SS-Scharführer

* 16.07.1904 in Essen-Überruhr
† 26. 10.1964 in Essen
letzter bekannter Wohnort: Essen-Überruhr Langenberger Straße 634

vor 1945 Angehöriger der Lagermannschaft KL
Auschwitz
April 1943 Blockführer im Außenlager
Golleschau
Herbst 1943 Blockführer im Außenlager
Eintrachthütte
Ende 1944 im Außenlager
Jawischowitz

In Essen-Überruhr besuchte Heinrich Bischoff acht Jahre die Hohenzollernvolksschule. Den Vater, einen Bergmann, verlor er durch einen Unfall 1926, die Mutter verstarb 1931. Bereits mit 13 Jahren arbeitete Bischoff auf Zeche "Heinrich", seit 1920 als Kumpel unter Tage. Anfang der 30er Jahre wurde er, seit 1929 verheiratet, arbeitslos. Bischoff trat 1931 der NSDAP bei und war in der SA aktiv. Das Jahr 1933 brachte Bischoff wieder in Lohn und Brot, 934 wurde er aus beiden ausgeschlossen. Man hatte ihm ein Ehestandsdarlehen abgelehnt, weil er als kinderlos Verheirateter ein "bevölkerungspolitischer Blindgänger" war. Also zahlte er keine Beiträge mehr, also wurde er ausgeschlossen. Er solle sich scheiden lassen und neu heiraten. Das tat er.
Bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht 1940 war er etwa als Bergmann, Gärtner und Heizer tätig. Als Heizer des Knappschaftskrankenhauses Essen-Steele wurde Bischoff aber u.k. gestellt. Bis Mitte 1942 konnte er seiner zivilen Tätigkeit nachgehen, wurde dann zu den SS-Totenkopfverbänden eingezogen und nach Auschwitz geschickt. Im Stammlager und im Nebenlager Golleschau leistete Bischoff bis Frühsommer 1943 Wachdienst. Dann kam er als Blockführer nach Auschwitz und Birkenau sowie in verschiedene Nebenlager. Im Januar 1945 eskortierte Bischoff eine Häftlingskolonne ins Konzentrationslager Groß-Rosen. Beim Kampf um Breslau kam er zum Fronteinsatz und fiel beim Rückzug vor der anstürmenden Roten Armee im Mai 1945 amerikanischen Einheiten in die Hände. Bereits Anfang August 1945 konnte Bischoff aus der Kriegsgefangenschaft nach Essen-Steele zurückkehren und nahm wieder seine erlernte Arbeit in der Zeche auf. Ein schwerer Unfall 1948 beendete sein Berufsleben als Bergmann, seit 1957 galt Bischoff als Invalide. Trotzdem wurde er 1959 für vier Monate in Untersuchungshaft genommen. Bischoff erhielt jedoch Haftverschonung und schied am 13. März 1964 krankheitshalber aus dem Verfahren aus. Ein halbes Jahr später starb er.

Bischoff zeichnete sich durch besondere Grausamkeit aus. Häftling Bodek: Ich erinnere mich genau, daß der sich im Dienst befindende Bischoff eines Vormittags, während der Durchsicht der Baracken, einen Gefangenen fand, welcher sich unter dem Bett versteckte. Dieser war Wegen Erschöpfung nicht außerhalb des Lagers zur Arbeit gegangen. Den unter dem Bett Hervorgezogenen schlug Bischoff mit einem dicken Knüppel. Da er, wie er selbst sagte, keinen Lärm vertrug, packte er den Gefangenen am Hals und schob dessen Kopf in den Ofen, welcher sich in der Baracke befand. Er befahl den Mitgefangenen, ihn festzuhalten und schlug den Gefangenen so lange, bis er starb.

Zeuge Hirsch:
Das Arbeitskommando Bischoff trägt einen belgischen Ingenieur abends herein, legt ihn in der Nähe der Wäscherei auf den Boden. Bischoff stellte sich mit beiden Füßen auf den Brustkörper und wippte mit seinem ganzen Gewicht auf diesem herum, bis der Brustkörper eingedrückt war. Dann stellte er sich mit einem Fuß auf den Hals. Anschließend rieb er sich die Hände und sagte: Mit dem bin ich fertig. Das sagte er zu Aron Jablonovski, der ihm seine Schuhe, Größe 48, repariert hatte. Ein Häftling wollte im Winter in der Fabrikhalle, wo Flakgeschütze montiert wurden, Holz mitnehmen. Bischoff war Kommandoführer, schießt, der Häftling taumelt, stürzt, lebt noch, Bischoff hin, Genickschuß. Aus dem Genick des Häftlings schoß ein Blutstrahl heraus, einen halben Meter in die Höhe. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Bischoff beauftragte mich, das Blut aus den Schienenrillen wegzuspülen, und die Nummer des Häftlings sollte ich feststellen. Das war schwierig, weil alles mit Blut verschmiert war.

weitere Verbrechen
im Sommer 1943 im Lager Birkenau wahllos und ohne ersichtlichen Grund mit anderen namentlich nicht bekannten SS-Angehörigen in eine Gruppe von jüdischen Häftlingen geschossen, so daß 5 oder 6 Häftlinge hierdurch getötet wurden;

im Herbst 1943 oder Frühjahr 1944 im Nebenlager Schwientochlowitz den belgischen Häftling Zwick oder Zick, der von dem Häftlingskommando ins Lager getragen wurde, dadurch getötet, daß er dem am Boden Liegenden mit den Stiefeln auf den Brustkorb und auf den Hals trat und anschließend sagte, mit dem sei er fertig;

im Frühjahr 1944 in der Werkshalle der Valva- Hütte in Schwientochlowitz einen Häftling durch zwei Pistolenschüsse getötet;

im Nebenlager Schwientochlowitz einen französischen Häftling namens Hatem durch Schläge mit einem Schaufelstiel mißhandelt und ihn durch Aufsetzen des Schaufelstiels auf die Gurgel getötet;

im Januar 1945 auf dem Evakuierungsmarsch zwei jüdische Häftlinge, die sich etwas abseits von der Kolonne gestellt hatten, mit der Pistole erschossen.

Essen-Überruhr Langenberger Straße 634