SS-Untersturmführer

* 28.04.1891 in Siegen
† 11.08.1952

Beruf: Pharmazeut und Chemiker

07.08.1914 - 00.01.1919 (I Weltkrieg)
Dienst in der Reichswehr

00.06.1931
Hochzeit

ab 1933
Mitglied der NSDAP (Mitglieds Nu. 3 003 519)

ab 1933
Mitglied der SS (Mitglieds Nu. 182 700)

11.09.1938
Beförderung zum SS-Untersturmführer

00.04.1942 - Ende 1944
Assistent
Clauberg Carl (Wilhelm) Prof. Dr. med. bei Versuchen zur Massensterilisierung von Jüdinnen mittels Injektionen (injizierte selbst), Erprobung von Kontrastmitteln für Röntgenzwecke im KL Auschwitz

17.01.1945
Ende der Versuche aufgrund der Räumung des Lagers Auschwitz. Goebel gelingt zusammen mit Clauberg Carl (Wilhelm) Prof. Dr. med. die Flucht über das KL Groß-Rosen in das Frauenlager
Ravensbrück

00.03.1945
Die Schering AG entließ ihn Ende März 1945, stellte ihn dann später aber wieder ein

Auszeichnungen
Eisernes Kreuz II. Klasse
Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern

Nach dem Krieg arbeitete Goebel in den Schering-Werke in Deutschland als Chemiker
Laut Museum Auschwitz Vertreter der Schering-Werke (die Firma bestreitet dies)

Dr. Walter Paul Edmund Goebel
Der Biochemiker Adolf Butenandt (1903 bis 1995) ist mit seiner Forschung über Sexualhormone berühmt geworden. Zumindest in der Anfangszeit (von 1929 an) kooperiert er mit dem Hormonexperten Carl Clauberg. Einen Teil der Arbeiten erledigt das Hauptlabor der Schering-Kahlbaum AG. Claubergs Karriere endet in Auschwitz: Von 1942 an erprobt er mit dem zuvor ebenfalls bei der Firma Schering tätigen Chemiker Johannes Paul Goebel die Massensterilisierung jüdischer Frauen durch Einspritzen einer chemischen Flüssigkeit in die Gebärmutter.

Versuchsopfer Marie Messiri, Auschwitz Häftlingsnummer A-5567
über die Folgen:
»Ende 1945 fand ich meinen Mann wieder. Wir haben nie wieder Geschlechtsverkehr haben können. Der Versuch eines Aktes war außerordentlich schmerzhaft.« Ärztliches Gutachten, acht Jahre nach der Befreiung (SP):
»Die Schilderung der Ereignisse ist von Tränenausbrüchen begleitet. Die Patientin ist abwechselnd gereizt oder deprimiert. Diese Schädigungen sind zurückzuführen auf die von Dr. Goebel im Konzentrationslager durchgeführten Experimente, die außer zu einer Sklerose der Scheide und damit zur Unmöglichkeit des Geschlechtsverkehrs zu einer künstlichen Kastration der Patientin geführt hat.«

1997
Der Gestagen-Test ("Clauberg-Test"), ein Testverfahren zum Ausschluß von Unfruchtbarkeit ist noch in klinischem Gebrauch. Die gynäkologischen Medikamente Progynon und Proluton des Schering AG Berlin sind noch in Umlauf.

Anmerkung
Clauberg ließ ihm ein Haus in der Umgebung des Lagers zur Verfügung stellen und betraute ihn damit, selbständig intrauterine Einspritzungen vorzunehmen, obwohl Goebel kein Mediziner war. Goebel prahlte so laut mit seinem Tun, daß die Schering-Werke sich von ihm distanzierten. Eduard de Wind (Schering AG) charakterisiert ihn folgendermaßen: Überall steckte er seine Nase hinein und zwang alle Frauen ohne Mitleid, sich den Experimenten zu unterwerfen. Goebel war grob und sarkastisch. Er wirkte wie ein kleiner Beamter, der im Ausverkauf etwas ergattert hat. (Langbein)

Archivaliensignatur:
International Tracing Service
Alt-/Vorsignatur:
former reference number: Auschwitz 10
former reference number: I313, Folio 68-69
Laufzeit: 05.08.1947
Enthältvermerke:
Zeugin Dr. med. Nora Mattaliano-Hodys, Italienerin wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz und Vorbereitung zum Hochverrat 1939 von Sondergericht Hamm zu 2 1/2 Jahren Zuchthaus verurteilt und im 12.1939 ins Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Von dort im 03.1940 oder 1941 ins Konzentrationslager Auschwitz zur Effektenkammer überstellt. 04.1944 durch SS-Richter Wiebeck von Frauenlager Birkenau ins Männerlager Auschwitz Block 10 (Clauberg-Block) verlegt, wo der Frauenarzt Prof. Clauberg an jüdischen Frauen künstliche Befruchtungsversuche vornahm. Sein Ass. war der im Betr. genannte Chemiker Dr. Goebel. Bei ihrer Verlegung von Block 10 zu der im 06.1944 neu errichteten Clauber-Station, versuchte Dr. Goebel sie in die Gaskammer zu schicken.