SS-Obersturmführer und Judenreferent

Asche Kurt (alias Klein Kurt)
* 11.10.1909 in
Hamburg
letzter bekannter Wohnort: 20257 Hamburg Sartoriusstr.27

1931 Eintritt in die SA und Mitglied der NSDAP
ab 00.04.1935 Mitarbeiter beim Sicherheitsdienst (SD)
1939 bis 1940 Angehörieger des SD Lublin

1941 Versetzung zur Dienststelle des „Beauftragten des Chefs der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes für den Bereich des Militärbefehlshabers in Belgien und Nordfrankreich“ (BdS)
(Er war hier dem Judenreferenten Humpert unterstellt. Ihm wurde bereits nach kurzer Zeit die Leitung der Abteilung übertragen).
Unter seiner Verantwortung wurden bis Oktober 1943 in 22 Transporten 23.000 Jüdinnen und Juden aus Belgien nach Auschwitz deportiert. Er war Teilnehmer an Reichssicherheitshauptamtskonferenzen, auf denen die Deportationen in die Vernichtungslager koordiniert wurden. Asche wurde als fanatischer Antisemit gefürchtet und beteiligte sich aktiv an Mißhandlungen von Juden und Jüdinnen.

Asche wurde von Zeugen als „ein Teufel auf Erden“ beschrieben, „der über Leben und Tod entschied“

Am 14. Juli 1943 fragte Ehlers per Blitz-Fernschreiben (Nr. 10735, "gez. Ehlers") beim Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in Paris an, "in welchem Umfange die Juden" französischer Staatsangehörigkeit "in die Evakuierungsmaßnahmen einbezogen" seien. Die Auskunft brauchte Ehlers "unverzüglich" für eine Besprechung mit dem Militärverwaltungschef in Brüssel, bei der "erörtert werden" sollte, ob die belgischen Juden "nunmehr gleichfalls nach dem Osten geschafft werden sollen".
Die Antwort aus Paris (IV B -- SA 225a, "Geheim]") kam am nächsten Tag: "Juden französischer Staatsangehörigkeit sind hier schon in die Evakuierungsmaßnahmen mit einbezogen worden. Es wurden mehrere tausend Juden französischer Staatsangehörigkeit inzwischen abgeschoben."

Am 09.05.1944 wird er wegen persönlicher Bereicherung am Vermögen belgischer Juden vom SS- und Polizeigericht in Brüssel zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt.

Nach 1945 tauchte er zunächst unter dem Namen Klein Kurt unter, und wurde dank einflußreicher Freunde geschützt.
ab 1955 Schlafwagen-Page und Lagerarbeiter.

Erst 1962 konnte durch die Ermittlungen der Ludwigsburger Zentralstelle für die Aufklärung von NS-Verbrechen seine Identität geklärt werden.

Seinem direkten Vorgesetzten in Brüssel (vor 1945 Endlöser von Belgien) Ernst Ehlers, (dieser war mittlerweile beim Verwaltungsgericht in Schleswig), gelang es zusammen mit gleichgesinnten, die Ermittlungen zu behindern und einen Prozeß zu verhindern.

Am 27. Februar 1975 wurde von der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Flensburg die Eröffnung der Hauptverhandlung mit der Begründung abgelehnt, den Angeklagten werde nicht nachzuweisen sein, von der organisierten Tötung der deportierten Juden gewusst zu haben. Als Reaktion darauf besetzten Juden und Jüdinnen in Begleitung des französischen Rechtsanwalts Serge Klarsfeld und seiner Frau Beate zusammen mit einem belgischen Fernsehteam das Haus des ehemaligen SS-Obersturmbannführers und jetzigen Verwaltungsrichters Ehlers
Aus dem Fenster hängten sie ein Spruchband mit der Forderung: „Verurteilt so schnell wie möglich den NS-Verbrecher Ehlers, verantwortlich für den Tod von 25000 Juden aus Belgien“.

Am 01.03.1977 hob der I. Strafsenat des Oberlandesgerichts Schleswig nach einer Beschwerde der Staatsanwaltschaft den Beschluss des Landgerichts auf und verwies das Verfahren zur Hauptverhandlung an das Landgericht Kiel.
Hiergegen erhob Asche Verfassungsbeschwerde, die Annahme der Beschwerde wurd vom BGH am 23.11.1979 abgelehnt.

Am 26.11.1980 begann vor dem Kieler Schwurgericht (Vorsitzende Richter Rudolf Dann) der Asche-Prozess. Der mitangeklagte ehemalige SS-Obersturmbannführer und jetzige Verwaltungsrichter Ehlers entzog sich der Verantwortung und nahm sich am 04.10.1980 das Leben.

Am 08.07.1981 wurde Kurt Asche wegen Beihilfe zum Mord an mindestens 10 000 Juden zu sieben Jahre Freiheitsstrafe verurteilt, die er nachdem seine Vollzugsfähigkeit festgestellt worden war, ab Januar 1983 in der Vollzugsanstalt Hamburg-Fuhlsbüttel verbüßte.

Kurt Asche, „Eichmanns Mann in Brüssel“, verbrachte seinen Lebensabend – ausgestattet mit einer guten Rente – in einer schönen Altbauwohnung in Eimsbüttel. Kein Hinweisschild oder Stolperstein erinnert die vorübergehenden Eimsbütteler daran.

Die ehemalige Brüsseler Spiegel-Korrespondentin Marion Schreiber charakterisiert Asche als launischen, groben und sadistischen "Herrenmenschen" mit Minderwertigkeitskomplexen, der sich an seiner Macht über Leben und Tod berauscht.

Buch
Marion Schreiber, "Stille Rebellen. Der Überfall auf den 20. Deportationszug nach Auschwitz"

15.03.1942

Paris, den 15.03.1942

IVJ
BA. 221 b.
Betr.: Kennzeichnung der Juden.

23.04.1942

Sitzung vom Donnerstag, 23. April 1942

Protokoll der 15. Sitzung des Vorstandes der Vereinigung der Juden in Belgien
Sitzung vom Donnerstag, 23. April 1942

07.05.1942

Anwendbarkeit des Dienstgradangleicherlasses

Anwendbarkeit des Dienstgradangleicherlasses
vom 1.1.1941 - I A 1 a 79/41 - auf die Einkleidung von Angehörigen der
Sicherheitspolizei, deren Aufnahme in die SS noch nicht erfolgt ist.

04.06.1942

BETRIFFT: EVAKUIERUNG VON JUDEN AUS FRANKREICH

BETRIFFT: EVAKUIERUNG VON JUDEN AUS FRANKREICH

29.10.1942

Sitzung vom Donnerstag, 29. Okt. 1942

Sitzung vom Donnerstag, 29. Okt. 1942
Bericht über die Unterredung vom 27.10. beim Sicherheitsdienst

19.11.1942

Sitzung vom Donnerstag, 19. Nov.1942

Sitzung vom Donnerstag, 19. Nov.1942
PROTOKOLL der 53. Sitzung des Vorstandes derVereinigung der Juden in Belgien

18.02.1943

Maurice Benadictus (Präsident dar Vereinigung der Juden in Belgien, der Ende Dezember 1942 aus Belgien geflohen ist) hat in Lissabon mit Datum vom 18.02.1943 einen "geschichtlichen Verlauf des jüdischen Problems in Belgien vom 10.05.1940 bis zum 31. 12.1942" abgefaßt und einen "zunammengefaßten Bericht über einige Deutsche, die eine Rolle gespielt haben im jüdischen Drama in Belgien".
Diese Dokumente sind erstellt worden auf Anfrage von Herrn Doffonds von der Auskunftsabteilung der belgischen Gesandtschaft in Lissabon und der belgischen Regierung in London übermittelt worden.

Asche, Obersturmführer-SS, Chef der Judenabteilung für Belgien, Abteilung II C in der Avenue Loise in Brüsael.
Ehemaliger Drogerieangestellter, Mitglied der NSDAP seit 1937, rühmt sich, die große Synagoge von Berlin mit Dynamit gesprengt zu haben. Überzeugter Antisemit, kennt sehr gut die Jüdischen religiösen Gebräuche, labiler Charakter, launenhaft, grob, kaltherzig, verletzend, sadistisch, Trinker
Dieses Individuum verdient es, sich vor einem internationalen Strafgericht verantworten zu müssen. Bevor er nach Belgien kam hat er einige Zeit in Polen verbracht.
Fall eines Nazi-Kriminellen par excellence.

16.04.1943

Tagebuch von Samuel Van Den Berg - 16.04.1943
...Wir verbrachten in der Tat von neuem ziemlich traurige Tage.
Man hat uns gestern angekündigt, daß ein neuer Judentransport Malines am Sonntag oder Montag verlassen wird.
Sie haben ausgerechnet den Montagabend des Seder dafür ausgewählt.
Dar Transport wird. diesmal in Güterwagen durchgeführt, in die Bänke kommen, einige Matratzen für die Alten und Stroh für die anderen. Ein Eimer zum Trinken und einer für das Gegenteil. Die Türen werden mit Hilfe von Stacheldraht verriegelt, um das Fliehen, wie es beim letzten Transport vorkam, zu verhindern.
Wir haben uns eingesetzt, damit man wenigstens die Kinder ohne Eltern und die Alten hierläßt. Das Ministerium schaltet sich auch ein, aber wir warten auf die Entscheidung von Herrn Asche, der sich mit diesem Transport befaßt an Stelle des beurlaubten Erdmann. Es ist nichts Gutes von diesem zu erwarten, der die Juden roh essen würde. Hoffen wir, daß er, und die anderen, das Schicksal haben werden, daß sie verdienen und so, wie es die Pharaonen zu ihrem Schaden erfahren haben.

01.09.1943

Juden belg. Staatsangehörigkeit (Aktion "Iltis")

Juden belg. Staatsangehörigkeit (Aktion "Iltis")

01.09.1943

Einsatzplan

Einsatzplan
Aktion gegen die belgischen Juden in der Nacht von Freitag, dem 3. September zum Sonnabend, dem 4. September 1943

17.02.1948

Protokoll des Verhörs von Franz Ludwig Straub

Aus dem Protokoll des Verhörs von Franz Ludwig Straub,
geboren am 25.02.1889 in Bergrothenfels.
(Kriminal-Direktor und Chef der Gestapo in Belgien).
Verhör vom 17.02.1948 vor dem öffentlichen Ankläger des Militärgerichts in Brüssel.

23.02.1948

Zeugenaussage von Friedrich Wimmers Seite 1

Zeugenaussage von Friedrich Wimmers, (Seite 1)
geboren am 09.05.1913 in Bonn.
Die Aussage wurde am 23.02.1948 vor dem öffentlichen Ankläger des Militärgerichts in Lüttich gemacht.
F. Wimmers gehörte zu der Gruppe Pol./Polit. des Militärbefehlshabers
in Belgien und Nordfrankreich.

23.02.1948

Zeugenaussage von Friedrich Wimmers Seite 2

Zeugenaussage von Friedrich Wimmers, (Seite 2)
geboren am 09.05.1913 in Bonn.
Die Aussage wurde am 23.02.1948 vor dem öffentlichen Ankläger des Militärgerichts in Lüttich gemacht.
F. Wimmers gehörte zu der Gruppe Pol./Polit. des Militärbefehlshabers
in Belgien und Nordfrankreich.

25.03.1948

Zeugenaussage von Maria Pol vom 25.03.1948

Zeugenaussage von Maria Pol, geboren am 01.12.1903 in Bad Kreuznach,
vor dem öffentlichen Ankläger des Militärgerichts in Brüssel vom 25.03.1948

21.04.1948

Zeugenaussage von Wilhelm von Hahn Seite 1

Zeugenaussage vom 21.04.1948 vor dem öffentlichen Ankläger des Militärgerichts in Brüssel
von Baron Dr. von Hahn
(von der Gruppe POL/Polit. beim deutschen Militärbefehlshaber in Belgien)
(Seite 1)

21.04.1948

Zeugenaussage von Wilhelm von Hahn Seite 2

Zeugenaussage vom 21.04.1948 vor dem öffentlichen Ankläger des Militärgerichts in Brüssel
von Baron Dr. von Hahn
(von der Gruppe POL/Polit. beim deutschen Militärbefehlshaber in Belgien)
(Seite 2)

08.03.1977

Entscheidung des Oberlandesgerichte Schleswig [923 KB] vom 08.03.1977
das Hauptverfahren gegen Ehlers, Canaris und Asche beim Schwurgericht Kiel zu eröffnen

Hamburg Sartoriusstaße.27