SS-Sturmbannführer und Kriminaldirektor

* 15.08.1904 München
+ vor 1993

1915-1921
Besuch der Luidpold Oberrealschule in München

1921-1923
Angestellter bei einem Rechtsanwalt in München

23.05.1923
Staatsdienstanwärter in der Polizeidirektion München

00.04.1932
Polizeidirektion München (Politische Abteilung)

13.03.1933
Polizeisekretär bei der Bayerischen Polizei (Politische Abteilung)

01.06.1935
Leiter Grenzkommando Lindau

10.03.1938
Leiter Grenzkommando Bregenz

01.05.1940
Leiter KR III / Stapo Innsbruck (Abteilungsleiter Spionageabwehr)

15.08.1940
Abwehrleiter (Referat IV E) beim BdS Den Haag)
Gemeinsam mit Major Hermann Giskes, dem Leiter der militärischen Abwehr III F, gelang es ihm, den von Großbritannien aus unterstützten niederländischen Widerstand zu unterwandern und zu unterdrücken. Durch Maßnahmen der Gegenspionage wurden 54 niederländische Agenten in dem sogenannten Englandspiel (Nordpol ruft London) verhaftet und nach Mauthausen ins Konzentrationslager deportiert, wo 47 von ihnen zwischen dem 6. und dem 8. September 1944 erschossen wurden.

00.03.1944
10tägige Vortragsreise in Italien (Probleme der Spionageabwehr)

20.06.1944-20.09.1944
Mitarbeiter BdS Den Haag in Zeist

20.09.1944
Mitarbeiter BdS Den Haag in Zwolle

06.04.1945
Abkommandierung nach Groningen, um Quartier für das BdS Personal zu finden

13.04.1945
Rückkehr zum BdS Den Haag

07.05.1945
Flucht nach Scheveningen

16.05.1945
Am 16. Mai 1945 wurde Schreieder in Rotterdam festgenommen und wurde zunächst in der britischen Zone in Deutschland interniert und von der britischen Spionageabwehr ausführlich zu den Vorkommnissen beim „Englandspiel“ verhört. Beim Prozess gegen den niederländischen Verräter Anton van der Waals wurde er als Zeuge verhört, van der Waals erhielt die Todesstrafe und wurde 1950 hingerichtet. Gegen Schreieder wurde zunächst in Den Haag ermittelt: „Wegen des Verdachts von Straftaten im Rahmen der Spionageabwehr war das Verfahren 480715 von der StA beim BG/BS Den Haag eingestellt worden“. In Leeuwarden wurde das Verfahren „mangels neuer Verdachtsgründe eingestellt“.

In einem weiteren Prozess ging es in Leeuwarden um eine Vergeltungsmaßnahme wegen eines Anschlags auf eine Eisenbahn. „Von der Erschiessung gegen Kriegsende in Dronrijp wurde er freigesprochen“

17.03.1949
Am 17.03.1949 wurde Schreieder nach Deutschland abgeschoben

nach 1945
Über seine Entnazifizierung ist nichts bekannt, er wurde wieder in den bayerischen Staatsdienst aufgenommen und brachte es noch zum Oberregierungsrat. Er veröffentlichte 1950 sein Buch über das Englandspiel. Er war auch für Radio Freies Europa in München tätig und arbeitete dort mit seinem ehemaligen Gegner Erik Hazelhoff Roelfzema zusammen
Verfahren Lfd.Nr. NL068
Tatkomplex Kriegsverbrechen
Angeklagte Schreieder Joseph Freispruch + Verfahren eingestellt
Gerichtsentscheidungen:
BG/BS Leeuwarden 490131
BRvC 490622
Tatland: Niederlande
Tatort: Den Haag, Dronrijp
Tatzeit: 1940-1945
Opfer: Widerstandskämpfer, Zivilisten
Nationalität: Niederländische
Dienststelle: Polizei BdS Niederlande Abwehr
Verfahrensgegenstand: Tätigkeit im Rahmen der Spionageabwehr. Anordnung der Erschiessung von 14 Menschen in Dronrijp kurz vor Kriegsende
Nach Deutschland abgeschoben: 17.03.1949
Urteil veröffentlicht: nein
Hinweise: Wegen des Verdachts von Straftaten im Rahmen der Spionageabwehr war das Verfahren 480715 von der StA beim BG/BS Den Haag eingestellt worden. Als die StA beim BG/BS Leeuwarden wegen derselben Taten Anklage erhob, wurde das Verfahren vom BRvC am 22.06.1949 insoweit mangels neuer Verdachtsgründe eingestellt. Von der Erschiessung gegen Kriegsende in Dronrijp wurde er freigesprochen. Schreieder war einer der wichtigsten deutschen Abwehrbeamten im Englandspiel

Einer der von Schreieder gefangen genommenen war der niederländische Olympionike von 1936 Ernst de Jonge. Schreieder sorgte auch bei ihm dafür, dass er in ein Konzentrationslager deportiert wurde. Er wurde am 03.09.1944 im Konzentrationslager Rawitsch ermordet (?).
Ein anderer niederländischer Olympionike von 1936, dort „der schnellste Weiße der Welt“ mit zwei Bronzemedaillen, war Martinus Osendarp, der im Oktober 1943 in Den Haag der SS beitrat und mit Schreieder kollaborierte.

Nach der Operation Market Garden trifft der gefangen genommene britische Offizier und Agent Keith Armstrong im Gestapo-Quartier in Arnheim auf „ Joseph Schreider“. „Schreider“ verhört Armstrong, misshandelt ihn und versucht ihn zu erpressen. Armstrong und seine Mitgefangenen werden danach ins KZ Buchenwald deportiert.