SS-Untersturmführer

* 08.09.1907 Wien
+ 24.11.1983 in Wien
Er stammte aus einer Wiener Beamtenfamilie

ab 1936 Kriminalbeamter
ab 1938 Angehöriger der Gestapo

Ehrentitel Alter Kämpfer

Am 4. April 1945 wurde das Arbeitserziehungslager Oberlanzendorf aufgelöst. Es kam zum Oberlanzendorfer Todesmarsch unter Leitung Künzels nach Mauthausen. Künzel brach mit circa 450 Häftlingen auf und kam am 16. April 1945 mit nur noch 175 Personen an.

Aussage Künzels vor Gericht:
Später kam ich dann zum Referat Arbeitsscheue, Asoziale. Auch keine politische Beamtentätigkeit. Einem Sonderkommando im Ausland habe ich nie angehört. Dies habe ich schon verstanden, mich von Auslandseinsätzen zu drücken! Ich bin nichts für Hinrichtungskommandos. Mitte März 1942 wurde ich nach dem Arbeitserziehungslager Oberlanzendorf versetzt.
Er charakterisierte die Internierten pauschal als Arbeitsscheue, Asoziale (notorische Säufer), Arbeitsverweigerer, dann Schutzhäftlinge, ausländische Mörder, Räuber, Sittlichkeitsverbrecher, Schleichhändler.

Aussage eines Überlebenden:
Lagerkommandant Künzel war immer in Begleitung einer Dogge, die er vor allen Häftlingen mit Zucker fütterte. Da sah ich, wie Künzel für den Hund eine Schüssel voll Schweinefleisch einem Posten übergab, um es dem Hund zu geben. Ein ausländischer Arbeiter sah das, und vor lauter Hunger nahm er sich ganz verstohlen ein Stück Fleisch von dem für den Hund bestimmten Essen. Als Strafe bekam der Arbeiter acht Tage hindurch 25 Stockhiebe (Knüppel, Ochsenziemer, alles, was greifbar war). Der Häftling wurde auf einen Bock gelegt, ein SS-Mann setzte sich auf den Hals, und die anderen zogen die Beine nach unten, sodass er sich nicht rühren konnte, und so verabreichten sie ihm die Stockhiebe, bis ihm das Blut und Fleischfetzen vom Gesäß herunterhing.

Aussage eines Überlebenden:
Es war das Schrecklichste, was ich erlebt habe:
Auf einmal haben sie einen Griechen gebracht und gesagt, er ist auf der Flucht erschossen worden. Die Wache hat die Leute gejagt wie die Hasen. An dem fraglichen Abend wurden wir aus der Baracke um 8:00 Uhr abends hinausgejagt, mussten auf den Hauptplatz laufen, dort aufstellen. Die hohen Herren von der SS haben sich unterhalten und Zigaretten geraucht und sind herumgestanden, die Wachmannschaft hat die Leute abgeschlagen und abgewatscht. Griechen haben den toten Griechen wieder holen müssen und auf einen Tisch legen, auf dem man sonst das Essen und Brot bekommt und die SS hat neuerlich betont, dass es jeden Einzelnen so geht, der flüchtet. Die SS-Leute haben Spaß und sich lustig gemacht, auf einmal hat ein Posten einen Griechen herausgerufen und gesagt, indem er auf den toten Griechen zeigte, da nimm und beiß dem sein Geschlechtsteil ab, der Grieche hat dumm geschaut, der Wachposten hat ihm gleich eine heruntergehaut, daraufhin hat der Grieche das Glied abgebissen, gegessen und geschluckt, und am nächsten Tag war der andere Grieche auch tot.
Die SS-Leute und die Wachmannschaft haben sich bei dem Vorfall lustig gemacht. Auch die Häftlinge haben gelacht, wir waren schon so abgestumpft, wir haben dann schon selbst mitgelacht.

Künzel leugnete vor Gericht alles außer Ohrfeigen und Schlägen, wenn Internierte freche Antworten gegeben, nicht gegrüßt oder vom Futter des Lagerhunds gegessen hatten.
Vor Gericht kam auch die Privilegienwirtschaft im Lager zur Sprache, darunter das mutmaßliche Liebesverhältnis des Lagerkommandanten Künzel zu einer Salzburger Gräfin zur Sprache, die als politischer Häftling im Lagerschloss residierte.

Das Gericht brachte Zustände zutage, die die Anwesenden an den Rand des zusammenbruchs brachten:
Die medizinische Versorgung der tausenden NS-Zwangsarbeiter aus dem Osten, aber auch aus Frankreich und Griechenland, die wegen Arbeitsflucht, Arbeitsniederlegung und Ähnlichem eingewiesen worden waren. Die Gemeinde Wien verweigerte Spitalsaufnahmen und Medikamente, da sie sich für ausländische Arbeiter nicht zuständig sah. Im Lager ließ man sie krepieren. Kommandant Künzel sagte zur Medikamentenverteilung, er habe ausdrücklich angeordnet: Dass in erster Linie die Deutschen (Österreicher) Medikamente bekommen und nicht die asozialen Ausländer, die sich vielleicht heute noch in Österreich herumtreiben.

Karl Künzel sollte nach dem Spruch des Gerichts lebenslang in Kerkerhaft, da er für den Todesmarsch ein eigenes Erschießungskommando mit der Ermordung der Schwächsten beauftragt und am Tod von etwa 50 Marschunfähigen Mitschuld getragen hatte.
Wörtlich hieß es im Richterspruch, die Verteidigung habe die schwer belastenden Angaben als Gräuelmärchen hinstellen wollen:
Doch das Beweisverfahren hat von dem Arbeitserziehungslager Oberlanzendorf ein Elendsbild sondergleichen ergeben. Im Hinblick darauf, und weil, wie bekannt, auch in anderen Lagern des dritten Reiches grauenerregende Zustände und Behandlungsmethoden aufgedeckt werden konnten, liegt kein Grund vor, die Richtigkeit der von Zeugen bezeugten Unmenschlichkeiten ernstlich anzuzweifeln.

Aus dem Gerichtsgutachten:
Künzel wäre launenhaft gewesen mit einer Neigung zu brutalen Umgangsformen, außerdem zeigte er Aggressivität und Menschenverachtung. Als Sadist weidete er sich an der Pein der Häftlinge

Begnadigt von Bundespräsident Theodor Körner wurde Künzel im April 1955 aus der Haft entlassen. In den späten fünfziger Jahren war er in der Creditanstalt Bankverein beschäftigt. Der Betriebsrat der CA machte sich dafür stark, dem ehemaligen SS- und Gestapo-Mann nun auch die Bewährungszeit zu erlassen. Denn dann könne man für den Kollegen die berufliche Besserstellung wie sie seinen Fähigkeiten entspricht erreichen.

Gerichtsverfahren nach 1945
LG Wien Vg 1 Vr 4750/46 (Oberlanzendorf-Prozess)