen.

Am Folgetag mussten sie in südlicher Richtung zu den Verladerampen gehen, wo sie in Personenwagen 3. Klasse verladen wurden. Die Deportationen wurden zunächst in vier Großtransporten mit jeweils ca. 1.000 Personen durchgeführt: 27. Oktober 1941 nach Łodz/Litzmannstadt (1.003 Menschen); am 10. November 1941 ins Ghetto Minsk (993 Personen); am 11. Dezember 1941 in das Ghetto Riga (1.007); am 22. April 1942 nach Izbica bei Lublin (1.051). Dann gab es acht Transporte von Alten, Schwachen und Kranken sowie Kindern und Jugendlichen nach Theresienstadt, vor allem Ende Juli 1942, aber sogar noch im Januar 1945. Zwei Transporte nach Sobibor und Auschwitz starteten von anderen Orten aus, machten jedoch in Düsseldorf halt und nahmen zusätzliche Menschen auf. Insgesamt wurden fast 6.000 jüdische Menschen aus dem Regierungsbezirk von hier aus verschleppt. Deportationen aus Düsseldorf hatte es bereits vorher gegeben: am 28. Oktober 1938 nach Bentschen/Polen (361 Düsseldorfer Juden polnischer Abstammung, vom Hauptbahnhof; am 16. November 1938 in das KZ Dachau (87 männliche Düsseldorfer Juden, Novemberaktion) über Hauptbahnhof sowie von rund 100 Düsseldorfer Sinti im Mai 1940 über den Bahnhof Köln-Deutz.

Weitere Deportationen (Sondertransporte fanden zwischen 1943-1945 von der Sammelstelle Gemeindezentrum an der Bilker Allee 25 statt. Hierbei handelte es sich um kleinere Sondertransporte. Hierbei wurden Mischlinge oder Eheleute, die in einer Mischehe lebten, sogar Einzelpersonen in einer 1:1-Überwachung durch Stapobeamte begleitet in die Lager verbracht (siehe unter Transportlisten)

Sondertransporte (Euthanasie) wurden zudem von der Sammelstelle der Landesklinik Grafenberg durchgeführt. (siehe unter Transportlisten)

Heute
Ebenso wie auch die Güterbahnhöfe Düsseldorf-Bilk und Düsseldorf-Lierenfeld ist auch der Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf größtenteils stillgelegt und abgerissen. Das Gelände ist heute Teil des Entwicklungsgebietes Neue Stadtquartiere Derendorf. Lediglich der kleinere nördliche Teil (ehemalige Einfahrgruppe) ist noch mit verminderter Anzahl von Gleisen in Betrieb und wird durch die verbliebenen Stellwerke Dn und Dnf gesteuert.