Die Aktion Dünamünde, teilweise auch als Operation Dünamünde bezeichnet, war eine Tarnaktion der Nationalsozialisten bei der alte und nicht mehr voll arbeitsfähige Menschen ermordet wurden. Als Initiator der Aktion Dünamünde gilt SS-Obersturmführer Gerhard Maywald.
Am 5. Februar 1942 wurde das Ghetto Riga früh morgens hermetisch abgeriegelt. Beteiligt war unter anderem das 21. lettische Polizei-Bataillon, das Einsatzkommando 2 beim Kommandeur der Sicherheitspolizei in Riga.
Ablauf der Aktion
Unter dem Vorwand, In der Fischkonservenfabrik in Dünamünde sei ein leichteres Arbeitskommando eingerichtet worden, durchsuchte der jüdische Ordnungsdienst unter Leitung der deutschen und lettischen Ghettowache die Wohnungen und trieb alle Bewohner, auch Schwerkranke, auf die Straße. Als erste wurden die per Liste erfassten Juden selektiert und Abtransportiert, bei den nun folgenden Appellen wurden mehrere tausend Menschen aussortiert und auf Lkws verfrachtet. Es handelte sich überwiegend um Ältere sowie Frauen mit kleineren Kindern. Um die Opfer zu täuschen, wurden auch jüdische Sanitäter und Krankenschwestern für den Abtransport bestimmt. Wer sich sträubte oder nicht schnell genug war, wurde brutal misshandelt und zum Teil wie Vieh auf die Ladefläche geworfen. Die Arbeitsfähigen Männer waren zuvor zu ihren Arbeitsplätzen befohlen worden, und hatten das Lager verlassen müßen, nach ihrer Rückkehr am Abend fanden sie ihre Angehörigen nicht mehr vor.
Dünamünde
In Dünamünde ist nie ein Transport angekommen. Das war auch schon bald den im Ghetto zurückgebliebenen Menschen klar: Die Fahrzeit nach Dünamünde betrug mindestens 30 Minuten für einen Weg, der LKW mit den Abtransportierten war aber schon nach 20 Minuten wieder zurück, um die nächste Menschengruppe zu übernehmen.
In einem kleinen Betriebsgebäude neben dem Blechplatz hatten Häftlingsfrauen immer wieder die Aufgabe, eintreffende große Menschen an Kleidungs- und Gepäckstücken zu sortieren. Wenige Tage nach dem Appell wurden Befürchtungen zur Gewissheit: Die Frauen entdeckten Kleidungstücke von Verwandten, verdreckt, mit Blutspuren. Es gab kein Arbeitskommando in Dünamünde! Die Menschen waren in den „Hochwald" gebracht und dort erschossen worden.
Wie wir heute wissen, wurden die Menschen in den nahegelegenen Wald von Bikernieki gebracht, dort in vorbereiteten Massengräbern erschossen. 55 Massengräber und eine zentrale Gedenkstelle erinnern heute dort an den Massenmord.
Eine zweite Aktion fand am 26.03.1942 statt
Die ausgewählten Häftlinge wurden aus dem Lager abtransportiert. Unter ihnen waren alte und kranke Häftlinge, Kinder unter 13 bis 14 Jahren mit ihren Müttern und Häftlinge über 46 bis 50 Jahren. Den Häftlingen wurde mitgeteilt, dass sie nach Dünamünde transportiert würden, um in einer Konservenfabrik zu arbeiten. Sämtliche selektieren Häftlinge wurden im Wald von Biķernieki bei Riga erschossen.
An den Aktionen beteiligte Täter:
SS-Oberscharführer Rudolf Joachim Seck * 15.07.1908 in Bunsoh + 1974 in Flensburg
(Nach dem Krieg berief sich Seck vor dem Landgericht Hamburg darauf, dass er weder wusste noch ahnte, dass die selektierten Häftlinge getötet werden sollten. Keiner der beim Prozess gehörten Zeugen konnte Auskunft zum Verbleib der selektierten Häftlingen vom 26. März 1942 geben. Sie konnten nur davon berichten, was Letten den verbliebenen jüdischen Häftlingen in Jungfernhof erzählten. Seck wurde für die Selektion von 1.600 bis 1.700 Juden sowie deren Exekution im Wald von Biķernieki, der sogenannten Aktion Dünamünde durch das Landgericht Hamburg am 29. Dezember 1951 zu lebenslanger Haft verurteilt.)
Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD, Dr. Rudolf Lange
SS-Obersturmführer Gerhard Maywald
SS-Obersturmbannführer Kurt Krause
Ghetto Riga
Riga nach 1945