SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei

* 24.02.1898 Nordhausen
† 20.08.1962
Hannover

Beruf: Polizist

1914
2. Ulan-Regiment (Pommern) Erster Weltkrieg

Angehöriger der Sturmabteilung Roßbach und Freikorps Meisel
Bekannte Mitglieder der Sturmabteilung Roßbach
Martin Bormann, Reichsleiter der NSDAP und SS-Obergruppenführer, an Fememord innerhalb des Freikorps beteiligt
Kurt Daluege, SS-Oberstgruppenführer und Generaloberst der Polizei, Chef der Ordnungspolizei
Karl von Eberstein, SS-Obergruppenführer, General der Waffen-SS und Polizei
Karl Ernst, SA-Gruppenführer und Reichstagsabgeordneter
Hans Hayn, SA-Führer
Edmund Heines, SA-Gruppenführer und Reichstagsabgeordneter, an Fememord innerhalb des Freikorps beteiligt
Oskar Heines, SA-Obersturmbannführer
Wolf-Heinrich Graf von Helldorf, SA-Obergruppenführer
Otto Hellwig, SS-Gruppenführer
Rudolf Höß, SS-Obersturmbannführer, Kommandant des Vernichtungslagers Auschwitz, an Fememord innerhalb des Freikorps beteiligt
Hans Kammler, SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS, Chef Bauwesen der SS und Heeresbauwesen
Willi Klemm, SA-Brigadeführer
Paul Röhrbein, SA-Brigadeführer
Fritz Schlessmann, SS-Gruppenführer

30. April 1933
Eintritt in die NSDAP (Mitglieds Nu. 2 155 531)

1934 - 1935
Kommandant der Landespolizei Lippe

01. Juli 1935
Eintritt in die SS (Mitglieds Nu. 272 289)

1935 bis 1937
Leiter der Gestapo in Breslau

1937 - März 1941
Kommandeur der Führerschule der Sicherheitspolizei und des SD in Berlin-Charlottenburg. Hellwig war Ausbilder und Kommandeur eines Einsatzkommandos der Einsatzgruppe z. b. V. unter Udo von Woyrsch die mit dem Überfall auf den Sender Gleiwitz im Rahmen des Unternehmen Tannenberg den Polenfeldzug vorbereitete.
(Ursprünglich war das 1927 errichtete Polizeiinstitut Charlottenburg eine Ausbildungs- und
Forschungsstätte der preußischen Polizei neben der Höheren Polizeischule in Eiche.
Am 22. August 1933 erklärte das preußische Innenministerium das Institut zur zentralen Lehrstätte der Kriminalpolizei.)
Der 13. Kriminalkommissar-Anwärterlehrgang (KKA), an dem die späteren BKA-Führer teilnahmen, begann am 12. Oktober 1938 und endete am 1. Juli 1939.
Der Lehrgang hatte eine Stärke von 36 Beamten. Von ihnen waren 15 Juristen, darunter sieben Gerichtsreferendare. Insgesamt 14 Männer wiesen ein abgeschlossenes Hochschulstudium auf, vier waren promoviert und zwei diplomiert.
Der Querschnitt der Lehrgangsteilnehmer entsprach der Personalpolitik, wie sie vom „Architekten“ des Reichssicherheitshauptamtes, Dr. Werner Best, betrieben wurde.
Er machte bei der Besetzung von Führungsposten vorzugsweise die juristische Universitäts- und Referendarausbildung, möglichst auch die Promotion, zur Voraussetzung und schuf einen akademischen Nachwuchs, der erfüllt war von beruflichem Ehrgeiz und Aufstiegswillen mit einer Affinität zu den Elite- und Ordensvorstellungen der SS.
Sieben Angehörige des 13. KKA werden nach dem Krieg Karriere im Bundeskriminalamt machen:
Paul Dickopf (BKA-Präsident und Interpol-Präsident)
Heinrich Erlen (Regierungskriminalrat)
Gerhard Freitag (Regierungskriminaloberrat)
Kurt Griese (Regierungskriminaldirektor)
Dr.Otto Gunia (Regierungskriminalrat)
Rolf Holle (Abteilungspräsident)
Rudolf Thomsen (Regierungskriminalrat)
Sie bildeten den Stamm der „Charlottenburger“, wie sie später im BKA genannt wurden.
Weitere kamen aus vorangegangenen oder Folgelehrgängen in den Jahren 1937 bis 1944 hinzu, sodass die „Charlottenburger“ im BKA insgesamt eine Stärke von 24 Beamten bildeten. Diese Seilschaft mit Dickopf als Vaterfigur bestimmte in den fünfziger und sechziger Jahren wesentlich die Personalpolitik und die fachliche Zielrichtung. Sie galten als verschworene Gemeinschaft, die mit Intrigen, Vetternwirtschaft und autoritärem Führungsstil einen negativen Einfluss ausübten.
Der Lehrplan des KK-Anwärterlehrganges umfasste die vier Hauptgebiete: Nationalpolitische Schulung, Führerschulung, Kriminalwissenschaft und Praxis sowie Rechtskunde. Zum Schulungsprogramm gehörte ein Besuch des Reichssicherheitshauptamtes und die Besichtigung eines KZ.
Die Indoktrinierung der Lehrgangsteilnehmer war perfekt, wie die Themenbereiche unter dem Begriff „SS-mäßige und politisch-weltanschauliche Erziehung“ aufzeigen. Sie lauteten unter anderem:
Grundlagen der nationalsozialistischen Weltanschauung,
Bedeutsame Werke der nationalsozialistischen Schrifttums
Vergleich mit fremden Weltanschauungen
Erkenntnisse der Rassenlehre als Grundlage der NS-Weltanschauung (Rassengedanke,
Vererbungslehre,
Nürnberger Gesetze
Bedeutung der Gesundheitsführung des deutschen Volkes)
Raum und Politik
Das Leben des Führers
Aufgaben der NSDAP
die Schutzstaffel
Weltanschauliche Gegner und ihr Kampf gegen die politische und völkische Einheit
(Juden, Freimaurerzersetzung, Marxismus, Kirchen und Sekten)
Haltungserziehung
Führen und Folgen
Die Kommandeure der Führerschule und das Stammpersonal wechselten, weil sie zu Frontabschnitten oder in besetzte Gebiete abgeordnet wurden.
Zur Zeit des 13. KKA war Obersturmbannführer Otto Hellwig der Chef und für die polizeitaktische Ausbildung zuständig
Beim Überfall auf Polen wurde er als Befehlshaber der Einsatzgruppe z.b.V eingesetzt. Zur Erfüllung weiterer Mordaufträge war er danach als SS- und Polizeiführer in Shitomir/Ukraine im Jahr 1941 und 1943 in Bialystok zuständig.

1940
Vorübergehend Leiter der Gestapo in Kattowitz

März 1941 - Oktober 1942
Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD (IdS) in Stettin

Ende Oktober 1941 - Mai 1943
SS- und Polizeiführer (SSPF) in Shitomir

27.01.1943
Befehl des SS- und Polizeiführers Otto Hellwig im Generalkommissariat Shitomir zum Vorgehen bei der Vernichtung von Dörfern:
Ich weise nochmals mit allem Nachdruck daraufhin, daß Dörfer, die als Bandennester bekannt sind, als Präventivmaßnahme nur dann abgebrannt werden dürfen, wenn vorher die Zustimmung des zuständigen Gebietskommissars eingeholt worden ist.
Beim Räumen oder Abbrennen von Dörfern oder Anwesen, aus Präventivgründen, sind die Einwohner geschlossen abzutransportieren, soweit nicht im Einverständnis mit dem Gebietskommissar ihre Sonderbehandlung an Ort und Stelle erfolgt. Jeder Einheitsführer muß sich darüber klar sein, daß alle Einwohner, die nach Vernichtung ihres Anwesens entkommen, neue Mitglieder bei den Banden werde

Mai 1943 - Juli 1944
SS- und Polizeiführer (SSPF) in Bialystok
Unter seiner Führung zerstörten SS und Polizei von November 1942 bis Anfang 1943 im Rahmen von Partisanenunternehmungen 108 Dörfer und ermordeten außer den nicht erfaßten Feindtoten weitere 2.336 Menschen.

Dezember 1944 - Mai 1945
stellvertretender Führer des SS-Oberabschnitt „Nordost“ und zusätzlich ab Januar 1945 stellvertretender Höherer SSPF „Nordost“ mit Dienstsitz Königsberg

09.01.1945
Führer des SS-Oberabschnittes Nordost, SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS und der Polizei Otto Hellwig in Königsberg (Pr) (vertretungsweise)

Am 19.05.1948 wurde seine Auslieferung nach Polen abgelehnt

Er wurde am 28.07.1948 von der Spruchkammer in Hamburg-Bergedorf zu zwei Jahren Gefängnis wegen seiner SS-Mitgliedschaft verurteilt.

Er wohnte in Hannover-Kleefeld u. arbeitete als Handelsvertreter

Auszeichnungen
Kriegsverdienstkreuz (1939) II. und I. Klasse mit Schwertern
Bandenkampfabzeichen in Bronze
Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP
Ehrendegen des RFSS
Totenkopfring der SS
SS-Dienstauszeichnungen

Beförderungen
Juli 1935 SS-Hauptsturmführer
November 1936 SS-Sturmbannführer
April 1937 SS-Obersturmbannführer
Oktober 1941 SS-Standartenführer
April 1942 SS-Oberführer
Januar 1943 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei
Dezember 1944 SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei

Hellwig schrieb Anfang der 1950er Jahre seine Erlebnisse bezüglich des Unternehmens Tannenberg nieder.

Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe
Otto Hellwig (24.2.1898 Nordhausen - ?)
Hellwig besuchte das Realgymnasium seiner Heimatstadt, begann eine kaufmännische Lehre und meldete sich 1915 als Kriegsfreiwilliger zum Heeresdienst. Er wurde im November 1918 entlassen und war danach u.a. bei einem Freikorps im Baltikum. 1920 wurde er Polizeiwachtmeister bei der Sicherheitspolizei Nassau in Hanau und wurde nach einigen Zwischenstationen 1928 zur Polizeiverwaltung nach Bielefeld versetzt. Nach verschiedenen Dienstprüfungen wurde er 1930 zum Polizeioberleutnant befördert und ab 1933 als Adjutant und Bearbeiter der Organisations- und Personalangelegenheiten der Bielefelder Schutzpolizei eingesetzt. Hellwig wurde aus dem preußischen Staatsdienst beurlaubt, um in den lippischen Staatsdienst übertreten zu können. Am 11. Dezember 1933 wurde Hellwig durch den Reichsstatthalter in Lippe und Schaumburg Lippe zum Führer der lippischen Polizei ernannt. Seine Hauptaufgabe bestand in der Neuordnung des lippischen Polizeiangelegenheiten und insbesondere in der Zusammenarbeit mit den Dienststellen der NSDAP. Im Auftrag von Staatsminister Riecke führte er die Organisation des Luftschutzes und des Luftfahrwesens (Ausbau des Flugplatzes) in Lippe durch. Hellwig schied Im November 1934 aus dem lippischen Staatsdienst aus, um in den Reichsluftaufsichtsdienst zu wechseln. Hellwig wurde 1935 als Regierungsrat und Hauptmann der L.P.a.D. in den höheren Verwaltungsdienst der Geheimen Staatspolizei übernommen (Leiter der Leitstelle für Schlesien in Breslau).[aus L 80 I Pers. Nr. 654].

Bundesarchiv
NS 19/1116
SS-Brigadeführer Otto Hellwig.- Untersuchung wegen angeblicher Unzuträglichkeiten im Zusammenhang mit der Beschäftigung einer Hausgehilfin Hellwig schrieb Anfang der 1950er Jahre seine Erlebnisse bezüglich des Unternehmens Tannenberg nieder.