24.12.1944

Das Ende
Adolf Eichmann rückt genau am 24. Dezember 1944 um 4:00 Uhr nachmittags, gemäß dem Befehl, den er erhielt von Budapest ab. über beinhart gefrorene Straßen und Feldern vorbei an zerschossenen und von Tieffliegern zerhackten Deutschen und ungarischen Militäreinheiten, der ungarisch-Österreichischen Grenze zu. Nach dem Neujahrstag meldete er sich bei seinem Vorgesetzten in Berlin, dem Generalleutnant der Polizei Müller, zurück. Berlin war um jene Zeit ein Hexenkesse. Schier Tag und Nacht luden anglo-amerikanische Bomber ihren Segen auf das Häusermeer ab.
Es stank nach Qualm und Moder, nach verbranntem Fleisch und verwesenden Leichen. An eine geregelte Behördenarbeit war nicht mehr zu denken. Auch Eichmann richtete sich mit seinen Männern zur Verteidigung ein, denn die gegneischen Panzerarmeen drückten auf Berlin. Das Ruienenfeld rings um seine Dienststelle bot für Panzerfallen und Schützennester, gutes
Gelände. Eichmann wurde in den Verteidigungssektro ,Wehrkanal" eingebaut. Die Waffenbestände wurden aufgefüllt, Munition eingelagert und Eiserne-Ration deponiert. Ein Befehl jagte den anderen; eine Parole die andere. In dieser Zeit teilte ihm Müller mit, das er sich bei Himmler zu melden hätte. Eichmann fuhr in Himmlers Feldkommandostele; ein kleines Schloß, welches Friedrich der Große einstens seinem Reitergeneral von Ziethen schenkte.
Hier sagte Himmler ihm, das wir zwar ,Haare lassen müßten", aber im großen und ganzen einen besseren Frieden als den ,Hubertusburger" bekämen. Himmler hatte sich in jenen Zeiten ganz und gar in die Sorgen- und Vorstellungswelt des ,Alten Fritzen" geflüchtet. Und hatte jenen der Tod der Zarin vor der Vernichtung gerettet, so hoffte wohl Himmler auf eine ähnliche Schicksalsfügung, den gegebenen Zeitumständen entsprechend. Über seine Mittelmänner hatte er seine Fühler bezüglich allfälliger Kriegsbeendigungsmöglichkeiten ausgestreckt. Und seine Konzeptionslosigkeit gipfelte in der Tatsache, das er Eichmann befahl, 100 bis 200 prominente Juden aus Theresienstadt nach Tirol, welches in der geplanten ,Alpenfestung" mit eingeschlossen war, zu verlegen; er wollte sie dort als Geiseln halten, und benötigte diese im Hinblick auf seine geplanten Verhandlungen mit Eisenhower. So kindisch und bar jedweder
Realität, inhaltslos, planlos, ja dumm scheint es, das der Chef der Deutschen Polizei, der Oberbefehlshaber der SS, Eichmann solches befohlen haben könnte; ,ihn als Sicherheitsgarant für seine Verhandlungen mit Eisenhover".
Schellenberg, der Nachrichtenchef des Reichssicherheitshauptamtes, mag alle seine diesbezüglichen ,Trümpfe" gekannt haben. Eichmann fuhr im Anschluß an das Gespräch über Prag - Linz - nach Innsbruck. In Linz erzählte er seinem Vater vom ,Hubertusfrieden"; ihm glaubte er, das Himmler es ihm gesagt hatte; aber Himmler glaubte er keinen Buchstaben.

In Bixlegg erlebte er einen ziemlich knalligen Bombenangriff. Es war der 17. April 1945, denn just in dem Augenblick, als Eichmann im Orte war, rauschte der Bombensegen der ersten Angriffswelle herunter. Der Angriff galt dem dortigen Schwerwasserwerk, wie man ihm später erzählte. Der Ort wurde so ziemlich ,zur Sau gemacht". Eichmann hatte sich an einen Toreingang zu einem Garten gelegt sich mit der Nase in die Erde gesteckt, da die herumzischenden Bombensplitter zu solch einer Praxis zwangen.
Nachdem einige Wellen ihre Last abgeworfen hatten, wurde es ihm zu dumm und da sein Wagen, wie durch ein Wunder noch fahrbereit war, haute er ab.
Als er auf seiner Rückfahrt wieder durch Linz kam, hatte auch diese Stadt inzwischen einen Angriff abbekommen. Und in Prag sagte ihm der Staatssekretär K. H. Frank - einen anderen Polizeibefehlshaber traf Eichmann nicht mehr an, sie hatten ihre Dienststelle verlassen und offenbar andere Stellungen bezogen, das er nach Berlin nicht mehr durch könne, der Russe sei ,durchgestoßen".
Eichmann erfuhr, das Kaltenbrunner in Altausse war und bekam Befehl, sich bei ihm zu melden. Der Himmler-Befehl kam nicht mehr zur Ausführung
Im Aussseer-Land angekommen sollte er im Gebirge in Partisanenkampf machen.
Horia Sima, der ehemalige Vizepräsident des rumänischen Kabinetts und Führer der faschistischen Eisernen Garde, schloss sich Eichmann an. Einige Mitglieder der Waffen-SS und der Hitlerjugend füllten Eichmanns Einheit auf. Waffen und Munition waren ja in genügender Menge vorhanden.
Aber Kaltenbrunner gab ihm nach wenigen Tagen Befehl, auf Engländer und Amerikaner nicht zu schießen. Einen großen Teil der Männer, welche man ihm an den Hals hing, hatte Eichmann schon vorher entlassen, da sie für das Gebirge untauglich waren.
Die Dinge wurden noch schlimmer, als der ehemalige Kommandant von Theresienstadt, Anton Burger, Eichmann darauf hinwies, dass er als Kriegsverbrecher gejagt werde, und ihn bat, sich abzusetzen, da seine Gegenwart den Rest der Truppe in Gefahr bringe.
Eichmann konnte gemäß dem erhaltenen Befehl, den er quittieren mußte, nichts anderes machen, als das Partisanenkommando aufzulösen. Im österreichischen Altaussee begann Eichmann damit, worin er über die Jahre besondere Übung erhalten hatte: der Spurentilgung.
Eichmann nahm Abschied von seiner Frau und seinen Kindern und hinterließ ihnen Giftkapseln. Wenn die Russen kommen, dann müßt ihr hineinbeißen; wenn die Amerikaner kommen oder die Engländer, dann nicht.
Er begab sich mit seinem Adjudanten auf die Reise; sie wollten das Hannover`sche erreichen, aber da hatten sie Pech. Als Luftwaffen-Obergefreiter Adolf Barth, benannt nach einem Berliner Lebensmittelhändler, geriet Eichmann im Mai 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Wenig später gab sich Eichmann jedoch als SS-Untersturmführer Otto Eckmann aus, schließlich trug er die verräterische Blutgruppen-Tätowierung der SS in seiner Achselhöhle. Trotz des gelungenen Täuschungsmanövers wurde Eichmann im Gefangenenlager Ober-Dachstetten in Franken zunehmend nervös: Jüdische Kommissionen - KZ-Überlebende - verhörten die Gefangenen nach ihrer Tätigkeit im Krieg. Bis Eichmann auffliegen würde, schien es nur eine Frage der Zeit zu sein. Eichmann offenbarte sich seinen Mitgefangenen - und die alten Seilschaften hielten. Vom ebenfalls internierten SS-Offizier Hans von Freiesleben erhielt er im Januar 1946 ein Empfehlungsschreiben. Es war adressiert an dessen Bruder, den Revierförster in Kolenbach, fünf Kilometer von Altensalzkoth entfernt. Dort, inmitten der dichten Wälder, würde schon keiner den untergetauchten Obersturmbannführer suchen.
Im Februar 1946 floh Eichmann aus dem Gefangenenlager. Hilfe während seiner riskanten Reise in den Norden erhielt er von Nelly Krawietz, der Schwester eines in Ober-Dachstetten inhaftierten SS-Kameraden aus Prien. Sie begleitete Eichmann bis Hamburg. Auf der Flucht besorgte sich Eichmann in einer Fälscher-Werkstatt die Papiere, die ihn als Otto Heninger auswiesen.

02.05.1945

Am 2. Mai ist Adolf Eichmann in Altaussee aufgetaucht und hat sich unterhalb von Kaltenbrunners Domizil im Haus Fischerndorf Nr. 8 einquartiert. Seine Frau und seine drei Söhne weilen schon seit dem 25. April im Ort, Eichmanns Frau benutzt dabei ihren Mädchennamen Veronika Liebelt. Veronika Liebelt bleibt bis 1952 in Altaussee.

03.01.1946

Am 3. Januar 1946 sagte Eichmanns enger Mitarbeiter und Freund Dieter Wisliceny, der mit ihm in Griechenland, der Slowakei und Ungarn zusammengearbeitet hatte, in Nürnberg aus. Es war Wisliceny, der für alle Welt Eichmann als den Nazifunktionär identifizierte, der für die „Vernichtung und Zerstörung der jüdischen Rasse“ zuständig gewesen sei. Wisliceny sagte aus, er habe Eichmann das letzte Mal im Februar 1945 in Berlin gesehen, Eichmann habe damals darüber nachgedacht, Selbstmord zu begehen, falls Deutschland den Krieg verlieren sollte: „Er würde lachend in die Grube springen, denn das Gefühl, daß er fünf Millionen Menschen auf dem Gewissen hätte, wäre für ihn außerordentlich befriedigend“, erklärte Wisliceny dem Gericht. Verständlicherweise ging dieses Zitat um die Welt und besiegelte ein für allemal Eichmanns Schicksal.

Kohlenbach / Altensalzkoth

Hochzeitsgast in Altensalzkoth Adolf Eichmann oberste Reihe, 3. von links

Der Schreibtisch-Massenmörder, der die „Endlösung der Judenfrage“ organisierte, hat von 1946 bis 1950 mit gefälschten Papieren unter dem Namen Otto Heninger in Kohlenbach und Altensalzkoth gelebt. Als Holzfäller erst, dann als biederer Hühnerhalter und Eierhändler.

Vom ebenfalls im Gefangenenlager Ober-Dachstetten in Franken internierten SS-Offizier Hans von Freiesleben erhielt Eichmann im Januar 1946 ein Empfehlungsschreiben. Es war adressiert an dessen Bruder, den Revierförster in Kolenbach, fünf Kilometer von Altensalzkoth entfernt. Dort, inmitten der dichten Wälder, würde schon keiner den untergetauchten Obersturmbannführer suchen.

Das Forsthaus Kohlenbach liegt mitten im Kiefernwald. So einsam, dass hier nicht einmal das Handy Empfang hat. Bis zur nächsten asphaltierten Straße sind es vier Kilometer, bis zum nächsten Dorf Altensalzkoth noch ein paar Hundert Meter mehr. Vielstimmiges Vogelgezwitscher, ein Pferd auf der Koppel, beeindruckende Blütenpracht im Garten. Alte Buchen, mächtige Eichen und ein paar schlanke Birken säumen das Forsthaus. Nur staubige, unbefestigte Wege führen hierher. Es ist ein idyllischer Ort. Doch vor allem einer mit einem schaurigen Geheimnis.

Otto Heninger, geboren am 19. März 1906 in Breslau, Kaufmann mit eigenem Geschäft in Prien am Chiemsee, verheiratet, evangelisch. Mehr musste der hagere Fremde im umgenähten Wehrmachtsrock und dem abgewetzten Jägerhut auf dem Kopf nicht von sich preisgeben, als er am 20. März 1946 nach Altensalzkoth kam, einem kleinen Dorf in der Lüneburger Heide, nördlich von Celle. Altensalzkoth liegt nur elf Kilometer entfernt vom KZ Bergen-Belsen.
Er meldet sich am 30. März 1946 im Gemeindebüro Eversen an

Günter Gottschlich
"Dort hinten stand die Holzbaracke, in der die 20 Waldarbeiter gewohnt haben. Und da im Bach haben die meist aus dem Krieg heimgekehrten Männer sich immer gewaschen. 1946 und 1947. Sommers wie winters", sagt Günter Gottschlich, 82. Nach dem Krieg, nach Monaten in russischer Gefangenschaft, kam er mit nur noch 35 Kilogramm Körpergewicht hierher und fand im Forsthaus eine Anstellung als Küchenhilfe.
Einer der 20 Waldarbeiter, für die Gottschlich einkaufte, schnippelte, abwusch und manchmal auch kochte, war der damals meistgesuchte Mann der Welt. Er nannte sich Otto Henninger, war tatsächlich aber Adolf Eichmann, Ex-Sturmbannführer der SS und Hitlers Cheforganisator der millionenfachen Judendeportationen in die Vernichtungslager . Ein gewissenloser Schreibtischtäter mit blindem, bedingungslosem Führer-Gehorsam.
Günter Gottschlich zögert lange, ob er in seinen Erinnerungen kramen soll. Mit einem Monster Tür an Tür gelebt, mit ihm gearbeitet und sogar geklönt zu haben - der Stachel sitzt noch immer tief. Das Thema ist ihm, ist den meisten Alten, die hier wohnen und die letzten Zeitzeugen sind, sichtlich unangenehm. Es ist wie ein grauer Schleier, der sich einfach nicht verzieht. Gottschlich war knapp 18, als er Eichmann, den er bis heute nur "Henninger" nennt, kennenlernte. "Henninger war ein Typ wie alle anderen auch. Er hat sich nicht hervorgetan durch irgendwas. Er hat täglich von sieben Uhr bis halb fünf seine Arbeit im Wald getan, das Holz hier zu Brennholz für Lokomotiven verarbeitet. Ansonsten war er unauffällig. Ein ruhiger Mann ohne Macken und prägnante Eigenschaften", erinnert sich der Rentner. "Man konnte sich gut unterhalten mit ihm. Wir haben über alles Mögliche gesprochen, nur nicht über den Krieg. Das Thema war tabu. Und getrunken hat der Henninger, anders als die meisten hier, keinen Tropfen Alkohol. Vielleicht fürchtete er, sich im Suff zu verraten."
Als es Ende 1947, Anfang 1948 für die Waldarbeiter nichts mehr zu tun gab am Forsthaus Kohlenbach, verstreuten sich die Männer in alle Winde. Adolf Eichmann bekam vom örtlichen Wohnungsamt ein Zimmer im nahen Altensalzkoth zugewiesen, auf dem Hof der Familie Lindhorst. Vater Lindhorst war in den letzten Tagen des Krieges bei Berlin gefallen, die Mutter und ihre beiden Söhne, 15 und neun Jahre alt, bewirtschafteten die Äcker und Ställe allein. Eichmann alias Otto Henninger bewohnte ein 18 Quadratmeter großes Zimmer für zehn Mark Miete im Monat. Hochparterre, das Fenster ging nach hinten auf die Schuppen und Viehweiden. Und auf zwei Eichen. Die stehen noch immer da. Von Altensalzkoth, zwischen Eversen und Hustedt an der Landstraße 240 im Landkreis Celle gelegen, sind noch 21 Häuser, ein wenig Vieh und 60 Einwohner geblieben.
Adolf Eichmanns Unterkunft ist heute das Schlafzimmer von Otto Lindhorst und seiner Frau Gertrud. Haben sie denn gute Träume? Das betagte Paar schweigt. "Der Eichmann hatte da nur ein Feldbett, einen Schrank und ein Radio Marke Eigenbau drin", sagt Otto Lindhorst, der 15 Jahre alt war, als der Fremde in sein Elternhaus einzog, dann doch. "Es gab hier damals im Dorf nur dieses eine Radio. Es war ihm heilig. Er hat viel gehört. Nachrichten und Berichte von den Kriegsverbrecherprozessen, vermute ich."

Was hat Eichmann hier gemacht? "Eine kleine Geflügelfarm aufgebaut. Da hinten, unter den Eichen", sagt Otto Lindhorst zögernd. "Etwa 100 Hühner. Einmal kam er zu mir und hat sich darüber beschwert, dass der Fuchs ihm dauernd Federvieh klaut. Er hat den Zaun dann verstärkt. Als der Fuchs fernblieb, kam der Habicht. Also hat Eichmann auch noch ein Netz über seinen Hühnerauslauf gelegt. Dann hatte er Ruhe vor den Raubtieren." Die Eier habe Eichmann an die "Eieremma" ins Nachbardorf Eversen geliefert. Für 20 Pfennig das Stück. Er konnte gut davon leben und sicher auch etwas sparen, glaubt Otto Lindhorst. "Er ging ja nie aus, reiste nie weg, war immer hier auf der Hühnerfarm oder im Zimmer."
Als eines Tages Otto Lindhorsts Häckselmaschine mal umkippte und nicht mehr funktionierte, habe der Untermieter sie ihm repariert. Dass er Maschinenbau studiert hat, habe er ihm dabei erzählt. Und überhaupt sei er immer sehr höflich und hilfsbereit gewesen, sagt Otto Lindhorst noch. Eine Zeitzeugin, die nicht genannt werden möchte, behauptet sogar, Eichmann sei "liebenswert und bescheiden" gewesen: "Alle mochten ihn gern."

Heinz Krüger
"Er war nicht höflich oder gar liebenswert. Er war unnahbar. Ich machte meist einen großen Bogen um ihn", erinnert sich Heinz Krüger, 73, pensionierter Polizist, damals zwölfjähriger Nachbarsjunge, der manchmal auf dem Lindhorst-Hof mit dem Sohn gespielt hat. "Ich hatte immer das Gefühl, der Mann ist froh, wenn man ihn nicht anspricht. Nur einmal habe ich ihn in geselliger Runde gesehen. Beim Kartenspiel im Dorfgasthof Helms, paar Hundert Meter rechts die Straße runter."
Ruth Tramer (Altensalzkoth)
Sie hatte den Nazi-Kriegsverbrecher am 12. September 1947 zu ihrer Hochzeit eingeladen.
Bei der Hochzeitsfeier im Dorfgasthof Helms ließ sich Eichmann – entgegen seiner sonstigen Gewohnheit – sogar fotografieren. Das Ehepaar Tramer feierte im Dorfgasthof mit der Familie und Holz- und Waldarbeitern, für die die Braut als Rotekreuzschwester kochte. Ihre Gäste waren überwiegend ehemalige Soldaten und Flüchtlinge aus dem Osten.

Nach Feierabend spielte Eichmann vor der Baracke Geige – „klassische Violinstücke von Schubert und Beethoven“. Am Skatspiel seiner Arbeitskameraden beteiligte er sich nur selten. „Eichmann drängte sich“, „nie in den Vordergrund, er war ein Einzelgänger und der Friedlichste von allen.“

Marie Helms (Altensalzkoth)
Ihre Eltern waren die Gastgeber der Tramer-Hochzeit. „Er hat uns immer geholfen, Heu abzuladen, und in unserem Gasthof hat er oft Kunstbrause getrunken, so ein rotes Zeug vom Fass. Alkohol hat er nie angerührt.“
Das heutige Landhotel betreibt jetzt Enkel Manfred Helms. Das Holzschild auf dem Foto hat er noch immer. "Manchmal nennen die Jäger das Restaurant noch "Eichmann-Eck", sonst ist das hier kein Thema mehr"

Otto Lindhorst (Altensalzkoth)
Der Kriegsverbrecher mietete sich einen Kilometer weiter bei Familie Lindhorst ein und zimmerte hinter dem Hof auf einer angrenzenden Wiese einen Stall für rund tausend Hühner. „Er baute alles selbst, er war ein geschickter Mann. Seine Tiere hatten es gut. Tagsüber liefen die Hühner auf einem großen Areal umher. Im Wald sammelte er oft Preiselbeeren für seine Hühner. Schwache Küken kamen unter die Wärmeglucke“
Um Eier und manchmal auch Schlachttiere zu verkaufen, radelte Eichmann oft in die Nachbargemeinde Sülze zur „Eieremma“. Auch heimatlose Polen und Juden waren seine Kunden. Mit dem Fahrrad fuhr er die zwölf Kilometer zu ihren Notunterkünften am ehemaligen Konzentrationslager in Bergen-Belsen. Die Menschen ahnten nicht, wer ihnen da Lebensmittel verkaufte.

1950

Im Frühling 1950 packte Eichmann seine Sachen und machte sich mit drei anderen Männern auf Schleichwegen nach Italien auf. Sie überquerten ohne Probleme die Grenze zu Österreich, aber in den Bergen an der österreichisch-italienischen Grenze wurden zwei von ihnen verhaftet. Eichmann und sein verbliebener Begleiter setzten ihre Reise gen Süden fort. Ein Franziskanermönch in Genua hat ihm einen Flüchtlingspass mit dem Namen Ricardo Klement und ein Visum für Argentinien besorgt. Für Eichmanns überstürzte Abreise aus Deutschland gibt es eine einfache Erklärung. Die argentinischen Einreisegenehmigungen waren nur zwei Jahre lang gültig, und sein Antrag war im Jahr 1948 gestellt worden. Nach Ablauf der Frist hätte das komplizierte Verfahren eines Neuantrags eingeleitet werden müssen. Eichmanns Einreisegenehmigung für Argentinien war fast abgelaufen. Er hatte vergeblich gehofft dass seine Verbrechen in Vergessenheit geraten würden. Es war Zeit zu gehen. Unterlagen beweisen, dass Eichmanns Antrag vom 1. Juni 1950 auf Ausstellung eines Reisepasses im Rote-Kreuz-Büro von Genua tatsächlich von einem Franziskanerpriester unterzeichnet war. Es handelt sich um denselben Pater Edoardo Dömöter, der von seiner Kirche San Antonio in Genua aus mit Reinhard Kopps zusammengearbeitet hatte, bevor dieser nach Argentinien abreiste. Dömöter seinerseits wurde bei seiner Aufgabe von Bischof Alois Hudal, dem ehemaligen Chef von Kopps, unterstützt, der ihm Reisedokumente für flüchtige Nazis beschaffte.

Aussage Eichmanns 1960
Eichmann erzählte später, die Organisation seiner Flucht habe „wie am Schnürchen“ geklappt. Zunächst musste er an der Grenze eine Woche lang in einem
kleinen Hotel warten, ehe ihn Schlepper nach Österreich brachten. Von Kufstein aus fuhr er dann per Taxi nach Innsbruck, wo er zwei Anlaufadressen hatte. Die nächste Station war das Gasthaus Vinaders im Grenzort Gries am Brennerpass, das einem der SS-Männer aus dem Innsbrucker Kreis gehörte. Von dort gelangte er auf einem schmalen Pfad über eine Alm auf die italienische Seite. Der Stadtpfarrer des nahen Sterzing, ein Nazi-Sympathisant, verbarg den Holocaust-Organisator in einem Kloster. Wegen der Lateranverträge zwischen dem Vatikan und der italienischen Republik waren Razzien in Klöstern äußerst selten. Viele Pater hätten ihm geholfen, „ohnezu fragen.“

11.05.1960

Am 11. Mai 1960 fuhr Eichmann wie täglich von zu Hause fort, zu seiner Tagesarbeit. Zurück kam er freilich nicht mehr, denn ein israelisches Kommando hatte ihn
bei seiner Rückkehr von seiner Arbeitsstelle zu seinem Wohnort
in San Fernando, einem Vorort der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires gestellt, Widerstandsunfähig
gemachte und auf eine Quinta, welche an der Nordstrecke lag, gebracht. Von dort
aus wurde er, ohne das er Widerstand leisten konnte, mit einer Viermotorigen
Maschine von Argentinien herausgeflogen und nach Israel gebracht.

Zu den Umständen seiner Entführung in Argentinien sagte Eichmann später, er sei von dem israelischen Einsatz "beeindruckt" gewesen. Er sei sehr "sportlich" verlaufen und ausgezeichnet geplant gewesen. Die Agenten hätten "besonders darauf geachtet, seinen Körper nicht zu verletzten".

23.05.1960

Es ist Montag, der 23. Mai 1960
Es war Punkt 15.00 Uhr, als sich in der israelischen Knesset (dem Parlament) Israels großer alter Mann David Ben -Gurion zu einer Erklärung erhob. Zweimal warf er den Kopf mit der wilden weißen Mähne zurück, um zur Rede anzusetzen. Als dann die Worte fielen, kamen sie stockend: "Ich habe der Knesseth mitzuteilen - daß einer der größten nazistischen Kriegsverbrecher - Adolf Eichmann - der zusammen mit den Naziführern für die sogenannte Endlösung der jüdischen Frage - das bedeutet: für die Vernichtung von sechs Millionen europäischer Juden, verantwortlich war - sich in israelischem Gewahrsam befindet und seinem Prozeß in Israel entgegensieht."
Der Ministerpräsident schien seinen eigenen Sätzen nachzulauschen. Mit einem Ächzen, das in der absoluten Stille bis zu den Türstehern hörbar war, brach ein Abgeordneter, der uralte Rabbi Nurock, ohnmächtig zusammen. Behutsam wandten sich die Herren auf der Tribüne, Offiziere des Abwehrdienstes der Armee, zum Gehen.
Das war das Ende der Stille: Der Plenarsaal glich einem brodelnden Kessel. Parlamentarier schrien, andere rannten exaltiert durch die Gänge, viele stierten murmelnd auf die Deckel ihrer Pulte.
Eine halbe Stunde später, ruhten in der Stadt Jerusalem die Geschäfte. Nach einer Stunde gab es für das Zwei-Millionen-Volk im Streifen zwischen See Genezareth und Mittelmeerküste nur noch das Gesprächsthema Eichmann. Wieder zwei Stunden später waren schon allenthalben die Telephone der israelischen Exekutive durch Anrufer blockiert, die sich freiwillig für die Hinrichtung der "Bestie" melden wollten.

Der Bezirksrichter von Tel Aviv, Emanuel Jadid-Halewi hatte vier Stunden vor Ben-Gurions Erklärung den Haftbefehl gegen Adolf (Otto) Eichmann ausgestellt.

24.05.1960

Das deutschsprachige Blatt "Wort der Woche" veröffentlicht eine doppelseitige Leserumfrage, was nun mit Eichmann geschehen solle.
der einäugige Landwirtschaftsminister Mosche Dajan, Blitzkrieg -Stratege gegen Ägypten schrieb:
So werden alle deine Feinde untergehen, Israel!" Eine Frau Jonah Kahen, die schon zur Türkenzeit nach Palästina eingewandert war, äußerte sich nicht minder alttestamentarisch: "Und selbst wenn er zu Zeiten König Davids gemordet hätte, muß man ihn heute töten."

Die in Aden geborene Sängerin Hawazelt Ron schrieb:
"Wie einen Fisch behandeln, rösten mit Pfeffer und Salz!"

Niemals seit dem Sinai-Feldzug 1956 hatten sich die Menschen in Israel so sehr als Kollektiv gefühlt. Zwei Gefühle dominierten:

1.) triumphale Genugtuung über die Schlagkraft des israelischen Geheimdienstes, dem es gelungen war, einen Mann um den halben Erdball zu jagen, und schließlich, ohne Aufsehen in dem betroffenen Lande, dingfest zu machen.

2.) die Pein grauenvoller Erinnerungen, die eine Grundwelle des Hasses gegen Eichmann und, ganz natürlich, gegen seine deutschen Gesinnungsgenossen hochspülte, die man überall im Israel-feindlichen Ausland vermutet.

31.05.1960

Am 31. Mai 1960 sagte Eichmann vor der israelischen Polizei aus, dass es Hermann Höfle gewesen sei, der ihm im Spätsommer 1941, anlässlich eines Besuchs im Generalgouvernement, im Auftrag Globocniks die ersten Vergasungseinrichtungen vorführte.
Die israelischen Behörden fassten die Aussagen Eichmanns zu verschiedenen Mittätern zusammen und stellten der Zentralen Stelle der deutschen Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg umfangreiches Beweismaterial zur Verfügung. Nachdem der leitende Staatsanwalt das Dossier Höfle studiert hatte, schickte er ein Telegramm an den österreichischen Justizminister Christian Broda. Noch in der Nacht wurde ein Kurier mit dem Haftbefehl nach Salzburg gesandt, am 31. Januar 1961 wurde Höfle schließlich von Beamten der Staatspolizei verhaftet. Die israelischen Behörden stellten daraufhin dem offiziellen österreichischen Prozessbeobachter in Jerusalem weiteres belastendes Material gegen Höfle zur Verfügung.
Da von allen im Eichmann-Prozess genannten Mittätern Höfle der einzige Beschuldigte war, dem die Mitwirkung an der Tötung von mehr als 1 Million Menschen zur Last gelegt wurde, bezeichneten österreichische Zeitungen ab dem Herbst 1961 die in Salzburg vorbereitete Hauptverhandlung als kleinen Eichmann-Prozess

11.04.1961

Am 11. April 1961 beginnt vor dem Jerusalemer Bezirksgericht unter dem Aktenzeichen 40/61 der Prozeß gegen den ehemaligen SS-Obersturmbannführer Adolf (Otto) Eichmann.

Hauptbeteiligte
Mosche Landau, 49
Präsident des Sondergerichtshofs und Richter am Obersten Gerichtshof Israels, stammt aus Danzig.

Dr. Benjamin Halevi
zweiter Richter des Sondergerichtshofs und Präsident des Bezirksgerichts Jerusalem, wuchs im sächsischen Weißenfels auf

Dr. Jizchak Raveh
dritter Richter des Sondergerichtshofs und Richter am Bezirksgericht Tel Aviv, verlebte seine Jugendjahre in Aurich.

Gideon Hausner
Oberster Staatsanwalt, stammt aus einem Wiener Elternhaus.

Dr. Jakob Bar-Or
assistierender Staatsanwalt, ist Halberstädter.

Dr. Bach
assistierender Staatsanwalt, ist Berliner

Adolf Eichmann
Angeklagte, wurde in Solingen geboren

Dr. Robert Servatius
Verteidiger, ist Kölner

07.07.1961

am 7. Juli 1961, 12.30 Uhr, fragte ihn Generalstaatsanwalt Hausner: "Fühlen Sie sich schuldig an der Beteiligung am Mord von Millionen Juden? Antworten Sie: ja oder nein!"
Eichmann straffte sich: "Menschlich schuldig ja, weil ich an der Deportierung schuldig bin."

11.09.1961

P. Achenbach
Pastor i. R.
11. September 1961

Bad Krozingen (Baden),
Hofstrasse 14

An den Angeklagten Eichmann, z. Zt. Israel.

Gelegentlich einer Studienreise durch Israel hatten evangelische Pfarrer in Deutschland mich beauftragt, bei Herrn Dr Servatius anzufragen, ob auch seelsorgerlich für Sie etwas getan würde. Nach einem Telefongespräch mit Herrn Staatsanwalt Wechtenbruch erhielt ich keine Nachricht mehr.
Von einem Pfarrer, der in Israel lebt und im Blick auf eine gleiche Bitte Ihrer damaligen evangelischen Heimatgemeinde Linz, sich mit Herrn Dr. Servatius in Verbindung setzte, ergab sich, das auch er bis zu meiner Abreise aus Israel nichts mehr gehört hat. Nun weiß ich nicht, ob Sie von diesen Verhandlungen Kenntnis erhalten haben.
Vielleicht haben Sie inzwischen den Wunsch nach seelsorgerlicher Aussprache selbst gehabt. Es bewegt mich aber doch einmal persönlich an Sie zu schreiben. Auf meiner Reise durch Israel war ich auch im Gerichtssaal und folgte einer Verhandlung. Später habe ich durch Rundfunk und Fernsehen an dem fortgang des Prozeßes teilgenommen.
Als ich im Gerichtssaal die Anklagen vernahm und auch den Verteidiger wie die Öffentlichkeit beobachtete sah ich mich im Geist an den jüngsten Tag, dem Gerichtstag Gottes, versetzt. Schon jetzt war ja im Gerichtssaal alles öffentlich zu beobachten. Am jüngsten Tage wird aber unsere Schuld für alle Welt vernehmbar aufgedeckt. Dann wird der Teufel selbst der Ankläger sein. Was wird ein Mensch dann antworten, wenn er nicht den Verteidiger JESUS zur Seite hat. Es wird am jüngsten Tage alles noch so Geheimnisvolle vor Gott offenbar werden. Am Richterstuhl gottes kommt niemand vorbei. Darum ist es gut, wenn man schon in
dieser Welt Schuld erkennt, bereut und soweit es möglich ist wieder gutmacht.
Darf ich Sie an einen Liedervers erinnern, den sie wohl aus dem Konfirmanden-Unterricht noch im Gedächtnis haben:
"Wenn der Kläger mich verklagt, Jesus hat mich schon vertreten,
Wenn er gar zu schälten wagt, Jesus hat für mich gebeten,
Das mein Mittler für mich spricht, das ist meine Zuversicht."
Sollte es Ihnen von diesem Gesichtspunkt aus nicht möglich sein, einmal Ihre ganze Schuldfrage an der Vernichtung der Juden von Gott her im Lichte der Bibel und der Ewigkeit zu sehen. Aus zuverlässiger Quelle habe ich gehört, das Sie einmal ein frommer Junge gewesen sein sollen. Wenn dem so ist, wäre es doch wichtig, sich zu fragen, an welchem Punkt die Weichen Ihres Lebens umgestellt wurden, sodaá Sie trotz Kenntnis der Bibel dem Fanatismus des dritten Reiches verfallen konnten. Wenn man beabsichtigte die gesamte Judenschaft der Welt
auszurotten, dann fanden Ihre Vorgesetzten wohl in Ihrer Person ein willfähriges Werkzeug.
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, das Ihre Auffindung in der weiten Welt für Sie persönlich zugleich Gottes Gericht, aber wenn es zu einem Schuldbekenntnis käme, auch Gottes Gnade bedeuten könnte. Ihre Bereitschaft, sich selbst das Leben zu nehmen, hebt Gottes Gericht nicht auf. Ich bin der überzeugung, das kein anderes Volk, als Israel, das Recht hatte nach Ihnen zu fahnden und Sie vor Gericht zu stellen; denn die Juden sind das Volk, an welchem wir Deutsche in einem ausmaß schuldig geworden sind, wie es bisher nie in der Welt vorkam. Gott sucht uns Menschen immer in unserer Schuld. Das geteilte Berlin und Deutschland sehe ich als Gottes Gericht wegen unserer Schuld an Israel. Da Sie nicht nur dem richterlichen Urteilsspruch in Israel entgegesehen, sondern auch dem Richtspruch Gottes über Ihr Leben, Handeln und Tun, sollten Sie ein umfassendes Geständnis der ganzen Schuld vor Gott und den Menschen ablegen. Es war ja schon im alten Testament so, das wer Sünde und Schuld erkannte und im Lichte Gottes bereute, auch Vergebung empfing. Eine Bibel zum Studium wurde Ihnen ja schon, als Sie nach Israel kamen, übersandt. In ihr können Sie ja nachlesen, was Gott zu solchen schweren Verbrechen an Menschen sagt. Ich kann nur hoffen, das Sie sich noch von Gott und Seinem Wort ansprechen lassen.

Ihre moralische Schuld haben Sie - soweit ich sehe - nicht geleugnet: Sie suchten dieselbe aber wohl zu verkleinern. In Ihren Erwiderungen stützen Sie sich auf den abgelegten Eid. Jeder Eid, auch wenn er scheinbar vor Gott ausgesprochen wird, hat seine Grenze am göttlichen gebot und allgmein gesagt an der Humanität. In der Prozeßführung wird Ihnen ja vom Richter-Kollegium und der Anklage Humanität in einem solchen Maße zuteil, wie man das sonst in schweren
Prozessen kaum erlebte. Wenn ich mich jetzt mühe, Ihnen innerlich ein wenig weiterzuhelfen, dann tue ich das im Angesicht der Ewigkeit, vor der Sie stehen. Durch ein klares Bekenntnis und einen ehrlichen inneren Aufschluß für Ihren und unser aller Anteil an dem Furchtbaren, was an dem jüdischen Volk geschehen ist, könnte es vielleicht doch für Sie zu einer Entlastung kommen.
Wenn ich nicht irre, haben Sie sich auch einmal auf den Philosophen Kant berufen, aber gerade Kant hat uns Menschen ja gesagt: ,Das Gewissen des Menschen ist der große Mitwisser Gottes. Es steht immer auf Gottes Seite. Es ist der große Mahner in der Menschenbrust. "Man kann das Gewissen zum Schweigen bringen, aber doch bricht eines Tages die Not auf, sich verantworten zu müssen. Ein offenes, wahrhaftiges, aufrichtiges, alles umfassendes Geständnis vor Menschen wird auch von Gott in der oberen Welt aufgenommen. Ein solches kann nicht nur für Sie, sondern auch für unser unter Gottes Gericht stehendes zweigeteiltes deutsches Volk ungeahnte
Auswirkungen im Blick auf Begnadigung von Gott her haben. Lassen Sie mich Ihnen noch einige Bibelworte in Erinnerung bringen.
,Wer Israel antastet, tastet Gottes Augapfel an."
Auf Grund der Bibel wurde mir folgender Satz bedeutsam:
,Wer Israel liebt wirkt Hand in Hand mit Gott."
Das Ernste ist, das für jeden von uns persönlich die Stunde des Todes kommt. Dann müssen wir vor Gottes Richerstuhl erscheinen. Unentrinnbar werden wir dann Gott und seinem Gerichtsurteil ausgeliefert sein. Jedem wird die Frage nach Gottes auserwähltem Volk und nach dem, was wir den Juden getan oder diesem oder jenem Bruder getan oder nicht getan haben, vorgelegt werden. Dann kann sich gottes Gericht nicht mehr in Gnade verwandeln. Das ist nur möglich, solange wir auf Erden sind, d.h. wenn wir Buße tun. Buße aber heißt, sich sehen, wie Gott uns sieht. Wer Gnade finden will vor Gott - wer Deutschland liebt und es mit vom
Verderben retten will, der stelle sich ein in die Reihen derer, die sich richten lassen und zur Sühne bereit sind. Wer Gott liebt und ihn nicht weiter erzürnen und betrüben will, der kehre heute noch um und bekenne seine Schuld, auf das die Gnade der Vergebung über ihn kommen kann, und dann den jüdischen Brüdern Liebe und Wohltat gebracht werde, solange es noch für uns Zeit ist.Seien Sie der Gnade der irdischen Richter, wie des himmlischen Richters befohlen.
Paul Achenbach

15.12.1961

wurde Eichmann am 15.12.1961 „wegen der Verbrechen gegen das jüdische Volk" und „der Verbrechen gegen die Menschlichkeit" zum Tod durch den Strang verurteilt.

31.05.1962

Um Mitternacht zwischen dem 31. Mai und 1. Juni 1962 wurde Eichmann durch den Strang hingerichtet.

In der Nacht zum 31. Mai 1962 vollstreckt Israel zum einzigen Mal in seiner Geschichte die Todesstrafe.

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